1229 Motorlager ersetzen?

  • Hallo zusammen,


    Ich habe vor ca. einem Jahr einen 1229 in schlechtem optischen und technischen Zustand bekommen den ich wieder aufgearbeitet habe. Dabei wurde er von mir komplett zerlegt, gemäß Service Manual neu geölt und gefettet. (mit den dort beschriebenen Ölen und Fetten bzw. Vergleichsartikel) Zur Aufarbeitung zählten natürlich auch Überholung von Reibrad, Tellerlager und des Motors. Das Treibrad ist nun wieder schön weich geworden nachdem ich es "gekocht" habe, das Tellerlager machte anfangs leise Geräusche nach mehreren Stunden Betrieb sind die nun verschwunden.


    Bei der Wartung des Motors wurde die Achse vom Rotor auf Spiegelglanz poliert (alle Flächen die ein Lager "berühren") und das untere Motorlager komplett zerlegt und gereinigt, das obere allerdings nicht. Das Bronzeplättchen auf dem der Rotor aufliegt war stark eingelaufen, ich habe es einfach umgedreht. (poliert war es original auch nicht, außerdem machte ich mir Gedanken ob die Lager nicht Beryllium enthalten) Vor dem zusammenbauen wurden alle Lager noch mit nicht harzendem Feinöl geölt, das originale Öl war zumindest im unteren Lager nicht mehr vorhanden, bestimmt kein gutes Zeichen.


    Nun zum Problem, der Motor läuft trotz Überholung mit einer hörbaren Unwucht. Man fühlt außerdem wenn man das Gehäuse berührt bzw. das Reibrad von Hand (an seiner Achse mit dem Fingernagel) an die Motorwelle drückt wie sich Vibrationen übertragen, die unwucht wird dabei allerdings geringer als im "offenen" betrieb des Motors. Ich durfte neulich einen wunderbar erhaltenen 1019 begutachten, der Motor war praktisch nur direkt mit dem Ohr am Teller zu hören. Bei meinem 1229 hört man selbst in 30cm Entfernung mit aufgesetztem Teller noch deutlich den Motor. Das ganze überträgt sich leider auch an die Lautsprecher bzw. in meinem Fall den Kopfhörer.


    Die einzige Erklärung die ich gerade habe ist ein Schaden an den Motorlagern durch das lange "trockenlaufen" die der Motor scheinbar schon ertragen musste. Meine Frage ist nun ob man diese Lager eventuell noch ersetzen kann oder ob es sich dabei um spezielle Bauteile handelt? Also die beiden Sinterlager "Kugeln" ersetzbar sind ohne einen anderen Motor opfern zu müssen. Hat vielleicht schonmal soetwas gemacht?


    Danke! :)


    Gruß,
    Jan

  • Hallo,


    austauschbar ist das alles. Aber ich habe eher den Verdacht, dass Du den Motor beim Zusammenbau etwas verkantet hast. Grade bei den Halbschalen von den Dosendingern kommt das gerne mal vor. Ich musste einen drei mal zerlegen und neu zusammensetzten bis ruhe war. Wichtig ist, immer beide Schrauben abwechselnd fest zu ziehen. Dabei die Achse immer mal wieder hochziehen und auf Lauf testen. Bevor Du ihn kpl festziehst, lässt Du den Motor laufen und klopfst mit einem Schraubendrehergriff leicht gegen das untere Lager, das zentriert die Laufachse.


    Was auf jeden Fall gemacht werde muss, ist das Ölen des oberen Lagers. Dazu musst Du das nicht zerlegen, wichtig ist, dass die Sinterlagerbuchse sich im Lagerrahmen frei bewegen kann. Diese setzt sich gerne mal fest. Auch das führt zum Verkanten!

    VG

    Kai








  • Hallo,


    evtl. gibt es durch Verschleiß aufgrund längerem Trockenlaufes sowie dem Polieren der Welle jetzt auch schon zuviel Lagerluft.
    Man kann versuchen, dem ein wenig entgegenzuwirken, indem man relativ dickes Öl verwendet. Das kann helfen, hat aber auch ganz deutlich seine Grenzen.



