Dual 721 Cinch Massebrücke oder nicht

  • Hallo zusammen,


    heute habe ich meinen 721er von Din auf Cinch umgebaut und ihm ein neues Kabel spendiert. Dabei habe ich jedoch nicht die Massebrücke getrennt und keine extra Massleitung verlegt. Das Ergebnis hat mich selbst überrascht: Es brummt gar nichts.


    Meine Frage: Welchen Grund, abgesehen vom Brummen bei einigen natürlich, hat das trennen der Massebrücke? Meines Wissens nach macht es ja nichts wenn die Masse zusammengeführt wird. Deshalb auch erst der Versuch wie beschrieben.

    Übersehe ich etwas?

  • Hi !


    Über das Thema gibt es viele "Meinungen".

    Physikalisch ist das Jacke wie Hose, solange eine durchgehende Schirmung gewährleistet ist. Und das ist es bei DIN mit nur einer Gesamtmasse genauso, wie nach der RCA-Vereinbarung mit getrennten Signal- und Gehäuse-/Schirm-Massen.


    Dazu muß man wissen, daß der Ansatz mit den getrennten Massen aus der Mono-Röhren-Studio-Technik der USA der 1930er Jahre stammt.

    Damit wurde berücksichtigt, daß empfindliche Eingänge erdfrei verkabelt sind - in der Regel mit Eingangs-Übertragern (Transformatoren). Daß es ein Stromnetz mit nur 110V Nennspannung und im Vergleich recht hohen Nutzströmen gibt, was z.T. über mehrere Gebäude oder Gebäudeteilen aus unterschiedlichen Transformatoren vom Mittelspannungsnetzt versorgt wurde.

    Und daß die Geräte in ihrem Aufbau so ausgelegt waren, daß das Gehäuse von den hohen Spannungen der darin laufenden Röhren getrennt war und im Schadensfall keine Spannung am Gehäuse anliegen sollte.


    Diese RCA-Norm ist dann in den 1950ern für die aufkommende Stereotechnik nochmal erweitert worden - überlebt hat davon jedoch nur der Plattenspieler-Eingangskreis. Nach der Vereinbarung müßten alle Geräte in der Kette mit separaten Chassis-Erdungen versehen sein. In unserem Fall auch CD-Player oder Bandgeräte oder Tuner. Das ist aber seit der Mitte der 50er nirgendwo mehr der Fall. Die Japaner - als Kriegsverlierer und gute Geschäftsleute - haben den Kram im Prinzip 1:1 von den Amis übernommen, weil das deren größter Markt nach dem Krieg war ... und wer bestellt, bestimmt auch, wie das aufgebaut ist.


    Die deutsche DIN geht von einem anderen Ansatz aus.

    Da gibt es nur eine Masseleitung, auf der alle Signalmassen und die Schirmungen zusammengefaßt werden.

    Das ist soweit auch kein Problem, sofern alle Geräte in der Signalkette nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. Das einzige Problem besteht bei Geräten, die nicht durch den inneren Aufbau stromtechnisch isoliert sind (Zwei in einander verschachtelte Quadrate auf dem Typenschild), sondern die zwingend die Verwendung eines dreipoligen Kabels mit Schutzleiter erfordern. Der Schutzleiter wird in der Regel an nach außen berührbaren Metallteilen angebracht. Er ist eine riesige Antenne für "Dreck" aus dem Stromnetz und kann bei falscher Auslegung Störungen in die Geräte einschleppen.


    Geräte mit wirklich getrennten Massen nach RCA sind heute praktisch nicht mehr anzutreffen.

    Eine einfache Messung am Verstärker mit dem Multimeter im niedrigsten Ohmbereich gegen den GND-Schraubanschluß und einen Außenkragen einer Eingangsbuchse ergibt einen Durchgang. Daher kann problemlos auf eine separate Masseleitung verzichtet werden und man läßt die Innereien des Drehers wie für DIN ausgelegt mit einer gemeinsamen Masse, ersetzt nur den 5-poligen DIN-Stecker gegen zwei RCA-Stecker.


