plattenfräse??

  • hallo allerseits!


    bin nunmehr glücklicher Besitzer eines CDS 660, die einzigen skrupel, die ich habe, jenes weit öfter einzusetzen ist die hohe auflagekraft (mind. 3,5p) sowie die hier anscheinend weit verbreitete meinung, daß dies einer plattenfräse gleichkommt...
    ungeachtet der hier zweifellos vorhandenen kompetenz ;-)) ist aber im LP 3/2005, p. 27 zu lesen: "Es ist übrigens ein Irrglaube, durch niedrige Auflagekraft seine Platten zu schonen, das Gegenteil ist richtig"
    sind jetzt alle hier diskutierenden häretiker in diesem glaubenskrieg? was spricht denn für eine hohe auflagekraft???


    grüße, michael

  • Hallo,


    das besagte CDS 660 hatte ich in meinem ersten eigenen Dual 1224 drin. Nun, fast alle der damals damit häufig gehörten Platten sind heute ungenießbar und klingen abgespielt, obwohl ich die DN 8 regelmäßig wechselte. Dieses System taugt aus heutiger Sicht in meinen Augen nur noch für museale Zwecke!


    Über den Abnutzungsgrad in Abhängigkeit von der Auflagekraft haben wir hier schon mehrfach diskutiert.


    ralph

  • "Über den Abnutzungsgrad in Abhängigkeit von der Auflagekraft haben wir hier schon mehrfach diskutiert."


    und gerade deshalb überrascht es mich so, daß ein anscheinend höchst fähiger autor zu solchen aussagen kommt....


    gruß, michael

  • Hallo,


    Auflagekraft ist das eine.
    Ich denke, man kann innerhalb eines Toleranzfensters das Vinyl durchaus "belasten". Wo die Ober- und Untergrenze liegt vermag ich nicht einzuschätzen. Ich denke, hier spielt eine gehörige Portion Philosophie eine Rolle.


    Qualität der Nadel ist das andere.
    Ich habe in dem Thread "DN8 Diamant" mal ein paar Makroaufnahmen von Nachbaunadeln eingestellt. Da wird dir schlecht, wenn du die siehst.
    Es sind aber Extrembeispiele.


    Trotzdem: ich mag aus bestimmten Gründen auch manchmal den Einsatz eines zünftigen Keramiksystems. Richtig angeschlossen, hat der Klang schon was, besonders bei alten Aufnahmen...
    Zugegeben verwende ich Keramiksysteme nur bei relativ wertlosen Platten (man weiß ja nie...), aber übermäßigen Verschleiß des Vinyls konnte ich noch nicht feststellen.


    Gruß
    Patrick

    Viele Grüße

    Patrick

  • Hallo,


    das Thema Auflagekraft und Plattenabnützung könnte ein mehrbändiges Werk bilden. Nur soviel:


    - eine zu niedrige Auflagekraft (in den späten sechziger und frühen Jahren propagierte man z.T. Auflagedrücke von 0,4 - 0,8 pond) führt dazu, dass die Nadel in der Rille schlittert und diese irreparabel schädigt. Fazit: Größerer Schaden durch zu geringe als korrekte ( aber nicht zu hohe) Auflagekraft.


    - Plattenverschleiß ist auch von der Güte des Abtastdiamanten und dessen Schliff abhängig. Ebenso von der geometrischen Präzision bei der Fertigung, die gerade bei einfachen Keramiksystemen und insbesondere bei Nadelnachbauten z.T. sehr zu wünschen übrig lässt.


    - Die Frage ist zu klären, ab welchem Zeitpunkt man Plattenverschleiß definiert: Mikroskopisch sichtbare Schäden an der Rille oder bei den ersten deutlich hörbaren Verzerrungen, wobei dann die PLatte bereits unwiderbringlich beschädigt ist.


    - Wer seine Platten vielleicht nur 10 mal spielt hat wohl auch bei einem Keramiksystem keine großen Probleme zu erwarten, als jemand, der seine PLatten mehrere hundert mal abspielt! (Habe vor 20 Jahren mal einen Versuch mit einem alten Dual 1007 mit Kristallsystem und einer neuen 45er Single gemacht: 100 mal Abspielen zog neben verstärktem Knistern deutliche Verzerrungen Zisch- und S Lauten nach sich. Ursache war sicher nicht nur das System, sondern auch im Vergleich zu modernen Tonarmen die wesentlich höhere Lagerreibung)


    - Auflagekräfte zwischen 1 und 3 Pond (Entschuldigung 10 - 30 mN) werden bei harmonischer Abstimmung von Arm und System wohl nie Probleme machen (meine persönliche Meinung).



