Erbstück DUAL 1224 warten

Hallo Felix,

herzlich willkommen im Forum. Wenn der Tonarm im Automatikbetrieb nicht ordentlich transportiert wird, ist als erstes der Steuerpimpel zu prüfen. Ein kleines Kunstststoffteil, dass wohl erneuert werden muss. Wenn der Tonarmlift nicht langsam absenkt, muss dieser gereinigt und mit neuem Silikonöl versehen werden. Da ich keinen 1224 habe, kann ich dir leider keine Bilder oder genaue Hinweise geben. Bemühe bitte die Suchfunktion des Forums und gib einfach Steuerpimpel und Plumpslift ein. Da findest du einige Beiträge, die dir erstmal weiterhelfen. Steuerpimpel und Silikonöl kannst du auch hier über das Board beziehen.

Mit Motorsägenkettenöl kannst du das Reibrad- und Tellerlager ölen und als erstes kannst du einen Tropfen Nähmaschinenöl auf das obere Lager des Motors geben. Zur Motoerwartung gibt es hier auch viele Beiträge.

Gruß,

Günter

Hi Felix !

Zitat von Felix Schramm

Ich bin der Felix und neu hier im Forum.

Willkommen im kunterbunten Wunderland der Dual-Besitzer, -Reparateure und -Restaurateure.

Zitat von Felix Schramm

Mein Opa hatte einen DUAL 1224 Plattenspieler, welchen ich übernommen habe. Ich schätze es einfach sehr, dass so ein Teil auch nach 50 Jahren noch mehr oder weniger funktioniert und es eine Serviceanleitung mit Reparaturanweisungen gibt. Das ist für mich Qualität und Nachhaltigkeit, und abgesehen von Sentimentalitätsgründen Grund genug den Plattenspieler wieder in Schuss zu bringen.

Ja. Das ist wie mit einem alten VW: Vielleicht nicht die Oberklasse, dafür einfach in Schuß zu halten und instand zu setzen. Es gibt viele Teile dafür und für fast jedes Problem eine gut umsetzbare Lösung.

Zitat von Felix Schramm

Wird der Schalter auf "Start" umgelegt, so wird der Tonabnehmer leicht angehoben und schwenkt ein paar Zentimeter in Richtung Platte, bleibt aber zwischen der Platte und dem Ständer für den Tonarm stehen und senkt sich dort. Es fühlt sich an, als bestehe in dieser Auslenkung ein leichter Widerstand.

Dafür kommen mehrere Gründe in Frage.

1. ein nicht ausbalancierter und daher zu schwerer Tonarm. Der drückt dann auf den Liftbolzen und "leistet Widerstand".

2. eine falsch eingestellte Lifthöhe. Auch da kommt es zu unerwünschten Reibungen zwischen dem Liftbolzen und der kleinen "Platte" am Tonarmlager, wo der Bolzen von unten dagegen drückt.

3. ein zerfallener Steuerpimpel. Das ist ein kleines Gummihütchen untendrunter, was als Kupplung zwischen dem "spatenförmigen" Haupthebel (der bei dem Modell schon aus Plastik ist) und dem Armsegment fungiert. Gucken wir uns das später an.

Zitat von Felix Schramm

Weitere kleine Probleme sind, dass sich der Tonabnehmer, wenn man diesen hochstellt, manuell zur Platte bewegt und über den Hebel wieder absenken will, zu schnell absenkt. Bzw. man muss ihn halt vorsichtig absenken. Laut Serviceanleitung sollte dieser sich aber auch bei schnellem betätigen des Hebels langsam senken.

Der klassische Plumps-Lift.

In der Regel ein Indiz dafür, daß sich das zähe Silikonöl zwischen dem Liftbolzen und seinem Führungsrohr vom Acker gemacht hat und der nun ohne Reibungsbremse wie ein Schafott nach unten fällt.

Um das zu reparieren braucht man Silikonöl der Viskosität 500.000 ... das ist ungefähr so zäh, wie Bienenhonig an einem kalten Wintertag.

