Warum Tantal Elkos tauschen?

  • Hallo zusammen,


    warum tauschen alle eigentlich immer die Tantal Kondensatoren aus? Da diese in der Regel Feststoff-Elkos sind haben die doch im Grunde eine unbegrenzte Lebensdauer.

    Hat jemand mal wirklich defekte Tantals gehabt (gemessen?) oder werden die immer nur prophylaktisch getauscht?


    Wie sind eure Erfahrungen?

  • Ich weiß nicht, ob das alle machen ;)

    Ich bin nich alle, aber ich messe C's grundsätzlich nicht sondern tausche sie ungeprüft aus. Ob Folie, Elko oder Tantal. Ich habe (beruflich) schon oft Platinen/Netzteile gehabt, die nach Austausch der C's wieder funktionierten. Bei den Elkos und Folien-C's sieht man ja oft schon optisch, dass sie defekt sind. Die Tantals werden einfach mit getauscht.

    Viele Grüße
    Alois



    Dual 721 mit Ortofon OM30, getrennten Massen, quarzgesteuertem Stroboskop, Hitachi HCA 7500, Hitachi HMA 7500, Hitachi D-900, Saba MT201, RFT CD9000, Canton GLE 409

  • Was genau technisch dahintersteckt weiß ich auch nicht. Allerdings kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass Tantals deutlich häufiger sterben als Alu-Elkos. Und wenn dann meistens mit einem Kurzschluss. Gerade in alten Synthesizern sind sie oft verbaut. Zum Beispiel bei der Firma ARP. Ich habe dort schon oft explodierte Tantals gesehen, die dann gerne auch mal seltene Halbleiter und ICs mitreißen. Das kann mitunter sehr teuer werden. Deshalb tausche ich sie vorsichtshalber sofort durch normale Elkos aus.

    Liebe Grüße

    Felix


    Sammlung ins Profil ausgelagert...

  • Hallo Dualmichi,


    man steckt ja nicht in dem Leben eines Tantal-Elkos drin. Früher gab es auch Serien, die schneller gealtert sind, werden dann niederohmiger und sterben

    gerne beim Einschalten nach langer Standzeit. Wieviele Betriebsstunden der Tantali hinter sich hat und welcher Temeperaturen er ertragen mußte wissen

    wir nicht. Ebenso können erhöhte Rippelströme zum schnelleren Ableben führen.


    Je nachdem, wo er in einer Schaltung, kann er benachbarte Bauteile "mitreissen".


    Wenn man sich schon die Mühe gemacht hat, eine Platine auszubauen, ist es kein Luxus, Tantalis zu tauschen.


    Mit einer RCL Brücke kann man Kapazität und ESR bestimmen. Der Kapazitätswert wird mit Sicherheit in Ordnung sein,

    zur Berurteilung des Innenwiderstands fehlt der Referenzwert, als das Bauteil noch "jungfräulich" war, wie bei Akkus.


    Gruß Peter

    Gruß Peter

  • Gestorbene Tantalkondensatoren hatte ich schon mehrfach. Die haben sich klanglich bemerkbar gemacht, ungleiche Kanalbalance in einem Preceiver und Rascheln im Tonsignal.

    Das Thema Ripple-Ströme wurde von FDS schon angesprochen. Ich tausche die Dinger grundsätzlich aus, im niedrigen Kapazitätsbereich gerne gegen Folienkondensatoren, ansonsten gegen Elkos.

    Hier könnte Ihre Signatur stehen!

  • Hi !

    Da diese in der Regel Feststoff-Elkos sind

    Das gilt nur für die "Solid Tantalium" Elkos, die seit den 1990ern in SMD Bauform eingesetzt werden.


    Die tropfenförmigen Tantalis der ersten Generationen haben ein flüssiges Elektrolyt und die sind zwar relativ eng toleriert, was die Kapazität betrifft, aber sie sind ziemlich allergisch gegen Wärme, Überspannung und einen zu hohen Wechselspannungsanteil (neudeutsch: Ripple).


    Ich ersetze Tantalis, die als DC-Puffer und Koppelkondensatoren verwendet werden, in der Regel durch kleine, moderne Elkos.

    In Filterschaltungen und als HF-Blocker durch Folienkondensatoren. Oder halt durch neue Tantalis, wenn es aufgrund des Kapazitätswertes oder des Platzes nicht anders geht.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Da 90% aller gestorbenen Doppelspannungsregler RC4195 auf defekte nachgeschaltete Tantalkondensatoren zurückzuführen waren fliegen die bei einer Revision grundsätzlich raus. Hinzu kommen die Tantalis, die an den anderen Spannungsreglern ausgangsseitig sitzen. Das bettrifft z.B. so gut wie alle Geräte der Internationalserie.

    Ansonsten hat Peter alles weitere dazu geschrieben.

    Viele Grüße
    HaJo


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  • Danke für die vielen aufschlussreichen Antworten!

    Ich wusste z.B. nicht, dass die Tantal-Tropfen flüssiges Elektrolyt beinhalten. Und explodierende Tantals sind wirklich sicher nicht so toll ^^

    Ich hatte mich nur gewundert, da ich selbst noch nie defekte Tantals auf einer Platine hatte - aber vielleicht liegt das auch daran, dass bisher fast alles was ich in den Fingern hatte jünger als 40 Jahre war ;)


    Na dann tausche ich die doch lieber auch aus - kostet ja wirklich nichts!


    Wieso haben die damals für 470pF eigentlich überhaupt Tantals genommen? Gab es Vielschicht-Kondensatoren damals noch nicht?

  • Und explodierende Tantals sind wirklich sicher nicht so toll

    Zur Abschreckung:

    Das Bild zeigt eine Endstufe der KA380. C1303 und C1307 sind jetzt Mohrenköpfe.

