Dual DTJ 301.1 USB

  • Er "schwamm" für 10€ in der kleinen Bucht, angeblich sollte der Vorverstärker defekt sein, egal, eine so günstige Gelegenheit so einen China-Dual einmal selbst in dei Hände zu bekommen und sich selbst ein Bild zu machen, das ergibt sich sehr selten. Also bin ich zweimal eine Dreiviertelstunde gefahren und habe das Ding von einer netten jungen Frau abgeholt. Auf dem Plattenteller unter der Haube noch diverse Anschlußleitungen, einmal die USB-Leitung, die zum Dreher gehören könnte, dann noch eine neuwertige HDMI-Leitung (die kostet schon mehr als 10€) und eine dreifach RCA-Cinch-Leitung, normalerweise zum Anschluß von Videokomponenten. Also, ab nach Hause und erst einmal den groben Dreck entfernt.


    So sieht der nun aus.


    Bei abgenommenen Plattenteller erkennt man erste Spuren einer sehr durchdachten, rationellen Fertigung von mehreren Typen mit verschiedener Technik. Man beachte die Aussparungen, in der ein Riemen laufen könnte, auch der Platz für den Antriebsmotor ist erkennbar.


    Auch der Plattenteller ist flexibel einsetzbar, man erkennt eine Lauffläche für einen Riemenantrieb, genial gemacht. Der Plattenteller selbst ist sehr leicht und sehr leicht zum Klingeln anzuregen, ich denke ich werde mal im Inneren Bereich der Riemenlauffläche nach Fehrenbacher-Art ein Stromkabel einkleben.


    Was mir gleich mißfiel ist die sehr kleine und kontrastarme Beschriftung der Antiskatingeinrichtung


    weiter gehts....


    Der Dreher steht vier soliden, in der Höhe einstellbaren und gedämpften Füßen, die am Bodendeckel eingeschraubt sind.


    Offenbar wird dieselbe Bodenplatte für verschiedene Plattenspielermodelle eingesetzt, auch hier superrationale Fertigung, da kann sich die deutsche Industrie, z.B. auch im Autobau mit Spezialteile für jedes einzelne Modell mal Anschauungsunterricht nehmen. Hinter den Bohrungen verbirgt sich beim DTJ 301.1 keine Einstellmöglichkeit, wie man im folgenden Beitrag des Innenlebens denn auch erkennen kann.


    Also, hier wären die Einstellmöglichkeiten für den Riementriebler für 33, 45 und 78 U/min zu finden, nicht wie bei Fehrenbacher, wo man den Dreher öffenen muß und mit falschem Werkzeug durch Kurzschluß den Motor zerstören kann.


    Für verschiedene Direct Drive Modelle sind hier


    ... und hier Einstellschrauben bei den entsprechenden Plattenspielern zu finden.


    Weiter geht es zum wohl spannendsten Teil, dem Innenleben...

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

    Einmal editiert, zuletzt von Deichgraf63 () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Deichgraf63 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hier ist erst einmal ein Gesamtüberblick. Das sieht verworren aus, ist aber clever gemacht. Es gibt sogar einen echten Netzschalter, wenn ich das richtig sehe. Man beachte die drei Elkos, die auf der Motorplatine zueinandergeneigt einen Leitungshalter bilden und - auf die Idee muß man erst mal kommen - den Halbleiter, der die Motorabdeckung als Kühlkörper nutzt und der mit einem Flachstecker direkt auf die Kontakte angeschlossen ist! Eine geniale Idee, da muß man im Servicefall nicht einmal löten.


    So sieht dann der Direct-Drive Motor von außen aus, macht schon etwas her.


    Wie er aufgebaut ist, folgt sogleich im nächsten Beitrag...

