Überholung Blaupunkt XP-240 alias Dual CS 626 RC

  • Hallo zusammen,

    ich habe hier derzeit einen Blaupunkt XP-240 auf dem Tisch.

    Dabei handelt es sich wohl um einen Dual CS 626 RC, der von Dual so nicht vertrieben wurde.





    Direkttriebler sind jetzt nicht mein tägliches Brot, daher hoffe ich hier auf die ein oder andere Hilfe.

    Ich fange mal mit dem Netzschalter an.



    Diese gummiartige transparentblaue Kappe besteht aus einem silikonartigen Kunststoff und ist unangenehm klebrig.



    Am Netzschalter war offensichtlich schonmal jemand dran.



    Wenn ich jetzt nicht völlig deppert bin, dann hat hier ein MKT doch nichts verloren, oder? Müsste da nicht ein X2 Funkentstörkondensator hin?

    Der Schalter selbst geht zwar sehr schwergängig, lässt sich aber noch schalten.

    Lohnt es sich, das Teil mal zu öffnen?



    Letzte Frage für heute Abend:

    Was ist das? Hier lag das Netzkabel?

    Ist das mal über Gebühr heiß geworden?

    Kann eigentlicht nicht sein, oder, denn das Kabel ist einwandfrei.

    Oder hat da zufällig jemand beim Wechsel des Knallfrosches den Lötkolben abgelegt?


    Achso, das Gerät lief grundsätzlich. Das hatte mir der Verkäufer damals vorgeführt, habe den Spieler aber seitdem nicht mehr am Netz gehabt.

    Trotz des falschen Kondensators am Netzschalter?


    Beste Grüße aus dem Bergischen,

    Luke

    Beste Grüße,

    Luke

  • Hi Berthold !


    Der Kondi ist laut Aufdruck für 275V~ spezifiziert und hat ein vorstehendes "X", damit dürfte er typgeprüft sein und keinen Ärger machen.

    MKT ist dabei nur die Technologie, mit der der Kondi gefertigt wurde. Das da ist ein ERO MKT HPF vermutlich schon aus der Ära Vishay(ex. Siemens Bauelemente), da er mit 275V~ angegeben ist.


    Die "Rille" im Boden ist entweder durch einen Lötkolben entstanden - dafür aber eigentlich zu glatt - oder durch Weichmacher aus der Ummantelung des Netzkabels aufgeweicht und reingedrückt worden.


    Die Silikonmütze über dem Netzschalter ist klassisch für in oder für Fernost gefertigte Geräte und Komponenten. Sie dient als Splitter- und Flammschutz für die normalerweise über dem Netzschalter angebrachten 1000V-Keramikkondensatoren. Die sind *an und für sich* fast unzerstörbar, aber wenn es sie zerreißt, kracht es richtig im Karton. Das sind dann entweder Fertigungsfehler oder nachträgliche mechanische Beschädigungen, die die Dinger niederstrecken. Wenn man sowas mal erlebt hat, wandert dieses Ereignis sofort in die Kiste für "Vorfälle, die ich lieber nicht nochmal erleben möchte" ...


    Wenn auf dem Motor-Board keine weinroten "ROE"-Tonnen mehr draufsitzen, würde ich vielleicht die "dicke Rolle" vom Hauptnetzteil gegen einen neuen axialen Elko tauschen. Nach 40 Jahren und soundsovielen Schrank- oder Dachbodenstunden ist die Chance groß, daß mit dem nicht mehr viel los ist.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter, wer ist Berthold ;) ?

    Danke, dass Du so schnell geantwortet hast. :thumbup:


    Dann könnte der MKT also doch ein Original sein?

    Und der darf dranbleiben, obwohl X und nicht X2?

    Also das ältere Ehepaar, wo ich den Plattenspieler gekauft habe, sah auch nicht so aus, als hätten sie da jemals selbst dran rumgebastelt.

    Waren wohl auch die Erstbesitzer.


    Das mit dem Weichmacher klingt plausibel, es sieht auch nicht verbrannt aus.

    Das Kabel selbst ist aber top und sieht nicht angegriffen aus.

    Dann werde ich dieses Silikon-Dings einfach mal reinigen.


    Der axiale Elko wird auf jeden Fall getauscht.

    Für die übrigen Bauteile hatte ich ja mal diese Liste hier Bauteileliste erstellt.

    Wobei ich da ganz schön bei Dir abgeschielt habe.

    Mal schauen, was ich da am besten tausche.

    Ein paar rote Tonnen habe ich schon entdeckt.


    Danke jedenfalls erstmal für die guten Hinweise.

    Beste Grüße,

    Luke

  • Und der darf dranbleiben, obwohl X und nicht X2?



