Dual 300 V Party (Bj. 1959) Elektronik zwingend überholen/tauschen?

  • Hallo Forum,
    da uns hier im Haushalt vor kurzem ein (zugegeben ziemlich altes) Handrührgerät aus den 60er Jahren von Bosch "abgeraucht" ist, frage ich mich nun ob es in dem nun schon sehr alten Dual 300 V Party eigentlich auch Bauteile gibt die einem eventuell um die Ohren fliegen können?


    Im Handrührgerät war es ein alter Papierelko, der mit einem lauten Knall explodiert ist und furchtbar geraucht und gestunken hat.


    Vielleicht kann ja ein Forenmitglied etwas mehr über die Elektronik des Dual 300 V Party sagen und ob ein Austausch von bestimmten Bauteilen unbedingt erfolgen sollte.
    Vielen Dank und viele Grüße,
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Hallo André,


    eine optische Durchsicht vor der Inbetriebnahme kann ja nicht schaden. Ich hab bei Wega Vision den Schaltplan für den Verstärker des Dual 300 AV gefunden, der läuft mit der ECL86, trifft das auch auf deinen 300 V zu?
    Den Entstörkondensator beim Motor würde ich in jedem Fall erneuern, da relativ schnell und günstig gemacht aber wenn der hinüber ist, kann er sich auch "bemerkbar" verabschieden und je nach Beschädigung geht der Motor dann nicht mehr aus und läuft die ganze Zeit.
    Bei meinem Dual 410V, der einen recht ähnlichen Verstärker zum p300AV hat, habe ich die Kondensatoren an den Lautstärke- und Klangreglern erneuert, da die Lautstärke teilweise im Betrieb schwankte und die Klangregler über einen größeren Drehbereich keine Klangveränderungen mehr erzielten.
    Explodieren sollte da eigentlich nichts, sofern keine Papier-Wickelkondensatoren verbaut sind. Das kann aber nur jemand klären, der das Gerät schonmal offen gesehen hatte. Mein Dual p410V (Baujahr 1964) hat keine Papierkondensatoren mehr, bei Baujahr 1959 würde ich das aber nicht komplett ausschließen, da ich einen Dual 1008A der ersten Serie (dürfte auch so um 1959-1960 gewesen sein) habe, der noch mit Papierkondensatoren entstört war, die mir auch dann mit Qualm kaputt gegangen sind.


    Ein Foto der Innereien dürfte sicherlich die Einschätzung der Lager erleichtern.

    Gruß, Felix


    meine Anlage:


    Receiver und Radio: Grundig R35a
    Vinyl: Dual 1010 mit DMS 238
    Schellack: Dual 1004 mit CDS3
    Band: Grundig TK19 automatic

  • Hallo Stereophon,
    vielen Dank für die ausführliche Antwort. Den Phonokoffer besitze ich schon seit bummelig 15 Jahren, bisher hat er hervorragend funktioniert, auch die Klangregelung ist sehr gut bei dem Gerät.


    Ich werde dann wohl mal einen Blick ins Innere werfen und Bilder machen. Hätte ich ja gleich bei der Überholung des Gerätes machen können... :whistling:


    Ich finde es erstaunlich, wie gut alte Platten (meist spiele ich 40er/50er Jahre Schellackplatten auf dem Gerät) auf dem Teil klingen. :love:
    Viele Grüße,
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Ich glaube, der hat diesen Entstörkondensator garnicht. Das kam erst bei den späteren Modellen.
    Man sollte vor allem versuchen, die Spannung auf 220 Volt abzusenken, denn der Röhre setzt das schon zu, wenn sie mit Überspannung betrieben wird.


    Diethelm :)

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.


    Diethelm :|

  • Hallo phonesmoke,
    ist es denn überhaupt nötig, die Spannung herunterzusetzen? Immerhin ist am Spannungswahlschalter von 220/240 V die Rede.