    Gruß
    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

  • Hallo Kai,


    "Aber ich habe eher den Verdacht, dass Du den Motor beim Zusammenbau etwas verkantet hast. Grade bei den Halbschalen von den Dosendingern kommt das gerne mal vor. Ich musste einen drei mal zerlegen und neu zusammensetzten bis ruhe war. Wichtig ist, immer beide Schrauben abwechselnd fest zu ziehen. Dabei die Achse immer mal wieder hochziehen und auf Lauf testen. Bevor Du ihn kpl festziehst, lässt Du den Motor laufen und klopfst mit einem Schraubendrehergriff leicht gegen das untere Lager, das zentriert die Laufachse."


    Ich hatte ihn damals eigentlich schon so wie von Dir beschrieben zusammengebaut, ein weiterer Versuch schadet aber natürlich nicht. Vielleicht war ich beim zusammensetzen doch nicht vorsichtig genug. Ich werde den Motor heute Abend nochmals ausbauen und zerlegen.


    "Was auf jeden Fall gemacht werde muss, ist das Ölen des oberen Lagers. Dazu musst Du das nicht zerlegen, wichtig ist, dass die Sinterlagerbuchse sich im Lagerrahmen frei bewegen kann. Diese setzt sich gerne mal fest. Auch das führt zum Verkanten!"



    Das wurde gemacht, die Buchse lässt sich mit geringem Widerstand (durch die Feder) bewegen.




    Hallo Benjamin,


    "evtl. gibt es durch Verschleiß aufgrund längerem Trockenlaufes sowie dem Polieren der Welle jetzt auch schon zuviel Lagerluft.<br style="line-height: 13px; background-color: rgb(249, 249, 249);">Man kann versuchen, dem ein wenig entgegenzuwirken, indem man relativ dickes Öl verwendet. Das kann helfen, hat aber auch ganz deutlich seine Grenzen."



    Mir blieb damals nichts anderes übrig als die Welle seitlich zu polieren, an den Flächen der alten Lager waren Rückstände (vermutlich vom Öl + Staub) die sich auch mit Reinigungsalkohol nicht beseitigen ließen, die Oberfläche war sehr rau nach der Reinigung. Ich habe damals die Teile des unteren Lagers für mehrere Stunden in Spiritus gelegt und die Innenseite der Lagerbuchse mit einem Wattestäbchen ausgewischt. Es wäre also schon gut möglich das die Lager beschädigt wurden, ich hoffe das sich der Fehler durch nochmaliges zerlegen des Motors beheben lässt sonst habe ich ein richtiges Problem. :(


    lg,
    Jan

  • Kann man so schlecht sagen woran es liegt. Hilfreich wäre ein gleicher Motor, da könnte man mal probieren, ob die andere Motorwelle besser läuft.Das drehende Teil wurde gewuchtet , was man an den Bohrungen sehen kann.Ich vermute, das es jetzt eine Unwucht hat, wodurch auch immer.
    Wahrscheinlich sind die 1229 noch günstig zu haben, so das sich ein Auswuchten noch nicht lohnt.

  • Mir blieb damals nichts anderes übrig als die Welle seitlich zu polieren, an den Flächen der alten Lager waren Rückstände (vermutlich vom Öl + Staub) die sich auch mit Reinigungsalkohol nicht beseitigen ließen, die Oberfläche war sehr rau nach der Reinigung. Ich habe damals die Teile des unteren Lagers für mehrere Stunden in Spiritus gelegt und die Innenseite der Lagerbuchse mit einem Wattestäbchen ausgewischt. Es wäre also schon gut möglich das die Lager beschädigt wurden, ich hoffe das sich der Fehler durch nochmaliges zerlegen des Motors beheben lässt sonst habe ich ein richtiges Problem. :(

    naja die Welle rau zu polieren ist jetzt natürlich nicht sehr schön. Aber ich habe da jetzt einen neuen Verdacht. Hattest Du die Sinterlagerbuchse auch eingelegt? Wenn der Alkohol das kpl. Öl rausgelöst hat, sind sie jetzt erst recht trocken. Nimm ein bisschen Motorenöl und mach es heiß. Dann leg beide Sinterlager drin ein und zwar so lange bis sie keine Blasen mehr werfen oder zumindest lass sie mit dem Öl kalt werden. Durch das Erhitzen wird das Öl sehr dünnflüssig und zieht in die Poren der Sinterlager ein.

  • Bei meinem 1219 war es auch ähnlich, dass sich die Vibrationen des Motors nicht 100%ig beseitigen ließen und sich auf die Platine übertrugen.
    Ich habe die Motoraufhängung dann auf "hängend" umgebaut, seitdem ist totenstille.