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

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  • So, da liegt er vor uns, wir erkennen vier eisenlose Flachspulen, die offenbar, man erkennt es an den Farben der Spulendrähte und den Anschlüssen, bifilar gewickelt sind. Links, schräg angeordnet kann man die beiden Hall-Sensoren für die Kommutierung erkenne, meanderförmig auf der Platine die Rückschlußspule. Der Ringmagnet ist solide, einen für mich erstaunlich wertigen Eindruck macht für mich das Tellerlager. Wenn ich da an den Plünnkram bei einem Telefunken-DD denke, wo das Lager vermutlich schon ein etwas zu gefühlloses Hinstellen des Drehers mit aufliegendem Teller nicht übersteht. Wenn auch vieles bei dem "Chinabomber" billig aussieht, vor allem das Plastikgehäuse, das Lager sieht gut aus. Meine Güte, warum nimmt Fehrenbacher nicht so einen Motor für den CS 600? So ein kompletter China-Dreher ist teilweise für knapp 90€ zu haben, da dürfte der Motor nicht die Welt kosten. Warum können die das und Fehrenbacher nicht und was ist an einem Brinkmann oder Langer denn nun soviel besser in Sachen Antrieb? Ok, die Spulen hätte man im 22,5°-Winkel anordnen müssen, aber das steigert nicht die Kosten. Dieser DD hat mich positiv überrascht, Alfred hatte bei so einem Ding auch einen Gleichlauf von +/- 0,07% gemessen - und dann schaue man sich mal an, was all die hochgelobten Project, Rega usw. abliefern, von Kilo-€ teuren High End Geräte, die nicht einmal die Drehzahl halten können ganz zu schweigen. Wenn ich das sehe,bereue ich schon fast, vor ein paar Monaten ein CS 750-Gehäuse samt Haube und Tonarm im Board verkauft zu haben. Den Motor in das Ding einsetzen, daß die Endabschaltung nicht mehr ging, wäre egal und man hätte einen genialen manuellen Direct Drive in einer schönen Konsole gehabt.


    So mancher wird sich fragen, ob das Ding einen Knallfrosch hat, sonst wird er nicht als echter Dual anerkannt, ok, wer will kann ihn ja gegen einen alten Rifa austauschen und der Dinge harren, die da kommen...


    so, noch ein letztes Beispiel von genial einfach. Man betrachte mal die Antiskatingeinrichtung. Das ist einfach eine "unrunde Achse", an der die lange Feder anliegt.


    Soweit man ein näherer Blick auf den Dreher, nein, über den Klang schreibe ich hier nichts, er kann natürlich nicht mit dem CS 750-1 und dem DMS 750 mit Nadel 30 mithalten, das verhindert schon der sehr mittenbetonte AT-Tonabnehmer, aber wenn man dem Dreher einen der neuen AT-TA verpassen würde, geht da sicher mehr. Nur kostet der dann mehr als der ganze Dreher neu.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
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  • Wow, danke Uli! Das sind super Fotos und danke auch für die Mühe, die Fotos so detailliert zu beschreiben. Warum Dual-Fehrenbacher den DD nicht wieder aufleben lässt ist mir auch schleierhaft. Die Platine der 455er-und-Co-Dreher ist dafür vorgesehen (der 2235Q und 2225Q haben die gleiche Grundplatine, soweit ich das beurteilen kann). Also: Rationalisieurng kannte man bei Dual auch schon (immer). Trotzdem wage ich zu behaupten, ohne den Langer Nr. 7 und 9 gehört und gesehen zu haben, dass man diesen Drehern mit dem DD vom China-Dual nicht kommen kann. Da sollte es deutliche Qualitätsunterschiede geben. Und dann war da noch diese Sache mit dem Polruckeln. Vielleicht hätte der Teller vom 750er da viele glattgebügelt... aber wenn du unbedingt einen DD für solche Dreher haben möchtest: Dualfred hat(te) da doch was im Angebot! Ich finde es zurzeit im Webshop nicht...

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Hallo,


    EDS 920, den Antrieb gab es auch mal beim Pollin... als Resteverscherbeln bei Schneiders Pleite.


    Hanpin fertigt für AT, Pioneer usw... Da kommen Mengen zusammen ... Und mit Menge bekommt man es günstig hin.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Hallo,

    vor einigen Monaten hatte ich auch mal so ein Teil auf dem Tisch.

    Der Dreher ist halt ein Abklatsch der vielen preiswerten "Technics SL1210 MKll -Clone", welche aus Japan kommend,

    schon vor zig Jahren den Markt überschwemmt haben. Gibt es in vielen Varianten fast baugleich von
    diversen Anbietern. z.B. Stanton, Reloop, Numark, Jaytec aber auch Pioneer, Audiotechnica und Denon, um nur Einige zu nennen.

