Dual P300 BN - eine kleine Überholung

  • Ich hab mir schon lange vorgestellt, einen batteriebetriebenen Plattenspieler für mein Grundstückle zu haben um auch hier einen kleinen Partyspaß zu haben. Als ich dann hier im Board vom P300 BN erfahren habe, hab ich meine Angeln ausgeworfen und doch tatsächlich ein komplettes Gerät für schmales Geld ergattern können.

    Damit nichts passiert, hab ich die Versenderin gebeten, den Plattenteller abzunehmen und diesen unter das Gehäuse einpacken. So kam alles in gutem Zustand an. Der erste Eindruck war schon mal begeisternd.

    Dann mal alles zusammengesteckt und ausprobiert - Motor läuft, Nadel gibt töne von sich und der Verstärker befeuert den Lautsprecher - ich bin schon mal begeistert!

    Also hab ich mich an das Zerlegen und Putzen gemacht. Zunächst der Deckel mit dem Lautsprecher

    Lautsprecher hab ich ausgebaut und mit der el. Zahnbürste angefangen dem Schmutz der Jahrzehnte entgegen zu treten.

    Während der Arbeit sieht man deutliche Unterschiede - aber wenn man durch ist, sieht es dennoch nicht ganz weiß aus - aber ich glaub, es war ja von Anfang an nicht ganz weiß.

    Der Lautsprecher hat mit den Jahren auch ordendlicht Staub aufgefangen. Erst vorsichtig mit einem Bürstensauger den groben Dreck entfernt, dann mit einem feuchten Lappen vorsichtig nachgewischt.

    Und schon sieht es wieder angenehmer aus. 🤩

    Grüße


    Gerhard

  • Deckel ist wieder zusammengeschraubt, das Stromkabel gesäubert, im Seitenfach verstaut und auf die Seite gelegt.

    Kümmern wir uns um den Dreher.

    Erst einmal den Plattenteller runter.

    Hierzu die Sicherungsscheibe seitlich herausziehen, dann kann man den Teller abnehmen.

    Die drei Einzelteile: Sicherungsscheibe, Auflagegummi und Teller

    Ich nehm das Chassis zunächst mit dem Einbaurahmen heraus, hierzu die vier Schrauben an den Ecken entfernen.

    Schon ist der Blick frei auf die Elektrik und Mechanik. Der bröselige Schaumstoff um den Motor ist noch fast vollständig vorhanden, die ersten Bröckel sind aber schon im Gehäuse und zwischen den Elektronikteilen vorhanden.

    Blick von unten auf den Dreher mit den anschlüssen für Stromversorgung und Tonkabel (mono)

    Übersicht vom Verstärkergehäuse. Zwischen den beiden Batterierollen die Stromversorgung und elektrische Umschaltung zwischen Batterie- und Netzbetrieb. Links der kleine "Verstärker" mit Lautstärke- und Klangregler.

    Detailierte Ansicht vom Verstärkerteil

    Detailansicht von der Stromversorgung

    Und noch die Detailansicht von den Anschlüssen am Verstärker

    Grüße


    Gerhard

  • So, dann mal ran an den Speck

    Erst löte ich die Stromversorgung weg (Kabel rot, gelb und blau)

    Dann das Tonkabel

    Schon kann man Gehäuse und Dreher von einander trennen.

    mit drei Schrauben ist das Chassis auf dem Rahmen festgeschraubt. Dieser wird gereinigt und zur Seite gelegt.

    Das Chassis wir auf den Montagebock gespannt um bequemer arbeiten zu können.

    Die Unterseite zeigt nicht viel Mechanik. Neuralgische Punkte werden die Rollen für die Übersetzung von Pulley zu Reibrad sein, dann die Umschaltung der Geschwindigkeiten und der Einschalthebel.

