wie restauriert Ihr Eure Elektronik ??

  • ... Anlass für meine Frage sind einige Angebote von Dual-verstärkern, die mit einer riesigen Materialschlacht restauriert wurden. Bei höherwertigen Geräten und im High-End-Lager ist man gar der Meinung, dass Halbleiter und Kondensatoren schneller verderben können als frisches Obst.


    Ich für meinen Teil lege eher Wert darauf, so viel Substanz wie möglich zu erhalten. Dabei habe ich jetzt schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass auch 40 Jahre alte Elkos noch ihre Kennwerte haben können, besonders bei Leistungstransistoren ist es mir sogar schon passiert, dass der Verstärker mit Neuteilen schlechter geklungen hat. Generell ist die Langzeitstabilität der Bauteile aus den siebzigern sehr gut, um Längen besser als die Bauteile der Röhrenradiozeit, und teilweise auch besser als aktuelle neue Bauteile.


    Wie haltet Ihr es bei der Restaurierung ? Gibt es einen stichhaltigen Grund, in einem Gerät hunderte funktionierende Bauteile rauszuwerfen und zu ersetzen ?


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,


    offensichtlich gibt's da unterschiedliche Auffassungen.
    Die einen sagen, dass z.B. Elkos und Tantalkondensatoren sofort alle getauscht werden sollen. Die anderen sagen, warum überhaupt irgendwas tauschen.


    Ich hab's bis jetzt immer so gemacht, wenn ein Gerät mit den Originalteilen stunden- und tagelang einwandfrei durchläuft und keinerlei Auffälligkeiten zeigt, kann alles so bleiben, wie es ist.
    Wenn dann aber mal irgendwo ein Fehler auftritt und z.B. ein Elko oder Tantal als Fehlerquelle identifiziert wird, werden die Bauteile auch mal großzügig gegen Neuteile ausgetauscht.


    Um ein Beispiel zu nennen, mein Grundig machte mir immer mal Probleme an der ein oder anderen Stelle. Jetzt sind die Elkos in der Endstufe alle getauscht, seitdem läuft die äußerst zuverlässig, und die Tantalkondensatoren der Klangregelstufe sind demnächt auch alle fällig, da es hier schon vereinzelt Ausfälle gab (folglich Gleichspannung und damit Störgeräusche am Poti).
    Ansonsten bleibt im Grundig bis jetzt so gut wie alles original.



    Was Halbleiter betrifft, so müssen die meiner Erfahrung nach nur seltenst getauscht werden. Bei meinem CR50 letztens war's etwas anderes, aber da ist irgendwas am Lautsprecherausgang passiert, die Transistoren sind nicht von selbst kaputt gegangen.



    Muss aber dazu sagen, dass ich nicht der Wahnsinns Restaurator bin, sondern im Jahr vielleicht mal 2, 3 Geräte mit wirklichem Fehler auf dem Tisch habe.



    P.S. Ich schick' dir gleich mal 'ne email betreffs Sendungsnummer Oszi raus.




    Gruß
    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

  • Wie haltet Ihr es bei der Restaurierung ? Gibt es einen stichhaltigen Grund, in einem Gerät hunderte funktionierende Bauteile rauszuwerfen und zu ersetzen ?


    Ich halte das nur für sinnvoll, wenn bekannt ist, dass bestimmte Bauteile ein sehr hohes Ausfallrisiko haben (Knallfrosch) bzw. das Schadpotential sehr hoch ist. Ich habe einen alten Sony Röhrenbeamer. Ein Teil der Elkos hat seine Altersgrenze erreicht (reihenweise Forenbeiträge anderer Nutzer zu ähnlichen Problemen). Wenn im Netzteil Elkos ausfallen, hilft fast nur noch ein Ersatznetzteil, wofür man einen anderen Projektor schlachten muss. Also sollte man da präventiv alle Elkos tauschen.
    Bei Röhrenaudiogeräten wären solche Bauteile, die z.B. bei Versagen eine seltene Endröhre ins Jenseits befördert oder den Endüberträger zerstört.


    Ansonsten so original wie möglich lassen. Halbleiter machen selten Probleme, deshalb finde ich einen Austausch für übertrieben. Evtl. kann man sich passenden Ersatz bei Zeiten in die Schublade legen.

    Gruß
    Thechnor

    2 Mal editiert, zuletzt von Thechnor ()

  • Ich repariere nur ungern, da es mir an Fachwissen fehlt. Wenn es aber nötig ist, dann mache ich nur das, was sein muß; mehr nicht.
    Ausnahme: wenn ein Gerät schwierig zu zerlegen ist, wie z.B. dieser Verstärker......
    ..... im Bild unten .....
    .... dann sehe ich genauer hin und tausche manch ein Bauteil auf Verdacht. Dabei geht es mir weniger um Transistoren und Kondensatoren, sondern um brüchige Potis und unterdimensionierte Gleichrichter, die mir in der letzten Zeit am häufigsten Probleme gemacht haben.


