Folks,
nachdem irgendwann mit dem unvermeidlichen Ende des CS505-4 zu rechnen ist, bleiben noch die CS455-1 Ableger aus der „golden Era“ der 1980-1990er übrig. Ich hatte mich daher die Tage ein wenig mit dem Chassis beschäftigt, da ich immer wieder mal aus dem Bekanntenkreis nach Plattenspielerempfehlungen gefragt werde.
Mein erster Kontakt mit diesem Typbestand kurz nach dessen Einführung mit dem CS630Q und einem CS530, den ich einer Bekannten empfahl. Von der Plastikkonsole, und meinem CS627Q stark enttäuscht war ich selbst mit Dual „fertig“. Der absolute Tiefpunkt sah ich in einem CS511 eines anderen Bekannten. Seltsam, für mich damals nicht nachvollziehbar, war z.B. der CS610Q – ein LM-Arm mit einem DD-Antrieb.
Inzwischen haben sich das ehemalige „Mauerblümchen“ gewandelt. Ich denke, so verstehe ich das, ist der heutige 455-1-Typ als CS450 entstanden, indem anstelle des unsäglichen Plastikchassis, ein Spieler mit einer Holzkonsole entstand.
Rein von den technischen Daten her sind die 6xx und die 5xx der Thompsonära nicht schlecht. Der heutige CS455-1 ist besser in Rumpel und Gleichlauf als die frühen 5xx ab Mitte der 1970er Jahre. Auch sind die 455-1 Ableger mit die letztverbliebenen Vollautomaten (für den der es braucht fast die einzig vernünftige Alternative).
Leider, wie bei Fehrenbacher in den letzten Jahren zu beobachten, ist eine Entfeinerung eingetreten. So z.B. am Teller, Filz- statt Gummimatte oder die einfache Ausstattung an Tonabnehmern. Erstaunlich einfach gestickt sind ist der Plastiklifthebel am CS455-1 gegen einen offenkundig besseren am 455-1 Gold.
Immerhin versucht Fehrenbacher mit den „Luxusmodellen“ CS 455-1M oder dem CS460 aus dem Grundzutaten einen Spieler im hochwertigem Kleid zu zaubern. Rein klangtechnisch würde ich davon nur bedingt eine Verbesserung erwarten; wohl aber bei besseren Tonabnehmern. Ob die „Anfassqualität“ den deftigen Mehrpreis rechtfertigt muss jeder Käufer selbst wissen.
Erstaunlich auch dass der CS 455-1, genauer das innere Blechchassis, in so mannigfaltigem Variantenreichtum im den Dualprogrammen, aber auch bei anderen, wie Thorens, Marantz, Blaupunkte, auftauchte und auftaucht, spricht für ein durchdachtes Konzept was damals auf Kiel gelegt wurde. Bei aller Kritik an dem Laufwerk – ich gehöre nun eher zu den Skeptikern – muss man das allerdings anerkennen.
Soweit der Vorrede, den ich würde gerne den 455er in „Epochen“, „Klassen“, „Ersatzeile“ und einer kleinen „Würdigung“ aufteilen.
A. Epochen
- Die Thompsonzeit bis zur Schneiderzeit
- Schneiderzeit
- Fehrenbacherzeit
Das Chassis wurde von CS630Q bis CS511 eingeführt. Ausführungen Voll- und Halbautomaten. Chassis Plastik. Einfacher Blechteller mit Gummimatte.
Mit dem CS2235Q wird der letzte „große“ DD vertrieben. Neben Farbanpassung minimale Bediensungsänderung.
Es entstehen noch Modelle wie der CS545, deren Teller an die frühen Teller des 1249 und 510 erinnern. Die Konsole ist immer noch aus Plastik, aber der Teller änderte sich.
Es kommt zur Einführung des reinen Endabschalters CS503 der als CS503-2 seine technische Spitze erreicht. Materialanmutung der Holzkonsole ist deutlich hochwertiger als zuvor. Hier taucht z.B. der Tellertyp auf, der sich wohl bis heute – bis auf den Massering- bis zum CS455-1 / Thorens TD190 durchzieht.