    Zitat Wikipedia

    Klasse-X-Kondensatoren sind nach IEC 60384-14 elektrische Kondensatoren, die zwischen Phase und Neutralleiter oder zwischen zwei Phasen geschaltet werden. Sie dürfen eine beliebig hohe Kapazität haben. Oft haben sie Werte von 100 nF bis 1 µF. Ihr Ausfall (Kurzschluss, Unterbrechung, innere Zerstörung) darf nicht zu einem gefährdenden elektrischen Schlag oder zu anderen Gefährdungen wie Feuer führen.

    Grüße Gernot
    Es soll ja Leute geben, die hören, ob das Lautsprecherkabel rot oder blau ist.

  • Wow.

    Wenn ich das richtig lese, ist das X sogar spannungsfester als X2.

    Das hätte ich nicht gedacht.

    Vielen Dank für die Aufklärung.

    Beste Grüße,

    Luke

  • So, heute mal ein bisschen geputzt.


    Anschließend habe ich mich mit dem Netzschalter beschäftigt.



    Eigentlich ist das Teil sehr einfach aufgebaut:




    Allerdings wird nach der Demontage klar, dass es sich um ein Verschleißteil handelt.




    Die Rastbewegung wird durch einen kleinen Metallstift erreicht, der federnd gelagert ist und in eine spezielle Aussparung der Mittelachse greift.

    Die Mittelachse ist aus Kunststoff, und die Aussparung dort einigermaßen abgenutzt.

    Das wird keinesfalls besser und ist meines Erachtens nach auch nur zu reparieren, wenn man eine neue Mittelachse bekommt.

    Dürfte man aber wohl kaum.

    Daher, schätze ich, muss wohl ein neuer Schalter her, leider.

    Beste Grüße,

    Luke

  • Hi Luke !

    Daher, schätze ich, muss wohl ein neuer Schalter her, leider.

    Das dürfte - für sich genommen - kein Problem sein.

    Die Fußangel oder der Fallstrick steckt in dem Betätiger vorne, der länger als üblich zu sein scheint.


    Ich verwende schon seit Jahren die "Toneluck"-Schalter vom blauen Claus (bzw.: ich kaufe die gleichen Schalter zum halben Preis anderswo im Internet).


    https://asset.conrad.com/media…2-x-offon-latch-1-pcs.pdf


    Vergleich' den mal mit dem Maßbild. Insbesondere den Vorderteil, wo nachher der Knopf draufgeht.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Luke !


    Das sind die Toneluck. Wenn Du meinst, daß Du die passend machen kannst ... ich könnte Dir einen zuschicken.

    Schreib' mir 'ne PN mit Deiner Adresse und dann geht das los.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • ich habe hier derzeit einen Blaupunkt XP-240 auf dem Tisch.

    Dabei handelt es sich wohl um einen Dual CS 626 RC, der von Dual so nicht vertrieben wurde.


    Nicht ganz korrekt. Das ist die Blaupunkt-Version des CS 650 RC.

    Der CS 650 RC wiederum ist die fernbedienbare Version des CS 626.

    Der XP-240 ist auch fernbedienbar.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Der CS 650 RC sieht aber von unten deutlich anders aus.

    Der XP-240 ist m.E. praktisch ein 626 mit angeflanschter FB-Platine.

    Noko wollte es in der neuesten Ausgabe seines Buches auch korrigieren.


    Danke Peter. PN kommt :)

    Beste Grüße,

    Luke

  • Der passt von den Abmessungen ziemlich gut.

    Ja, den kann man in den Blaupunkt einbauen, habe ich schon gemacht.


    Man muß aber leicht modifizieren - wenn ich mich recht entsinne, ist es nötig, die Löcher zum Anschrauben mit dem Dremel zu erweitern bzw. nach außen aufzufräsen.


    Gruß,

    Kurt

  • Perfekt, Peter hilft mir in Sachen Schalter aus.

    Einen Dremel habe ich hier rumliegen, das sollte kein Problem sein.

    Beste Grüße,

    Luke

  • Hallo Luke,

    zur Sicherheit habe ich über den ausgetauschten Netzschalter einen Schrumpfschlauch gemacht, anschließend die Kunststofftülle wieder drübergezogen, denn da liegt die volle Spannung an! Ein Kondensator war werkseitig verbaut ;).

    Viele Grüße, Stephan







    Dual 481 A und andere/anderes :D



    Einmal editiert, zuletzt von stevie ()

  • Guter Vorschlag mit dem Schrumpfschlauch.


    Heute mal die Mechanik ein bisschen geschmiert, den Steuerpimpel erneuert, Trafo-Schrauben angezogen und die Schalter gereinigt.


    Dann mal die Platinen angeschaut.


    Ich habe mal ein paar Fotos gemacht.

    Die rot markierten Kondis wollte ich auf jeden Fall tauschen, bei den gelben bin ich mir nicht sicher.

    Macht das so Sinn?