    Teils direct drive oder belt drive je nach Modell. Wobei auch hier deutliche Qualitäts- und Preisunterschiede feststellbar sind.

    Jetzt kommen sie nicht mehr aus Japan sondern eben aus China und haben jetzt, weil man mit der Zeit gegangen ist,
    zusätzlich einen Vorverstärker mit USB Anschluß eingebaut.
    Der Dual China Dreher hat als System das extrem preiswerte Audio Technica AT-3600 verbaut,
    über das hier im Forum schon ausgiebig diskutiert wurde.
    Bei drei Stück Abnahme unter € 10,00, System komplett mit Schrauben und Abtastnadel.

    Grüße Gernot
    Es soll ja Leute geben, die hören, ob das Lautsprecherkabel rot oder blau ist.

    4 Mal editiert, zuletzt von papaschlumpf ()

  • Hallo Uli,


    es freut mich, dass der DTJ301 von Dir mal aus einer etwas anderen Perspektive durchleuchtet wurde. Der bekam ja hier im Board schon ganz schön sein Fett weg.


    Ich kann Deine Einschätzungen zum größten Teil bestätigen. Ich habe den Spieler auch schon bis in zur letzten Schraube zerlegt und analysiert. Den guten Gleichlaufmeßwert von +/-0,07% muss ich aber relativieren. Orignal aus der Kiste habe ich bei meinem Muster +/-0,13% ermittelt. Jedoch konnte ich den Wert mit einer schweren CS5000 Tellermatte auf recht gute +/-0,08% "tunen". Das ist meines Erachtens ein guter Wert den man bei heutigen Tests nur recht selten sehen kann.


    Auch die Flexibilität des Gehäuses kann ich so bestätigen. Es gibt im identischen Design auch einen DT250 von Dual, welcher ein Riementriebler ist. Es gibt sicherlich noch zig andere Varianten mit ähnlichen Komponenten, die bei Hanpin für andere Firmen vom Band fallen.


    Der größte Schwachpunkt des DTJ301 liegt meines Erachtens beim Tonarm, bzw. dessen Lagerung. Die horizontale Lagerachse ist einfach mit Stift und Buchse ausgeführt. In Achsrichtung ist deutliches Spiel vorhanden. Dieses Manko bei diesem, preislich sehr günstigen Spieler, auch bei Dual bekannt. Daher wird es auch gegen Ende diesen Jahres einen Dual DTJ303 geben. Der hat dan eine vollkardanische Lagerung mit Pivotkugellagern und einstellbaren Lagerspitzen. Ein erstes Prototypenmuster habe ich gerade auf meinem Messtisch;).


    Gruß Alfred

  • Hallo,


    das hört sich ja nach einem AT-"Klon" an ( AT LP 120 bzw. AT LP 140).


    Ja, ein großer Vorteil des Hanpin-Baukastenprinzips. Sowas noch zumindest mit Endabschaltung...


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • das hört sich ja nach einem AT-"Klon" an ( AT LP 120 bzw. AT LP 140).

    Ist es auch, aber wie Alfred schon berichtete der Tonarm ist,
    wie bei den anderen Clones auch, eine wackelige Angelegenheit.
    Zur Endabschaltung, diese Geräte werden als DJ-Plattenspieler veräußert,
    wie man am Design leicht feststellen kann und die haben keine Endabschaltung.
    Aber man kann damit Platten abspielen. 8)

    Hier ein Bild vom Technics SL1210 MKll

    Grüße Gernot
    Es soll ja Leute geben, die hören, ob das Lautsprecherkabel rot oder blau ist.

    Einmal editiert, zuletzt von papaschlumpf ()

  • EDS 920, den Antrieb gab es auch mal beim Pollin... als Resteverscherbeln bei Schneiders Pleite.

    Der einst bei Pollin und nun bei Dualfred angebotene DD ist der EDS 910, wie er im Dual CS 610Q, CS 620Q, CS 630Q, CS 2225Q, CS 2235Q und CS 150Q verwendet wurde. Der EDS 920 ist im Dual CS 714Q und Dual CS 731Q verwendet worden. Der EDS 930 wurde im Dual CS 741Q verwendet, der EDS 900 im CS 704.


