Hallo,
ich denke bei der Diskussion werden 2 Dinge vermischt.
1) Der Nachbau des Kunststoffteils vom Federhaus:
Hier kann man sagen, wenn es eine maßliche 1:1 Kopie ist, wirds wohl passen. Bei der Materialwahl PEEK ist man ebenso auf der sicheren Seite. Dieses Material ist extrem zäh und wird vermutlich keine Spannungsrisse mehr bekommen.
Soweit so gut .
2) Die fertige Baugruppe Federhaus:
Ein komplettes Federhaus besteht aus dem Kunststoffteil, einer Spiralfeder und dem Einpressteil mit Lager. Hier ist durchaus etwas Hintergrundwissen nötig, um keine Fehler zu machen. Es gibt einige Varianten von Einpressteilen und Federn. Sodass man bei der Montage der Baugruppe größere Fehler machen kann.
Solange man eine reine Reparatur eines defekten Federhauses durchführt, also das Einpressteil und seine Lage im alten Federhaus kennt und auch die alte Spiralfeder wiederverwendet, ist es noch relativ einfach. Man kann die Einpressposition (Winkelposition) vom alten Federhaus auf das neue Federhaus übertragen, das Einpressteil entsprechend lagerichtig einpressen und die Feder wieder in neue Federhaus einhängen, fertig. Hier dürfte für die meisten die Geschichte erledigt sein .
Aber Achtung, kennt man jedoch die alte Einpressposition nicht mehr, oder hat irgendwelche Einpress-Lager-Teile oder Spiralfedern aus dem Ersatzteilfundus, muss man aufpassen. Es gibt schon mal 2 Varianten des Lagerteiles, die verschiedenen Plattenspielermodellen zuzuordnen sind. Sie haben entweder Lager mit 4 Kugeln oder Lager mit 5 Kugeln. Bei den Federn gibt es Varianten und erhebliche Fertigungsschwankungen. Letztere wurden mit der Einpressposition des Lagerteiles kompensiert. Die Einpressposition des Lagerteiles muss so gewählt werden, dass das fertige Federhaus, im eingebauten Zustand, bei Auflagekraftskala = 0 und waagerechter Tonarmposition, kein Drehmoment auf die horizontale Tonarmlagerachse ausübt. Anders ausgedrückt, der innere Haken der Spiralfeder muss in der korrekten Winkelposition zur abgeflachten Fläche vom Lagerteil stehen. Das ist essenziell für das Feature „masselose Auflagekraft“ .
Die Überprüfung mit einer Tonarmwaage, ob die Auflagekraftskala der realen Auflagekraft entspricht, hilft zur Überprüfung des Federhauses leider nicht . Denn eine etwas vorgespannte Feder eines falsch montierten Federhauses, wird beim Ausbalancieren des Tonarmes einfach wegkompensiert. Bei einer solchen Einbausituation liegt aber der Masseschwerpunkt des Tonarmes nicht mehr auf der horizontalen Tonarmlagerachse. D.h. das Feature „masselose Auflagekraft“ ist nicht mehr erfüllt. Wenn man es hier nicht genau nimmt, könnte man gleich die Auflagekraft durch Verschieben des Gegengewichtes erzeugen. Was ja bei ganz vielen Herstellen ohnehin so gemacht wird und durchaus gut funktioniert . Aber wir sind hier ja bei Dual .
Gruß Alfred
P.S. Warum ich bei dem Thema so penibel bin?
Weil ich gerade an einem neuen Dual-Tonarm mit masseloser Auflagekraft dran bin und gerade mal wieder „Reverse Engineering“ betreibe. Dabei muss ich, wie schon so oft, feststellen, dass die damaligen Entwickler bei Dual richtig was auf dem Kasten hatten .