Ahnungsloser und neue Nadel

  • Das wird jetzt ziemlich OT, aber noch eines dazu. Ich arbeite als Zahntechniker sehr viel mit Diamant besetzten Schleifkörpern und glaube mir die halten nicht ewig. Damit beschleife ich hauptsächlich keramische Materialien. Auch jeder der schon mit Diamant besetzten Flexscheiben Steinplatten durchgeschnitten hat weiss aus Erfahrung dass die Scheiben verschleissen, was ja eigentlich nicht möglich sein sollte wenn Diamant nur durch Diamant bearbeitet werden kann. Durch die Wucht der Bewegung kann auch weicheres Material den Diamant beschädigen. Und so verschleisst er halt doch.


    Gruss Oliver

    Ersatz-Steuerpimpel Anfragen bitte per PN

  • Diamant ist das härteste Material auf der Erde und wird von weichem PVC (Vinyl) im Regelfall nicht "verschlissen"

    Es ist auch nicht das Vinyl, das den Diamant verschleißt. Für den Verschließ von Diamanten sind vollkommen andere Prozesse verantwortlich, die in der Auflösung der Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen zu suchen sind. Hier kommen physikalische Vorgänge ins Spiel, die durch den Flankendruck und lokale Temperaturerhöhungen sowie dem Einfluss von harten Materialien im Staub, wie z.B. Siliziumdioxid hervorgerufen werden.


    Dass Diamantwerkzeuge verschleißen ist ein Faktum, das unumstößlich ist. Das kann Dir jeder Handwerker sagen, der mit Diamantwerkzeugen arbeitet - seien es Diamantbohrer oder Diamamntschleifscheiben. Olli hat das hier in post 21 in seiner Eigenschaft als Zahntechniker bereits dargelegt. Auch die Diamantspitzen von Tonanbnehmernadeln verschleißen. Wer etwas anderes behauptet, hat schlicht keine Ahnung. Das ist ungefähr so wie die Diskussion darüber, ob die Erde rund ist oder eine Scheibe oder ob die Erde die Sonne umkreist oder die Sonne die Erde. Nur weil man sich ohne tiefgehende physikalische Kenntnisse einen Vorgang nicht erklären kann, kann man einen solchen Vorgang nicht einfach für nicht-existent erklären. Solche Borniertheit hat vor einigen Jahrhunderten noch dazu geführt, dass Astronomen wie Giordano Bruno verbrannt wurden oder wie Galileo mundtot gemacht wurden.


    Wie man selbst mit Materialien, die weicher (!) als Diamant sind, Diamanten schleifen kann, findet man z.B. in diesem Aufsatz des Fraunhofer-Institus: https://www.mikrotribologiecen…ogeintrag-29-05-2020.html

    freundliche Grüße


    Ralph

  • Diamant ist das härteste Material auf der Erde und wird von weichem PVC (Vinyl) im Regelfall nicht "verschlissen"

    ...

    Dass Diamantwerkzeuge verschleißen ist ein Faktum, das unumstößlich ist. Das kann Dir jeder Handwerker sagen, der mit Diamantwerkzeugen arbeitet - seien es Diamantbohrer oder Diamamntschleifscheiben.

    Allerdings wirken da durch Geschwindigkeit und Temperatur ganz andere Kräfte. Die Diamantnadel zieht mit lediglich 1 - 2 g Auflagegewicht durch eine sich langsam bewegende PVC-Rille...

    Grüße

    Jürgen

  • Allerdings wirken da durch Geschwindigkeit und Temperatur ganz andere Kräfte. Die Diamantnadel zieht mit lediglich 1 - 2 g Auflagegewicht durch eine sich langsam bewegende PVC-Rille...

    Das stimmt. Das ändert aber nichts an den physikalischen Gegebenheiten: Druck = Kraft pro Flächeneinheit ( P=F/A). Da der Verrundungsradius extrem klein ist, d.h. im Bereich weniger Mikrometer, kann also die Kraft, die da wirkt sehr klein sein und trotzdem wird der Druck sehr groß.


