Dual: Das Unternehmen, der Hersteller, die Marke

  • Wenn man die Masse an Dual-Geräten im Gebrauchtmarkt im Vergleich zu der japanischer Geräte sieht, die in ungleich größeren Stückzahlen verkauft wurden, bleibt Dual hier klar der Sieg im Marathon - und das bei allen Komponenten.

    Das kann man auch anders sehen. Die Käufer von Dual, den hochwertigeren Grundig-Anlagen, von Nordmende, Siemens (!), Saba, Telefunken usw. haben viel Geld für den Erwerb in die Hand genommen, waren damals sicherlich schon konservativere Käufer, für die die Anlage auch ein Prestige-Objekt war, das vielfach außer zum Radio hören zum Abspielen der Heintje-Platte diente. Es blieb bei der einen Anlage.

    Das konnte ich bei uns in der älteren Verwandtschaft sehen. Mein Vater .B. besaß genau einen Plattenspieler - den in der HS33 (1210! Es kann nur einen geben!!! YEAH!), und ein Tonbandgerät (TK248 von Grundig). Mein Patenonkel kaufte sich bei Divi (die Discounter blieben bisher außen vor) eine Rosita-HiFi-Anlage, bei der nur das Radio und der Verstärker benutzt wurden - er hat in seinem Leben wohl keine einzige Kassette in dem Tapedeck abgespielt oder aufgenommen. Diese Anlage wurde entsorgt, als er sie in rascher Folge dreimal erfolglos reparieren lassen hat, und auch durch keine andere Anlage ersetzt. Was war kaputt? Das Radio! Und das wurde nur sonntags zur Untermalung des Sonntagsfrühstücks genutzt, ansonsten musste das Unterbauradio in der Küche herhalten. Ein anderer Onkel von mir hatte das Grundig Studio 2000 - und auch nur das. Er hörte damit auch ausschließlich Radio. Die Lautsprecher waren in der Schrankwand integriert und die Anlage klang grässlich. Ich könnte das jetzt so fortführen.

    Wenn diese Leute ins Altersheim gehen oder sterben, werden die Anlagen entsorgt, ins Sozialkaufhaus gegeben oder die Hinterbliebenen verkaufen es als "ungeprüft", da keine Kassetten oder Platten zum Testen vorhanden (!) sind oder da sie (tatsächlich!) nicht wissen, wie sie die Anlagen in Betrieb nehmen sollen. Von dieser Art Anlagen stehen hier drei, bei zwei davon sind auf der Rückseite Aufkleber vom kleinen Radio- und Fernsehgeschäft...


    Hier mal am Beispiel meiner Siemens 150er-Anlage, gekauft als "als sie zuletzt benutzt wurde, ging sie noch" und "sie wird im Auftrag verkauft, da der Eigentümer die Anlage nicht mit ins Altersheim mitnehmen kann". Dazu gehörten einfachste, sehr kleine 3-Wege-Boxen, markenlos, und eine abenteuerliche Boxenverkabelung mit endlos langen (Strom!-) Kabeln (ich vermute, die Boxen landeten auf dem Wohnzimmerschrank, so dass man sie nicht sehen konnte...). Der Vestärker geht, der Plattenspieler sicherlich schon lange nicht mehr (zerbröselte Riemen), das Tapedeck ist tot, vielleicht geht noch das Radio, das habe ich noch nicht probiert. Die Verkäuferin hilft bei Wohnungsauflösungen, sicherlich gegen Geld, und hatte die Anlage im Bulli transportiert, ohne den Tonarm auf seiner Stütze zu sichern oder die Transportschrauben anzuziehen. Das Rack war auch im Bulli nicht gesichert.


    Auf dem Aufkleber kann man aber sehen, dass die Anlage von einem EP stammt (aus Geldern). Ein bisschen deckt sich das mit Ulis Einschätzung. Übrigens: den Laden bzw. den Nachfolger gibt's noch, aber die Homepage ist gesichtslos.


    Und die Japaner? Die Spitzengeräte sind noch am Markt, z.B. endlose Angebot von Akai-Bandmaschinen, um mal ein Beispiel zu nennen. Die Ramsch-Massen-Ware aus den Großmärkten... selten zu finden, jedenfalls, was die 60er und 70er Jahre betrifft. Ab den 80ern sieht's etwas anders aus. Aber da gab's die deutschen Hersteller großteils schon nicht mehr.

    Liebe Grüße
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Darwin ()

  • „Im Jahr 1978 erschien der (Yamaha) YP-D71 als kleiner Bruder des teuren YP-D8, obschon er diesem in kaum einer Eigenschaft irgendwie nachstand. Ein manueller Plattenspieler mit optoelektronischer Endabschaltung, wobei der Lift hochgefahren wird und der Plattenteller stehen bleibt – jedoch ohne Tonarmrückführung. Das ganze in einem soliden, echtholzfurnierten Holzgehäuse – das musste viele Fans begeistern. Wenn ich mir heute solche Plattenspieler anschaue, kann ich überhaupt nicht verstehen, weshalb sich 1978 noch jemand einen Dual CS-721 gekauft hat. Stellt man die beiden nebeneinander, sieht man, was ich meine…

    Bei einer Recherche bin ich auf diesen Satz eine bekannten HiFi-Händlers und Reparatur Betiebes gestoßen, der es auf den Punkt bringt, was ich meine.

