Friktionsfläche am Haupthebel - wie war es ab Werk?

  • Hallo in die Runde!


    Ich hätte mal eine Frage: Hier liest man immer wieder, dass die Fläche am Haupthebel, die Kontakt zum Steuerpimpel hat, absolut fettfrei sein muss.


    Wenn ich Geräte restauriere, finde ich jedoch stets eine fettige Masse auf der Haupthebel-Fläche vor, auf der die Reste des zerbröselten Steuerpimpels kleben.


    Weiß jemand gesichert, ob bei Dual ab Werk diese Friktions-Fläche wirklich fettfrei war? Ich gehe vielmehr davon aus, dass die Fläche ganz dünn gefettet sein muss; so mache ich es auch immer bei meinen Restaurationen. Funktioniert auch immer einwandfrei und dürfte zu einem wesentlich geringeren Verschleiß beim Steuerpimpel führen.


    Mich interessiert jetzt keine philosophische Debatte darüber, wie ihr es macht und was ihr besser findet, sondern ich würde lieber eine gesicherte Information dazu haben, wie es Dual ab Werk gemacht hat. Gibt es dazu irgendwo Hinweise in den Service-Unterlagen von Dual oder sonstwo? Ich habe nichts gefunden.


    Viele Grüße!
    Michael

    Viele Grüße!

    Michael


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  • Hallo Michael,

    Weiß jemand gesichert, ob bei Dual ab Werk diese Friktions-Fläche wirklich fettfrei war?

    Dual hat bei keinem mir bekannten Modell Fett/öl usw. auf die Friktionsfläche aufgetragen. Exemplarisch hier die original Dual SA-Schmierpunkte des 1218.


    Am z.B. 1219 sieht es fast(!) so aus, als käme da 10W/30 hin. Allerdings ist an dieser Stelle der Bereich hinter der Friktionsfläche des Haupthebels gemeint, an dem bewegliche Teile aufeinandertreffen.


    Da sich ja bekanntlich an diversen Stellen Fette und Öle unterhalb der Platine befinden, ist es wohl erhöhter Temperatur usw. geschuldet, dass diese sich auch "auf die Reise" begeben, z.B. in Richtung Friktionsfläche oder Zargenboden. Die Friktionsfläche zeigt zudem Richtung Platine, kann somit ideal Schmierstoffe aufnehmen.


    Gruß


    Matthias

  • Moin,



    Informationen über das Fetten oder Nichtfetten der Reibfläche habe ich nicht.
    Nach Allem was ich jedoch über Kunststoffe weiß, gehe ich davon aus, dass das
    Material aus einem bestimmtem Gemisch ist. Das wird erhitzt angerührt und
    dann in eine Form gepresst. Um den Pimpeln zu einem gewissen Grip zu verhelfen,
    ist da in irgendeiner Weise mindestens ein Weichmacher drin enthalten. Funktiert
    eine gewisse Zeitlang recht gut, nur die Haupt-Moleküle neigen dazu, sich
    mit Ihresgleichen wieder zusammen zu tun. Die anderen Möleküle werden sozusagen
    verdrängt. Die finden sich dann auf der Reibfläche wieder, als klebrige Masse. Der
    Zusammenhalt der festeren Bestandteile ist jedoch seinerseits nicht besonders hoch,
    so dass diese durch mechanische Belastungen zerbröseln. Das sind dann die Krümel,
    die sich an der Pimpelaufnahme und an der Reibfläche finden.
    Zusätzlich kriechen Fette und Öle oder deren Bestandteile aus der Nähe an verbundene
    Flächen. In dem Fall zu der Reibfläche. Diese Schmierstoffe bestehen auch nur aus
    einem Gemisch und nicht aus einer "reinen" Masse.
    Das ist jetzt stark vereinfacht dargestellt, aber lässt eigentlich nur Rückschlüsse auf
    das Nichtverwenden von Schmierstoffen auf den Reibflächen zu.
    Zusätzlich deutet es auch daraufhin, dass die Reibflächen angerauht sind. Warum
    macht man eine Fläche rauh und verhilft ihr im Gegenzug dazu durch Fett zu
    mehr Gleitvermögen? Das ist unlogisch und wird auch seinerzeit bestimmt nicht so
    gehandhabt worden sein.



    LG, Micha

  • Hi !


    Eine einfache Überlegung hilft da weiter: die Metallhaupthebel hatten glatte Flächen, auf denen der Pimpel sowieso recht wenig Grip hat. Die "anderen Teile" - namentlich die Liftschiene - waren auch aus Metall und dazwischen mußte ein Schmier rein.


    Die Kunststoff-Haupthebel hatten im Bereich des Pimpels extra Noppen, damit sie mehr Grip produzieren konnten.
    Da wäre ein Schmier eher kontraproduktiv.


    (Ich will jetzt keine dreckigen Sprüche über Plastik mit Noppen und Gleitcreme lesen, okay ?)