In der Schneiderzeit entstehen die ersten Holzkonsolenvarianten, wie der CS450, die sich bis heute erhalten haben. Wenn ich es richtig sehe, ist der CS455 der CS450 zusätzlich mit 78 UPM. Die Teller des CS455 ähneln denen des CS503.
Lange dümpelt das Chassis (insb. unter Scheider seit dem CS450) vor sich hin. Fehrenbacher hat allerdings eine überraschend breite Variante von Minispielern (wie den CS440) mit schmaler Baubreite im Programm. Die Kombinationsmöglichkeiten von LM und „ULM-Tonarm“, Voll- und Halbautomatik, Chassisbaubreiten macht es möglich. Allen gemein ist eine Holzkonsole. Teller gibt es wohl zwei oder drei: Wieder den der vom 503 abstammt, einen einfachen Teller für den 435-1. Da ich keinen 440 bisher hatte (noch einen 455), nehme ich an, der Teller ist im Durchmesser kleiner.
Fehrenbacher hält Voll- und Halbautomaten. Erstaunlicherweise liefert er aber für Thorens mit dem TD235 wieder einen Endabschalter, der sogar mit optoelektronischer Abschaltung kombiniert wird.
Spitzenmodell wird der CS455-1M mit hochwertiger Holzkonsole und wohl noch „dem Standardteller“ aus Zeiten des CS503. Der CS455-1M ist dem Thorens TD240 sehr ähnlich. Preislich schießt der Thorens über den Dual; dafür hat der TD240 ein 7“/12“ Umschaltung, die man auch bei den frühen Chassis wie dem CS630Q fand.
Nun kommt ein neues Modell: Der CS460. Dessen Sandwichteller taucht auf den neuen Spitzenmodellen CS600 und 550 auf.
B. Klassen
- DD-Modelle 6xx und 22xx
- 5er-Spitzenmodelle Beltdrive 5x0 und 503
- 4er-Spitzenmodelle Beltdrive 45x und 460
- Die „neuen“ Spitzenmodell Beltdrive 550 und 600.
Spitzenklasse waren die CS630Q/620Q und CS2235Q/2225Q mit „ULM-Arm “ und DD-Antrieb. Chassis ermöglichte 7“/12“-Umschaltung und bei den Großen eine Pitchregelung. Leider nur Plastikkonsole. Ich würde vermuten das kein Teller eines Beltdrive passt. Die Gummimatten verspröden offenbar – das lässt sich sicherlich mit einer Filzmatte heilen.
Da sehe ich den CS530, durch Pitch und 7“/12“-Umschaltung und den 503(-2). Der 503-2 hat einen besser entkoppelten Motor. Ich bin nicht sicher, ob die Teller des heutigen CS435-1 und dessen Matte 1:1 auf den CS530 passen. Ich nehme aber an, das der Teller des 503 mit denen des 455-1 tauschbar ist.
Das wären der CS450 (wohl noch mit schwerem Teller) und der CS455-1, sowie der CS 455-1M und der CS460. Auf diesen Varianten sind die Thorensableger TD190 und TD240 entstanden. Allen gemein ist die Vollautomatik und der „ULM-Tonarm“. Bis auf den CS460 würde ich annehmen, das die Teller untereinander tauschbar sind.
CS455-1M und CS460 setzen sich durch hochwertige Konsolen preislich deutlich von ihren Grundmodellen ab.
Als rein manuelles Laufwerk stellte Fehrenbacher diese neuen Modelle vor. Alle haben wohl den Sandwichteller des CS460. Inwieweit das alte Chassis teilweise verbaut ist, kann ich mangels Servicemanual nicht sehen. Der Tonarm ähnelt dem des CS5000/750-(1).
C. Die interessante Frage der (Gebraucht- und Neu) Ersatzteile
Zieht man z.B. einen teildefekten CS450 lässt sich eventuell mit einem „Wrack“ eines CS511 der wieder hinbekommen, falls der Motor tauschbar ist. Fehlt ein Teller eines CS503 könnte man ggf. einen Teller eines 450 nehmen.
