Projekt "MagicQuartz": universelle Quartzregelung für alle Duals (Riemen, Treibrad)

  • es mag für messfetischisten interessant sein, aber der normal sterbliche plattenhörer wird auf dieses gerät verzichten können

    Für mich wäre es schon interessant, bei meinem Linn Basik muß ich den Antriebsriemen für den Geschwindigkeitswechsel manuell, nach entfernen des Tellers, umlegen. Da wäre eine elektronische Lösung schon komfortabler.

    Keep on rockin' in the free world! 8)

  • Hallo,


    da wahrscheinlich ein Synchronmotor im Linn verbaut ist wird das gehen.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Benjamin, alles gut! Ich bin auch für Kritik, wie von bergler, sehr dankbar. Er hat ja auch Recht: Man braucht so ein Gerät nicht wirklich. Jeder Dual (oder andere hochwertige Plattenspieler) ist von sich aus so gut, dass man damit perfekt Musik hören kann. Es gibt aber gute Gründe, warum man evtl. eines haben möchte. Die wurden hier im Thread ja schon ausführlich diskutiert. Weitere Anwendungsszenarien sind:


    • Digitalisierung von Schallplatten, insb. historischen Schellacks, die nicht mit 78 RPM abzutasten sind
    • Betrieb von 60-Hz-Geräten in unseren Gefilden
    • Bau/Konstruktion von neuen Plattenspielern


    Und ja, ich würde sagen, dass wir hier alle einen gewissen Fetisch haben. Und in Anbetracht der Zeit, die ich in das Projekt investiert habe, ist bei mir sicher auch ein gewisser Wahnsinn vorhanden. :/


    Alfred: Genau so ist es; dem ist nichts hinzuzufügen! :thumbup:


    Stefan: Ein Fertiggerät wird es vermutlich nie geben. Es sei denn, das Interesse geht so durch die Decke, dass ich für eine Unsumme eine Elektronikfirma anheuere um eine "richtige" Hardware entwickeln und produzieren zu lassen. Die "TechDemo" ist, wie auf der GitHub-Seite auch beschrieben, nur eine Technologiedemonstration und sicher nicht auf dem Niveau um die Ansprüche und Anforderungen an ein Endkundenprodukt zu erfüllen.


    analog.digital: Nach meiner kurzen Recherche hat der Linn Basik einen Synchronmotor (sehr gut), allerdings mit Phasenschiebekondensator (nicht so gut). Man müsste den Motor "auftrennen" und zweiphasig ansteuern. MagicQuartz kann das; auch die "TechDemo" ist dafür vorbereitet, da alles in "Stereo" ausgeführt ist. Du bräuchtest dafür aber noch einen zweiten Trafo und ein anderes Gehäuse -- das TechDemo-Gehäuse aus dem 3D-Drucker ist dafür sicher zu klein. Für den Linn reichen vermutlich zwei winzige Trafos. Allerdings fehlen Erfahrungen zum zweiphasigen Betrieb meinerseits noch.


    Ich möchte noch etwas zu meinem Beitrag von heute Morgen ergänzen, da er möglicherweise weitere Fragen aufwerfen wird:


    Warum werden da 40 Messwerte gemittelt? Wird hier getrickst?


    Nein, natürlich nicht. Eine einzelne RPM-Messung ist nur auf etwa 2 Nachkommastellen genau, was damit zusammenhängt, dass der A/D-Wandler des optischen Sensors eine gewisse Zeit zum Samplen braucht und das auch nicht mit Echtzeitpriorität erfolgt. D.h., die Firmware macht nebenher noch andere Sachen, wie z.B. die Strommessung, die Tasterabfrage, usw.. Die gemessen RPM "pendeln" daher um die tatsächliche Geschwindigkeit des Plattentellers herum, also z.B. 33.32, 33.34, 33.31, 33.35, ... Auch hat die Positionierung des optischen Sensors einen Einfluss auf die Messgenauigkeit. In der Doku wird das als "Measurement Jitter" bezeichnet. Da die Messwerte um die Soll-Geschwindigkeit "herumpendeln", heben sich die Messfehler im Betrieb aber gegenseitig auf. Im Mittel ergeben sich dann die 33.3333 RPM. Bei 40 Messwerten (lässt sich natürlich einstellen) erhält man also die durchschnittliche Geschwindigkeit der letzten guten Minute.