    Hier wären es der Motorkondi C9101 und der graue C9105. Bei den beiden kleinen blauen C9106 und C9110 bin ich mir nicht sicher.




    Hier der 9151.





    Und hier auf jeden Fall die beiden ROEs C1 und C13, sowie die grauen Elkos C2 und C11.

    Bei den blauen C3, C4 und C10 sowie dem grünen C12 bin ich auch nicht sicher.


    Preislich macht es ja praktisch nix aus.


    Einen Knallfrosch habe ich tatsächlich nicht gefunden.

    Ein Funkentstörkondensator war ja am Schalter, aber kein Knalli und ein anderer war nicht da.

    Der 626 soll ja am Strobo noch einen haben, aber da war irgendwie nix.


    Zum Thema 626 RC oder 650 RC:

    Beste Grüße,

    Luke

  • Hi Luke !

    Die rot markierten Kondis wollte ich auf jeden Fall tauschen, bei den gelben bin ich mir nicht sicher.

    Macht das so Sinn?

    Wichtig sind die beiden weinroten ROE (C1 / C13), der dicke graue C2 auf der Motorplatine und die blauen Tantalis dort.


    Das sind die schlummernden Zeitbomben in den Geräten. Der Rest ist optional. Wenn man auf lange Sicht Ruhe haben will, macht man alle neu, aber das ist manchmal auch wieder unnötig. Bei den ROEs kenne ich inzwischen kein Pardon mehr. Ich habe schon so viele von denen ausgetauscht - es ist unglaublich. Das Problem mit denen liegt darin, daß das mal "State-Of-The-Art" Kondis waren, die die europäischen Hersteller sehr gern eingesetzt haben, obwohl die damals ein Stück teurer als Normalware waren. Die sind nach unten hin mit einem Epoxydharz vergossen, was sie *eigentlich* sehr stabil und unempfindlich gemacht hat.


    Leider schrumpft das Epoxy nach 30 - 40 Jahren und löst sich vom Plastikgehäuse ab. Und dann trocknen die Kondis intern aus. Man sieht das manchmal, daß der Boden rissig ist. Von oben sehen sie top aus. Selten mal, daß einer "nasse Füße" kriegt, weil davon auch keine wirklich großen Expemplare verfügbar waren. Ich meine bei 1000µF / 25V war Schluß. Und bei den kleineren Kapazitäten ist nicht viel Elektrolyt drin, was auf der Platine rumschwappen kann.

    Je nachdem, wie das Gerät behandelt wurde und unter welchen Bedingungen es gelagert worden ist, sind die "noch ganz gut" - oder schon restlos tot.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Wenn du schon dabei bist, dann tasuche doch auch die beiden Trimmer R8/R9 für die Geschwindigkeitseinstellung. Die Dinger haben offenliegende Schleiferbahnen und gammeln früher oder später weg. Die kosten zusammen < 1,-€. Bei allen meinen bisherigen EDS500-Platinen waren das IMMER Überltäter und haben ein gleichmäßiges Einstellen der beiden Drehzahlen verhindert.

    irgendwas ist immer und man lernt nie aus ...


    Gruß
    Winfried

  • Leider war das Wetter heute ausnahmsweise trocken, so dass ich an ein paar Gartenprojekten weiterarbeiten musste.


    Vielen Dank jedenfalls für die hilfreichen Hinweise.

    Ich mache am Wochenende mal eine Bestellung bei Reichelt fertig.


    Peter, Dein Schalter ist heute auch schon gekommen, nochmal vielen vielen Dank.




    Die Schalter sind schon extrem ähnlich.

    Ich denke, wenn ich die Befestigungslöcher aufbohre, dann wird es passen.

    Die Originalachse ist minimal länger, aber das lässt sich sicherlich irgendwie ausgleichen.

    Ich nehme an, die mittleren Anschlüsse, an denen COM steht, werden nicht mit angeschlossen.

    Beste Grüße,

    Luke

  • Hi Luke !


    Ich bin mir jetzt im Moment nicht mehr ganz sicher, wie der Tonelock-Schalter vorne aussieht und wie der Bügel befestigt ist.

    Bei einem Gerät, was ich mal instandgesetzt habe, konnte ich den Haltebügel abfriemeln und auf den Chinaschalter draufsetzen.

    Damit war auch das Thema "Haltelöcher auffeilen" beendet.


    Peter, Dein Schalter ist heute auch schon gekommen, nochmal vielen vielen Dank.

    Bitte schön.


    Es kann nicht angehen, daß eine fortschreitende Restaurierung durch einen banalen Lieferengpaß behindert wird.

    Wir sind hier doch nicht die Auto-Industrie ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Einfach großartig :D


    Die Befestigung des Haltebügels ist leider komplett anders.

    Aber es sollte machbar sein, den neuen Haltebügel anzupassen.

    Beste Grüße,

    Luke

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