An den mittelschweren Dual-Tonarmen laufen soooo viele Tonabnehmersysteme gut... So leicht Wahnsinnige wie ich haben eine ganze Reihe Tonabnehmersysteme bereitliegen, um je nach Sound das System zu wechseln.
Kurz meine Einschätzung zur tonalen Abstimmung von einigen Optionen als Diskussionsgrundlage. Viel Spass beim lesen :
1. Ortofon kennst Du ja bereits - das 2M Blue oder auch das OM20 (das Äquivalent, beide haben einen nackten Diamanten mit mässig scharfem elliptischen Schliff), preislich um die 200.- sind eher trocken-nüchtern, ziemlich CD-like. Das 2M Bronze finde ich preislich eher weniger attraktiv positioniert; der Fineline-Schliff verschluckt in meinen Ohren mitunter doch noch mal ein Detail. Gyger (OM-40) bzw. Shibata (2M Black) sehe ich da im Vorteil, preislich geht's da aber Richtung 500.-
2. Audio Technicas AT-VM95-Reihe (nicht nur für Preisfüchse ist das AT-VM95ML mit der nackigen Microline-Nadel für 149.- bei Thakker sehr spannend) ist tonal eher auf der helleren Seite, noch stärker ausgeprägt bei der teureren AT-VM7x0-Reihe. Muss einem gefallen - oder auch nicht. Sehr saubere Detailwiedergabe, v.a. bei den teureren Nadelschliffen. Audio Technica hat auch interessante MC-Systeme im Portfoglio, etwa das AT33PTG für ca. 520.-, das bietet dann einen nackigen Diamanten mit Microline-Schliff auf Bor-Träger. Und das ist dann schon eine richtige Ansage.
3. Grado ist tonal eher das Gegenteil: Wer Wert auf warmen, analogen Klang legt, liegt hier richtig. Für Jazz und Stimmen toll - aber auch hier: Muss einem gefallen, die einen nennen's plüschig, die anderen rühmen es für seine Bühnenabbildung. Grado setzt auf MI-Systeme; wenn man ein gewisses Niveau möchte würde ich nicht unter dem Prestige Silver für ca. 250.- einsteigen. Interessant sind die hochwertigen Systeme mit Holzkorpus, namentlich das Grado Sonata sol gemäss verschiedenen Forenberichten grandios aufspielen, das kostet dann aber schon gegen 700.- Nur elliptische Schliffe, also eher nix für Detailfetischisten.
4. Shure wurde bereits genannt - gibts leider nicht mehr auf dem Markt. Dennoch spricht nichts dagegen, sich so ein gebrauchtes System zu suchen. Das M75 ist tonal warm abgestimmt, mit etwas zurückgenommenen Höhen, schönem Bass aber etwas eingeengtem Klangbild. Das M95 ist tonal ähnlich, weist aber eine breitere Bühne auf. Mit einer guten Nachbaunadel (die Black Diamond/Nudeline Swiss zähle ich NICHT dazu!) immer noch eine gute Wahl, mit der famosen SAS-Nadel von Jico, die aber auch mindestens 250.- kostet, sogar eine sehr gute Wahl. Die moderneren Shure-Systeme wie das V15V sind klanglich neutraler abgestimmt, in meinen Ohren weniger nüchtern als Ortofon, auch sie kann man mit der SAS-Nadel auf hohem Niveau weiterbetreiben. Ein V15 kostet mittlerweile aber selbst nadellos schon recht viel.
5. Unter den Dual-Fans eher weniger ein Thema ist Denon. Das DL-110, ein High-Output-MC mit nackter, recht scharf geschliffener elliptischer Nadel, gibts für 250.-. Klanglich ziemlich neutral-sauber abgestimmt. Aus meiner Sicht ein Allrounder und durchaus eine Alternative zum Ortofon 2M Blue/2M Bronze - punkto Detailwiedergabe mit leichtem Vorteil fürs DL-110.
6. Aktuell im Hifi-Forum wieder recht hoch im Kurs steht das Sumiko Pearl, das baugleich mit dem alten Coral 555 ist. Für rund 140.- bekommt man hier einen eher warm abgestimmten Tonabnehmer, der dank dem recht scharfen elliptischen Schliff gleichwohl recht gut auch die Details wiedergeben kann. Leider nur getippte Nadel, und selber habe ich's auch noch nie gehört.
7. Goldring ist ein Hersteller mit grosser Tradition - habe ich selber ebenfalls noch nie gehört. In etwa fürs Geld eines Ortofon 2M Bronze gibts hier das G1042 mit Gyger-Schliff. Tonal soll's eher auf der helleren Seite liegen. Für Transrotor gibt es quasi "getunte" Goldring-Systeme - das Transrotor Uccello Reference scheint ein gepimptes G1042 mit einem anderen Schliff zu sein - gemäss verschiedenen Usern in den einschlägigen Foren ein sehr gelungenes Upgrade.
8. Knackig-ausgewogen sollen die MC-Systeme von Hana sein, die auf dem alten Excel MC100 basieren (und so eins habe ich noch selber - ich mag es sehr). In der günstigeren Ausführung nur mit getippten elliptischen Kunstdiamanten bestückt, gibts in der teureren Ausführung eine nackige Shibata. Als Low- und als High-Output-Ausführungen kosten letztere um die 650.- Verwandte sind die Excalibur-Systeme.
9. Man kann sich natürlich auch auf die Lauer nach einem NOS-Vintagesystem machen. In meinen Ohren ein Traum ist das Empire 2000T aus den 70er-Jahren, das herrliche Klangfarben und eine breite Bühne bietet.
10. Ebenfalls vintage ist Elac; die ESG796 sind aber immer mal wieder in der Bucht und in Kleinanzeigen zu finden. Jico bietet hierfür SAS-Nadeln an. Mit der Originalnadel ist das ESG796 eher samig-dunkel abgestimmt; mit der SAS soll es in den Höhen etwas zulegen.
Was immer man letztlich wählt - was einem tonal anspricht, ist vor allem Geschmacksache. Mir persönlich sagen die Audio Technicas jetzt nicht so zu - objektiv hingegen kann ich überhaupt nichts negatives darüber schreiben, Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass sie bei vielen Plattenfans deren Geschmack sehr genau treffen.
LG
Manuel