    Hier ist dem C1303 der Kopf geplatzt.


    An deren Stelle sind jetzt normale Elkos eingesetzt worden.


    Gruß Peter

    Gruß Peter

  • Ich ersetze Tantalis, die als DC-Puffer und Koppelkondensatoren verwendet werden, in der Regel durch kleine, moderne Elkos.

    In Filterschaltungen und als HF-Blocker durch Folienkondensatoren.

    jetzt müsste man als Laie nue wissen, wie man solche erkennt :/ bzw unterscheidet



    Oder halt durch neue Tantalis

    im zweifel genau so

    Alla Hopp
    Jo

  • Hi !


    Die Bilder sind ja harmlos ...


    Ich habe Anfang der 80er bei einer kleinen Firma gearbeitet, die u.A. Steuerungsplatinen für Industrie-Waschmaschinen gebaut hat.

    Das waren ziemlich große Dinger mit Dutzenden von Tantalis drauf, die als lokale Puffer die +5V an den IC-Bausteinen stabil halten sollten.

    Mit einer Platine gab es dauernd Ärger. Wir hatten schon allerhand probiert, aber es wurde später und später und langsam hatten wir echt keine Lust mehr.


    Unser immer etwas cholerischer Boß hat gemeint "Das kriegen wir raus." und kam mit einer 6V-Autobatterie an, die er aus seinem steinalten Bulli ausgebaut hat.

    Die ganzen Prozessor- und Speicherbausteine waren schon runter, der Rest war überwiegend C-MOS-Logik der 4000er Familie.

    Unser Boß hat kurzerhand die Batterie an der +5V-Versorgung angeklemmt.


    Zwei Minuten später hat es zwei Tantalis mit Knall und Blitz zerrissen. Davon standen nur noch die Anschlußbeine im Board.

    "So." hat der Boß gemeint. "Das lassen wir jetzt noch eine halbe Stunde auf kleiner Flamme garen, falls noch einer Grütze ist."


    Danach die toten Tantalis ersetzt, Prozessor und Co. wieder draufgesteckt - Test ... Geht.


    Na bitte. Manchmal muß man die große Keule rauskriegen, um was zu werden.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • viele Tantals platzen auch nicht einfach, sondern fangen an Feuer zu sprühen. Da ist schon manches Gerät abgebrannt.

    Ich war früher in den 80ern bei einer Firma beschäftigt, die Gestelle und Geräte für die Nachrichtentechnik gebaut haben. Da ist so manches mal morgens das Gestell mit denen Geräten, die im Dauerlauf auch über Nacht liefen abgebrannt, nur wegen den Tantals. Die heutigen Tantals sind wohl besser.

    Grüße

    Ralf

    Habe zu viele Plattenspieler und zu wenig Platz.

  • Zitat

    Zur Abschreckung:

    Das Bild zeigt eine Endstufe der KA380. C1303 und C1307 sind jetzt Mohrenköpfe.

    Hier ist dem C1303 der Kopf geplatzt.

    Oh, ha, lasse Dich bloß nicht von der PC-Polizei erwischen, "Mohrenkopf" ist doch voll Nazi, und dann noch die Vorstellung, daß denen der Kopf platzt..


    Gruß Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Oh, ha, lasse Dich bloß nicht von der PC-Polizei erwischen, "Mohrenkopf" ist doch voll Nazi, und dann noch die Vorstellung, daß denen der Kopf platzt..

    ..und blau waren sie auch noch :D

    Gruß Peter

  • "So." hat der Boß gemeint. "Das lassen wir jetzt noch eine halbe Stunde auf kleiner Flamme garen, falls noch einer Grütze ist."


    Danach die toten Tantalis ersetzt, Prozessor und Co. wieder draufgesteckt - Test ... Geht.

    :D:D:D

  • Ob die Tantal-Kondensatoren jetzt mit bipolaren Kondensatoren (Keramik, Folie) getauscht werden, sollte doch in der Motorsteuerung des 604/621 keinen Unterschied machen, oder?

    Oder übersehe ich an dieser Stelle jetzt irgendeinen Vorteil von Elkos?

  • Hi !

    Oder übersehe ich an dieser Stelle jetzt irgendeinen Vorteil von Elkos?

    Folien sind in der Regel bei gleicher Kapazität erheblich größer und haben ein breiteres Lochraster.

    Und die in der Regel vorhandene höhere Spannungsfestigkeit braucht man meistens auch nicht.


    Für triviale Zwecke, wie in solchen vergleichsweise einfachen Regelschaltungen tun es gute Elkos.

    Die Folien kann man sich für Audiozwecke aufsparen, wo mit vergleichsweise kleinen Analogsignalen gearbeitet wird.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ja richtig, Folien sind größer.

    Ich dachte auch mehr an Vielschicht-Keramikkondensatoren, gerade für die "kleinen" Kapazitäten. Die Tantals auf der Motorsteuerung haben nämlich teilweise gerade nur 470 oder 680 pF. Und wegen 5 Ct Unterschied einen (billigen) Elko (Fa. Rec?) nehmen, wenn doch die Keramikkondensatoren (murata) "besser" sind?

  • Hi !

    Die Tantals auf der Motorsteuerung haben nämlich teilweise gerade nur 470 oder 680 pF.

    nF - wenn schon.


    C3 / C4 / C10 sind 0.47µF entsprechend 470nF

    C12 ist 0,68µF


    Für C12 ist es mittlerweile schwierig geworden "bei den Großen" einen passenden Elko zu finden. Irgendwie ist der Wert kaum noch zu kriegen und meistens besorge ich dafür passende neue Tantalis. Die gibt es in dem Wert.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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