*Und* man muß einige Teile abbauen, die extrem frickelig sind. Zum Beispiel zwei Sicherungsscheiben, die in eine Rille in einer 1.2mm dicken Achse sitzen ... Uh. Das erfordert gute Augen, sichere Hände und große Vorsicht. Aber in Deinem jugendlichen Alter sind die ersten beide Punkte sicher gegeben ... ... wogegen die "Dinosaurier" (wie ich) da schon Probleme haben.

Lassen wir das auch erstmal ein Stück hinten anstehen.

Zitat von Felix Schramm

1. Woher weiß ich, ob ich die Nadel tauschen muss?

Aus dem weiteren Verlauf des Textes habe ich geschlossen, daß es sich bei dem Tonabnehmer um das Dual CDS650 handelt. Das hat - in der Regel - eine DN6-Nadel mit einer Saphirspitze drunter.

Dual empfiehlt Saphirnadeln nach 30 Spielstunden (!!) zu prüfen. Das sind 60 LP Seiten. Dann muß die Nadel noch nicht "runter" sein, aber so nach 60 - 70 Spielstunden ist sie schon ziemlich weit abgenutzt.

Wie oft hat Dein Opa die Nadel getauscht ? Die Antwort wird vermutlich sein "Weiß ich nicht." oder "Könnte ich mich nicht dran erinnern."

Dann ist sie mit Sicherheit reif für die Tonne.

Zitat von Felix Schramm

2. Zum Schallplattenspieler gehört ein DUAL Receiver 230 und zwei Boxen (scheinbar dazugehörig, da gleicher dunkelbrauner Farbton des Holzes). Wie ist diese Konstellation als Modell für den etwas schmäleren Geldbeutel zu bewerten?

Das ist ein hübsches Gerät, gehört mit Boxen vermutlich zum Gesamt-Ensemble und wenn man nicht vor hat, damit einen Tanzsaal zu beschallen, ist man zuhause gut damit bedient.

Der CR230 hat 2 x 20 Watt Sinus / 2 x 30 Watt Musik und das reicht eigentlich aus, um gut Musik zu hören, ohne sich die restlichen Mitbewohner zu Feinden zu machen.

Zitat von Felix Schramm

Ist es sinnvoll auf andere Boxen/Tonabnehmer zu wechseln?

Guck' gelegentlich mal auf die Rückseite der Boxen, welche das im Detail sind.

Obwohl immer wieder gern anderes behauptet wird, macht sich der 1224 auch sehr gut mit einem Magnetsystem. Der CR230 hat zwei Phono-Eingänge: einen Phono ker. für den Keramiktonabnehmer, wie den CDS650, einen Phono mag. für zum Beispiel das Shure M75D, was beim nächst größeren 1225 einige Zeit serienmäßig angeboten wurde.

Das gibt es öfters mal auf z.B. Ebay mit dem passenden Träger (TK) für Dual-Plattenspieler. Dafür gibt es noch neue Nadeln - mit Diamant, was deutlich länger hält, als die Standard-Saphirnadeln der Keramiksysteme. Such' mal nach "Shure M75D" (das D steht dann da für "Dual")

Zitat von Felix Schramm

3. Ich würde den Plattenspieler gern wieder schmieren, möchte mir aber nicht so viele verschiedene Schmiermittel anschaffen. Gibt es eine Möglichkeit, an die Schmiermittel in kleinen Mengen zu kommen? Kann man diese z.B. aus einem Unterhaltungselektronik Fachgeschäft in ganz kleinen Mengen beziehen? Oder kann man mit Nähmaschinenöl, Motorsägenkettenöl, Fahrradkettenöl, Ballistol, etc. pfuschen?

Ballistol ? Welches ? Das originale "Waffenöl" ?

Dann kannst Du das Gerät gleich in die Tonne werfen.

Nähmaschinenöl ist nix anderes, wie "Feinmechanik-Öl". Das ist im Kern ein Öl, was kompatibel mit Bunt- und Leichtmetallen wie Kupfer, Bronze, Messing und Aluminium ist.

