Hi Hans !
warum wird nicht grundsätzlich die Empfehlung ausgesprochen, dieses Plättchen dort einzusetzen?
Ich erwähne das jedes Mal wieder, wenn einer an der Elektronik seines 731 / 714 rumwurstelt.
Die Message scheint nicht durchgedrungen zu sein - oder es schert keinen.
Man kann ein Kamel zum Wasser führen, es aber nicht zwingen, zu saufen.
So what ?

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Hallo Peter,
ich habe verstanden, was Du meinst und mir das auch nochmal genauer überlegt und etwas nachgelesen. Grundsätzlich könntest Du mit Deiner Einsparungs-Theorie bei der Produktion durchaus Recht haben. Hier aber einige Punkte, warum ich nicht glaube, dass das so war:
Generell ist es wohl eher so, dass Mica-Plättchen primär der elektrischen Isolierung dienen, wohingegen die Wärmeleitpaste elektrisch nicht isoliert, aber die Wärmeleitung zwischen zwei Körpern deutlich erhöht, weil dadurch schlecht wärmeleitende Lufteinschlüsse zwischen 2 Körpern (Transistor und Kühlblech) vermieden werden. Eine gute Wärmeleitfähigkeit sorgt für die Langlebigkeit des verbauten Halbleiters.
Der Spannungsregler wird im Betrieb bestimmt wärmer als die 5 BD-Transistoren. Daher braucht der Spannungsregler den Kühlkörper wohl eher als die 4 BD-Spulentreiber plus der fünfte BD-Transistor. Die Wärmeleitfähigkeit von Glimmer bzw. Mica ist nicht so gut, wie die der Wärmeleitpaste auf Dauer. Es sollen ja durch die Wärmeleitpaste Lufteinschlüsse zwischen Spannungsregler und Kühlkörper vermieden werden, um eine möglichst hervorragende Wärmeleitfähigkeit zu gewährleisten. Luft ist ein guter Isolator und leitet Wärme nur sehr schlecht. Es macht also daher schon Sinn den Spannungsregler nur mit Wärmeleitpaste und OHNE Mica-Plättchen am Kühlblech zu montieren. Denn er wird ja im Betrieb viel wärmer, als die 5 BD-Transistoren.
Der CS731Q/714Q waren die Top-Dual-Geräte im damaligen Dual-Programm (bis das Nachfolge-Modell CS714Q herauskam). Dual stand für langlebige deutsche Wertarbeit und für Robustheit und Zuverlässigkeit - eben für Qualität "Made in Germany". Dieser Ruf war hart erarbeitet und galt es im damaligen hart umkämpften HiFi-Markt auch so gut wie möglich zu verteidigen - auch in Übersee. Dual war schon unter Einsparzwang Ende der 70er Jahre, hat dies aber wohl nicht streng genug durchgezogen, wie man lesen kann.
Die Gewinnspannen bei den Top-Modellen (CS7XX) waren eher kleiner für Dual, das meißte Geld wurde wohl mit der Produktion für die Industrie verdient und mit Einstiegs- und Mittelklassen-Modellen in Dual's Plattenspieler-Programm.
Es ist z.B. auch beim CS701 auch nicht so, dass Dual wegen der besonders günstigen Germanium-Transistoren, diese verwendet hatte, anstelle von damals noch neueren Silizium-Transistoren. V.a. waren die Germanium-Transistoren schon länger am Markt erhältlich und dadurch reichlich verfügbar und ja - bestimmt auch billiger, was aber wohl nicht das entscheidende Hauptkriterium dafür war. Außerdem hat Dual nicht wirklich was dadurch gespart, da diese alle händisch ausgemessen und nach Verstärkungsgrad (hFE) händisch sortiert wurden. Das hat Dual viel Arbeitszeit gekostet, die auch bezahlt werden musste. Woher ich das weiß? Das hat Klaus (dualcan) mal erzählt.
Fazit:
Die optimalere Lösung für den CS731Q/714Q wäre wohl vermutlich gewesen zwei physisch getrennte Kühlbleche auf der Hauptplatine zu verbauen. Ein extra Kühlblech für den Spannungswandler und eines extra für die fünf BD-Transistoren. Das wäre aber wiederum teurer, als 5 benötigte Glimmer-Scheiben für die BD-Transistoren.
Gruss,
Thomas