    Fertig ist der Lack.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • b_m: Separate Chassis-, Tonarm- und Headshell-Masse macht dann mehr Sinn, wenn Du z.B. ein MC in Verbindung mit einem MC-Übertrager einsetzen willst, der keine Massebrücke zwischen primärer und sekundärer Windung besitzt - oder wenn Du mit dem Anbringen eines Cinch-Terminals und der eventuellen Anschaffung einer Vorstufe mit symmetrischen Eingängen liebäugelst.


    Grüße aus München!


    Manfred / lini

  • Ich habe jetzt mal eine "dumme" Frage. Ich habe in der Anfangszeit meiner Dualitis bei allen Spielern die Brücke durchtrennt und

    das separate Massekabel angeschlossen. Das war bevor ich Peters Kommentare gelesen habe sonst hätte ich das nie gemacht.

    Weil es i.A. gut funktioniert habe ich es einfach beibehalten. Nur mein 1019 läuft in der Tat mit einem billigen DIN/Cinch-Adapter.

    Das einzig Komische an der 1019-Verbindung ist : Der brummt ganz leise. Wenn ich von der Hülle des Dinsteckers ein Kabel zu

    dem Punkt ziehe an dem ich alle Massekabel der anderen Dreher angeschlossen habe ist der ganz ruhig.

    Irgendwie alles komisch :-).


    Laut meinen Messungen werden in allen angeschlossene Geräten die Massen zusammengeschaltet. Warum brummt es dann wenn ich jetzt das (scheinbar überflüssige) Massekabel abmache ? (Also bei alle != 1019)

    Messtechnisch habe ich 0 Ohm von jeder Masse zu dem jetzt frei liegenden Kabel.


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

  • Hi Ulli !


    *An sich* sollte die Außenhülle der DIN-Stecker so auf das Kabel gecrimpt werden, daß die Zugentlastung auf dem Metallschirm schließt.

    Oder vom Metallschirm ein Stück Draht oder Metallgeflecht in die Zugentlastung zurückgeführt werden.


    Das ist aber leider nicht immer der Fall. Stattdessen wurde auch ab Werk zum großen Teil (oder: eigentlich immer) diese "Manschette" um die Kabelisolierung geklemmt. Fällt nicht auf, wenn man den Stecker in eine DIN-Buchse direkt im Gerät einsteckt ... aber sehr wohl, wenn ein Adapter dazwischen ist. *Dort* sind nämlich auch oft nicht die Masse und der Außenkragen der Buchse miteinander verbunden - und dann hat die Schirmung auf der Länge des DIN-Steckers ein Leck - sozusagen.


    Das widerum hat zum großen Teil zum schlechten Ruf der DIN-auf-Chinch Adapterkabel beigetragen.

    Ich gehe dann hin und löte ein Stück Draht vom Massepin (oben der in der Mitte mit dem Metallgeflecht dran) an die um das Kabel umgeschlagene Zugentlastung. Schon ist Ruhe.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Danke Peter ;-). Damit ist Phänomen 1 erklärt. Aber warum brummt es wenn ich den umgebauten Spielern

    das Massekabel klaue ?


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



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  • Ich denke, die 4-Leitertechnik hat durchaus ihre Berechtigung.

    Viele Brummfehler, die (angeblich) durch das Auftrennen der Massebrücke auftreten kommen eben daher, dass eine der Betriebsmassen (links oder rechts) fehlt oder nicht mehr niederohmig genug ist.

    Ungeschirmte "Lecks" gibt es so oder so. Ob jetzt der Weg vom Generator über den TK oder der Weg vom Tonabnehmerrohr bis zum Kurzschließer, wenn Einzeladern wie bei den 721ern verlegt sind. Das ganze auch nur, wenn man das Tonabnehmerrohr als Schirmung bezeichnen will. Sonst ist der ungeschirmte Abschnitt ja noch länger.

    Viele Grüße
    Alois



    Dual 721 mit Ortofon OM30, getrennten Massen, quarzgesteuertem Stroboskop, Hitachi HCA 7500, Hitachi HMA 7500, Hitachi D-900, Saba MT201, RFT CD9000, Canton GLE 409

  • Viele Brummfehler, die (angeblich) durch das Auftrennen der Massebrücke auftreten kommen eben daher, dass eine der Betriebsmassen (links oder rechts) fehlt oder nicht mehr niederohmig genug ist.