    Und wenn ich

    Mir dann die biederen Racks mit den Knöpfchenfriehöfen dazwischen anschaue, kommt die Erinnerung an damals wieder.

  • Tja, wenn ich mir den Tonarm anschaue, wird mir klar, warum ich denn zu einem Dual CS 704 gegriffen hätte, die billige Auflagekrafteinstellung durch Unbalance, lächerliches Fadenantiskating, ein Totschläger von Tonarm, so wie es aussieht, ohne 1/2" Befestigung. Dafür viel optisches Blendwerk, ich denke, ein CS 630 Q ist besser. Das Gerät hat keinen Rillenfinder wie der 704, keine Armrückführung oder gar Automatik. Yamaha kann Elektronik und Musikinstrumente, aber das Ding würde ich mir nicht hinstellen, zu viel Schein bei primitiven Tonarm.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Ein Punkt fand bisher noch gar keine Beachtung, nämlich der Wandel im Handel zu der Zeit. Dual war immer eine Marke des kleinen Facheinzelhändlers.

    Richtig auch hier gab es einen Wandel. Es kam zu einer Fokussierung auf "Massenmarkt" und High-End-Studio.


    Dual hätte sich eben deshalb spätestens ab Anfang/Mitte der 80er gut überlegen müssen, ob man weiterhin Großhersteller blieben will, dann hätte man sich auf Mediamarkt & Co. konzentrieren müssen, oder eben High-End-Hersteller wird, der ausgewählte Produkte in ausgewählten Studios anbietet.


    In beiden Fällen aber hätte man erst einmal seine Produktlinien reduzieren und "klarziehen" (Plattenspieler) und gleichzeitig zukunftsfähig erweitern (sonstige Produkte) müssen. Ein "weiter so" war jedenfalls die schlechteste und vorne herein zum Scheitern verurteilte Variante.


    Mein persönlicher Eindruck ist, dass die "Unternehmer" im Management fehlten. Dual ist aus und mit Unternehmergeist groß geworden. Dann ergeben sich - wie immer - Veränderungen im Markt und die Kunst besteht auf diese Veränderungen zu reagieren bzw. noch besser zu agieren. Das macht einen Unternehmer aus. Die Reaktion kann auch schlecht enden, weil man die falschen Dinge tut, aber verharren geht jedenfalls schief.

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Timing ist alles - it´s all about the timing.


    Just Listen!

    Einmal editiert, zuletzt von JoDeKo ()

  • Und wenn ich

    Mir dann die biederen Racks mit den Knöpfchenfriehöfen dazwischen anschaue,

    Knöpfchenfriedhöfe!!! Den kannte ich noch nicht... you made my day! ^^

    Liebe Grüße
    Thomas

  • War nicht böse gemeint. Zu meiner Zeit waren die vielen Knöpfe einfach out. Ein „pure direkt“-Knopf reichte mir immer aus.?


    Munter!


    Axel

    audio ergo sum

    2 Mal editiert, zuletzt von awi ()

  • die billige Auflagekrafteinstellung durch Unbalance, lächerliches Fadenantiskating, ein Totschläger von Tonarm, so wie es aussieht, ohne 1/2" Befestigung. Dafür viel optisches Blendwerk,

    Ich habe nach dem Spieler gesucht und direkt der erste Treffer führte zu der zitierten Seite oben:

    http://www.good-old-hifi.de/ya…ervoller-dreher-von-1978/


    Ich kann deine Meinung nicht ganz teilen, obwohl ich kein Fan von Yamaha-Plattenspielern bin. Ganz im Gegenteil erinnert mich die Beschreibung in vielen Details an das Lastenheft des CS5000 - nur dass der fast 10 Jahre später auf den Markt kam! Daher halte ich diese Spieler für einen Vergleich geeigneter. Beiden gemeinsam ist der massive Block am Tonarmlager, der proprietäre Tonabnehmer des Yamaha ist allerdings zunächst mal genauso blöd wie die Dual-Klick-Systeme, bzw. genauso genial, je nachdem, wie man's nimmt. Man kann ja bei beiden andere Tonabnehmer verwenden. Der Yamaha hat allerdings einen quarzgeregelten Direktantrieb, der 5000er nicht. Das alleine sagt aber weder etwas über die Qualität noch den Klang aus. Wertig sind beide - ja, und auch der Tonarm ist wertig beim Yamaha ausgeführt, auch wenn die dahinter stehende Philosophie eine andere ist. Ich mag die Faden-Antiskating-Einstellungen auch nicht - sie funktionieren aber genauso gut und werden bis heute so gebaut, auch bei hochpreisigen Plattenspielern.