    Soweit der Klogschieterbeitrag...


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

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    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hallo,


    ja, hab selber inne Disse ja am orig. 1210 gearbeitet. Aber eine (vielleicht abstellbare) Endabschaltung wäre schon praktisch und ein verkaufsunterstützendes Unterscheidungsmerkmal


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Aber eine (vielleicht abstellbare) Endabschaltung wäre schon praktisch und ein verkaufsunterstützendes Unterscheidungsmerkmal

    Peter,

    was möchtest Du denn bei einem Vk-Preis von knapp €190,00?
    Das geben manche User für eine Abtasnadel aus.

    Grüße Gernot
    Es soll ja Leute geben, die hören, ob das Lautsprecherkabel rot oder blau ist.

  • Hallo,


    stimmt auch wieder und anscheinend vermisst in dem Preisbereich niemand eine Endabschaltung.


    Und was z.T. bei der Plattenspielerwiedergabe für ne Kohle rausgehauen wird... dagegen sind die 190 Eumel für ne Nadel noch harmlos


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Trotzdem wage ich zu behaupten, ohne den Langer Nr. 7 und 9 gehört und gesehen zu haben, dass man diesen Drehern mit dem DD vom China-Dual nicht kommen kann. Da sollte es deutliche Qualitätsunterschiede geben. Und dann war da noch diese Sache mit dem Polruckeln. Vielleicht hätte der Teller vom 750er da viele glattgebügelt...

    Mit geht es bei dem Vergleich mit Langer und Brinkmann weniger darum, daß der China-DD "auf Augenhöhe ist", sondern darum, daß es möglich ist, einen Plattenspieler mit Direktantrieb zu "volkstümlichen Preisen" zu bauen. Ob der China-DD nun Polrucken hat, dazu kann ich nichts aussagen, ich habe auch kein Meßequipment. Der Antrieb wäre aber nicht teurer, wenn man z.B. die Spulen im besseren 22,5° Winkel anordnet. Dazu muß die Platine geändert werden, das ist klar, kostet aber kein Vermögen. Vielleicht kann Alfred da über die Landsberg-Dual-Schiene da mal auf die Chinesen einwirken, den Antrieb ohne Kostensteigerung zu optimieren. Der angesprochene, eben nicht mehr lieferbare EDS 910 ist ja mit der richtigen Spulenanordnung versehen ansonsten ähnlich rationell, aber doch wesentlich filigraner aufgebaut.


    Dem Teller mehr Masse zu verpassen kann man wie Technics machen, einfach mit Gummi ausgießen, dann ist er wesentlich schwerer und zugleich bedämpft. Das Tellerlager des China-DD verträgt das sicher, bei EDS 910 wäre ich mir da nicht so sicher, der Motor ist schon "Leichtbau" dagegen.

    Ein "Modul" wie den EDS 910 mit der stabileren Mechanik des China-DD zu bauen wäre ein DD, der sicher den teuren DD sehr nahe kommt, aber erschwinglich ist. Nun wäre mal interessant wie der DD vom Thorens TD 402 DD von Innen aufgebaut ist. Dieser Spieler ist ja - übrigens inklusive abschaltbarer Endabschaltung - und mit dem hier ja nicht unbeliebten, neuen AT 95E für knapp 800€ zu haben. Da fragt man, was gibt es da bei Fehrenbacher Dual in dieser Preisklasse? Genau so ein Dreher fehlt eben im Dual-Portfolio, meinetwegen 200€ teurer, wenn er den höhenverstellbaren Tonarm des CS 600 hat und in Deutschland hergestellt wird. Ob nun das DD-System aus China kommt oder der kleine, erbärmliche Kassettenrekordermotor, wie ihn Fehrenbacher verbaut, das ist ja nun wirklich egal.


    Ein solcher Dreher würde sicher auch manchen "Gußeisernen" zu einem Neukauf bewegen können.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
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    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
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  • Aber eine (vielleicht abstellbare) Endabschaltung wäre schon praktisch und ein verkaufsunterstützendes Unterscheidungsmerkmal

    okay - abschaltbar!