    Ich habe mal ein paar Bilder gemacht, vielleicht ist darauf ja schon etwas zu erkennen.
    Viele Grüße,
    André

  • Hallo André,
    ich denke, die Bilder sind sehr hilfreich. Es sind nämlich doch einige Papierwickelkondensatoren verbaut und die sehen so aus, als ob sie sich demnächst verabschieden können. Ich hab zwei deiner Bilder wieder angehängt und die Kandidaten mal rot eingekreist. Auf dem 2. Bild sifft der eine Kondi ja schon richtig raus, der dürfte eigentlich schon defekt sein. Nicht alle Kondenatoren platzen oder entwickeln üblen Geruch beim Defekt, sodass man es manchmal nicht mitbekommt. Der große Netzelko von Siemens und der Gleichrichter sehen meiner Meinung nach äußerlich noch in Ordnung aus.
    Ich würde die kritischen Kondensatoren alle erneuern, da sie wahrscheinlich teilweise schon defekt sind und die Betriebssicherheit nicht mehr gewährleistet wird. Die Teile sind ja nicht so teuer, du solltest normalerweise für die 5-6 Stück nicht mehr als 5€ bezahlen müssen. Die Werte scheinen noch alle ablesbar zu sein.

  • laut dem Schaltplan von dem 300V, den ich im Radiomuseum gefunden habe, sitz da noch ein 10000pF 250V~ an den Motorkontakten vom Kurzschließer, womit der Motor an und ausgeschaltet wird.
    Das wäre auch so ein Kandidat der gewechselt werden müßte, wenn man schon mal dabei ist.
    Und nicht zu vergessen wäre noch der Elko C9 50µF an dem Kathodenwiderstand (330ohm) der ECL82.
    Bezüglich 230V Betrieb wäre anzumerken, das der Pentodenteil der ECL82 rein rechnerich bei 220V mit knapp 6W belastet wird, die maximale Verlustleistung beträgt 7W. Daher ist noch ein wenig Spielraum für den Betrieb mit 230V, auch wenn es dann alles etwas heißer läuft.
    Gruß Armin

  • Die ERO100-Kondensatoren sind ähnlich berüchtigt wie die späteren Rifa-Knallbonbons oder die gleichzeitig auftretenden Wima-Hustenbonbons! Alles raus damit!


    Und ein bisschen überlegen wo Netzspannung anliegen könnte. Alle Kondensatoren, auf denen eine Wechselspannungsfestigkeit (markiert durch Wellenlinie) angegeben ist, sind prinzipiell verdächtig, ebenso solche mit deutlich über 500 V Gleichspannungsfestigkeit. Die könnten an Netzspannung liegen und müssen dann durch X-Typen mit 275 (oder zur größten Not 250) V Wechselspannungsfestigkeit ersetzt werden.

  • Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten. :thumbup:
    Im Gehäuse habe ich das Schaltschema (Schaltplan) des Dual Party 300 V gefunden und eingescannt. Ich kann die Dinger leider nicht lesen oder deuten, da ich von Elektronik leider keine Ahnung habe. Kann jemand die zu tauschenden Kondensatoren (und deren Werte) auflisten? Ich werde mir wohl jemand hier in Hamburg suchen müßen, der den Austausch der Kondensatoren vornimmt, da mir jegliche Erfahrung (und Können mit dem Lötkolben) fehlt.


    Schon als ich die Fotos gemacht habe, habe ich leider eine kleine Beschädigung herbeigeführt. :cursing:
    Um besser an die Bezeichungen der einzelnen Kondesatoren ranzukommen, habe ich die 3 Schrauben unter dem Gehäuse gelöst, dann hat man die Verstärkereinheit mehr oder minder komplett in der Hand und kann sie (je nach Reichweite der angelöteten Kabel) hin und herdrehen. Dabei bin ich wohl von der Innenseite an die angelöteten Kontakte des Höhen-Potis gekommen, bei dieser sehr leichten Berührung löste sich sofort der Blechwinkel, der ist (also war) wohl "angenietet" mit einer winzigen Niete - jetzt ist der obere Ring dieser "Niete" abesprungen, man kann den Blechkontakt drüberstecken, hält aber nicht mehr wirklich gut und sicher, da der obere kleine Ring fehlt (siehe Foto). Wahrscheinlich reicht ein kleiner Tropfen Lötzinn um Blechkontakt und Messingstift dauerhaft wieder miteinander zu verbinden.