    Hat das einen Einfluss auf die Regel-Performance?


    Nein, da die gemittelte Geschwindigkeit (wie oben beschrieben) natürlich nicht für die Berechnung der zu erzeugenden AC-Frequenz benutzt wird. Die Anpassung der AC-Frequenz erfolgt einmal pro Tellerumdrehung. Um den Einfluss der Messabweichungen nach "unten" und "oben" (also das "Pendeln") möglichst klein zu halten, wird die berechnete "optimale" Ziel-AC-Frequenz (die sich aus der Dauer der letzten Umdrehung und der aktuellen AC-Frequenz ergibt) nicht direkt umgesetzt. Stattdessen wird sich dieser nur anteilig angenähert. Der Anteil, also wie "aggressiv" die Regelung dabei vorgeht, lässt sich über den Parameter "QrtzLatency" konfigurieren. Der Plattenspieler tastet sich also recht langsam an die Sollgeschwindigkeit heran, was sehr gut funktioniert. Meiner Erfahrung nach hat der Plattenspieler diese nach etwa 20 Umdrehungen erreicht und hält sie dann.


    Trotz des Namens ist da überhaupt keine "Magic" oder gar Voodoo dahinter. :saint:


    LG Sebastian


    (Edits: Tippfehler, klarere Formulierungen - Sorry.)

  • bitte sei mir nicht böse, aber so ganz schnalle ich das Projekt nicht, vor allem nicht den extremen Aufwand, den Du immer wieder hervortust.


    Ich habe in meinem Berufsleben viel mit Frequenzumrichtern zu tun gehabt, die richtig dickes Zeug angesteuert haben, im Grunde ist das, was Du da baust, doch nichts weiter als ein kleiner digitaler Frequenzumrichter mit echter Drehzahlregelung über irgendeinen Istwert-Sensor.


    Und da die Dual Wechselstrommotoren alle ihre Drehzahl von der Frequenz ableiten und genügend Leistungsreserve für normales Plattenhören haben, frage ich mich ganz allgemein, wieso man hier etwas regeln sollte - eine stabile Ausgangsfrequenz alleine sollte reichen. Den einzigen Sinn, den ich in einer echten Drehzahlerfassung sehen würde, ist, dass der Wert exakt angezeigt werden kann, mir fällt aber momentan kein Anwendungsfall ein, wo man das wirklich brauchen würde. Wenn es nur um die exakte Nenndrehzahl geht, reicht ein einfaches Stroboskop, das man mit der mechanischen Pitch-Einrichtung auf Nenndrehzahl einjustiert.


    Ich habe vor längerer Zeit schonmal einen kleinen Umrichter zusammengestrickt, als ich die Idee hatte, einen Dual Phonokoffer mit LiIonen Akkus netzunabhängig zu machen. Das war ein einfacher quarzgesteuerter 50Hz Rechteck Generator mit einem Arduino. Das Ausgangssignal habe ich auf einen Schaltverstärker mit einem Darlington Leistungstransistor geschickt, ausgangsseitig einen Tiefpass als Sinusformer dahintergeschaltet, und das Ganze auf einen verkehrt herum geschalteten kleinen Netztrafo gegeben - die maximale Leistungsaufnahme der mechanischen Dual Dreher liegt so bei 15 Watt. Das hat hervorragend funktioniert, mit einem aufgelegten Stroboskop und einer LED, die mit der Ausgangsfrequenz des Arduino gespeist wurde, waren keine Drehzahlschwankungen erkennbar. Das war ein Wochenendprojekt mit ein paar Euro Materialaufwand, und nichts, was meine Ressourcen irgendwie belastet hätte. Ich habe nichtmal den Schaltplan aufgehoben, weil ich das Projekt aus anderen Gründen verworfen habe und es mir nicht wichtig erschien. Vielleicht bastle ich sowas nochmal zusammen, mittlerweile ist die LiIonen Technik so billig geworden, dass es wieder interessant werden könnte.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,


    so hatte ich damals - etwa 2010 - auch angefangen. Atmel STK500, irgendwelche MOSFETs und ein umgedrehter Trafo. Ich hatte da allerdings keinen Tiefpass dran und wohl auch deutlich länger als ein Wochenende gebraucht. Das war wirklich keine Kunst, für mich aber Neuland. Siehe Bild unten.