    Du hast selbst gesagt, dass man Diamant nur mit Diamant schleifen kann. Der von mir oben verlinkte Artiekl beweist etwas anderes. Gerüchteweise können nur härtere Materialien weniger harte Materialien schleifen - wenn das korrekt wäre, könnte auch Diamant keinen Diamant schleifen, da beide Materialien exakt gleich hart sind. Das allein sollte schon zu denken geben. Ich zitiere hier mal Wikipedia: "Die Härte des Diamanten ist allerdings in verschiedenen Kristallrichtungen unterschiedlich (Anisotropie)". Hier liegt das Geheimnis, warum auch Diamant geschliffen werden kann, bzw. warum auch Diamant verschleißt: Diamant ist ein Kristall mit einem gerichteten Kristallgitter. Wenn man es vermag, den Diamant an einer Stelle bzw. in einer Kristallrichtung zu treffen, in der die Härte geringer ist, kann man die Kristallstruktur aufbrechen. Das führt dann dazu, dass an der betreffenden Stelle Atomverbünde aus dem Kristall herausgerissen werden. Ich zitiere hier einmal den von mir verlinkten Artikel des Fraunhofer-Instituts:

    "Tight-Binding-Molekulardynamiksimulationen zeigten, dass es in der Tat möglich ist, einzelne Kohlenstoffatome aus der Diamantoberfläche herauszuziehen. Damit dies stattfinden kann, müssen starke kovalente Bindungen zwischen den obersten C-Atomen und der Diamantoberfläche aufbrechen. Der Bindungsbruch geschieht nur für spezielle C-C-Bindungen und nur, wenn Diamant mit Siliziumoxid in Kontakt ist".

    Auf gut Deutsch: Siliziumoxid, das in normalem Hausstaub massenhaft vorhanden ist, verschleißt auch Diamanten - wenn der Kontakt zwischen beiden eng genug ist, d.h. wenn der Druck, mit dem beide gegeneinander gepresst werden hoch genug ist. Im verlinkten Artikel sind dafür u.a. Molekulardynamiksimulationen mit quantenmechanischen Kraftfeldern herangezogen worden. Das muss man als Otto-Normalbürger nicht verstehen. Aber man muss hinnehmen, dass es diese Effekte gibt und dass sie auch zu Vorgängen führen, die sich viele mit ihrem Wissen nicht erklären können.


    jottklas: Du hast Recht wenn Du sagst, dass die Diamentspitzen der Tonabnehmernadeln in aller Regel weit mehr Betriebsstunden hergeben, als die Hersteller behaupten. Man kann das unter "Vorsicht" fassen, man kann das aber auch als "Kaufanreiz" betrachten, um den Umsatz anzukurbeln ;) Aber wie auch immer: Irgendwann ist eine Nadel tatsächlich einmal am Ende - und wenn man sich seine Platten nicht ruinieren will, sollte man sie dann austauschen.

    freundliche Grüße


    Ralph

  • Auch Wasser schleift mit der Zeit einen Stein rund, Gummireifen verschleißen auch Straßendecken usw. Jeder kennt das Stichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit Wasser kann man Stahlplatten schneiden.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Die Klärung über die Härte eines Diamanten und dem steten eventuellen (?) Verschleiß durch Nutzung, ist vielleicht etwas OT, aber doch hochinteressant. Meine Einleitung dazu liegt wohl eher an meiner etwas ungenauen Bemerkung zum Alter. Besser wäre gewesen zu schreiben, was ich meine: Ich kann nicht sagen, was mit der Nadel in dieser langen Zeit geschehen ist. Damit meine ich, dass ich nicht abschätzen kann, ob die Nadel verschließen sein könnte (wenn das möglich ist) und ob jemand in irgendeiner Form unpfleglich damit umgegangen ist.

    Die Überprüfung dazu kann ich selbst nicht vornehmen a) in Ermangelung eigener Möglichkeiten und b) in Ermangelung der Kenntnis zu entsprechendem Fachpersonal, welches das feststellen könnte. Und ehe ich einen mir zu großen Aufwand dazu machen müsste, würde ich mich sozusagen freikaufen.

    Wie gesagt, ich werde meine Ohren verwenden und mich entscheiden. Dieser Rat ist bodenständig und am wirtschaftlichsten. Bin ich nicht zufrieden, werde ich die JICO anstreben. Etwas Gleichwertiges wie die Originalnadel auch im Sinne des gleichen Klanges ist wohl nicht zu erstehen, ich müsste dem hier gehörten nach eben vergleichen und mich an etwas Neues "gewöhnen" (eben eine Klangveränderung). Mangels Vergleichsmöglichkeiten, habe ich ja hier versucht, an Hand Eurer tatkräftiger Unterstützung etwas Licht ins Dunkle zu bringen - der Rat ist gekommen und durch mehrfachen Zuspruch gefestigt. Zunächst einmal würde ich also sagen: Ziel erreicht! Den bisherigen Gegebenheiten nach aber dann doch immerhin ein belastbarer Rat - wofür ich mich auch äußerst bedanken möchte.

    Ich wünsche eine erfolgreiche Woche!

    Otto-kar

    Liebe Grüße

    Otto-kar

  • Etwas Gleichwertiges wie die Originalnadel auch im Sinne des gleichen Klanges ist wohl nicht zu erstehen, ich müsste dem hier gehörten nach eben vergleichen und mich an etwas Neues "gewöhnen" (eben eine Klangveränderung).