    Gruß
    Heinz

  • Moin Jungs.


    Auch ich repariere nur dann, wenn ein Defekt auftritt und dann auch nur das, was defekt ist.


    Bin ja überhaupt ein Fan originalgetreuer Restaurierung, schlachte aber keine Geräte, um defekte Geräte wieder heruzrichten, nur im alleräussersten Notfall.


    Wenn ein Defekt auftaucht, kreise ich ihn so weit wie möglich ein und ersetze nur soviel Bauteile, wie defekt sind.


    Bin halt bissele verrückt...... :D




    Gruß
    Markus

    Gruß
    Markus

  • Ich bin da auch nur der Anwender der gerne Musik hört mit den
    Geräten.
    Wenn etwas kaputt geht wird es gewechselt, aber nie vorsorglich.

  • MOin,


    schön das hier alle Auffassungen vertreten sind, ich kann mich ein wenig jeder davon anschließen. Arbeitet ein Gerät zufriedenstellend bleibt es wie es ist. Auch bei mir gilt: soviel originial wie möglich.


    NUR: Da ich fast nur DDR Geräte habe wurden dort mit Vorliebe Papierelkos verbaut die haben an beiden Enden so einen weißen Pups der gerne herausbröckelt so kann die Feuchtigkeit einziehen und verändert die Werte in Jenseits von gut und böse. Sobald ein Fehler auftritt und eine Reparatur ansteht fliegen die auf jeden Fall raus.


    Bei TV Geräten muss jeder Kondensator einzeln gemessen werden und auch nur nach dem Prinzip einer austauschen - eine Probe sonst funktioniert die KIste nachher gar nicht mehr. Sowas sollte man auch nur tun wenn man Leute kennt oder das wissen hat notfalls die gesamte Kiste neu abzugleichen.


    Netzteilelkos zu tauschen ist bei den alten Geräten an sich überflüssig - die Hochomig gewordenen Selengelichrichter schon eher.


    Bei 70er Jahre Geräten würde ich gar nichts tauschen, da waren die Bauteile schon so gut, das das lt. meiner Erfahrung vollkommen unnötig ist.


    thommi

  • Wie haltet Ihr es bei der Restaurierung ? Gibt es einen stichhaltigen Grund, in einem Gerät hunderte funktionierende Bauteile rauszuwerfen und zu ersetzen ?

    Bei einer Restaurierung tausche ich grundsätzlich alle Teile, bei denen aufgrund von Materialalterung baldige Ausfälle zu befürchten sind. Das wären also Knallfrösche, der 1000µF/40 Volt Elko bei der 604 bis 741Q Serie, Siebelkos bei Entverstärkern, gammelige Trimmpotis etc. Ich habe nämlich keine Lust, die Geräte ein zweites Mal aufzuschrauben ;) .


    ... Anlass für meine Frage sind einige Angebote von Dual-verstärkern, die mit einer riesigen Materialschlacht restauriert wurden. Bei höherwertigen Geräten und im High-End-Lager ist man gar der Meinung, dass Halbleiter und Kondensatoren schneller verderben können als frisches Obst.


    Bei den hier angesprochenen Angeboten in der Bucht hat der Austausch wohl eher einen wirtschaftlichen Hintergrund. Es handelt sich hier um gewerbliche Anbieter die Gewährleistungspflichtig sind. Da ist ein präventiver Austausch für diese Anbieter allemal kostengünstiger als eine Reklamationsbearbeitung.


    Gruß


    Stephan

    hört mit 2 Ohren und diese mit


    CV 1500 + CT 1540 + C 830 + CS 731Q + CL 730 + CL 720 oder mit CV 1700 + CT 1740 + C 830 + CS 721 + CS 1229 + CL 730 + TL 1000 oder mit CV 121 + CT 19 + CS 701 + CL 100

  • Hallo!


    Ich tausche auch die Elkos gerne platinenweise, weil die Dinger austrocknen und einer der häufigsten Gründe für Ausfälle überhaupt bei meinen Geräten sind. Den Tip habe ich von zwei mir gut bekannten Radio-Fernsehelektronikern bekommen, die solche Sachen immer noch instandsetzen.


    Dabei verwende ich allerdings -und auch auf deren Rat- immer Neuware, aus aktueller Produktion. Von NOS-Elkos o.ä. aus klanglichen Gründen usw. halte ich -sowie die beiden Experten- gar nichts. Das ist für mich Hifi-Voodoo und dient meiner Meinung nach nur dazu, den hohen Preis für solche Geräte zu rechtfertigen.


    Bei den Trimmpotis nehme ich gerne Spindeltrimmer, weil die i.d.R. schön gekapselt sind und sich zu dem sehr genau justieren lassen. Sie sind aber nicht überall verbaubar und müssen ggf. auch dem Platinenlayout angepaßt werden.