    Ich bin allerdings weiter gegangen:


    Mit einem tiefpassgefilterten Rechtecksignal hätte ich mich nicht zufrieden gegeben. Das mag für einen tragbaren Plattenspieler OK sein, aber das befriedigt doch keine HiFi-Ansprüche! Meine Firmware erzeugt mittels PWM einen echten Sinus (für Details siehe Doku) und unternimmt einige programmatische Klimmzüge, um bei der Signalerzeugung tatsächlich die Auflösung von 0,0001-Hz-Schritten hinzubekommen. Die knapp 6000 Zeilen C-Code (nein, kein Arduino) wurden auch nicht an einem Wochende heruntergetippt.


    Die Software ist das eine, die Hardware das andere. Letztere hat sich von dem initialen Drahtverhau (siehe Bild) zu einer sehr einfach zu reproduzierenden Demohardware entwickelt, die größtenteils fertige billige Komponenten (Arduino-kompatibles Board, billige Digitalverstärker, ...) benutzt. Sicher nicht immer die beste Wahl, aber für eine Technologiedemonstration glaube ich ganz gut. Das Gehäuse bzw. das Gerät kann nicht nur vollständig virtuell am Computer betrachtet und bearbeitet werden, sondern auch einfach mit einem 3D-Drucker erzeugt werden. Ohne Schmutz und großer Werkstatt. OpenSCAD, ca. 1700 Zeilen Code, etliche Wochen Arbeit. Und ja, ich finde, es sieht ganz hübsch aus. Sicherlich besser als die üblichen Schachteln, die sich ein Wochenendbastler sonst baut.


    Dann ist da noch die Doku. Immerhin ein über 100-seitiges "Buch", alles fein säuberlich mit LaTeX gesetzt.


    Zu Deiner Frage, was man da eigentlich regelt, wurde in dem Thread schon einiges geschrieben; daher wiederhole ich das jetzt nicht nochmal. Aber ich nehme gerne als Feedback mit, dass wohl vielen unklar ist, was das hier alles soll. Für die, die sich dafür interessieren, plane ich ein YouTube-Video sowie weitere Dokumentation, wo näher beschrieben wird, was da gemessen und geregelt wird und wo auch ein paar harte Fakten und Zahlen genannt werden.


    Solltest Du nochmals so einen kleinen Wechselrichter bauen, würde ich mich freuen, wenn Du gleich einen ATmega2560 als Mikrocontroller nimmst. Dann könntest Du meine Firmware ausprobieren und würdest vielleicht ein etwas differenzierteres Bild davon erhalten. Aber nimm' bitte keinen Standard-Arduino, die haben nämlich alle einen keramischen Resonator und keinen Quarz ... ;)


    Viele Grüße

    Sebastian

  • C-Code (nein, kein Arduino)

    Was soll die "Abwertung". Ist das kein C(++)?


    keramischen Resonator und keinen Quarz

    Und das ist für ein 50Hz Signal nicht gut genug? Gibt eventuell Problem bei SoftSerial > 19200 aber auch das ist schon akademisch!


    By the way : Es gibt a) auch einige UNOs oder PRO-Minis mit Quartz oder man baut sich halt selber einen mit 2x22pf und einem 16Mhz Quartz.

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

    2 Mal editiert, zuletzt von beeblebrox () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von beeblebrox mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Ulli,


    ja, das ist auch C bzw. C++. Und es hat auch seine Berechtigung, wenn man z.B. schnell etwas zum Laufen bekommen möchte. Allerdings kommt man bei den bereitgestellten Funktionen und Libraries recht schnell an deren Grenzen, z.B. was die Timerprogrammierung angeht, so dass man vieles gleich direkt implementieren kann bzw. muss. Ich wollte das nicht abwerten, sondern eigentlich nur sagen: Meine Firmware ist etwas komplexer als der übliche "kleine" Arduino-Sketch.