    Dem kann ich nur beistimmen.
    Genau das ist der "Knackpunkt" bei bisherigen Dual Drehern,
    Probleme bei den Kontaktpunkten am TK und Kontaktplatte und bei den gesteckten, gekrimpten, Verbindungskabeln

    zum Verstärker.
    Jeder Steckerpunkt und Kontaktpunkt, vom System bis zum Verstärker, kann zu solchen "Brummfahlern" führen.

    Wie ich bereits hinrechend gepostet habe, baue ich alle meine Dreher, alle Massen getrennt
    auf fünf Tonarmkabel um.

    Kabel zum Verstärker werden immer erneuert und am Kurzschließer angelötet.
    Bleibt beim Dual-Dreher dann nur noch das Problem TK <> Kontaktplatte.


    Ein SME Anschluss, ist an dieser Stelle, weit weniger anfällig.

    In den 17 Jahren hier im Forum hatte ich einmal ein Problem damit,


    Aber unzählige Problemfälle, mit TK <> Kontaktplatten.

    Grüße Gernot
    Es soll ja Leute geben, die hören, ob das Lautsprecherkabel rot oder blau ist.

    Einmal editiert, zuletzt von papaschlumpf ()

  • Hi !


    Es gibt ein weiteres Problem bei den "Oldtimern" mit der Vierleiter-Verdrahtung im Tonarm.

    Da ist die Schirmung für den Bereich oberhalb des Tonabnehmers im Arm an die Masse vom rechten Kanal angeschlossen.

    Und wie Gernot so richtig schrieb, gibt es allerhand Kontaktübergänge. Ich würde bei dem 1019 nochmal alles genau nachgehen, ob überall jeder Übergang sauber ist.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Laut meinen Messungen werden in allen angeschlossene Geräten die Massen zusammengeschaltet. Warum brummt es dann wenn ich jetzt das (scheinbar überflüssige) Massekabel abmache ? (Also bei alle != 1019)

    Messtechnisch habe ich 0 Ohm von jeder Masse zu dem jetzt frei liegenden Kabel.

    Hallo Ulli,


    so ganz kapiert habe ich das noch nicht... du schreibst, die Massebrücke ist aufgetrennt, aber trotzdem werden im Spieler die Massen zusammengeführt (Messung 0 Ohm)?


    Das sollte zumindest bei den neueren Geräten mit 5-adriger Tonarmverkabelung eigentlich nicht sein. Wenn du da das Massekabel weglässt, hängt das Potential des Chassis und des Tonarmrohrs in der Luft und in der Folge brummt es.


    Generell sollten Massen immer sternförmig zusammengeführt werden. Bei getrennter Brücke und separater Masseleitung passiert das i.d.R. im Vorverstärker, bei geschlossener Brücke und ohne Masseleitung entsprechend im Kurzschließer.


    Grüße

    Patrick

  • Nein, nicht im Spieler. Entzerrer, Vorverstärker und Endstufe.


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

  • Ahhhhh ok, ja dann ergibt das Sinn. Wenn nach dem Auftrennen der Brücke die Masseleitung fehlt, können die Massen nicht mehr im Vorverstärker zusammengeführt werden und es brummt.

    Ein erneutes Schließen der Verbindung im Kurzschließer sollte die Masseleitung dann wieder überflüssig machen.


    Grüße

    Patrick

  • Guten Tag,

    bei einem meiner 1019 sind die Tonarmkabel defekt und ich löten nun neue an. Heißt das, es kann Sinn machen, bei dieser Aktion auch ein fünftes Kabel zu ziehen und die Tonarmmasse separat zu ziehen? Natürlich dann die Masse im tonkopfhalter auftrennen.

    Wie ich bereits hinrechend gepostet habe, baue ich alle meine Dreher, alle Massen getrennt
    auf fünf Tonarmkabel um.

    Viele Grüße, Flo

  • Hallo Flo,

    ich mache das wie Gernot - hat noch nie Probleme gegeben. Aber andere Bastler, andere Erfahrungen.


    Gruß,

    Rainer

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