DUAL CS 505-4 raucht, stinkt und spielt...

  • Hallo!
    Über die Feiertage widmete ich mich einem Neuzugang, dem DUAL 505-4, den ich nicht kannte und der mich wegen seines Tonarmes und des hohen Plattentellers reizte. Leider verschiclte ihn der Verkäufer miserabel verpackt (warum schicke ich eigentlich eine Anleitung, wenn er dann doch nur mit 2 Blatt Zeitung bedeckt wird???)...
    Wie dem auch sei, er kam relativ unbeschadet an (Tonarm aus der Aufnahme gesprungen, sonst recht okay), lief aber nicht. Also habe ich ihn aufgemacht und mal gemessen, bis wo Strom kam. Auf der Platine (es gibt nur eine) fand ich einen Schalter, der mit einem merkwürdigen Glitzern auf sich aufmerksam machte, weil er offenbar großzügig (also auch drum herum) mit irgendetwas behandelt worden war. Den habe ich erst einmal rausgelötet, ihn und die Platine gesäubert (von oben und unten) und wieder eingebaut.


    Ergebnis: Der Spieler läuft und spielt - aber nach kurzem (und zwar nur wenn der Motor läuft, also nicht im Ruhezustand) verbreitet sich ein verschmorter Geruch. Auslöser ist ein brückenartiger Widerstand mit der Bezeichnung "5K1" und "5W 5%", vgl. Foto, im Schaltbild ( http://dual.pytalhost.eu/505-4s/505-03.jpg ) mit "R 1" bezeichnet, der nach dem Anschalten in kürzester Zeit erhitzt.


    Ich habe auch ihn ausgebaut und gemessen - er hat den angegebenen Widerstand von 5,1 kOhm.


    Ich weiß nicht, was tun, denn ich bin elektronisch nicht bewandert...


    1. Ist der Widerstand defekt? Durch welchen kann ich ihn ersetzen?
    2. Kann ein Defekt einer der Kondensatoren dazu führen, dass der Widerstand überhitzt?
    3. Kann ein Defekt des Motors verantwortlich sein?


    Hat jemand von euch eine Antwort?
    Schöne Grüße,
    Arne

  • Moin Arne,


    hier ist der Auszug aus der Serviceanleitung des CS 505-4: http://dual.pytalhost.eu/505-4s/
    Man erkennt, daß C2 + C3, wenn defekt, diese Probleme bereiten können. Nach dem Plan dürfte bei einem 50Hz-Dreher, wie er bei uns benötigt wird, C3 gar nicht vorhanden sein, sonder nur der C3 mit 0,33µF. Steht hinten auf dem Typschild 60Hz? Wenn der Kondensator Durchgang oder einen zu kleinen Wechselstromwiderstand hat, dann geht über den Zweig zuviel "Saft", dann auch durch den R und die Motorwicklung, was beiden nicht bekommt.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hallo Uli,
    also es ist ein 50Hz-Plattenspieler (steht auch hinten, zusätzlich auch nch 230 V). Wenn ich dich richtig interpretiere, sollte ich vorsichtshalber C2 und C3 auswechseln - oder kann ich mit meinem Multimeter irgendetwas messen um festzustellen, ob einer der beiden hinüber ist? Da ich die Modelle unter der Bezeichnung nicht finde - welche Art von Kondensatoren sollte ich nehmen (ich weiß, dass sie dann 250V und die entsprechende µF-Zahl brauchen - sonst noch etwas?)?


    Kann ich den Widerstand R1, auch wenn er schon mal etwas erhitzt war, behalten, oder muss ich einen neuen besorgen? Ich habe schonmal geschaut, aber kein vergleichbares Modell bei Conrad oder Reichelt gefunden.


    Danke erst- und schonmal!
    Arne

  • Hi Arne !

    Kann ich den Widerstand R1, auch wenn er schon mal etwas erhitzt war, behalten, oder muss ich einen neuen besorgen? Ich habe schonmal geschaut, aber kein vergleichbares Modell bei Conrad oder Reichelt gefunden.

