Patient 721 auf Intensiv

Nabend die Damen,

vor Wochen tauchte hier ein 721er in erbärmlichen Zustand auf :

Chassis oben mit Rostpickeln im Lack übersäht, überall Lackspritzer in alt weiß, Schraublöcher in der Zarge, Haube demoliert, Tonarm mit Macke und verbogen, Lagerrahmen lose, obere Lagerschraube halb gebrochen (nur halbe Schlitzführung noch da), Antiresonatorfeder gebrochen usw usf...

Im ersten Anflug von Wahnsinn habe ich die Knallfrösche getauscht und den Pickelteller stundenlang gereinigt.

Dann erster Test: Motor läuft, hält die Drehzahl.

Beim weiteren Putzen kamen unter dem Schmutz die Rostblasen zum Vorschein.

Gesamtsituation bewertet: eigepackt und ab auf den Dachboden.

Da hier jemand ernstes Interesse hegte, war der Patient in Gedanken schon weg. - dachte ich kurz -

Jetzt hat mich aber doch der Ehrgeiz gepackt und schon stehe ich vor den ersten Problemen:

der Tonarm mit Lager will nicht raus.

Laut SM müsste ich alles gelöst haben, aber Tonarm in höchste Stellung bringen ist schon unmöglich.

Bisher glaube ich noch, daß die Kulisse nicht gebrochen ist, aber so genau weiß ichs nicht.

Müsste nicht nach lösen der Zylinderschraube 232 und entfernen der Haltefeder der Bolzen in / durch die Hülse am Segment 230 gleiten?

Das sitzt wie verpresst zusammen.

Oder ich missverstehe da grob etwas.

kopfkratzende Grüße

Micha

Also das muss leicht gleiten!

Scheint aber verschweißt

Diagnose: Mit ultralangsamaushärtendem Polymersuperkleber fixiert. - sprich - verharzt

Welches Mittel hat sich bewährt? Bremsenreiniger, Terpentin oder Waschbenzin einträufeln?

Mit Gewalt besteht nur die Gefahr irgendwas zu verbiegen und Nähmaschinenöl über Nacht hat schonmal nichts gebracht.

Jetzt wird mir auch schlagartig klar, warum die Automatik nur gelegentlich und bei entspannter Höhenverstellung fast funktioniert hat und der ganze Klapratismuss tendenziell unter Spannung stand.

Dann brauch ich vermutlich nur ein neues Tonarmrohr und die obere Lagerschraube und ne Feder für den Anti-Anti.

Zitat von tubesaurus

hi! ich würde es mal mit einer heissen Lötkolbenspitze versuchen. Damit löse ich auch festsitzende Drehkondensator Achsen.

Grandios, DANKE!

Das hat sehr leicht funktioniert.

Mit der breiten Spitze kreisend 45 Sekunden gestreichelt, dann ließ es sich sehr einfach lösen.

Keine Ahnung, wie oft ich das SM gelesen habe, ob ich irgendwas übersehe...

Jetzt kann ich das Teil in Ruhe reinigen.

SO!

Nur eine Ecke demontiert und schon sieht es so aus:

Irgendwo las ich mal die Frage, wie der Lift raus geht.

Definitiv nach unten und man muss dafür einiges weg bauen.

Das Meiste kann ich nach Reinigung wieder zusammenbauen, aber ich habe hier noch kein Silikonöl und wenn der Lift eh draußen ist, böte sich das ja an.

Ich frag mal im Stammtischfaden, ob mir jemand einige Tropfen mitbringen kann.

Den verbogenen Tonarm wollte ich eigentlich auch tauschen.

Annähernd grade werde ich den schon bekommen, aber ganz exakt wird das sicher nicht mehr und die Macke bleibt auch sichtbar.

Eigentlich wollte ich alle oberseitigen Blenden entfernen, um das Chassis neu zu lackieren.

Angesichts der Teilemenge, welche jetzt schon unübersichtlich geworden ist, lackier ich entweder nur die Sichtbaren Bereiche, oder polier nur auf und lass die Rostnarben als Teil der Geschichte drin...