Fahrradkettenöl ist als Haftöl-Ersatz für die dicke Hohlachse des Plattentellers geeignet. Besser, als Bio-Kettensägen-Öl, was sich nach einem halben Jahr zersetzt und abgebaut hat.

Etwas technische Vaseline kann nicht schaden, für dort, wo Kunststoffteile aufeinander laufen (Kurvenrad) sowie etwas MoS2 (Molycote) für flächige Stellen, wo Metall auf Metall reibt (Lager vom Haupthebel). Für den Rest tut es Feinmechanik-Öl.

Zitat von Felix Schramm

4. Welche Anti-Skating und Gewichtseinstellung brauche ich am Tonarm beim aktuellen 650er Tonabnehmer?

4.5 auf der Auflagekraft-Skala, 4.5 auf der Antiskating-Skala "o" (rund).

*Aber*: vorher alles auf Null drehen, Arm von der Ablage nehmen und zwischen Plattenteller und Ablage bringen. Dann mit dem Gegengewicht am Arm auf Balance bringen. Heißt: Der Arm liegt waagerecht und Antippen vorne läßt ihn ein paarmal rauf und runter pendeln und er bleibt wieder waagerecht stehen.

Dann die Einstellungen von Auflagekraft und Antiskating vornehmen.

Das erstmal so als kleine Einleitung und Überlegungs- und Entscheidungshilfe.

Es kommen bestimmt weitere Fragen auf. Das lösen wir dann eins nach dem anderen.

Klar sein sollte: Ja - das Gerät läßt sich retten. Es läßt sich sogar "aufrüsten". Wird nur nicht *ganz* einfach, wenn man das erste Mal davorsteht. Dann sieht alles erstmal schwierig aus. Wichtig ist eine Grundausrüstung Werkzeug. Schraubendreher, paar kleine Zangen (Flachzange ist hilfreich), ggf. Pinzetten. Ein gutes Kontaktspray (Kontakt 61 oder das bekannt gute Teslanol Ozillin) kann helfen.

Eine gute Unterlage und ein Fußboden auf dem man auch Kleinteile wiederfindet ist *äußerst* hilfreich.

In Flokati und Schaffell sind schon ganze Geräte spurlos verschwunden

(Ich hab' leicht reden. Ich mache das schon über 50 Jahre ...)

zwei Dinge solltest Du meiner Meinung nach überlegen:

1) Der 1224 war die Billigmöhre im Dual Sortiment. Er erfüllte nicht die HiFi Norm, und selbst wenn Du ihn durch Aufrüstung zu einem 1225 machst, hast Du immer noch einen Plattenspieler, der nur für sehr einfache Ansprüche taugt. Wenn Dir der 1224 als Erinnerungsstück an Deinen Opa wichtig ist, würde ich ihn reparieren, aber keinen Cent in eine Aufrüstung investieren, und ihn so bewahren, wie er ist, optimalerweise noch mit den Platten Deines Opas. Wenn Du mit dem Ding nur wenig hörst, und die Platten vielleicht sowieso schon einen leichten Schlag haben, ist das Nadelthema auch nicht so dramatisch. Wenn Du die alten kleinen Duals schön findest, und vor hast, ernsthaft mit dem Plattenhören anzufangen, solltest Du nach einem 1218, 1226 oder 1228 schauen - die kosten auch nicht die Welt, sehen aus wie der 1224 in edel, und haben schon alles, was Du brauchst, und Du stehst nicht sofort an der Wand, wenn Du mal einen höherwertigen Tonabnehmer einbauen willst.

2) Wenn Du mit dem ganzen Kram völlig überfordert bist, solltest Du Dir für Dein Erstlingswerk jemanden zum "betreuten Schrauben" suchen. Repair Cafes sind gute Anlaufstellen, wenn Du schreibst, wo Du ungefähr herkommst, wird sich sicher auch jemand hier aus dem Board finden. Die alten Duals sind kein Hexenwerk, wenn man aber nur nach Tipps überall gleichzeitig anfängt, kann man auch einen kleinen 1224 in einen Totalschaden verwandeln. Es gibt Leute, die mit Unterlagen alleine lernen können, und welche, die am Anfang ein wenig an die Hand genommen werden müssen. Wenn Du zur letzteren Gruppe gehörst, vergiss falschen Stolz und such Dir Hilfe - der zweite Dreher, der garantiert kommen wird, wenn Du erstmal Blut geleckt hast, geht dann schon alleine.

