Hallo Zusammen,
da ich ja eine Schwäche für die Plastikdreher habe und dazu noch Technik-Begeistert bin, habe ich mir einen CST 3510 besorgt. Der ein oder andere wird sich an den "Sowas dummer..."-Thread von phonesmoke Diethelm erinnern, der sich aus Versehen diesen Dreher bei eBay geschossen hat (hier nachzulesen So was Dummes...) aber nie die Zeit gefunden hat, den Dreher zu revidieren. Dies ist nun geschehen und Diethelms altes Schätzen erscheint in neuem Glanz!
Wem der Dreher nichts sagt: Es handelt sich um einen entfernten Cousin oder Cousine aus der Dual-Familie. Eher eingeheiratet und mit japanischen Wurzeln, genauer Gesagt von Matsushita Electric (Technics, Panasonic). Nichtsdestotrotz trägt der Dreher den stolzen Namen "DUAL" und sollte daher mit offenen Armen begrüßt werden
Es gibt hier zwar den ein oder anderen Thread zum 3510 und seinem kleinen Bruder CST 100 (der auf den ersten Blick tatsächlich deutlich mehr nach DUAL aussieht als der 3510 bzw. eher wie die CS6xx Geräte), aber irgendwie gibt es keinen Thread zu einer Revision.
Daher möchte ich hier einmal damit starten und erklären, was ich gemacht habe, um den Dreher wieder ans Drehen zu bekommen.
Zu allererst ein Bild des wahrscheinlich schwersten Plastikbombers der Dual Familie mit immerhin stattlichen 5,7kg Kampfgewicht:
Wie man ist es das zu der Zeit häufig verwendete "Satin Metallic", also mit gaaaanz leichtem Gold-Schimmer drin. Nicht ganz mein Fall, aber dazu später mehr
Was man bei diesem Dreher alles so machen sollte:
1. Mit jemandem reden, der so einen Dreher schon mal erfolgreich revidiert hat. Hier hat sich ein Telefonat mit Thomas ( Delta ) bewährt
2. Einmal das Service-Manual durchfräsen und genau nach den dort beschriebenen Schritten vorgehen
3. Die Kulisse entfetten und neu schmieren
4. Den Riemen tauschen (ich habe einen "Kantriemen / Ø 30,5 x 1,0 x 1,0 / Umfang: 96 mm" beim Nadel-Willie gekauft, passt hervorragend!)
So geht man vor:
Nadel und Tonabnehmer entfernen!
Um das Gerät zu öffnen wird zunächst die Haube abgenommen (ganz aufklappen, dann einfach nach oben abziehen). Bei diesem Modell hängen die Scharniere an der Haube. Danach die erste Abdeckung entfernen, sodass man die Aussparung zum entfernen des Oberteils freilegt.
Dann den Tonarm soweit es geht nach Links fahren, sodass er über der Aussparung steht. Sollte der Tonarm bzw. die Schienen der Kulisse derart verharzt sein, dass sich der Tonarm nicht mehr bewegt (wie bei mir) kann man entweder das Gehäuse hinten Links leicht anlupfen und versuchen, so den Antrieb der Kulisse leicht zu drehen. Danach sollte sich der Arm wieder bewegen. Oder, so habe ich es beim ersten Mal gemacht, das Gehäuse vorsichtig anhebe und drehen, sodass man den Tonarm nicht schädigt. Klappt definitiv!
Danach habe ich zunächst dafür gesorgt, dass sich der Tonarm wieder ohne Probleme bewegen lässt. Hierfür habe ich die Schienen mit Isopropanol gereinigt und anschließend mit harzfreiem Feinmechanik-Öl neu geschmiert. Insbesondere die Unterseite der Schienen war sehr verharzt. Hier sieht man noch etwas harziges Öl, die Unterseite der Schienen sah ebenfalls so aus:
Anschließend habe ich die Seile und die Zahnräder/Antriebsräder gereinigt und neu geschmiert. Hierfür habe ich das Seil an dem Ende mit der Feder aus der Kulisse ausgehängt und von der Seilrolle abgewickelt. Die Wicklung sieht so aus:
Danach kann man den Spannring auf der Achse der Seilrolle entfernen und diese dann abnehmen. Das alte Fett sorgfältig entfernen und danach mit Mehrzweckfett neu einschmieren. Die Achse, auf der die Rolle sitzt, ebenfalls reinigen und neu schmieren. Bevor man die Seilrolle wieder einbaut sollte man noch das Ritzel, welches vom Motor angetrieben wird, reinigen und neu schmieren. Hierfür habe ich die Taste zum verfahren des Tonarms mehrmal betätigt und dabei ein Q-Tip an das Ritzel gehalten. Gleiches danach mit einem gefettet Q-Tip zu schmieren.