    Gibt es vielleicht jemand im Raum Hamburg, der mir mit der Überholung helfen könnte? ?(

  • Guten Abend,

    ich zerre diesen inzwischen sehr alten Faden wieder ans Licht, denn an das Thema muss ich immer noch ran.


    Keine Angst, ich werde nicht noch eine Baustelle aufmachen...bin ja noch gut beschäftigt mit dem Vagabund und der Harting 45 T wartet auch noch. Aber der Dreher steht auf der Warteliste und ich möchte alle Bauteile da haben, wenn es losgeht.


    Vor kurzem habe ich ein großes Konvolut neuer, axialer Kondensatoren erstanden, dumm nur dass mir für den Dual 300 Party immer noch welche fehlen. Bevor ich nun die nächste Bestellung auslöse, möchte gern noch euren Rat einholen.


    Ich habe ihn gestern aufgeschraubt und mir die Papierkondensatoren genauer angeschaut und die Werte notiert. Dabei ist mir auch ein Elko ins Auge gefallen (Aua!), der mir bis dato völlig entgangen ist. Flugs ein Foto gemacht:

    Da steht drauf 30 / 35V-, ich interpretiere 30 mikrofarrad (wie kriege ich auf dem Tablet das Zeichen dafür hin?), so weit - so gut, aber im Schaltplan steht was anderes, dort ist dieser Elko mit 50 uF (ich nehme Mal ein "u" als Ersatz) eingezeichnet. Der Schaltplan stammt direkt aus dem Gerät und ist weiter vorn im Faden auch zu finden.

    Welchen Wert nehme ich nun als Ersatz? :/


    Auch ist da ein Kondensator mit 200 pF eingezeichnet, den konnte ich in echt nicht finden. Edit: gerade auf dem Foto entdeckt, ist kein Papierkondi und darf wohl bleiben:



    Ein Papierkondensator hat die Aufschrift 0,05 / 250 ohne irgendwelche Angaben, ich interpretiere 0,05 uF / 250 V- und hoffe damit richtig zu liegen.


    Alle Kondis, die neu eingesetzt werden sind sowieso spannungsfester (also 400V bzw. 630V) als die alten Originale.


    Dann ist da noch die rote Ero Rolle mit 5000 pF / 400V-, die kann drin bleiben, da ja auch kein Papierkondi, oder doch gleich mit tauschen?


    Wieder viele Fragen, sorry.


    Viele Grüße

    André


  • Bis auf die Annahme 30 Mikrofarad passt das soweit. Also 50uF 35V. (Laut Plan liegen da <13V an, also 'Reserve')


    Die beiden beigen Papierrollen sollten auf jeden Fall erneuert werden.


    Prüfen solltest du auch die Werte der Widerstände, die sind dafür bekannt, sich gerne zu erhöhen.


    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

  • hi, über den C9 50uF hatte ich schon weiter oben was geschrieben


    den kann man gut mit einem 47uF mit =/> 35V ersetzen. Der braucht nicht axial zu sein, radiale Elkos gibts in besserer Qualität.

  • Guten Abend,

    vielen Dank für die Einschätzungen, das hilft mir weiter.


    Gerade im Netz geschaut, um die Widerstände zu messen, muss ich diese nicht auslöten...das ist schonmal gut. Also am Besten noch vor der Bestellung machen, OK. Die farbigen Ringe geben ja Auskunft über den Wert und natürlich der Schaltplan, sofern ich die Burschen richtig zuordne. Danke für den Hinweis. :)


    Viele Grüße

    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • um die Widerstände zu messen, muss ich diese nicht auslöten...

    Das gilt aber nicht allgemein und hängt von der Schaltung ab. Bei diesem Gerät sollte das gehen.


    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

  • Danke Martin für Deinen Input, ja ist ist und bleibt im Großen und Ganzen wahrscheinlich so: ich habe keine Ahnung von Elektronik und taste mich so durch...aber dank Dir und den anderen Helfern wird das schon. Vielen lieben Dank :thumbup:


    Viele Grüße

    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

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