    Gruß,
    Kai
    ___________________________________________________________


    Dreher im Bestand: 701 (1. Serie), 704, 1019 (NOS), 1218, 1219, 1229 (Wega 3430), 1249 - Elac Miraphon 22H, Elac PC 900 - Braun PS 500 - Metz TX 4963 - Thorens TD 320 Mk I - B&O Beogram 1200, PE 33 Studio


    Erfahrung steigt proportional zum Wert des zerstörten Gegenstandes.

  • Ich habe in meinen 1229 einen SM 400 aus einem 1218-Wrack eingebaut, wobei ich auch noch die Aufhängungsgummis erneuert habe, und bin sehr zufrieden damit. Läuft problemlos und ausgesprochen ruhig.


    Diethelm :)

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.


    Diethelm :|

  • Nach meinen Erfahrungen mit meinem 1229 denke ich auch der 1218/28 Motor ist
    die Beste und einfachste Lösung.


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

  • Natürlich nur, wenn man dafür keinen intakten 1218 schlachten muss, aber der meine war beim Transport dermaßen beschädigt, dass ich nur noch den Motor ausgebaut habe und den Rest entsorgt habe.


    Diethelm :)

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.


    Diethelm :|

  • Hallo zusammen,


    ich habe den Motor gestern und heute nochmals zerlegt gehabt, es sieht denke ich nicht gut aus /:
    Ich habe den Tipp von tpl1011 befolgt und da untere Lager nochmals ausgebaut, in eine kleine temperaturbeständige Tüte gemeinsam mit dem Öl gepackt, es in einen Topf mit kochendem Wasser gelegt und beides über Nacht abkühlen lassen. Der Motor wurde anschließend wieder zusammengeschraubt (Schrauben immer abwechselnd angezogen damit beide Hälften nicht verkanten) und kurz vor dem endgültigen zusammenziehen der beiden Hälften wurde im Betrieb gegen die untere Lagerbuchse mit einem Holzstück geklopft, brachte leider nur bedingt Erfolg. Bei meinem Test lief der Motor an einem improvisiertem Stell/Trenntrafo an 170V, hebt man ihn so wie er im Spieler eingebaut ist hört man ihn leider immernoch deutlich, kippt man ihn seitlich vibriert er stärker und wird nochmal lauter. Ich denke das kann eigentlich nur bedeuten die Lager sind ein wenig zu "groß" für die Achse geworden oder?


    "Ich habe die Motoraufhängung dann auf "hängend" umgebaut, seitdem ist totenstille."



    Darf ich fragen wie genau Du das gemacht hast?



    Zum Thema anderen Spieler schlachten, ich kenne mich, wenn ich einen kompletten Spieler da habe versuche ich ihn eher zu reparieren als zu zerlegen. :)
    Und auf einen Defekten warten kann dauern zumal niemand garantieren kann das sein Motor dann in einem besseren Zustand ist.
    Ich überlege gerade ob ich ihn nicht durch einen anderen neuen Motor ersetzen kann wenn ich keine neuen Lager bekomme. Sowas z.B. mit einer Drehzahlregelung:
    http://www.ebmpapst.com/media/…_Compact_Ausgabe_2011.pdf

  • "Ich habe die Motoraufhängung dann auf "hängend" umgebaut, seitdem ist totenstille."



    Darf ich fragen wie genau Du das gemacht hast?

    Moin Jan,


    hier habe ich es beschrieben:
    [gelöst] Motorbrummen durch Vibrationen beim 1019


    Wenn Du den Fred von Anfang an durchliest, kannst Du die ganze Leidensgeschichte kennelernen. ;)

    Gruß,
    Kai
    ___________________________________________________________


    Dreher im Bestand: 701 (1. Serie), 704, 1019 (NOS), 1218, 1219, 1229 (Wega 3430), 1249 - Elac Miraphon 22H, Elac PC 900 - Braun PS 500 - Metz TX 4963 - Thorens TD 320 Mk I - B&O Beogram 1200, PE 33 Studio


    Erfahrung steigt proportional zum Wert des zerstörten Gegenstandes.

  • Hallo Jan
    In Stuttgart sitzen schon ein paar Spezialisten für die Dosenmotoren. Ich denke so an Patrick ( Schlippo ) und Peter ( Pe66 ). Vielleicht kannst du dich mal mit den beiden in Verbindung setzen.
    Gruß
    Oliver

    Ersatz-Steuerpimpel Anfragen bitte per PN

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.