    [Edit: Antwort auf Deine zweite Frage:] Bei meinen Messungen mit dem einfachen Frequenzmesser meines Oszis ist mir der Unterschied zwischen Quarz und keramischen Resonator durchaus aufgefallen, soweit ich das im Kopf habe. Ich möchte aber nichts behaupten und müsste das nochmal genauer nachmessen. Bei 50 Hz fällt das wirklich nicht sonderlich ins Gewicht, allerdings hat meine Firmware ja den Anspruch, auf vier Nachkommastellen genau zu sein. Die TechDemo verwendet daher auch das "MEGA 2560 Pro" board, was einen Quarz verwendet.


    LG Sebastian

  • allerdings hat meine Firmware ja den Anspruch, auf vier Nachkommastellen genau zu sein

    Wer's braucht, bitte.

    Ich habe keine Ahnung von Arduino & Co, aber ich weiß dass 4 Stellen hinter dem Komma für einen Plattenspieler völliger Overkill - oder sollte sagen 'Mumpitz' - sind. Denn schon den Unterschied zwischen 33,33 oder 33,34 hört doch kein Mensch.


    Eine Regelung, die Langzeitdrift ausgleicht ist ja unter Umständen eine feine Sache und auch im Bereich der Schellackplatten ist das eine tolle Idee. Aber die Klimmzüge, die für 4 Nachkommastellen nötig sind, sind höchstens mit der Herausforderung 'es geht aber' zu begründen.

    Ich finde es toll, wie du dich da reinkniest, aber sinnvoll ist das in der Genauigkeit wohl eher nicht. Einfach der Spaß an der Sache - Hobby halt. Da macht man durchaus Sachen, deren Aufwand jenseits von Gut und Böse sind. Das gilt hier für viele, die 'Schrotthaufen' wieder wohnzimmertauglich machen. In dem Sinne: weiter so :thumbup: .


    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

    Einmal editiert, zuletzt von MaxB ()

  • Genau so ist es, Martin. Den Unterschied zwischen 33,33 oder 33,34 hört man nicht. Das hatte ich aber schon in meinem ersten zweiten Post 2015 geschrieben. Aber man kann solche Fehler messen und auch gut korrigieren. Darum, und weil dabei auch größere Abweichungen (z.B. der Langzeitdrift) korrigiert werden, mache ich das.


    LG Sebastian

  • ohne jetzt zynisch werden zu wollen, aber Synchronmotoren laufen synchron zur Frequenz - wenn die stabil ist und die Motoren intakt und fern ihrer Leistungsgrenze sind, dann gibts da auch keine Langzeit Drift wegzuregeln - immer dran denken, die alten "Stromuhren" laufen mit ungeregelten Synchronmotoren so präzise, dass nur die Schwankungen der Netzfrequenz zu sehr kleinen Abweichungen führen.


    Gleiches gilt für die Sinusformung per Tiefpass - guckt Euch mal die Ausgangsschaltungen selbst hochwertiger Class D Verstärker an, und dann erklärt mir, wieso etwas, was für hochwertige Audiowiedergabe reicht, nichtausreichend sein soll, um ein halbwegs sinusförmiges 50 Hz Signal für einen ollen Motor zu erzeugen.


    Ohne jetzt irgendwas abwerten zu wollen, aber dieses Projekt zeigt geradezu exemplarisch, woran High End krankt - dass sich um die Qualität der Dachrinnen gekümmert wird, bevor die Baugrube ausgeschachtet ist.


    Ach ja, bei meinem Umrichterprojekt habe ich damals einen billigen temperaturkompensierten 1MHz Quarzgenerator genutzt, der Arduino hat nur die Teilung gemacht. Ursprünglich hatte ich überlegt, das Ding komplett mit verdrahteter Logik aufzubauen, für eine Quick and dirty Lösung ging es mit dem Arduino aber schneller.


    Gruß Frank

  • Ich verstehe die Aufregung nicht. Bei einem Selbstbauprojekt, an das man selbst höchste Ansprüche stellt (sonst könnte man ja gleich was von der Stange nehmen oder es gar bleiben lassen) sehe ich nichts verwerfliches daran, die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Zumal das alles noch bezahlbar ist. Was sind bitteschön 10 Euro mehr für ein Board, das einen Quartz beinhaltet? Absolut vernachlässigbarer Mehrpreis.