Gruß Frank

Zitat von nick_riviera

1) Der 1224 war die Billigmöhre im Dual Sortiment. Er erfüllte nicht die HiFi Norm, und selbst wenn Du ihn durch Aufrüstung zu einem 1225 machst, hast Du immer noch einen Plattenspieler, der nur für sehr einfache Ansprüche taugt.

Ich habe viele Jahre mit einem 1214 mit Magnetsystem gerne Platten gehört. Das kann man damit mindestens besser als mit vielen günstigen Einsteigerplattenspielern, die man heutzutage im Handel erwirbt. Ein paar Euro für ein Magnetsystem lohnen sich durchaus, zumal man das ja weiterverwendet, sollte es zu einem höherwertigen Dreher kommen. Und um zu unken: Wenn du Freude am Plattehören hast, kommt über früher oder später sowieso ein weiterer Plattenspielern ins Haus. Kein Grund, den 1224 direkt abzuschreiben. Viel Erfolg beim Instandsetzen und Musikhören.

Zitat von wacholder

Ballistol ? Welches ? Das originale "Waffenöl" ?

Dann kannst Du das Gerät gleich in die Tonne werfen.

Dumme Frage von einem, der auch keine ahnung hat: wieso kein balistol Waffenöl? Das ist auch nur ein feines, kriechfähiges Öl. WD40 (also auch das klassische Korrosionsschutzmittel) verstehe ich, aber...

Ballistol verträgt sich auf Dauer nicht mit Buntmetallen. Es wirkt korrosiv, wenn es im Gerät bleibt. Der Schaden tritt nicht sofort auf, so dass zunächst alles gut wirkt.

Moin Felix,

die Geräte scheinen einen sentimentalen Wert zu haben und das finde ich gut.

Ich habe auch altes HiFi geerbt und freue mich das zu haben.

Zum 1224 wurde ja schon viel gesagt.

Ich bin da der pragmatische…und würde dir empfehlen:

Mach den 1224 Quick and dirty fertig…das er erstmal läuft. Ich habe Maschinenöl (oder etwas Motoröl) und etwas Fett da. Dazu noch etwas Reiniger.

Kaufe dir ein paar Ersatzpimpel. Ich habe bei ebay ein 5er Pack gekauft…die kleinen Dinger verliert man beim ersten Mal sehr schnell

Beispiel:

https://www.ebay.de/itm/145216966180?mkcid=16&mkevt=1&mkrid=707-127634-2357-0&ssspo=cOHAmG58QdW&sssrc=4429486&ssuid=2nXuV8QdS3i&var=&widget_ver=artemis&media=COPY

Probiere es einfach aus. Es gibt auch bei YouTube viele Restaurationsvideos. Du kannst da nach alles 12XX suchen. So unterschiedlich sind sie erstmal nicht.

Falls du dann Platten toll findest, kannst du immer noch mal upgraden

VG Marc

Ballistol ? Welches ? Das originale "Waffenöl" ?

Dann kannst Du das Gerät gleich in die Tonne werfen.

Zitat von Player721

Dumme Frage von einem, der auch keine ahnung hat: wieso kein balistol Waffenöl? Das ist auch nur ein feines, kriechfähiges Öl. WD40 (also auch das klassische Korrosionsschutzmittel) verstehe ich, aber...

Hallo,

dazu habe ich, wie immer in den letzten 20 Jahren, einen Einwand.

Ballistol Universalöl hat, wie einiga andere Mittelchen, z.B. Kontakt 60, oxydlösende Eigenschaften

und greift in größeren Mengen verwendet, auf Dauer, Buntmetalle an.

Wobei, wie immer, in diesem Fall, Menge und Einwirkungszeit, entscheident sind.
Es kommt immer darauf an, wofür man das Universalöl, benutzt.