    Als erstes entnehme ich die Rollen mit dem Motor. Hierzu die beiden Kabel vom Motor ans Chassis ablöten, den Sicherungsring von der Koppelstange der Geschwindigkeitsumstellung (das silberne Hebelchen unten) lösen und dann mit drei Schrauben den Antriebsbock abnehmen.

    Das Chassis ohne Antriebseinheit

    Und die Antriebseinheit, welche ich zunächst beiseite lege un mich später darum kümmere.

    Grüße


    Gerhard

  • Ich fange mit der Geschwindigkeitsumschaltung an. Zum lösen die Mutter entfernen und auf die Kugel aufpassen.

    Alles säubern und zur Seite legen

    Den Hebel habe ich jetzt nicht ausgebaut, damit ich das Kunststoff nicht aus versehen beschädige. Mit Q-Tips kommt man gut überall hin und kann mit Isoprop allen Schmutz gut entfernen.

    Um das Reibrad heraus zu bekommen, muss erst die Feder ausgehängt werden, dann kann man das Reibrad aus dem Chassis fummeln.

    Auf die silberne Scheibe achten, wo die Feder in den Einschalthebel eigehängt ist.

    Um das Reibrad aus der Halterung zu bekommen muss die Kunststoffscheibe entfernt werden.

    Schon kann man das Lager säubern, frisch ölen und wieder zusammenbauen. Vorher das Reibrad säubern und die Kontaktfläche mit einem Schmiergelpapier leicht abziehen.

    Den Einschalthebel kann entnommen werden, weil jetzt die Feder und die silberen Scheibe diesen nicht mehr fixiert. Rechts leicht anheben und einfach aus der Führung links herausziehen. Dann die Feder aushängen und der Hebel kann entnommen werden. Reinigen und auch die Kontakte am Einschalter / Kurzschließer säubern.

    Die Hebel für die Endabschaltung habe ich nicht ausgebaut, lediglich ein tropfen frisches Öl in die Achse hat ausgereicht und die Kunststoffsicherungsscheibe kann wieder drauf.

    Dann den Einschalthebel schmieren, in die Führung schieben und die Feder wieder einhängen.

    Dann kann das Reibrad montiert werden, silberne Scheibe am Einschalthebel nicht vergessen und dann die Feder montieren.

    Zuletzt noch die Rastpunkte für die Geschwindigkeitsverstellung fetten und den Umlenkhebel mit der Koppelstange auf die geölte Achse stecken, (Kugel nicht vergessen) und die Mutter festziehen.

    Mechanik wäre damit erledigt, gehen wir nun zur Antriebseinheit.

  • Auf dem Antriebsbock ist die Umschaltung mit den Reibrollen auf einem beweglichen Bügel montiert. Sicherungsring herausnehmen und schon kann man die Einheit abnehmen.

    Auf der Rückseite ist noch der Motor festgeschraubt und die Platine mit dem Entstörkondensator

    Auf der anderen Seite ist der bewegliche Bügel für die Reibrollen befestigt. Feder aushängen und die beiden Sicherungsscheiben entfernen.

    Schon liegt der Bügel vor uns und kann gereingt werden.

    Den Motor habe ich auch abgeschraubt. Dann die Montageplatte mit den vier Schlitzschrauben entfernt. Darunter ist dann der Montagering für die Montageplatte mit einem Sicherungsring am Motorgehäuse befestigt. Diese entfernt reicht aus um einen Tropfen Öl an das Motorlager zu bekommen. Weiter habe ich den Motor nicht zerlegt.

    Bei der Reibrollenplatte kann man die Kunststoffsicherungsscheiben lösen um die Rollen abzunehmen

    Alles schön säubern und dann mit frischem Öl zusammenbauen.

    Fertig ist die Laube

    Grüße


    Gerhard

  • Antriebsbock wieder montiert, die Koppelstange für die Geschwindigkeitsumschaltung ist ebenfalls aufgesetzt und gesichert. Motor wieder mit den Kabeln angelötet.

    Von der Oberseite sieht es auch wieder gut aus.