    Eine solche "Speedbox" würde bei einem "High End" Hersteller ein vielfaches kosten. Abgesehen davon gibt es nichts vergleichbares zu kaufen. Und wenn man sich schon die Mühe macht, es selbst zu bauen, sollte es (aus eigener Sicht) besser sein als alles, was man für vergleichbar Geld kaufen kann. Das gedruckte Gehäuse wäre jetzt nicht mein Ding, aber kann ja jeder machen, wie er will.

  • Frank, warum kommt es dann aber zu diesen Abweichungen? Also z.B. zu den Temperaturdrifts? Warum hat die Position der Nadel auf der Platte einen Einfluss? Ja, der Synchronmotor klebt an der Netzfrequenz. Aber trotzdem kommt es am Plattenteller zu diesen Abweichungen. Die Erklärung dafür ist wohl, dass es durch die Unterschiede in der Reibung (Viskosität der Schmierung, Nadelposition) zu einem unterschiedlichen Schlupf, z.B. am Reibrad oder Riemen, kommt. Anders kann ich mir das nicht erklären. Die alten "Stromuhren" (z.B. Klappzahlenuhren) haben auch keine Rutschkupplungen (wie ein Treibrad) sondern verwenden Zahnräder.


    Bezüglich Deines auf Sinus gefilterten Rechecksignals würde mich mal interessieren, wie komplex der Filter und wie sauber dieser Sinus war. Ein mit PWM erzeugter Sinus lässt sich doch mit einem viel einfacheren Schaltungsaufwand (einfacher RC-Filter) umsetzen, insbesondere wenn die PWM-Trägerfrequenz recht hoch ist, oder?


    Für den "ollen" Plattenspieler hattest Du damals ja einen ganz schönen Aufwand betrieben, wenn Du da einen temperaturkompensierten Taktgenerator verwendet hast. Was meinst Du mit verdrahteter Logik? Diskrete Logikbausteine? Das wäre sexy, wenn auch nicht sehr ökonomisch! :thumbup:


    Aber in die übliche "High-End"-Voodoo-Ecke lasse ich mich nicht stecken. Ich weiß absolut, was ich messe und korrigiere. Es ist auch für jeden reproduzierbar, da ich alles nötige Material dazu bereitgestellt habe. Man muss dafür bei mir auch nichts kaufen; ja, das kann man im Moment auch gar nicht.


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Ganz richtig, die Synchronmotore kleben an der Netzfrequenz, aber selbst kleinste Bremsmomente im Antriebsstrang lassen den Teller langsamer laufen aufgrund des Schlupfes an den Reibstellen (Motorwelle - Reibrad, Reibrad - Teller und sinngemäß genauso beim Riemen).


    VG

    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

  • also sorry, grundsätzlich mag das stimmen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, in den letzten 50 Jahren einen Dual Reibradler erlebt zu haben, der beim normalen Plattenhören seine Geschwindigkeit nicht gehalten hätte. Wenn ich heute einen wundgeschossenen Dual 1219/1229 auf dem Tisch habe, hat der meist Probleme, die sich mit einer geregelten Quartz Stromversorgung auch nicht lösen lassen. Und wenn ich so einen Plattenspieler so gut saniert bekomme, dass er läuft wie neu, da würde ich Wetten abschließen, dass es auch ein Goldohr nicht heraushören könnte, ob das Gerät an der Quartz Maschine läuft oder ganz normal an der Steckdose. Das mit den Schlupfeffekten macht sich bei stark wechselnden Belastungen bemerkbar, die Belastung beim Platte abspielen ist aber ziemlich konstant, und wird bei mechanischen "Boliden" wie dem 1219 noch durch die Masse des Tellers kompensiert.


    Und genau das ist es, was die High End Szene traditionell so unsympathisch macht - statt ganzheitlich das Ziel zu verfolgen, sich den Konzertsaal so authentisch wie möglich ins Wohnzimmer zu holen, wird sich an Teilaspekten festgebissen, die im Höchstfall eine theoretische Bedeutung haben, deren "Behebung" aber einen völlig unsinnigen Aufwand bedeutet.