    Das ist ein Keramik-Widerstand, der eine Menge Mißbrauch verträgt.
    Die Kondensatoren müssen der Typenklasse X2 entsprechen und für 275V Wechselspannung (!!) ausgelegt sein.
    Den 0.068µF (= 68nF) kannst Du getrost rauslassen. Den C1 - müßte 0.047µ (=47nF) sein - unbedingt auswechseln. Der geht in der Regel von allen als erster hoch. Der 0.33µF (= 330nF) stirbt gerne, dann hat man es mit den lustigsten Phänomenen zu tun: Dreher läuft langsam, schlapp & lustlos oder dreht beim Starten auch mal gegen den Uhrzeigersinn los.


    Darüberhinaus empfieht es sich bei dem Modell eine kleine Motorlager-Wartung mit dem Ölkännchen durchzuführen.
    Ein defekter Kondensator und ein schwergängiger Motor treiben den Stromverbrauch und damit die Belastung des oben erwähnten Widerstands in z.T. drastische Höhen. Bei meinem ersten 522, der den gleichen Motor hat, wurde der Widerstand so heiß, daß man sich damit eine Zigarette anzünden konnte ... trotzdem hat der es überlebt und das Gerät läuft nach der kleinen Kur und mit einem neuen Kondensator wie frisch.


    Bevor Fragen kommen: zum Motorölen kann man normales Motoröl 10W40 oder 5W50 nehmen oder säure- und harzfreies Nähmaschienenöl. Man muß *nicht* den ganzen Motor demontieren. Außen die Blechumhüllung abnehmen, dann hat man unten sowieso die Schrauben für das untere Motorlager schon rausgedreht, wenn ich mich recht entsinne.
    Mit einem Q-Tip den alten Schmodder aus dem Lager waschen (etwas Alkohol hilft dabei), trocknen lassen und neu ölen. Dann von oben in korrekter Gebrauchslage und bei abgenommenem Teller mit einer Pipette etwas Öl an die Welle tropfen, wo sie unterhalb der segmentierten Riemenrolle im Motor verschwindet. Die Schwerkraft sorgt dafür, daß es ins Lager läuft.
    Nicht an den Riemen oder die konische Rolle triefeln !


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,
    danke erst einmal für deine hilfreichen Hinweise! Ich habe mir die entsprechenden Teile bestellt und gebe später Auskunft, wie die Reparatur verlaufen ist. Den Motor hatte ich schon einmal offen und habe ihn auch geölt, gehe daher davon aus, dass es einer der Kondensatoren ist - obwohl die alle noch ganz takko aussehen. Schöne Grüße aus Hannover,
    Arne

  • Hi Arne !

    danke erst einmal für deine hilfreichen Hinweise!

    De Nada :)

    Ich habe mir die entsprechenden Teile bestellt und gebe später Auskunft, wie die Reparatur verlaufen ist.

    Schwierigkeitsgrad 3: mittlere Anfänger-Kenntnisse, Werkzeug-Grundausstattung, geringe manuelle Fertigkeiten ... :D
    Sollte keine echte Herausforderung sein, wenn die Teile den Anforderungen entsprechen.

    Den Motor hatte ich schon einmal offen und habe ihn auch geölt, gehe daher davon aus, dass es einer der Kondensatoren ist - obwohl die alle noch ganz takko aussehen.


    Das Aussehen der Kondensatoren "auf den ersten Blick" ist dabei weniger entscheidend.
    Die Dinger kennen - außer "Funktion" - zwei weitere Zustände: auseinandergeplatzt (= offensichtlich defekt) und innerlich durchgeschlagen (= verdeckte Fehlfunktion). Bei meinen 522 und dem 528 hat man von außen auch nix gesehen, aber mit dem Multimeter gemessen hatten sie Durchgang.


    Den Motor habe ich nur der Vollständigkeit halber erwähnt, weil Probleme damit auch auf die Belastung des Widerstands durchschlagen. Fehler im Kondensator- / Motor-Verbund sind addierende Störungen.