    Hi Otto-Kar,


    vielleicht wäre eine originale JICO VN35E oder HE Nachbaunadel dann eher etwas für Dich, als eine SAS-Nadel. Die JICO VN35E oder auch HE, haben nämlich einen Nadleträger aus Aluminium - ähnlich der originalen Nadel von Shure. Allerdings haben die JICO-Nachbaunadeln selbstverständlich kein Beryllium eingebaut. Aber, sowohl vom Abtastverhalten, als auch vom Deinem beschriebenen "Klang" sind sie einer Shure-Nadel ähnlich. Übrigens war das V15 III als auch das M95 weitgehend linear mit einer originalen Shure-Nadel. Da gibt es keine "Bassbetonung" oder Ähnliches (abflachende Höhen) mit der korrekten Gesamtkapazitätseinstellung. Das kann man auch nachmessen ;)

    Vielleicht wäre, für Dich persönlich, deshalb wirklich eine originale JICO VN35E (elliptisch), oder sogar HE (hyperellitpisch), eine bessere Alternative zur SAS-Nadel. :)


    Gruss,

    Thomas

  • Vielleicht wäre, für Dich persönlich, deshalb wirklich eine originale JICO VN35E (elliptisch), oder sogar HE (hyperellitpisch), eine bessere Alternative zur SAS-Nadel.

    Ja.


    Wenn ich mich nicht irre, ist eine Nadel umso anfälliger für Staub in der Rille und den damit verbundenen Störgeräuschen, je tiefer sie eintaucht (= je dünner sie geschliffen ist). Das würde ich gerade bei alten Platten bedenken.


    Insoferne ist die ewig gleiche Frage "Welche Nadel ist besser" falsch gestellt. Sie müßte eigentlich lauten : "Welche Nadel wird mir bei meinen Platten besser gefallen."


    Deswegen hat auch ein M75 mit Rundnadel seine Meriten und kann Freude machen.

    Grüße,
    Albert


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    If I'm writing nonsense - simply forget it :whistling:

  • Das habe ich jetzt nicht verstanden, wie das jetzt zu Otto-Kar's Aussage passt, er wäre zufrieden mit dem ursrünglichen Klang seines Shure V15 III und möchte eine ähnliche Nadel dafür haben? Seine SAS-Nadel hat ihm nicht gefallen, deshalb sein Wechsel auf ein M95 mit elliptischer Shure-Nadel. Auf diesen Zusammenhang bezog sich mein Vorschlag, für sein vorhandenes V15 III. Übrigens kann/sollte/darf man seine Schallplatten auch waschen. ;) Das entfernt auch Einiges an Staub und die Platten und Abtastnadel werden es danken, mit hörbar besserem Klang und weniger Knistern.

    Man könnte jetzt jegliches Shure-System auflisten - z.B. wie auch das M75. Otto-Kar sprach aber "nur" von seinem V15 III und M95. Zumal sich sein bereits vorhandenes V15 III und M95 ziemlich ähnlich sind im Frequenzgang und das M75 doch eher weiter davon entfernt ist. Für einen ähnlichen Klang des V15 III, wie mit einer originalen Nadel, ist die originale JICO VN35E, oder HE-Nachbaunadel meine Empfehlung, sofern die JICO SAS-Nadel kein Gefallen gefunden hat. Aber diese Entscheidung bleibt allein Otto-Kar selber überlassen. :)

    Nochmals, "besser" im Sinne von "ähnlich klingend zur originalen Nadel".


    Gruss,

    Thomas

  • Das habe ich jetzt nicht verstanden, wie das jetzt zu Otto-Kar's Aussage passt

    Ich habe der Aussage von Thomas zugestimmt, dass nicht die teuerste Lösung die subjektiv beste sein muss.

    Grüße,
    Albert


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    If I'm writing nonsense - simply forget it :whistling:

  • Um das Thema abzuschließen, möchte ich kurz berichten, was ich beim Abhören nun herausgefunden/gehört habe. Die Nadel scheint in Ordnung - auf beiden Kanälen hört man die Musik. Dann beginnt aber ein neuer Thread, denn beide Kanäle brummen.

    Liebe Grüße

    Otto-kar

  • Jeder kennt das Stichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit Wasser kann man Stahlplatten schneiden

    Stimmt. beim Wasserstrahlschneiden nimmt man aber zusätzlich ein Abrasiv dazu was dem Wasserstrahl von ca. 4000-5000 Bar beigemischt wird.


    "Rein" mit Wasserstrahl schneidet man weiche Materialien wie Schaumstoffe.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

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