Zitat Ballistol:

ACHTUNG UNVERTRÄGLICHKEITEN

Buntmetalle können nach dem Gebrauch von Universalöl anlaufen, deshalb hier nur sparsam anwenden.
Das Öl sollte nicht verwendet werden

bei Weichpolymeren wie zum Beispiel Styropor oder Weichgummis, die

nicht ölbeständig sind. Auch sollte es bei Fahrzeugen nicht zu Kraftstoff
hinzugegeben werden, da das Universalöl den Kraftstofffilter bei

modernen Verbrennungsmotoren verstopfen könnte.

Ganz davon abgesehen, daß "Ballistol" wie auch "WD40" eine Marke ist und noch einiges Andere im Köcher hat.

Zitat von Felix Schramm

Zum Schallplattenspieler gehört ein DUAL Receiver 230 und zwei Boxen (scheinbar dazugehörig, da gleicher dunkelbrauner Farbton des Holzes). Wie ist diese Konstellation als Modell für den etwas schmäleren Geldbeutel zu bewerten? Ist es sinnvoll auf andere Boxen/Tonabnehmer zu wechseln?

Ich würde einen Schritt nach dem anderen machen.

Grundsätzlich war der 230iger kein schlechtes Gerät. 920DM waren seinerzeit viel Geld.

Du kannst ja versuchsweise alles zusammenstecken (receiver und Boxen) und hörst einfach mal Radio. Oder du steckst einen cd-player/streamer etc dran (da wirst du ev Adapter brauchen von Cinch auf DIN). Das gibt dir einen Eindruck, was das Gerät mit den Boxen kann. Du kannst auch, sofern vorhanden, mal andere boxen anklemmen. So gut wie die gerade modernen boom-Boxen dürfte das Gerät in jedem Fall sein.

Zu dem Dreher kann ich nicht viel sagen. M.M.n. dürfte er robuster sein, als einfache heutige Dreher. Da du ihn nicht kaufen musst, reparier das Teil. Kostet fast nix. Selbst nadeln für den tonabnehmer sind im taschengeldbereich. Aufrüsten würde ich allerdings eher nicht (oder nur in Grenzen), sofern du an dem Gerät nicht hängst. Dann eher etwas besseres kaufen.

das Problem bei Foren ist, dass jeder Schrauber seine Vorgehensweise hat, und Du mit tausenden Tipps zugepfeffert wirst, die für den Tippgeber funktionieren, weil er für sich eine Methode hat, die Kisten instandzusetzen, für Dich aber wahrscheinlich nicht, weil Du erstmal reinfinden musst. Deshalb weiter oben mein Tipp, Dich nicht verwirren zu lassen und Dir jemanden zu suchen, der Dir zeigen kann, wie man mit Methode vorgeht. Mach Dir die Mühe, die Funktion des Plattenspielers komplett zu verstehen, BEVOR Du anfängst, und teile Dir das Ganze in Funktionseinheiten auf, wie es auch im Service Manual gemacht wurde.

Besonders Öle und Fette sind ein fast religiöses Thema. Ich würde nicht mit tausenden verschiedenen Ölen rumschmieren, die der eine gut oder der andere schlecht findet, viel hilft bei dem Plattenspieler nicht viel. Im Service Manual zum 1224 ist ein Schmierplan enthalten - die Fette und Öle gibt es zwar in der angegebenen Form nur noch teilweise, es gibt aber Nachfolgeprodukte, die man mit Tante Google relativ leicht findet. Zusätzlich braucht man bei den alten Kisten nur noch irgendein Kriechöl zum Lösen von Verharzungen, die meist die Ursache für Funktionstörungen sind. Ob WD40, Caramba oder Kontakt 61 ( das KEIN reinigendes Kontaktspray ist, sondern ein Kriechöl ), das spielt eigentlich keine Rolle. Kriechöle eignen sich auch dafür, verharzte Lagerstellen aufzuweichen, damit kann man dann den Plattenspieler erstmal wieder provisorisch funktionsfähig machen, UND, man bekommt die Lager dann ohne Gewalt auseinander. Fette und Öle aber grundsätzlich extrem sparsam einsetzen, ich weiß, dass das eigentlich eine Binsenweisheit ist, aber ich habe schon zu viele "zu Tode geölte" Duals gesehen.