    Ich kenne einige Platten, wo man sonst nie in den Genuß der "Endlaufrille" kommen würde. Z.B. "Abwärts" (Amok-Koma) - "wir kriegen sie alle" (knacks) -"wir kriegen sie alle" (knacks) -"wir kriegen sie alle" (knacks) -"wir kriegen sie alle" (knacks) -"wir kriegen sie alle" (knacks)...

    Bei irgendeiner "Clearlight" war da ein Ton drin, wer gefühlt immer höher wurde (vielleicht lag das aber auch an den damaligen "Zigarretten").


    Nun - zurück zum Thema -

    Das sind doch alles die s.g. "Hanpin-Spieler", die unter allen möglichen Namen (bis hin zu Sony) verkauft wurden und ich glaube, daß auch die "frühen" davon schon in der "VR-China" gebaut wurden (vielleicht ja auch auf Formosa)...

    Das Land der aufgehenden Sonne war damals schon kein Billiglohnland mehr!


    Schöne Grüße,

    Andreas

  • sondern darum, daß es möglich ist, einen Plattenspieler mit Direktantrieb zu "volkstümlichen Preisen" zu bauen.

    Ja, Hanpin und auch Yahorng zeigen ganz deutlich, dass man einen Direktantrieb auch heute noch zu vernünftigen Preisen bauen kann, sofern die Stückzahl hoch genug ist.

    Ob der China-DD nun Polrucken hat, dazu kann ich nichts aussagen, ich habe auch kein Meßequipment.

    Auch wenn das böse "Polruckeln" immer wieder Thema in der HighEnd-Szene ist. Die Motoren mit eisenlosen Spulen haben prinzipbedingt kein Polruckeln. Das gilt auch für den Motor im DTJ301. D.h. aber nicht, dass es keine Gleichlaufschwankungen gibt.

    Der Antrieb wäre aber nicht teurer, wenn man z.B. die Spulen im besseren 22,5° Winkel anordnet.

    Die Spulenanordnung mit 22,5° ist kein Qualitätskriterium. Es ist die Anzahl der Spulen und deren Ansteuerung, in Kombination mit der Polzahl des Rotors, wlelche letztlich bestimmt in welchen Winkelschritten der Rotor mit der nächsten Spule angesteuert wird. Im Falle aller Dual EDS1000 und EDS900 Varianten ist der Winkelschritt zwischen zwei Sulen 22,5°. Auch der Motor des DTJ301 mit seiner etwas anderen Spulenanordnung bewirkt einen Winkelschritt von 22,5°;).

    Nun wäre mal interessant wie der DD vom Thorens TD 402 DD von Innen aufgebaut ist.

    Der DD von Yahorng, wie er bei den Thorensmodellen eingesetzt wird, ist dem Hanpinantrieb sehr, sehr ähnlich. Da weiß man nicht, wer hier von wem abgekupfert hat^^.


    Gruß Alfred

  • Wenn ich gerade von 22,5° Schrittwinkel/Spulenabstand lesen, würde ich mich gerne kurz hier einklinken und eine Frage loswerden, die mir schon lange unter den Nägeln brennt:


    Wäre es möglich mit Standard-Steppermotoren (NEMA17 z.B.) einen sauber laufenden Plattendreher zu bauen? Die Dinger haben immerhin Schrittwinkel zwischen 0,9 und 1,8° und kosten fast nichts. Durch die 3D-Drucker habe ich auch gemerkt wie man die Geräusche durch passende Stepperdriver gegen 0 reduzieren kann. Denke ich komplett daneben?


    Viele Grüße

    Achim

  • Hi Achim !


    Die 22.5° sind ja eigentlich kein Schrittwinkel, sondern "nur" der Bereich, der von zwei benachbarten Spulen im Zusammenwirken überdeckt wird, um den Rotor zu bewegen. Die Motoren sind ja keine Schrittmotoren, die den Rotor in einem festen Raster zwischen zwei x Grad auseinanderliegenden Punkten dreht.