    Kurzum: eigentlich auch nicht mein Fall, nur technisch auf keinen Fall schlecht - jedenfalls könnte ich auf den ersten Blick nichts ausfindig machen, was Kritik rechtfertigt. Die Ästhetik wäre es bei mir, die dafür sorgen würde, dass ich das Gerät nicht aufstellen würde. Allerdings, wäre die Zarge in schwarz...?

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Naja, das Faden-Antiskating funktioniert nur so ungefähr, da man die Einstellung nicht stufenlos machen kann.


    Und durch die Einstellung der Auflagekraft per Gewicht ist das Gerät auch noch lageabhängig, weshalb man es per Libellenwaage ins "Wasser" stellen muß.

    Das ist einem Dual egal.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Die Manager, die die Marke Dual in der Hand hatten, saßen ab 1987 bei Schneider. Die waren recht fleißig. Siehe "Audiophile Concept" und "Studio Concept" und Trikotwerbung bei FC Schalke 04. Aber man sah ja langfristig, dass sie sich nicht selbst retten konnten, trotz ein paar ambitionierten Ideen. Zum Beispiel : Laser TV. Fehlte ihnen die finanzielle Ausdauer? Oder die Weitsicht?


    Thomson zuvor hatte immer weniger Lust auf den Hifi-Markt und verkaufte dann an Schneider. Bei Telefunken, dem letzten Hersteller im Thomson-Konzern, der noch Hifi im Angebot hatte, dümpelte das Hifi-Programm die letzten Jahre, trotz RDS- und DSR-Tuner, dem leisen Ende um 1993 entgegen. Die Geräte hatten in den letzten Jahre eine deutsche Beschriftung. Man war im deutschsprachigen Fach-handel(neben Deutschland, vielleicht noch in der Schweiz und Österreich?), neben den Japanern vorhanden, aber mäßig erfolgreich.


    In der breiten Masse bzw bei den Einzelkomponenten und Komplettanlagen, der mittleren Preislagen hatten Sony, Technics, Pioneer und Co, den Markt für sich gewonnen.


    Bei den Plattenspielern wurden Rega und Project ab 1990 die neuen Lieblinge der kleinen Hifi-Studios.

    Plattenspieler: Dual CS 503-2, 601, 1218(CS 32), CS 1228, Saba PSP 400.
    Und Sonstiges von AKG, Beyerdynamic, Dual, Fine Arts by Grundig, Marantz, MB Quart, Saba, Telefunken.

    Einmal editiert, zuletzt von Blechdackel ()

  • Guten Morgen,

    heute gibt's im Südkurier einen Artikel über den Konkurs mit Bildern. Der komplette Artikel leider nur in der bezahlten Version :rolleyes:.

    Einen schönen Tag,

    Stephan

    Viele Grüße, Stephan







    Dual 481 A und andere/anderes :D



  • Oh, interessant. Warum ist das aktuell ein Thema?

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Timing ist alles - it´s all about the timing.


    Just Listen!

  • Der Südkurier bittet alle Leser Fotos aus den1980 zu schicken für die Serie: "Gedächtnis in der Region" ;)

    Viele Grüße, Stephan







    Dual 481 A und andere/anderes :D



  • Hallo,


    Das "Eröffnungsfoto" wurde wohl nicht kurz vor Eröffnung des Konkursverfahrens geschossen

    https://static4.suedkurier.de/…966x593_1vcFTv_5Cih9y.jpg


    Es würde mich wundern wenn die Steidingers kurz vor der Pleite noch ne Partie 1229 gefertigt hätten...


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • ... im Artikel steht, es sei von 1980 aus der Produktion (kann beim 1229 nicht passen) ;)

    Viele Grüße, Stephan







    Dual 481 A und andere/anderes :D



  • Ja, so hatte ich die Anmerkung auch verstanden.

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Timing ist alles - it´s all about the timing.


    Just Listen!

  • Hallo,


    jo, zu der Zeit gab es ja auch noch Wechsler von Dual auf großem Chassis, der 1268 - allerdings ULM, Plastikgehäuse und nix mehr mit VTA-Verstellung.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Als alter Dualer würde Ich sagen das Foto 1229 wurde im Werk 5 gemacht, da wurden die grosssen Chassis seinerzeit an sehr langen Bändern von den Damen montiert


    Gruß Eugen

  • Hallo,


    ich setze mal kommentarlos ein paar Seiten der GFK Handelsforschung vom Juli 1981 (dank an Wolfgang Epting!) in den Thread. Die GFK brachte auch für die Braune Ware (Unterhaltungselektronik) in diesen Berichtszeitraum einen 6cm dicken Ordner heraus, in dem für alle Unterhaltungselektronikprodukte Statistiken geführt wurden. Nach Warengruppe, Absatzmengen, Markanteile, Regionen, Groß- Einzelhandel oder Warenhäuser bis hinunter zu einzelnen Aufsplittungen nach Gerätetypen:


    Ich habe die nachfolgenden Listen ohne Anspruch auf Vollständigkeit vor allem aber ohne feste Zusammenhänge ausgewählt:



    Gruß

    Norbert

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