Ein weiteres Reizthema ist die Frage, ob der 1224 was taugt. Ja, er taugt was im Sinne von Haltbarkeit und Verarbeitungsqualität, nein, im Sinne von technischen Eigenschaften. Und ja, aufgrund der Baukastenstrategie von Dual kann man natürlich aus dem 1224 einen richtig guten Dreher machen, aber Du gehst ja auch nicht her und baust Dir aus einem Basis Golf mit 50 PS einen GTI, nur weil es theoretisch möglich ist. Wenn Du einen GTI haben willst, wirst Du Dir wahrscheinlich einen GTI kaufen, weil es einfacher und billiger ist, und so ist es auch bei den Dual Drehern. Deshalb weiter oben meine Frage, ob Du den 1224 als Erinnerungsstück bewahren willst oder zum echten Einstieg ins Plattenhören nutzen willst.

Selbst für den alten Receiver ist er eigentlich zu schlecht, denn der hat schon einen Anschluss für Phono Magnet, und war damals eher zur Kombination mit 1226 oder 1228 gedacht. Die Unterschiede mag ich hier nicht alle aufzählen, es gibt oben einen Link zu "Anleitungen", da kannst Du dann "Dual" raussuchen, und da gibt es dann einen Link zu "Kataloge". Schau Dir mal die Kataloge an, die so zwischen 1973 und 1978 rausgekommen sind, und lasse Dich inspirieren.

Gruß Frank

Thema

Instandsetzung Receiver Dual CR230

Hallo,

ich habe in der Bucht einen Dual Receiver CR 230 ersteigert, den ich zur Zeit säubere und instandsetzen. Ich habe provisorisch, nur zum Funktionstest, vorhandene 8 Ohm Lautsprecher angeschlossen. Der CR 230 lebt und somit lohnt die Renovierung (für mich).

Ich bin zur Zeit auf der Suche nach stilechten Dual-Lautsprechern zur Vervollständigung.

Dabei ergibt sich eine Verständnisfrage:

Die Lautsprecher von Dual haben i.d.R. 4 Ohm, wenn ich richtig orientiert bin. Die provisorisch angechlossenen…

Dr. Egon Spengler

15. März 2014

Mal was zu deinem receiver....

im Neuzustand war so ein 1224 doch mal gut. Die Metallteile haben doch immer noch die gleichen Eigenschaften, Verschleiss gibt es kaum, und es hat sich etwas Oxid auf Kontaktflächen gebildet. Nur Schmierstoffe und Gummiteile (Kunststoffe) sind gealtert. Und da muss man ansetzen. Oxid entfernen, alle Schmierstoffe entfernen und erneuern, Gummiteile (Reibrad, Pimpel) erneuern. Dann sollte es wieder laufen wie neu.

Zitat von nick_riviera

Deshalb weiter oben mein Tipp, Dich nicht verwirren zu lassen und Dir jemanden zu suchen, der Dir zeigen kann, wie man mit Methode vorgeht. Mach Dir die Mühe, die Funktion des Plattenspielers komplett zu verstehen, BEVOR Du anfängst, und teile Dir das Ganze in Funktionseinheiten auf, wie es auch im Service Manual gemacht wurde.

Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe so etwas wie ein Repair Café. Dort findest du Leute, die solche Geräte noch kennen (meist Rentner, die diese Geräte noch 100fach überarbeitet haben, die noch Messgeräte im Keller haben und..). Oder, frag mal in einem Reparaturbetrieb. Manchmal sind die froh, wenn die für ihre Lehrlinge mal "richtiges" Zeug bekommen und nicht nur Kartenspiele.

2. Tipp. Bevor du irgend etwas machst, mach Bilder. Wo geht welches Kabel hin, welche Schraube, wie sind teile gepohlt,.... Federn etc.. Gilt für den Dreher, aber auch, falls du an dem receiver was machen willst.