Als Neuling und Grobmotoriker muss ich das schnell wieder zusammen bekommen, bevor das Puzzle im Kopf verblasst. (trotz tausend Bildern)

Zitat von Toerni

kann ich aushelfen, wohne am Niederrhein, wenn es dir nicht zu weit ist.

Danke und obwohl ich tatsächlich nächste Woche mehrmals nicht ganz so weit vorbei pendeln muss, machen zwei Fläschchen vom Modellbau auf Dauer mehr sinn.

Zitat von Toerni

Allerdings braucht man doch sehr wenig von dem Öl,

Stimmt auch wieder.

Zitat von Puuhbaer68

Du würdest 300.000 cst und 500.000 cst benötigen.

Höhere Zahl = Dicker?

Angegeben ist beim 721-Lift ja 300K, wenn ich nicht irre.

Durch die Einstellmöglichkeit kann man ja eh die Absenkgeschwindigkeit feinjustieren und bisher war das noch in einem guten Bereich.

Not tut es nicht, aber der Lift ist halt grad draußen.

Ich bestell mal was. Wenn ich langsam genug arbeite, könnte es noch passen

Heute sau ich erstmal mit der Dose rum:

Gleich noch entfetten und dann mal sehen...

Die untere Blende habe ich noch demontiert, die obere muss bleiben.

Wenn das schick wird, schmeiß ich die Tage noch die Kleine Tischkreissäge an und versuch mich mal an der hässlichen Zarge.

geht voran...

N Profi würde zwar die Nase rümpfen, aber er wird wieder schön.

Paar Staubkörner und ein Flusen habe ich mir zwar gefangen und zwei mal hat die Dose gespuckt, aber kein Vergleich zu vorher.

Schön glatter Verlauf, habs aber wohl mit den Schichten übertrieben... das kann jetzt dauern.

STRIKE! with "in the laps of gods" THE ALAN PARSONS PROJEKT

Bisschen Feinjustierung ist noch fällig, Modellschild muss ich noch finalisieren, Kondensatoren liegen hier, aber spielt auch so noch perfekt.

Haube mit kleinen Einrissen vielleicht trotzdem polieren...

721er back2life!

Ok.

Nach mehreren Versuchen den Einschaltplopp zu eleminieren, scheint er vorläufig Geschichte zu sein.

Verschiedene 10 nF im KS4 brachten keine Besserung, Schaltkontakte polieren auch nicht und ein 100 Ohm Widerstand in Serie zum X2 auch nicht.

Eine Drossel wollt ich noch einbauen, das war bei der KS4-version aber nicht vorgesehen und der Umbau aufwändiger.

Lösung war jetzt im Netzteilkasten einen zweiten 47 nF X2 auf die 220V-Seite zu bauen.

Quick & dirty direkt an den Trafo auf 1 und 3.

Kein (auch leises) Plopp mehr zu hören.

Isolation an die Beinchen wäre vielleicht noch angebracht, Abstand zum Deckel ist aber gegeben.

Ich brauch noch ein Federblech für den Antiresonator. Hab Ihn erstmal still gelegt.

Tonarm ist nach erneutem biegen nahezu grade, aber sicher bin ich mir nicht. Vielleicht bekomm ich einen Tonarm aus nem Schlachtchassis.

Obere Lagerschraube brauch ich noch.

Pimpel ist eingerissen, funktioniert aber nach Justage gut.

Lift und Höhenverstellung funktionieren bestens.

Strobo zuckt ganz leicht. Ein Satz Kondis liegt schon hier. Das wird dann eine Aktion mit Motorlagerschmierung und Kurvenrad.

Der Dreher ist jetzt schon unbezahlbar, was die reingesteckten Stunden angeht... Dafür darf er dann den 604 ersetzen und bekommt ne schöne Zarge. Mal sehen, Eiche vielleicht in weiß geölt, oder...

Eine Sache noch:

Da war ein 2,5m Dinkabel dran!

Hab ein schönes Cinch gebaut, mit separater Masse.

Brücken getrennt, eingebaut und soviel brummen und zischeln hatte ich noch nie.

Erst die Massebrücken wieder verbinden war die Lösung.

Was hab ich denn da falsch gemacht?