Hallo,
ich habe meinen TVV47 überholt. Hier gibt es zwar schon einige Threats dazu, trotzdem habe ich mich entschlossen dazu was zu schreiben. Ich möchte zu den einzelnen Arbeitsschritten auch immer noch eine kleine Kommentierung dazupacken.
Meinen TVV47 habe ich in meinem 1216 „gefunden“. Ich hatte den gebraucht über Ebay-Kleinanzeigen gekauft. Ich staunte nicht schlecht, als mich nach der Entnahme des Plattenspielers aus der Zarge ein TVV47 in unangetasteten Originalzustand anlachte.
Der TVV47 funktionierte noch, brummte und klang sehr muffig, eigentlich klar, alte Elkos.
Innen sah er aus wie erwartet, Roederstein und ITT-Elkos, Bratwiderstände die schon die Platine angekokelt haben.
Es stand daher eine Komplettüberholung an, mit neu aufgebauten Netzteil.
So sieht er fertig aus:
Der Abfall:
Netzteil:
Hier empfiehlt es sich, gleich einen richtigen Trafo zu verbauen. Die Bratwiderstände reduzieren die Primärspannung auf ~40 V, es werden also rund 180 V in Wärme umgewandelt. Die Sekundärspannung beträgt ~24 V.
Als Ersatz taugt ein kleiner Printrafo mit 18 V, z.B. der Block 0,5/1/18 (EE 20/10 118 bei Reichelt)
Warum nur 18V? Ganz einfach, die kleinen Trafos haben eine sehr hohe Leerlaufspannung. Unter der Last des TVV47 hat der 18 V-Trafo immer noch rund 24 V. Das passt prima. Nach dem Gleichrichter habe ich 32 Volt.
Natürlich braucht es dann neue Elkos (C8 und C7). Die orangenen Roederstein, die es auch in grau und weinrot gibt, sind eigentlich immer hinüber. Im TVV47 werden sie zusätzlich noch von den Bratwiderständen gegrillt, darum hat meiner auch schon einen Riss. Man kann hier einen größeren Wert nehmen, z.B. 470 µ. Auch der zweite Netzteilelko (C7) muss erneuert werden, hier kann man auch vergrößern, z.B. 220 µ.
Wenn man hier umbaut, kann man auch gleich noch einen Spannungsregler einbauen. Das geht beim TVV47 sehr einfach. Man entnimmt einfach R12. Netterweise geht zwischen den Anschlüssen eine Masseleitung durch, d.h. ein zusätzliches Loch und man kann bequem einen 24 V Spannungsregler im TO-92 Gehäuse einbauen. Bitte bei diesem nicht den 330 nf Kondensator am Eingang vergessen, sonst kann es Schwingungen geben.
So jetzt haben wir ein stabilisiertes Netzteil, welches eine perfekt brummfreie Versorgungsspannung liefert. Mehr braucht es nicht. Positiver Nebeneffekt: Die Stromaufnahme beträgt nun nur noch 0,2 Watt und alles bleibt kühl.
Meines Erachtens machen Lösungen mit Netzteil in einem extra Gehäuse mit Netzteilen die zur Versorgung eines 2 x 20 Watt Verstärkers ausreichen keinen Sinn! Die Schaltung des TVV47 arbeitet im A-Betrieb und braucht immer gleich viel Strom, ca. 3 mA.
Elkos:
Im TVV47 befinden sich einige Elkos, auch im Signalweg, C1 und C6. Hier lohnt es sich Folienkondensatoren einzubauen. Hier habe ich WIMA MKS2 verwendet. Die gibt es bis 22 µf. Auch bei beengten Platzverhältnissen passen die eigentlich immer. Das Rastermaß beträgt 5 mm, man muss auch auf der Platine nichts umbohren. Perfekter Ersatz für die Elkos, sowohl klanglich als auch von der Lebensdauer. C6 habe ich vom Wert her etwas erhöht, auf 1,5 µ. Das kann dem Tiefbass Zugute kommen.