    Trotzdem gibt es am Haupthebel wieder einen Bereich, auf dem die Liftschiene aufsetzt. Bei den meisten Modellen hat die Liftschiene dort eine eingeprägte Delle (gab's neulich einen Thread drüber), der die Kontaktfläche verkleinert und von einer flächigen Reibung mit mehr Kraftaufwand gegen eine punktförmige reduziert. Auch dort ist ein Klecks Schmier angesagt, weil zwei Materialien ohne weiteres nicht trocken aufeinander reiben sollten.


    Leider weiß das dumme Fett nicht, daß es gefälligst an einer Stelle bleiben soll und wandert in der Gegend herum.


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Dass sich in den Schmierplänen keine Hinweise zu meiner Frage finden, ist mir bekannt, daher wollte ich mal das Expertenwissen des Boards zu Rate ziehen.

    Doch, natürlich finden sich da Hinweise. Nämlich exakt die, die Dual in seinen offiziellen Serviceanleitungen vorgegeben hat.


    Geschmiert wird da, wo Dual es vorgegeben hat, siehe die Links zu z.B. 1218 und 1219. Nicht geschmiert wird an allen anderen Stellen.


    Gruß


    Matthias

  • Hallo,


    der Kunststoff für den Haupthebel ist jedoch kein PVC, daher sind Weichmacher unwahrscheinlich, eher tatsächlich das Wandern von Fetten und Ölen.
    Ich hatte in den 70ern einmal einen damals nagelneuen 1237 aus dem Häuschen, da war der Haupthebel trocken wie die Wüste Gobi....


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Danke für die vielen Deutungen, wie der alte Schmier auf die Friktionsfläche kommt. Schauen wir mal, wer sich sonst noch zu Wort meldet.

    Viele Grüße!

    Michael


    3 Mal editiert, zuletzt von vinylonline ()

  • Einfach mal einen neuen Dual 4xx kaufen und rein schauen. :D
    Dann weiß man, wie es ab Werk ist und zudem ohne Alterungseffekte.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • der Kunststoff für den Haupthebel ist jedoch kein PVC, daher sind Weichmacher unwahrscheinlich

    Es geht um die Kunststoffmischung vom Pimpel. Der Haupthebel ist aus einem
    einzigen Kunststoff.



    LG, Micha

  • Hallo,


    der original-Pimpel ist aus Elastomer, da können tatsächlich Weichmacher drin sein ;)


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
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    (Tucholsky)

  • Zitat:
    "TPE haben viele weichgemachte Thermoplaste weitgehend verdrängt, beispielsweise weichgemachtes Polyamid. Bei weichgemachten Thermoplasten blutet der Weichmacher, der nur beigemischt, aber nicht in das Polymer eingebunden ist, mit der Zeit aus, verliert dabei erstens zunehmend seine Wirkung und bildet zweitens eine schmierige Schicht auf der Oberfläche, die beispielsweise Verklebungen oder Drucke verhindert und sogar ursprünglich gut haftende Verklebungen wieder löst. Ein heute noch wichtiger Kunststoff, dessen elastische Eigenschaften auf Weichmachern beruht, ist Weich-PVC. Derartige Effekte treten bei TPE nicht auf. Die elastomeren Eigenschaften sind dauerhaft."


    Quelle:
    https://www.plasma.com/plasmat…lastische-elastomere-tpe/

  • Hallo,


    Polyamid für den Haupthebel wäre aber eher kontraproduktiv, da dieses Material von Natur aus sehr gute Gleiteigenschaften hat.


    Selbst bei Folien (oder z.B. Damenstrümpfen - Nylon ist ein Polyamid) wird kein Weichmacher beigefügt. Ich liefer viel davon in Form von LDPE/PA/LDPE-Folie als Weichmachersperre an Lebensmittelherstellern....


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Soviel ich weiß sind die originalen Pimpel aus POM. Sagt Rainer (speedy).

    Ersatz-Steuerpimpel Anfragen bitte per PN

  • Ich bin immer noch beim Pimpel.

    Sorry, war ich im falschen Film.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Das Material kann man ermitteln, indem man es verbrennt.


    Also Reste von zerbröselten Pimpeln mal in eine Flamme werfen.


    POM erzeugt ein knisterndes Geräusch, rußt schwach und bildet Tropfen, wenn es verbrennt.
    Die Flamme ist transparent bis hellblau, es riecht stechend.
    Wenn man die Flammquelle entfernt, brennt es weiter.
    Als Rückstand bleibt Kohle übrig.


    Jeder Kunststoff kann anhand der Brennprobe rel. gut bestimmt werden.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Ich gehe davon aus, daß der Schmier von Pimpel selbst kommt. Ich kenne solche Erscheinungen von Schaumstoffkaschierungen an Türverkleidungen und am Fahrzeughimmel. Der Schaumstoff wandelt sich mit der Zeit zu einer schmierigen, braunen Masse. Der Stoffbezug, der durch den Schaumstoff mit dem Trägermaterial aus Kunststoff oder Pappe verbunden ist, fällt dann ab und wirft Falten. Unter Autoschrauber heißt es dann immer, das Zeug werde wieder zu Erdöl.


    Gruß Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

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