    Aber ich sehe schon: Du hast das im Griff. :)


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Liebe Mitfieberer,
    nun ist es geschafft - doch das Ergebnis stimmt nicht!
    Aber der Reihe nach:


    Zunächst habe ich mir die Kondensatoren besorgt - ich wollte sie alle tauschen, der Vollständigkeit halber, und es gab einen von ihnen ausschließlich beim Reichelt. Es sind: Ein 0.068µF (= 68nF), ein 0.01µ (=10nF) und ein 0.33µF (= 330nF), alle mit X2-Kennzeichnung und 275 Volt Beständigkleit. Alle Kondensatoren s. Bild 1, rechts die alten, links die neuen. Die habe ich dann getauscht. Das Ergebnis siehe Bild 2.


    Aber: Das Ursprungsproblem, nämlich der stinkende, sich erhitzende Widerstand R1, ist damit nicht gelöst. Er stinkt weiter, und das macht mir Angst. Ich frage mich also, ob ich ihn mit einem anderen Widerstand (empfohlen wurde mir dieser: http://www.conrad.de/ce/de/pro…/WIDERSTAND-DRAHT-5-W-5K6 ) ersetzen soll, oder ob des Rätsels Lösung woanders liegt...was ist denn zum Beispiel mit der "Drossel", diesem Ding das auf dem Bild 2 vorne rechts parallel zum Kondensator steht und aussieht wie ein Widerstand? Es ist auf dem Schaltplan mit "L 1" bezeichnet.


    Was ratet ihr mir? Wenn alle Stricke reißen, müsste ich sonst doch noch auf das Angebot von phono-Ohren zurückkomen (Danke dafür!!!).


    Und wacholder: Ich fühle mich, unter anderem dank deiner Hilfe, gar nicht so: "Solo mio, consiglieres sansaclu", treffend allerdings weiterhin "vendro unscrupuloso".


    Como siempre: Muchas gracias y saludos desde Hannover,
    Arne

  • Hallo,


    zur Aussage:


    "Bevor Fragen kommen: zum Motorölen kann man normales Motoröl 10W40 oder 5W50 nehmen oder säure- und harzfreies Nähmaschienenöl. "
    Harzfreies Nähmaschinenöl würde ich noch durgehen lassen als Ersatz für das normale dünnflüssige Sinterlageröl, aber keinesfalls reguläres Motorenöl!


    Norbert

  • Hi Norbert !

    Harzfreies Nähmaschinenöl würde ich noch durgehen lassen als Ersatz für das normale dünnflüssige Sinterlageröl, aber keinesfalls reguläres Motorenöl!

    Motoröl ist auf jeden Fall besser, als festsitzende Lager.
    Meine eigene Präferenzliste ist Sinterlageröl - Nähmaschinenöl - Automatikgetriebe-Öl (Dexron-2) - Motoröl 10W40.


    Kommt immer drauf an, auf was man Zugriff hat, um ein Problem erstmal abzustellen. Die meisten Leute haben eher Zugang zu Motoröl, als zu irgendwas anderem. Und bei Arnes Gerät liegt der Verdacht nahe, daß der Motor zu schwergängig dreht.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • ...wäre vielleicht nicht verkehrt, wenn Du einfach mal den Strom messen würdest, der durch den Widerstand geht. Einfach einseitig auslöten und das Messgerät dazwischenhängen. Dann kannst Du den Strom messen, die daran abfallende Leistung (U*I=5W?) und gleichzeitig durch leichte Drehhilfe am Teller feststellen, ob der Strombedarf dadurch maßgeblich sinkt und es somit z. B. an einem schwergängigen Lager liegt, oder doch die Antribswicklung einen Schlag hat...


    Oliver

  • Hi Arne !

    Aber: Das Ursprungsproblem, nämlich der stinkende, sich erhitzende Widerstand R1, ist damit nicht gelöst. Er stinkt weiter, und das macht mir Angst. Ich frage mich also, ob ich ihn mit einem anderen Widerstand (empfohlen wurde mir dieser: http://www.conrad.de/ce/de/pro…/WIDERSTAND-DRAHT-5-W-5K6 ) ersetzen soll, oder ob des Rätsels Lösung woanders liegt...was ist denn zum Beispiel mit der "Drossel", diesem Ding das auf dem Bild 2 vorne rechts parallel zum Kondensator steht und aussieht wie ein Widerstand? Es ist auf dem Schaltplan mit "L 1" bezeichnet.