    Ich habe die Kontakte im Tonarm noch schnell gesäubert und auch beim System. Die Nadel hab ich mit einer Nadelbürste gesäubert, was allein schon optisch einen Mehrwert gebracht hat. Jetzt kann alles wieder zurück ins Gehäuse.

    Probleauf und alles funktioniert wie am ersten Tag 🤗😍

    Grüße


    Gerhard

  • Ordentliche Arbeit! Aber so eine moderne LP würde ich mit dem Ding nicht abspielen, es sei denn, die Platte ist nur zur Funktionsüberprüfung gedacht und soll nicht mehr mit einem guten System abgespielt werden.

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.

    Diethelm :|

  • Das ist eine Party-Mucke-Sampler-LP, welche ich für 1€ gekauft habe, damit ich diese dann auf Gartenparties auf dem Gerät abspielen kann.

    Keine Sorge. 😅🤙🤙

    Grüße


    Gerhard

  • Aber so eine moderne LP würde ich mit dem Ding nicht abspielen, es sei denn, die Platte ist nur zur Funktionsüberprüfung gedacht und soll nicht mehr mit einem guten System abgespielt werden.

    Ich überlege gerade, wie ich das formulieren soll, aber mir fällt tatsächlich nur eins ein: Blödsinn.

    Mit einer guten Nadel ruiniert man sich damit keine Platte.

    Und jetzt gerne eine solide Begründung, warum mein "Blödsinn" Blödsinn sein sollte.

    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

  • Moderne Platten sind anders als die alten Mikrorillen-Scheiben, die noch für "Leichttonabnehmer mit nicht mehr als 8 bis 10 Auflagegewicht" ausgerichtet waren. Natürlich wäre ein echtes Mono-System schlimmer, aber wir wissen ja, dass bei dem kleinen 300er eben der Auflagedruck für Stereo-Rille deutlich zu hoch ist. Das kann nicht gut sein.

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.

    Diethelm :|

  • Hallo Gerhard,

    danke für den detaillierten Bericht! 🎈

    Lautsprechersicke noch undurchlöchert, Reibrad (müsste es "eigentlich" nicht noch ein Braunes sein?) noch geschmeidig und das TA-System (CDS521 mit DN3?) noch prima?

    Schöne Grüße

    Frank

  • Hi Gerhard,

    ein sehr schöner und gut bebilderter Bericht, dafür den Daumen hoch :thumbup:

    Ich spiele auf meinen "Oldtimern" nur schon etwas abgerockte Scheiben aus der Zeit, also 50er/60er Jahre. Allerdings kann es auch sein, dass ich auch mal eine 'eh ausgemusterte (=schlechter Zustand) "moderne" Platte aus den 70er/80er Jahren darauf abspiele. Wenn ich diese dann spaßeshalber auf dem 1229 auf der "großen Anlage" spiele, dann klingen die immer noch sehr gut. Auch die alten Scheiben klingen (zustandsgerecht) noch gut, keine Verzerrungen oder ähnliches. Insofern muß ich Martin durchaus Recht geben.

    Allerdings ist es wichtig die Saphirnadel im Blick zu haben, da sie nur ca. 300 Stunden hält und dazu noch recht bruchempfindlich ist (also einmal versehentlich den Tonarm fallen lassen und schon ist die Nadelspitze abgesplittert).

    Viel Spaß mit dem Kleinen :)

    Viele Grüße

    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Hallo Gerhard,

    danke für den detaillierten Bericht! 🎈

    Lautsprechersicke noch undurchlöchert, Reibrad (müsste es "eigentlich" nicht noch ein Braunes sein?) noch geschmeidig und das TA-System (CDS521 mit DN3?) noch prima?

    Schöne Grüße

    Frank

    Ja, die Lautsprechersicke ist noch in Ordnung, das Reibrad war drauf, sieht passend aus und dreht auch mit den richtigen Geschwindigkeiten und ist schön geschmeidig..