Sobald die Kulisse wieder saubel läuft, kann man sich dem elektronischen Teil widmen.
Hierfür empfiehlt es sich, zunächst das Service-Manual (gibts bei Vinyl Engine) zu studieren und die entsprechenden Stellen auf der Platine zu finden (zunächst auf der Zeichnung, danach auf der Platine selbst).
Man beötigt defintiv ein Multimeter, sonst kommt man hier nicht... Passenderweise mit Krokdilklemmen-Aufsatz oder Haken-Aufsatz.
Man sollte hier auch etwas vorsichtiger arbeiten, da man die Messungen bei eingeschaltetem Gerät durchführen muss.
Erster Punkt im Service-Manual: Spurwinkelsensor: Hierfür das Multimeter an die Testpins TP101 und TP104 (Erde) anschließen:
Das Multimeter so einstellen, dass man einen Gleichstrom von X,y angezeigt bekommen kann. Im eingeschalteten Zustand den Tonarm nun nach Links schwenken. Zeigt das Multimeter +4,4V an, dann habt ihr den Jackpot gewonnen, denn genau diesen Wert brauchen wir. Da dies aber nicht der Fall sein wird, müsst ihr nun die Spannung durch den Drehwiderstand VR101 mit einem Schraubendreher einstellen:
Der Widerstand ist zum einen ein Sensibelchen, zum andern aber auch noch "schwergängig". Man wird einge Male nach Links/Rechts drehen müssen, bis man genau die 4,4V trifft. Nicht verzagen, nur Geduld, das klappt schon!
Danach den Tonarm ganz nach rechts drücken und das Multimeter sollte -4,5V anzeigen. Das war komischerweise kein Problem bei mir...
Das Multimeter noch nicht entfernen, denn jetzt muss noch die Spannung im "Ruhezustand" des Tonarms auf 0V eingestellt werden. Dies geschieht über diese Kunststoff-Exzenterschraube:
Leider hat die Schraube leichten Einfluss auf die Spannung, die ihr zuvor mühevoll eingestellt habt. Letzendlich muss man die Exzenterschraube und den einstellbaren Widerstand V101 gemeinsam einstellen. Glücklicherweise misst man bei Spannungen an den gleichen Test-Pins.
Sobald die Einstellungen passen seid ihr schon aus dem gröbsten raus!
Als nächstes kommt der Aufsetzpunkt. Dieser war bei mir perfekt eingestellt bzw. nicht verstellt. Sollte dies bei euch aber nötig sein, kann man dies auch bei montiertem Gehäuse, über diese Stellschraube einstellen:
Bevor ihr den Dreher wieder zu macht, solltet ihr noch die Motorachse reinigen und nei fetten. Hierfür einfach die Magnetscheibe mit der Achse nach oben abziehen. Danach das Lager nur mit einem in Feinmechanik Öl getränkten Wattestäbchen ölen. Ich habe gelernt, dass in dem Lager Alkohol oder ähnliches nichts zu suchen hat, da es sich in den Fettaschen absetzt und das danach aufgetragene Öl weiter verflüssigt und man somit letzendlich das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich erreichen wollte Die Motorachse ebenfalls reinigen und mit wenigen Tropfen Feinmechanik Öl benetzen, danach wieder in die Buchse gleiten lassen.
Falls der Dreher nach der Umstellung der Netzspannung noch nicht eingestellt wurde, wird der Motor des Direktantriebs nun zu schnell laufen. So war es bei meinem Gerät. Zum einstellen der korrekten Geschwindigkeit benötigt ihr eine Stroboskobscheibe (bspw. diese hier zum selber drucken: https://www.normcast.de/bilder…_stroboskopscheibe_1a.jpg) und eine 50Hz Glühbrine).
Eingestellt wird die Geschwindigkeit über die beiden regelbaren Widerstände VR1 (45 RPM) und VR2 (33 1/3 RPM). Auf dem Bild sind die Widerstände auf der Motorplatine abgebildet, einstellen müsst ihr diese aber von der Unterseite des Plattenspielers mit einem Schlitzschraubendreher:
Das sind die Arbeiten, die ich an meine Gerät vorgenommen habe.
Ihr solltet noch die Rechtwinkeligkeit eures Tonarms prüfen. So sollte es in etwa aussehen:
Falls das nicht der Fall sein sollte, wird es wohl etwas kniffelig. Da muss dann jemand anderes unterstützen
Danach könnt ihr den Dreher wieder zusammen bauen oder so wie ich einen neuen Anstrich verpassen! Dazu mehr im nächsten Beitrag (wegen der Bilder-Grenze...).
Danke fürs lesen!
Marcel