    Ansonsten sollte außen aber alles original bleiben, bei der Elektronik gehe ich hier und da auch schon mal Kompromisse ein.


    Gruß
    Horst

    M.f.G.
    Horst

  • Soviel Authentizität wie möglich - also tausche ich erstmal nur, was bereits feststellbare Fehler aufweist. Ansonsten "korrigiere" ich gerne
    solche Dinge, wie jetzt bei meinem kürzlich ergatterten CV1700 - bei dem mal (nur) die Treibertransistoren des linken Kanals getauscht wurden. Hier sind jetzt links und rechts unterschiedliche Typen verbaut - und - egal ob die defekt sind oder nicht - werde ich sie gegen identische Typen austauschen. Ansonsten halte ich mich gerne an die Hinweise auf Briegels Webseite - und ersetze Teile prophylaktisch, die als häufige Fehlerquellen angegeben sind.


    bye
    Phil

  • Moin,


    Wenn ich ein Dual-Gerät zerlege, weil irgendwo ein Teil defekt ist, wechsel ich die "üblichen Verdächtigen" gleich mit aus, weil ein zweites Zerlegen dem Gerät nicht unbedingt zuträglich ist, denn es können Kabel brechen.


    Elkos gehören nicht zu den generell ausfallenden Teilen, bestenfalls Tantals, die im Bereich von Spannungsreglern liegen.
    Ausgefallene Elkos lassen sich gut über die abgegebene Leistung und den Frequenzgang finden.
    Meine Erfahrung zeigt, daß z.B. schlechte Kontakte zu erheblich übleren und häufigeren Fehlererscheinungen beitragen, als Elkos.


    Gruß
    Norbert

  • Meine Erfahrung zeigt, daß z.B. schlechte Kontakte zu erheblich übleren und häufigeren Fehlererscheinungen beitragen, als Elkos.

    Dem kann/muss ich 100%tig zustimmen. Das fängt bei den Kontakten der Steckverbinder an, geht über alle Bauformen der Einstellregler/Trimmer weiter und hört bei den Schalter/Relaiskontakten auf. Hinzu kommen die oft kaum findbaren kalten oder spröde gewordenen Lötstellen.
    Das sind zum größten Teil die Auslöser für Folgefehler bei den Halbleitern.

    Viele Grüße
    HaJo


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  • Kleine Elkos, Tantals, Si-Gleichrichter, Trimmpotis, sobald sie auch nur im Entferntesten instabil wirken, fliegen raus. Größere (teurere) Elkos teste ich zumindest. Ansonsten jeweils die Teile, die bei einem speziellen Gerät bekannte Ausfaller sind. Der Aufwand, ein Gerät nochmals zerpflücken zu müssen, ist mir zu groß (sowas hasse ich wie die Pest) und für die Geräte ist es auch nicht gut. Und meistens kosten alle diese Teile grad mal ein paar Euro - und früher oder später machen sie eh die Grätsche.


    Knallfrosch

    Wer will sucht Wege. Wer nicht will sucht Erklärungen.
    Hungarian Proverb: It is not enough to be impolite, you must be wrong, too.


    Dual 505-3, 601, 701, 704, 721, 741, 1019, 1219, 1229, 1249, 5000... Thorens TD 224, Toshiba SR-510 u.a.
    Living population: irgendwas > 34

  • bei Röhrengeräten tausche ich grundsätzlich alle Elkos und Teer-Kondensatoren, nach dieser Kur laufen die Geräte
    fast besser wie neu.Schwierig ist hier eigentlich nur, wenn mal ein Poti richtig defekt ist, da die neuen Teile mechanisch und elektrisch nicht passen( keine Mittelanzapfungen).
    Bei Transistorgeräten wirds manchmal schwierig, gute Halbleiter zu finden, falls diese defekt sind.
    Bei Germanium Transistoren nehme ich gute gebrauchte intakte Teile aus Schlachtgeräten, weil die angebotenen neuen Ersatztypen von
    zweifelhafter Qualität sind.
    Dieser Trend ist auch zunehmend bei Silizium der 70er/80er Jahre zu beobachten, hier wird es auch oft zur Glückssache gute Qualität bei den
    nachbauten Halbleitern zu bekommen.
    Es ist eben so, das es sich heuzutage kaum mehr lohnt Elektronik zu reparieren, dementsprechend ist auch das Angebot
    für die Ersatzteile geschrumpft.
    Und für die wenigen Bastler die ihre Hifi-Klassiker am Leben halten wollen lohnt sich nicht mehr so ein breites Angebot
    von Bauteilen bereitzuhalten.Wenn die Restbestände weg sind, dann sind sie weg.
    Es gehört schon etwas Erfahrung und Überlegung, vielleicht auch glücklicher Zufall dazu, zu entscheiden, welche Teile man auswechseln sollte und welche
    alten Teile man besser drin lässt.

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