3. Vernünftiges Werkzeug. Ich habe mir in anderen Bereichen schon genug unnötige Arbeit und Ärger eingehandelt, weil ich dachte mit schlechtem Werkzeug oder "Improvisation" wird das schon gehen. So viel brauchst du ja nicht,...

Zitat von Felix Schramm

Mein Opa hatte einen DUAL 1224 Plattenspieler, welchen ich übernommen habe. Ich schätze es einfach sehr, dass so ein Teil auch nach 50 Jahren noch mehr oder weniger funktioniert und es eine Serviceanleitung mit Reparaturanweisungen gibt. Das ist für mich Qualität und Nachhaltigkeit, und abgesehen von Sentimentalitätsgründen Grund genug den Plattenspieler wieder in Schuss zu bringen.

Das ist das einzig relevante. Das sofort im dritten Beitrag wieder jemand mit der Leier "es gibt aber viel besseres" kommt ist zwar faktisch richtig für Dich aber erst mal nicht so wichtig. Passiert hier immer also nicht wundern, wir sind halt alles Nerds

Technisch hat Peter eigentlich schon alles gesagt, wenn du nicht vor hast großartig in das Restaurieren von Duals einzusteigen reichen eigentlich Hausmittel:

- WD 40 (oder Ballistol wenn Du das hinterher wieder sauber machst) zum lösen festsitzender Teile. Wenn es Metall auf Metall ist, geht das auch ganz gut mit Wärme

- Feinmechanikeröl (Nähmaschienenöl)

- Ein paar tropfen Motoröl vom Auto für die Motorenlager

- Vaseline für Kunstoffverbindungen

Der einzige Exot ist für den Lift, das Silikonöl und Du wirst einen Steuerpimpel benötigen.

Wenn Du mir Deine Postadresse schickst (per PN) dann schicke ich Dir einen Pimpel und ein bisschen Silikonöl zu. Ich finde das wirklich klasse wenn jemand in Deinem Alter diese alten Ebrstücke zu schätzen weiss und Spaß kann man damit immer haben sobald alles wieder läuft.

VG

Kai

Wow, was für eine Flut an guten Tips und Vermutungen.

Zunächst einmal glückwunsch zu deinem Dual vom Opa. der 1224 ist zwar Einstiegsklasse, kann aber einfach durch den Einbau eines AM400-Motors in einen 1225 upgegradet werden (das ist der einzige Unterschied) und schon kannst du jegliches MM-Tonabnehmersystem an den Tonarm schrauben, was du möchtest.

Wenn du ohne Motorumbau auf MM umrüsten möchtest, dann ist das Shure M75 eine gute Wahl, denn es ist nicht empfindlich auf Einflüsse des 2phasen-Motors, der beim 1224 drunter ist. Hab ich an meiner HS erfolgreich ausprobiert.

Aber wenn du den Plattenspieler mit dem Verstärker von deinem Opa weiterhin benutzen möchtest, dann solltest du nicht auf MM umrüsten, denn sonst brauchst du einen Phono-PreAmp.

Zur Fehlerbehebung: Das von dir beschriebene Tonarmverhalten deutet eindeutig auf einen nicht mehr vorhandenen Steuerpimpel hin, der für die Reibung zuständig ist, die den Tonarm seitlich bewegen soll. Oli64 hat hier im Forum tolle Nachbauten, die ich gerne empfehle.

Beim reinigen und schmieren kann ich dir empfehlen, dass mit Isopropanol zu säubern und dann Schmiermittel entsprechend der Wartungsanleitung von Dual durchzuführen. Kommst du aus der Nähe von Weinstadt / Stuttgart? Dann kannst du vorbei kommen und ich kann dir von meinen Schmiermitteln einen Klecks geben.

Wenn du nur einen Schallplattenspieler revidieren möchtest, dann lohnt es sich nicht, alles anzuschaffen, was nötig wäre. Da würde ich empfehlen, dass du einfaches Motoröl (15W30 oder was an organischem Öl gerade in der Garage steht) verwendest. Ist eh schon da und kann überall eingesetzt werden.