    In meinem Fall hatte das mit dem Umrichter einen komplett anderen Ansatz und eine komplett andere Sinnhaftigkeit. Ich habe überlegt, ob es nicht reizvoll wäre, einen Dual Schulkoffer so umzubauen, dass er auch auf der Wiese abseits der Steckdose funktioniert. Für den Antrieb standen zwei Optionen zur Auswahl - der Umbau auf Gleichstrommotor, was einen Wahnsinnsaufwand bedeutet hätte, oder eben ein einfacher kleiner Umrichter, bei dem das Laufwerk so bleiben kann wie es ist. Mein Umrichter war an einem Samstag nachmittag zusammengestrickt, um überhaupt rauszufinden, ob es grundsätzlich funktioniert, und klar habe ich da einige Dinge gemacht, die ich schon aus Gründen der Störfestigkeit so nicht machen würde, wenn ich so ein Modul in Serie bauen würde. Es hat aber überraschend gut funktioniert mit einem Materialaufwand von weniger als 20 Euro und Programmcode mit wenigen hundert Zeilen statt 6000. Das mit dem Quartzgenerator hört sich übrigens schlimmer an als es ist, die Dinger gibt es für drei Euro bei Reichelt, wieso also sollte man sie nicht benutzen. Vielleicht sollte ich das Projekt doch noch mal aufgreifen, denn Schulkoffer, die einen Liebhaber suchen, gibt es haufenweise.


    Gruß Frank

  • Ich stelle die Frage nochmal: Warum soll man nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, wenn man es kann? Es kostet kaum mehr.

    Man wäre dumm, es nicht zu tun. Für Deinen Schulkoffer würde ich den Aufwand freilich nicht treiben, für einen 1218 auch nicht.


    Frank, Dein ganzheitlicher Ansatz fängt im kleinen an. Jedes Detail will betrachtet werden, kein Aspekt sollte aus Faulheit unbeachtet bleiben, wenn man es richtig machen will. Als Selbstbauer kann man sich das leisten.

  • Hallo zusammen,

    ein Aspekt der noch nicht zur Sprache kam (oder ich habe es überlesen) ist die in den letzten Jahren deutlich verschlechterte Frequenzstabilität des Versorgungsnetzes.

    Dies hat natürlich Einfluß auf die Drehzahlkonstanz von Synchronmotoren und konnte von den Dual-Ingenieuren nun wirklich nicht vorhergesehen werden.

    Da kommt dieses Gerät gerade richtig. Natürlich könnte man mit einer quarzstabilisierten 50Hz-Speisung zufrieden sein.

    Aber wenn man schon den Aufwand für den Netzgenerator treibt: warum nicht etwas Mehraufwand spendieren um Variablen wie Riemenschlupf oder Temperatureinflüsse zu kompensieren?

    Ich finde, dies ist ein tolles Projekt und bin dabei!

    Günter

    Hört abwechselnd mit Dual 701, 721, 606, Nordmende RP1400. Aktuell mit Nordmende RP1400 mit VM95ML.
    Suche verschlissene oder abgebrochene Nadel für AT-100E, AT-120E, AT-120Eb, AT-440Mla AT-440MLb, AT-150MLX, AT150SA

  • ist die in den letzten Jahren deutlich verschlechterte Frequenzstabilität des Versorgungsnetzes.

    Die Netzfrequenz darf um +/- 0,2 Hz schwanken. Das tut sie auch. Wird die Abweichung höher, wird das Verbundnetz segmentiert.

    Diese erlaubten Abweichungen gab es auch schon zu Dual-Zeiten. In der BDA des 606 steht z.B. etwas dazu.

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  • Frank, Dein ganzheitlicher Ansatz fängt im kleinen an. Jedes Detail will betrachtet werden, kein Aspekt sollte aus Faulheit unbeachtet bleiben, wenn man es richtig machen will. Als Selbstbauer kann man sich das leisten.

    das ist genau der große Irrtum - der ganzheitliche Ansatz fängt im Großen an. Man kümmert sich zuerst um die Dinge, die wirklich was bringen, und arbeitet sich dann zu den kleinen Dingen vor. Wenn ich ein Haus baue, fange ich doch auch nicht bei der Farbe der Steckdosen an, sondern gieße erstmal die Bodenplatte und stelle den Rohbau drauf. Das Weglassen von kleinsten Aspekten hat auch nichts mit Faulheit zu tun, sondern schlicht damit, dass es keinen Sinn macht, sich um Aspekte zu kümmern, die eh niemand mehr hört.