C3 habe ich durch hochwertige Panasonic FR ersetzt. Im Netzteil sind ebenfalls Panasonic FR und FC verbaut. Bei Elkos sollte man auf Qualität achten.
Zum Thema alte Elkos kann ich das empfehlen: https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=69&t=29842
Kondensatoren:
Es macht absolut keinen Sinn die verbauten Kondensatoren c4 und C5 verdachtslos auszutauschen. Da sind immer hochwertige Styroflex verbaut. Die gehen eigentlich nie kaputt und haben enge Toleranzen. Sollte hier was defekt sein, dann sollte man wieder Styroflexe oder auch WIMA MKP2 nehmen.
C2 habe ich bewusst belassen. Hier sind Keramikkondensatoren verbaut. Die bleiben auch drin, sollen sie beim TVV47 ja vor allem hochfrequente Schwingungen abblocken und dafür sind sie hervorragend geeignet. Die bei mir verbauten sind auch sehr wertgenau. Natürlich kann man hier auch Folie einbauen, ich halte es jedoch für nicht notwendig.
Transistoren:
Hier gilt ähnliches wie bei den Kondensatoren. Ein verdachtsloser Austausch ist unnötig, es sei den es rauscht o.ä. Dann aber erst alle anderen Bauteile tauschen, wenn dann der Fehler immer noch vorliegt die Transistoren. Dual hat bereits rauscharme Transistoren eingebaut. Weiterhin ist die Qualität heutiger Transistoren teilweise zweifelhaft. Da können die alten wesentlich besser sein.
Außerdem ist nach einem Transistortausch eigentlich ein Neuabgleich (R14) notwendig. Den kann man nur sinnvoll mit einem Oszi und Sinusgenerator machen. Ein Abgleich nach Gehör ist viel zu ungenau.
Widerstände:
Ich habe ein paar der Widerstände testhalber gemessen, sie sind sehr wertgenau. Es macht kaum Sinn die verdachtslos auszuwechseln. Ich habe hier schon Umbauten gesehen, wo durchwegs 0,1 % Widerstände eingesetzt wurden. Das ist völlig unnötig, die so gewonnene „Genauigkeit“ wird durch die Toleranz der Transistoren wieder zunichte gemacht. Oder werden in solchen Umbauten nur exakt ausgemessene Transistorpaare verwendet? Dafür gibt es R14 zum Abgleich. Ich würde mir noch ausgemessene Widerstände im Korrekturnetzwerk gefallen lassen (R7 und R8). Rein mathematisch sind hier aber ausgemessene Kondensatoren wichtiger. Deren Toleranz wirkt sich stärker aus als die Toleranz der Widerstände.
Ich habe den R11 auf 180 KOhm erhöht. Er dient eigentlich nur dazu den Ausgangskondensator (C6) aufzuladen, damit es beim Umschalten am Verstärker nicht ploppt. Man kann ihn etwas vergrößern, gerade wenn man einen Verstärker mit niedriger Eingangsimpedanz verwendet. Dadurch wird der Ausgang des TVV47 etwas entlastet, da er einen Parallelwiderstand zur Eingangsimpedanz bildet.
Poti:
Ich habe das Poti durch ein gekapseltes Piher (Rastermaß 10 x 5) ersetzt. Das war eigentlich nicht notwendig. Da ich aber den TVV47 sowieso neu abgleichen wollte, habe ich es ausgetauscht. Wer mangels Messgeräte einen Neuabgleich nicht durchführen kann, das Poti aber trotzdem wechseln möchte, sollte es vorsichtig auslöten und den Widerstandwert messen. Das neue Poti vor dem Einbau auf diesen Wert einstellen und dann einlöten.
Nach einem Abgleich habe ich meinen TVV47 einem 4-stündigen Testlauf unterzogen. Nichts rauscht, ein Brumm ist an meinen 94 dB Lautsprechern mit dem Ohr an der Membran „erahnbar“. Thermisch bleibt er dank dem neuen Netzteil absolut kühl.
Viele Grüße
Frank