    Die Drossel liegt in Reihe zum Schalter und deren Aufgabe ist es zusammen mit dem Kondensator C1 das Knacken beim Schalten zu unterdrücken. Wenn die hin wäre käme a) kein Strom mehr am Schalter an oder b) man würde nix merken, weil sie zusammengebacken auch nur "ein Stück Leitung" wäre.


    Ich denke Du hast immer noch ein Problem mit einem in den Lagern zu schwergängigen Motor. *Oder* einem zu stramm sitzenden Antriebsriemen. Manche Leute ziehen irgendwelche Ersatzriemen auf die Geräte und wundern sich, warum das Teil nicht richtig läuft. Der Originalriemen läßt sich leicht und locker bestimmt einen Zentimeter dehnen und überwindet die "Stufe" an der Motorwelle beim Umschalten zwischen 33 und 45 ohne großes Zuppeln oder Rum-Eiern. Ein zu labberiger Riemen treibt den Teller nicht richtig an und schlabbert beim Umschalten - wenn er es denn überhaupt schafft. Ein zu strammer Riemen belastet die Motorlager durch seitlichen Druck - und klemmt auch oft beim Umschalten. Guck' da mal nach.


    Ich würde mir jetzt erstmal in aller Ruhe den Motor und seine Lager vornehmen.

    Und wacholder: Ich fühle mich, unter anderem dank deiner Hilfe, gar nicht so: "Solo mio, consiglieres sansaclu", treffend allerdings weiterhin "vendro unscrupuloso".

    :)


    So komme ich mir auch manchmal vor, wenn ich mir angucke, was meine Leiferanten mir auf den Tisch stellen. Argh !


    Mein alter Spanischlehrer von der Handelsschule (1976 - ein alter Spanienkriegs-Veteran, eigentlich damals schon pensioniert) würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüßte, wie wenig ich von seinen "Leciones" noch behalten habe ... Sein verächtlich geschnaubtes "Tontos Alumnos" ist mir noch in Erinnerung ...


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi,


    nur mal als Denkanstoß ohne Anspruch auf Korrektheit ;) . Ich hatte vor ein paar Wochen einen 505-nix in der Mache bei dem ich auch alle Kondis gewechselt hatte nachdem er erst mal rückwärts lief. Danach hat der Widersatnd auch noch gestunken. Nach 30 Minuten Betrieb hatte das dann aufgehört. die Dinger werden sehr warm und ich hatte den Verdacht, dass er erst mal den Staub verbrannt hat.


    Grüße
    Kai

    VG

    Kai








  • Hallo allerseits!
    Also, ich habe es jetzt hinbekommen euch allen sei Dank!
    Nachdem ich den Motor noch einmal komplett auseinandergenommen habe, die zwei Lager gründlichst gereinigt und mit harzfreiem Nähmaschinenöl bedacht hatte, danach die goldene Umlenkrolle wieder auf der richtigen Höhe justiert hatte, einen neuen Riemen eingesetzt habe und ihn längere Zeit habe laufen lassen, stinkt er jetzt nicht mehr! Ich hoffe, dass das so bleibt und bedanke mich ganz herzlich bei euch und euren ehemaligen Spanisch- besonders aber den Elektrotechnik-Lehrern, für eure Hilfe!
    Ganz liebe Grüße, kommt gut ins neue Jahr,
    Arne


    PS: wacholder: Quizás alumno tonto, pero buen dualista!

  • Jaja, davon kommt auch das Schmiergeld :D


    Zumindest hat mal ein Wirtschaftshistoriker in der Vorlesung erwähnt, früher hätten die Wagenachsen regelmäßig geschmiert werden müssen. Leute mit geringem/keinem Einkommen stellten sich an den Pferdewechselstationen auf und boten an, das gegen kleine Gebühr zu erledigen - das Schmiergeld.

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