    Gruss
    Norbert

  • Nochmals einige Bemerkungen zur Auflagekraft aus meiner Erfahrung, da offenbar Diskussionsbedarf besteht:


    1. Die erforderl. Höhe der Auflagekraft hängt u. a. auch vom Nadelschliff ab. Es gibt Nadelschliffe (z. B. "fine line"), die mit einer größeren Kontaktfläche zur Rillenflanke einhergehen und nach dem Gesetz Druck = Kraft pro Fläche dann natürlich eine entsprechend erhöhte Auflagekraft erfordern ohne Risiko einer Plattenschädigung. Der Micro-Ridge-Schliff von Shure z. B. verwendet offenbarsehr geringe Verundungsradien, mit entsprechend kleinen Kontaktflächenso daß max. 1,2 p genügen.


    2. Die von unserer Hausmarke eingebauten hochwertigen Magnetsysteme (z. B. Shure V15, TKS 390 E, Ortofon M20 E) können ohne Probleme mit der empfohlenen Auflagekraft von 1p betrieben werden. Anhaltspunkte für hierdurch bedingten Verschleiß habe ich nach mittlerweile 31 Jahren M20 E nicht beobachten können, auch wenn hier im Forum vereinzelt über Gegenteiliges berichtet wurde. Daher tendiere ich bei diesen Systemen zur empfohlenen Auflagekraft.


    3. Eine Erhöhung der Auflagekraft z. B. beim M20 E oder V15 III auf 1,5p führt zu keinen dauerhaften Schäden (habe ich schriftlich von Dual 1979 mitgeteilt bekommen), weder an Platte noch am System.


    4. Bei einigen Magnetsystemen (z. ULM 60 E) kann eine Auflagekrafterhöhung zur Optimierung der Abtastfähigkeit sinvoll sein (siehe einschlägige Testberichte - z. B. 1,4-1,5p für das ULM 60 E) - im Zweifelsfall mit Meßplatte ausprobieren, wobei mir 70 dB ausreichen.


    5. Bei Systemen mit hoher Compliance beeinflusst die Auflagekraft den VTA!


    6. auflagekräfte von mehr als 3,5 p (z. B. CDS 660) sind mit Sicherheit nicht plattenschonend!


    7. Es stellt sich die Frage, ob "Plattenverschleiß" wirklich nur durch die Höhe der Auflagekraft ausgelöst wird und nicht auch durch eingedrückte Staub- und Schmutzpartikel, die auch durch eine Plattenwäsche nicht restlos zu entfernen sind. Daher propagiere ich das Abspielen bei geschlossener Haube! Möglicherweise war dies auch eine Mitursache für meine negative Erfahrung mit dem 1224, da für das Abspielen von LP´s die Haube abgenommen werden musste.


    ralph

    2 Mal editiert, zuletzt von Ralph ()

  • Woher stammt denn dieser "plattenschonende" Wink mit dem Zaunpfahl? :D


    Gruß Peter

    And in the end the love you take is equal to the love you make

  • Moin,
    von Perpetuum-Ebner (Werbeanzeige aus diesem Beitrag). Wenn man bedenkt, daß teilweise noch bis in die 50er Jahre Auflagekräfte von 50 Gramm üblich waren... :rolleyes:
    <Idee> Ich muß nachher mal die Auflagekraft meines Kurbelgrammophons messen. :D
    Bis später
    Marc

    Die Lichtgeschwindigkeit ist nicht unendlich, sondern nur etwa eine Milliarde Kilometer pro Stunde. Das ist aber für unsere Verhältnisse vollkommen ausreichend.

  • 50 Gramm???


    Soviel Wurscht hab ich heute (=bereits gestern) ja zum Frühstück gegessen!


    In diesem Sinne bis heut morgen!


    Gut Nacht und schöne Grüße nach Österreich!

    #allesdichtmachen #blaugelbnervt

  • Hallo Plattenwechsler,

    Zitat

    Ich muß nachher mal die Auflagekraft meines Kurbelgrammophons messen


    Habe ich kürzlich erst gemacht. Mein Koffergrammophon russischer Herkunft (Columbia-Nachbau mit kugelgelagertem Tonarm!) hat mit der Original-Tondose aus Metall ~ 250 g, mit einer deutschen Neubaudose (teilw. Kunststoff) ca. 238 g! 8o
    Da sage dann noch einer was von mangelnder Plattenschonung bei 4 g oder so... lachhaft! :D :D


    Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

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