    Zum Thema selber habe ich grade nochmal den Eingangspost gelesen. Ich möchte gar nicht mehr auf die Sinnhaftigkeit eingehen, sondern auf einen Denkfehler, den viele machen, und der mir damals im Existenzgründerseminar ausgetrieben worden ist.


    Sebastian hat im Eingangspost von 2005, also vor 18 Jahren, geschrieben, dass es SEIN Traum war, sowas zu bauen. Wäre er dabei geblieben, bei einem Selbstbauprojekt für ihn alleine, wäre alles ok, und auch wenn ein paar Hobbyisten mitbauen, hätte ich keinen Ton zu dem Thema verloren. Er schreibt aber weiter, dass er plant, das Ganze zu VERKAUFEN - und da gilt dann der Spruch "Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler". Und den Fisch interessiert nur, wie es schmeckt, der möchte nicht wissen, wie gesund der Köder ist, oder wie aufwändig es war, ihn herzustellen.


    In dem Existenzgründungsseminar, das ich vor vielen Jahren absolviert habe, habe ich erlebt, wie sich einige Ideen der Teilnehmer unter Markteingaspekten zerlegt haben, und wie darauf unterschiedlich reagiert wurde. Die einen haben verstanden, dass es nicht ums Runtermachen geht, und haben neu nachgedacht, die anderen haben in den "beleidigte Leberwurst Modus" geschaltet, und teilweise bockig den Kurs verlassen.


    Daher nochmal die Anmerkung - ich schreibe hier nichts, weil ich eine Rechtfertigung provozieren oder jemanden runtermachen will, sondern will nur Denkanstöße geben. Wenn man etwas verkaufen will, gelten grundlegen andere Regeln, als wenn man etwas nur für sich selber machen will. Auch wenn die Show "Die Höhle der Löwen" eine extrem platte Veranstaltung ist, kann man einiges lernen, was einem hilft, seine Ziele zu definieren und zu überdenken.


    Gruß Frank

  • Die Netzfrequenz darf um +/- 0,2 Hz schwanken. Das tut sie auch. Wird die Abweichung höher, wird das Verbundnetz segmentiert.

    Diese erlaubten Abweichungen gab es auch schon zu Dual-Zeiten. In der BDA des 606 steht z.B. etwas dazu.

    kann nicht sein früher war alles besser....


    Man könnte den Threat jetzt wieder mit einer Monsterdiskussion zum Thema "Sinn und Zweck" sprengen oder es halt einfach mal gut sein lassen. Warum treibt er diesen ganzen Aufwand? Weil er Bock drauf hat, ist das so schwer zu verstehen?


    Mich interessiert dieses Thema, ob ich das jemals bei mir einsetzten würde steht auf einem anderen Blatt, nichtsdestotrotz würde ich gerne mehr über seine Fortschritte erfahren ohne mich seitenlang durch Beiträge kämpfen zu müssen die nichts mit dem Inhalt seines Projektes zu tun haben.


    Also bitte macht halt einen Paralellthreat auf in welchem Ihr dann gerne über 100 Seiten philosophieren könnt, aber bitte haltet es hier übersichtlich!

    VG

    Kai








    Einmal editiert, zuletzt von tpl1011 ()

  • Das schöne hier ist doch, man kann sich mit hineindenken, man kann sich seine Gedanken machen und seine eigene Meinung darüber bilden.


    Niemand sagt: Du brauchst das. Niemand sagt, dein Dual funktioniert ohne das nicht anständig.

    Sondern es wird aufgezeigt, was noch machbar ist. Es werden dafür von niemandem irgendwelche Ressourcen oder Zeit in Anspruch genommen - es ist Seb's Ding! Und wenn er es am Ende vermarkten will, es bleibt sein Ding! Und er will es garantiert niemandem aufschwatzen. Und genau das ist der Unterschied zu HiFi-Voodoo-Foren, wo einem gelehrt wird: Dies und jenes brauchst du unbedingt, um glücklich zu sein.


    Insofern verstehe ich es absolut nicht, dass man sich hier über Sinn oder Unsinn oder die Vorgehensweise auslassen muss. Immer und immer wieder. Sorry, aber für mein Empfinden macht so was den Sinn und die Arbeit des Projektes kaputt. :thumbdown:



    VG

    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

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