Hallo zusammen,
ich möchte Euch gerne mein neues Projekt vorstellen. Habe eine Weile nach einen gut erhaltenen 1019 gesucht - und der Zufall wollte es, dass ich jetzt ein original verpacktes 1019er Chassis inklusive Shure N75 aus Erstbesitz erworben habe. Das Chassis wurde als Reserve dazugekauft, kam aber nie zum Einsatz.
Gut - der Karton sieht nach 50 Jahren schon reichlich mitgenommen aus - aber der Dual darin wirkt jung und unverbraucht, aber eben doch aus einer ganz anderen Zeit.
Und was soll ich sagen - daheim gleich mal angeschlossen und die Mechanik geprüft. Der Teller lief das erste Mal geräuschlos aber wirklich reichlich langsam an und stoppte im Nachlauf bereits nach 10 Sekunden. Um den Motor zu entlasten habe ich kurzum 2-3 Tropfen Motoröl in das Tellerlager gegeben (altes Tellerlagerfett und Öl - sicher nicht ideal, aber eben ein schneller Behelf). Der Bolzen des Tonarmliftes hat eine Nadelspitze Trix-Feinöl erhalten, denn auch er ging reichlich schwer zu bewegen.
In der Summe gab es im Trockenlauf (ohne Platte) bei allen Funktionen (Automatik, Geschwindigkeitsumschaltung und gedämpfte Tonarmsenkung) keine nennenswerten Ausfälle (Schwarzwälder Uhrwerk sag ich nur).
Natürlich wird der 1019 in einer nächsten Runde an allen Schmierpunkten überarbeitet, aber als Erstes sollte der 1019 doch möglichst bald seine erste Platte abspielen.
Am nächsten Tag dann schnell auf Cinch umgerüstet und dann durfte der 1019 nach ~50 Jahren wohl seine erste Platte spielen.
Und diese Herren hier durften die Nadel dann zum Schwingen bringen (und das musste ich einfach auch mal so in Szene setzen):
Klanglich kann sich das M75 durchaus hören lassen - in der Summe finde ich am 1019er immer mehr Gefallen und weckt in mir den Lebensgeist für den Bau des passenden Gehäuses (die Idee für das Gehäuse habe ich schon).
Mittlerweile hat der 1019 so ein gutes Dutzent Platten abgespielt. Die kleinen Ölungen am Anfang haben ihre Wirkung erzeilt. Der Tellernachlauf ist jetzt bei knapp einer Minute und der Tonarmlift lässt sich jetzt spielend leicht bewegen (das Feinöl musste sich wohl mehre Tagen auf der Bolzenachse verteilen).
Ein 50 Jahre unbenutzter Plattenspieler ohne Laufzeit ist natürlich keine Neuware. Trotzdem möchte ich hier nicht in einen blinden Aktionismus alles zerlegen. Deshalb mal die Frage in die Runde, was ihr bei diesem Teil warten würdet. Ich meine jetzt nicht die von Dual empfohlenen Schmierpunkte (wie das Kurvenrad), sondern beispielsweise die Wartung des Motor- und Tellerlagers.
Die folgenden Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
- Der Motor schnurrt leicht vor sich hin, vergleichbar mit den Dosenmotoren des 1229 - nichts klingt angestrengt, aber er scheint mir etwas hörbarer zu sein als die Laufgeräusche des 1229. Möglicherweise ist dieses Geräusch aber auch nicht direkt der Motor. Der Teller, wenn man ihn von Hand andreht, läuft vollkommen geräuschlos (so toll, dass ich daran eigentlich nichts ändern möchte).
- Bei der Tonarmrückführung macht der Tonarm beim Absetzen einen kleinen Schwenk Richtung Plattenteller und wird auf der Stütze nicht mittig abgelegt, also etwa 4mm daneben. Abschalten funktioniert trotzdem.
- Im Automatikbetrieb plumst der Tonarm mal relativ ungebremst auf die Platte, ein anders Mal bremst er kurz vor der Platte ab und setzt dann schön langsam auf. das Silikonöl tut im Automatikmodus also nicht immer was es soll. Im manuellen Liftbetrieb ist das langsame Ansenken immer gegeben - kein Plumsen. Welches Silikonöl braucht der 1019. Ich habe ein 300 000er oder 600 000 Öl, also das was bei den neueren 70er/80er-Dreher verwendet wird.
- Ach ja - kann man anhand der Seriennummer (326107) auf das Herstellungsjahr schließen?
Freue mich auf euer Feedback
Grüße
Dietmar