    Das TA-System ist ein CDS 520 mit der DN3 ist auch noch prima. Alle Kontakte gesäubert und auch die Nadel mit der Thakker Nadelbürste gesäubert. Spielt schön und unverzerrt. 🤙🤙

    Grüße


    Gerhard

  • Meine beiden Dual 300 (Party 300 V, Bj. 1958) und Dual 300 BV (Bj. 1960/61) haben beide ein schwarzes, noch schön flexibles Reibrad. Auch der Dual 400 V, der hier zur Kur war, hat ein solches Reibrad - die braunen, zur Verhärtung neigenden, müssen später bei Dual verwendet worden sein.

    Viele Grüße

    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Ein schönes Gerät (anscheinend sehr gepflegt) - viel Spaß damit! 🎶

    Karsten aus Bielefeld

    ortofan? Shure!

  • Hi !

    die braunen, zur Verhärtung neigenden, müssen später bei Dual verwendet worden sein.

    Meines Wissens nach gab es die nur bei den 1010 und 1210 gelegentlich mal.

    Also: in der Übergangszeit zwischen den Familien.

    Weiß' nicht, was sie da bei Dual ausprobiert haben, aber die Dinger können zur Qualität einer Schleifscheibe für Winkelschleifer aushärten. Und davon gibt es keinen Weg zurück. Was möglich sein *könnte* habe ich, glaube ich, alles mal probiert. Ich hatte eins sogar mal im Umluftofen bei 130°C. Das hat *gar nichts* gebracht. Als es noch heiß war hatte ich den Eindruck, es wäre etwas nachgiebiger geworden. Aber davon ist beim Abkühlen nichts übrig geblieben. Es ist da eher nochmal nachvulkanisiert und noch mehr ausgehärtet.

    =O

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hab jetzt noch ein wenig herumgespielt und verglichen zwischen Batteriebetrieb und Netzanschluss.

    Was ich feststellen musste ist, dass der Plattenspieler im Batteriebetrieb sehr hell klingt und im Netzbetrieb mehr bassbetonter.

    Muss ich mal nachforschen, ob dies der geringen Kapazität (6x 1,5V DD Batterien) oder vielleicht den gealterten Kondensatoren etc. geschuldet ist. Oder ist durch den Batteriebetrieb nur der Motor gespeißt (der ja auf 9V läuft) und somit erfolgt keine "Verstärkung" des Tonsignals?

    Auf jeden Fall erfolgt der Switch von Netz- auf Batteriebetrieb sehr gut. Das Lämpchen leuchtet im Netzbetrieb und das Gerät ist - sobald es eingesteckt ist - immer an. Durch den Kurzschließer/Unterbrecher vom Einschalthebel hört man aber nichts.

    Im Batteriebetrieb leuchtet das Licht nie und es scheint, als wäre erst mit dem Einschalten des Motors der Stromverbrauch geöffnet. Ob es einen "Ruhestrom" gibt, hab ich nicht nachgemessen, beware aber die Batterien lieber ausserhalb des Gerätes, wenn nicht in Benutzung. Ich möchte nicht nach ein paar Wochen feststellen, dass eine oder mehrere Batterien ausgelaufen ist/sind und mein Gerät verunstaltet hat.

    Schaltet man den Motor ein, hört man ein leises brummen - sowohl im Batterie- als auch Netzbetrieb. Von daher würde ich nicht vermuten, dass es eine Beeinflussung vom Trafo sein könnte. Wohl eher vom Motor? Dieser dreht (ohne Lautsprecher) geräuschlos.

    Auf jeden Fall macht der kleine Dreher schon einen rießen Spaß und ich bin auf die nächste Gartenparty gespannt. 😎🤘😅

    Grüße


    Gerhard

  • Bei Batteriebetrieb wird sicher die Verstärkerleistung reduziert, da steht dann für den Bass nicht soViel zur Verfügung. Meine Vermutung.

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.

    Diethelm :|

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