Hier bin ich noch nicht ganz durchgestiegen. So wie ich das sehe wurden über die Zeit verschiedene DC-Motoren einführt. Ebenso Teller und Matten.Die DC-Motoren lassen sich anhand der Servicemanuale auflisten (bei Zeit poste ich das nach). Auch habe ich noch kein Augenmerk auf die Steckernetzteile gelegt. Bei den Tellern habe ich eine Vermutung, die ich oben beschrieben habe. Sicher bin ich mir allerdings nicht.
Eventuell lohnt ein Faden – oder das nachposten – welche Teile ( Motor, Steckernetzteile, Teller, Chassisinnenteile, Hebel usw.) untereinander kompatibel sind.
Leider habe ich nich einen einzigen dieser Spieler zu Hause gehabt. Angesichts der sehr hohen Modellvielfalt werde ich daher leider nicht allzuviel beitragen können.
D. „Würdigung“ bzw. Fazit
Vorneweg: Besonders überzeugt hat mich dieses Chassis nie. Einen 505-x oder und viele andere Dual oder Fremdmarken würde ich vorziehen.
Dennoch haben die Entwickler sehr gute Arbeit geleistet: Das Chassis ist sehr flexibel und gestattete Beltdrive und DD-Varianten, Voll- und Halbautomaten und reine Endabschalter. Es ermöglicht Spieler mit 44cm Standbaubreite und weniger. Die Kombination von LM- und „ULM-Tonarmen“ ermöglicht einen hohen Variantenreichtum. Ein einfachster LM Tonarm ohne Gewichtsbalancierung wurde als absolutes Budgetvariante im untersten Segment nachgeschoben. Der „ULM-Tonarm“ dürfte in der heutigen Klasse für sein Geld nach wie vor herausragend sein.
Die technischen Daten sind ohne Fehl und Tadel, insbesondere beim DD. Der Beltdrive hinterlässt einen gespalten Eindruck: Technisch mindestens so gut oder besser wie die frühen 5xx-er Modelle der 1970er Jahre, schlechter als gute Beltrive der späteren Jahre oder Konkurrenzmodelle, jedoch unter dem Strich angemessen gut und gemessen an heutigen Konkurrenzmodelle sehr gut.
Grauslich die frühen Plastikkonsolen. Schade dass es einen CS630Q nicht im schicken Kleid des CS455-1M/ 460 gab. Erstaunliche der CS503 und TD235 als eine Art „audiophiles Juwel“ der „kleinen“ Klasse.
E. „Kaufempfehlungen“
Wenn man sich in den Foren und in den eCommerce-Plattformen umsieht, werden kaum CS455-1 Chassis oder deren Ableger bzw. anderer Marken kaum angeboten.
Wer über das Plastikchassis hinwegsehen kann werden viele mit ein einem störungsfrei arbeitenden DD-Ableger ihren Spaß haben.
Somit:
CS630Q,
620Q,
2235Q und
2225Q.
Bei den Riemenangetrieben sehe ich
CS530,
520,
503,
450,
455(-1), (-1M) und
460
Bei den „Konkurrenten“ wäre der Thorens TD190 (-1),( -2), TD 240(-1),( -2) und TD235 zu nennen. Bei den anderen Sekundärmarken, wie Marantz und Blaupunkt, habe ich noch keine Modelle herausgesucht.
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So, das war ein langer Faden. Länger gedacht als ich ursprünglich. Ich wollte ein wenig die Infos zum 455-1 zu ordnen und zusammenzustellen. Das lässt sich sicherlich kompakter und übersichtlicher fassen. Da ich jedoch immer wieder mal aus dem Bekanntenkreis nach Plattenspielerempfehlungen gefragt werde, komme ich um dieses Modell nicht drum herum. Einiges trage ich mit der Zeit noch nach, soweit es mir möglich ist, so z.B. eine Übersicht der untereinander tauschbaren Teilen.
Wer mag kann ja auch was nachtragen.
Gruß
Wolfgang