Hi Ernst !
Die sind gereinigd...
Also weiter am Motor? 🤔
An der Elektronik.
Wenn die Potis und Schalter nachweislich okay sind, dann geht der Signalweg von den vier Germanium-Dioden, die die Induktionsspannung der gerade leer laufenden Motorspulen abgreifen und zusammenführen (neudeutsch: samplen).
Dieses Signal geht an der einen Seite in den Regler- / Schalter-Zweig hinein und kommt am anderen Ende hinter dem Drehzahlschalter an Boardpin 20 heraus.
Es läuft dann auf den kombinierten NTC (Thermo-Widerstand) mit parallelem Anpaßwiderstand gegen den einen Eingang des Operationsverstärkers.
Je nachdem, welche Platinen-Revision Dein 701 hat (Serie 1: mit Relais oder Serie 2: ohne Relais) gibt es dann mehrere Fehlerquellen.
Von der positiven Betriebsspannung geht ein Widerstand auf ein Relais + Diode + zwei Elkos oder eben nur auf eine Diode + zwei Elkos. Das sind die C6 + C7. In beiden Varianten ist C6 ein 0.47µF Tantal und C7 ist ein 3.3µF Tantal. Nur die Größen der Vorwiderstände R30 sind *sehr* unterschiedlich: 47 Ohm bei Version 1, 39K bei Version 2.
Insbesondere C7 kann - wenn er Kriechströme aufbaut - die Regelung aus dem Tritt bringen. C6 von der Sache her ebenfalls, aber der liegt hinter einer Diode in Durchlaß-Richtung und ein Strom kann nur fließen, wenn die Spannung von den Germaniumdioden höher ist, als die Betriebsspannung - und das ist eigentlich nur der Fall, wenn der Dreher abschaltet und der Teller ausdreht.
*Eigentlich* sind die beiden Tantalis immer dann Schuld an der Misere, wenn es Schalter und Potis *nicht* sind. Mehr der Schalter, als die Potis, vor allem, wenn der Motor in 33- *und* 45-Stellung des Schalters in den Turbomodus geht. Und bei einem defekten Poti bleibt in der Regel immer noch der Grundwert des Widerstandskörpers erhalten - nur dreht der Motor dann deutlich zu langsam.
Ist es damit immer noch nicht getan, hilft ein Versuch.
Dazu mal den T9 (BC261 PNP) auslöten und dann wieder Strom auf den Motor geben.
T9 steuert den Stromregeltransistor T8 (AC188 PNP). Dreht der Motor jetzt los, ist der T8 aller Wahrscheinlichkeit im Eimer und bildet einen Kurzschluß.
In all' den Jahren mit 701 oder 721 habe ich noch nie einen defekten Operationsverstärker gehabt. Der LM709 im 701 ist ein lahmer Vogel, der für Audio-Anwendungen eigentlich ziemlich untauglich ist. Aber in solchen Regelschaltungen hat er - mitunter - den Vorteil, weil er eben nicht mega-hochohmig an den Eingängen, super-empfindlich und super-schnell ist. Der läßt sich für alles Zeit. Dafür ist er robust und langlebig. Das gleiche gilt sinngemäß auch für den im 721 verwendeten LM741. Man kann die gegen was neues ersetzen, handelt sich aber unter Umständen neue Probleme ein. Und *Neue* 709, die man in Kinesien im Dutzend billiger kaufen kann, sind mitunter nicht mal wirklich 709er, sondern "Irgendwas Universal" und taugen manchmal nicht die Grütze.
Ein tatsächlich defekter Op der nicht nur aus irrationalen Upgrade-Gründen zusammen mit allen Kondis und Reglern getauscht wurde, wäre eine wirklich echte Seltenheit. Ich habe schon in anderen Schaltungen defekte 709 oder 741 gehabt. Ja. Aber die wurden auch mit +/-15V und reichlich Strom gefüttert und wenn *da* was in die Hose geht, wird der Op unter Umständen geröstet oder wirft die Haube ab. Alles schon gesehen.