Das Tellerlager, welches man eigentlich mit Molycote schmiert, hat dann halt weniger Dämpfung, dafür dreht sich der Teller dann nach dem Ausschalten länger. Macht aber beim 1224 keinen großen Unterschied.

Damit sollte es beim 1224 schon geschaft sein - very easy.

Für den Plumpslift brauchst du allerdings Silikonöl, da hilft leider keine Alternative. Oder du Lebst damit, dass du nur per Automatik startest, denn der Haupthebel führt den Tonarm auch langsam zur Platte.

Allerdings durch deine verstellungen zum Aufsatzpunkt musst du halt neu einstellen.

Wenn du Hilfe brauchst, gerne melden.

Zitat von GerhardS

Aber wenn du den Plattenspieler mit dem Verstärker von deinem Opa weiterhin benutzen möchtest, dann solltest du nicht auf MM umrüsten, denn sonst brauchst du einen Phono-PreAmp.

Jetzt verwirrt mir den Jungen nicht völlig. Er hat einen CR230 und der hat natürlich einen MM- Eingang bereits an Board. Evtl. hängt ja schon ein M75 dran.

Einen Motorumbau kann man sich bei den "normalen" MM-Systemen von Shure oder AT auch sparen. Das hat bei mir sowohl mit M75 als auch mit dem alten AT95 bestens funktioniert.

Zitat von GerhardS

Aber wenn du den Plattenspieler mit dem Verstärker von deinem Opa weiterhin benutzen möchtest, dann solltest du nicht auf MM umrüsten, denn sonst brauchst du einen Phono-PreAmp.

Der CR230 braucht keinen Phono-Preamp. Den hat er schon eingebaut. Er kann sowohl Kristall wie auch MM-Systeme vernünftig. Von daher steht der Aufrüstung auf MM-System nichts im Wege. Ich würde mir die neue Nadel für das CDS650 sparen und gleich auf MM umsteigen.

Ich würde erst nur den Pimpel und ggf. den Lift machen. Wenn der Spieler sonst vernünftig läuft, dann würde ich nicht viel machen. Die Gefahr ist da, dass das neu aber nicht perfekt geschmierte nach relativ kurzer Zeit schlechter läuft als wenn man gar nichts gemacht hätte.

Willkommen Felix,

evtl. wohnt jemand hier aus dem Forum bei dir in der Nähe und hilft dir.

Ich würde den 1224 instand setzen und in Ehren halten, er ist ja von deinem Opa.

Wenn du mal einen hochwertigeren Dreher haben möchtetst findet sich sicherlich etwas.

Grüße

Jan

Zitat von GerhardS

Aber wenn du den Plattenspieler mit dem Verstärker von deinem Opa weiterhin benutzen möchtest, dann solltest du nicht auf MM umrüsten, denn sonst brauchst du einen Phono-PreAmp.

Nö, der receiver hat Eingänge für Kristall und MM.

Für den TE: es gibt grundsätzlich 3 verschiedene Systeme. Die einen arbeiten mit einem kristall, der bei Druck von der nadel ein Signal erzeugt. Ausserdem korrigiert er das eigentlich "falsche" Signal von der Platte (google mal RIAA). Die anderen beiden arbeiten mit einer Kombination aus Spule und Magnet. Bewegt man die zueinander entsteht ein Signal.

MM bedeutet, dass der Magnet sich mit der nadel in der spule bewegt, bei MC ist es umgekehrt. Für magnetsysteme braucht es eine Korrektur und eine vorverstärkung. Die Höhe der nötigen Vorverstärkung ist bei MC höher als bei MM.

Einfache Geräte aus der Zeit können nur kristall, dein schon besserer receiver kann neben kristall auch MM. nur, falls du auf die Idee kommst, ein MC zu installieren (gut, richtig teuer und empfindlich gegen Störungen), dann braucht es noch einen externen vorverstärker.

Bring den Dreher erst mal zurück ins Leben, belasse es beim kristalabnehmer, und wenn du später blut leckst....