    Die klassischen Schrittmotoren haben vielpolige Anker, die mit jedem Impuls auf gegenüberliegende Spulen um einen bestimmten Betrag weiterdrehen. Dabei bestimmt der zeitliche Verlauf des Spulenstroms, in welche Richtung der Motor dreht. Nachteilig dabei ist die feste Teilung des Ankers, die für ein relativ starkes Beschleunigungsmoment sorgt, wenn die Spulen bestromt werden und was auch bei einer "zarten" Ansteuerung (wo die Spulen für das Haltemoment nicht weiter bestromt werden) für ein ziemliches Rucken. Das macht die klassischen Schrittmotoren mechanisch ziemlich laut.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    danke für die ausführliche Erklärung. Da kann ich mir das Experiment ja sparen :)


    Gruß

    Achim

  • Hi Achim !

    danke für die ausführliche Erklärung. Da kann ich mir das Experiment ja sparen

    Nee, wieso ?


    Deine Erkenntnisse müssen sich mit meinen ja nicht decken.

    Ich mag den Leuten auch nicht gerne den Wind aus den Segeln nehmen und das oben repräsentiert auch nur meinen Stand der Dinge.


    Meine eigenen Versuche mit Schrittmotoren datieren noch in die Mitte bis späten 80er.

    Damals waren Schrittmotoren noch ziemlich groß, mit grober Teilung und bei hohen Schrittgeschwindigkeiten verdammt laut.

    Ich habe Motoren aus Festplatten und Diskettenlaufwerken ausgeschlachtet und damit eine Art Riemenantrieb simuliert.

    Das Projekt ist nie soweit gekommen, daß ich wirklich was praktisches damit angestellt hätte. Es ging ums Prinzip.


    Und da waren zwei Punkte sehr schnell klar:

    1. ein Schrittmotor unter schneller Schrittfolge sorgt für reichlich Lärm. Akustisch, wie auch als Körperschall

    2. für einen Direktantrieb ist er bei kleiner Drehzahl deutlich zu ruckelig. Er schiebt den Rotor nicht von einer Spule zur anderen weiter, wie es die analogen, elektronisch kommutierten Direktantriebe mit Hallsensoren machen, sondern er macht einen Schritt.


    Ich habe einige Zeit mit analogen Treibern gearbeitet, die in der Intensität gesteuert werden konnten und die das eigentliche Steuersignal von einem Schieberegister bekommen haben, was widerum von einem regelbaren / umschaltbaren Taktgeber getriggert wurde. Die Idee war, das Schaltsignal zu den Spulen mit einem Minimum an Strom zu versorgen. Gerade so, daß der Motor den nächsten Schritt macht, dann aber der Spulenstrom reduziert wird, weil ein Halten an der Position ja nicht erwünscht ist. Der nächste Impuls soll möglichst wenig magnetischen Widerstand vorfinden, was -theoretisch- einen gleichförmigeren Lauf zur Folge haben sollte. Dagegen steht aber der interne Aufbau eines Schrittmotors, den man selber erfühlen kann, wenn man die Achse von Hand dreht.


    So um 1990 herum habe ich das Experiment beendet. Ich hatte kleine Schrittmotoren aus Diskettenlaufwerken und als Treiber TDA2002, die von der Sache her nur leistungsstarke Operationsverstärker sind. Wenn es nur um irgendeinen Radantrieb von z.B. einem Fahrzeug gegangen wäre, hätte das u.U. schon ausgereicht, um eine langsame, einigermaßen ruckfreie Bewegung zu erzeugen. Für einen mit 33 upm drehenden Direktantrieb wäre es nicht gegangen. Mit einem leichten Teller hätte es spür- und hörbar geruckelt, mit einem schweren Teller hätte der Motor nicht mehr das notwendige Drehmoment aufgebracht.

    Für einen schneller laufenden Riemenantrieb war es auch noch zu ruckelig und laut, selbst wenn man das Grund-Untersetzungsverhältnis relativ klein hält, also einen recht großen Pulley mit einem kleinen Antriebsteller paart. Und da kam irgendwann das Tellergewicht ins Spiel, wo man mit einem großen Pulley keinen Anlauf mehr hat und der Motor ratternd stehenbleibt.


    Weiß' nicht, was man heutzutage mit modernen Motoren, modernen Motortreibern und Prozessorunterstützung hinkriegen könnte.

    Bin lange aus dem Thema raus.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


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