Nadel DN 8 im Tonabnehmersystem CDS 660

  • Hallo,


    ich besitze einen funktionstüchtigen Dual P60 (Plattenspieler mit eingebautem Verstärker sowie zwei Boxen). Der Plattenspieler ist ein Dual 1224. Auf der Nadel steht "DN 8", der Tonabnehmer ist ein CDS 660. Das gesamte System wurde überholt und eingestellt.
    Leider kenne ich mit der Technik von Plattenspielern nicht gut aus, daher meine Frage: Ich habe in Foren des Öfteren die Anmerkung gefunden, dass der Tonabnehmer CDS 660 Schalplatten "zerstöre" und das System generell nicht allzu empfehlenswert (da minderwetig) sei. Trotzdem finden sich zahlreiche Verkaufsangebote gerade für dieses System. Ist es denn wirklich so schlimm, dass Schallplatten beschädigt werden, sollte man diesen Tonabnehmer benutzen? Wie wirkt sich diese Beschädigung aus?
    Ich persönlich habe nicht die Mittel, mir eine High-End-Anlage zuzulegen, aber ein ordentlicher Klang sollte es schon sein. Was ich aber auch auf keinen Fall möchte, ist, dass meine Platten beschädigt werden. Also: Sollte ich mir einen anderen Tonabnehmer oder/und eine andere Nadel zulegen, um meine Platten zu schonen? Wenn ja, was könntet ihr empfehlen? Lohnt sich der Umbau überhaupt bei diesem relativ günstigen Gesamtpaket? (Ich dachte eventuell daran, den Plattenspieler über den Kopfhörerausgang an den Aux-Eingang meines Panasonic SA-CH33-Towers mit zugehörigen Boxen anzuschließen.)


    Danke schon im Voraus, dass ihr euch meiner (hoffentlich nicht ZU unwissenden) Fragen annehmt!

  • Keramiksysteme wie das CDS660 werden mit sehr hohen Auflagekräften betrieben, ebenso sind die Nadeln sehr hart aufgehängt. Dadurch verschleißen die Platten recht schnell (d. h. das Rauschen und Knistern nimmt zu). Wenn die Nadel abgenutzt ist (was bei einer Saphirnadel wie der DN8 bereits nach 24 Spielstunden der Fall ist), dann werden Verzerrungen in die Rille einmoduliert, die sich danach nicht mehr beseitigen lassen.


    Abgesehen davon ist der Klang mit so einem System alles andere als HiFi. Gerade das CDS660 klingt nochmal schlechter als andere vergleichbare Keramiksysteme. Ich an deiner Stelle würde mir ein Shure M75 besorgen, das läuft am 1224 recht gut.

  • Moin,

    Abgesehen davon ist der Klang mit so einem System alles andere als HiFi. Gerade das CDS660 klingt nochmal schlechter als andere vergleichbare Keramiksysteme. Ich an deiner Stelle würde mir ein Shure M75 besorgen, das läuft am 1224 recht gut.


    das ist im Prinzip richtig, aber der P60 hat keinen Vorverstärker für MM-Systeme, d.h. ohne Nachrüstung wir das nicht funktionieren.
    Was die Beschädigung der Platten betrifft: so schlimm ist es nun nicht. Wenn Du intakte Nadeln verwendest! Bei den Nadeln ist der Verschleiß tatsächlich höher als bei MM Nadeln, allerdings etwas mehr als 24 Spielstunden halten sie dann doch und es gibt sie für wenig Geld wie Sand am Meer.


    Grüße,
    Kai

    VG

    Kai








  • Hallo,


    Die Saphire halten wirklich nur ca. 100 Stunden, allerdings gibt es auch Nadeln für das Keramiksystem mit Diamant (DN 85), die halten dann schon erheblich länger.


    Wir haben damals auch kreuz und quer gehört und die Platten haben das recht gut überlebt.


    Wichtig ist immer eine korrekte Einstellung, saubere Nadel und regelmässige Kontrolle bzw. Wechsel der Nadel.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Hi !

    Die Saphire halten wirklich nur ca. 100 Stunden, allerdings gibt es auch Nadeln für das Keramiksystem mit Diamant (DN 85), die halten dann schon erheblich länger.

    Wenn man dann noch Glück hat und ein CDS700 mit der DN70 Diamantnadel oder das CDS670 (aus den letzten HS132 mit 1254) ergattern kann, darf man das System statt mit 4.5 - 5p auch mit 2.5p Auflagedruck fahren. Das schont die Platten doch ganz schön.


    Die Umrüstung auf ein Magnetsystem erfordert, daß man einen zusätzlichen Vorverstärker in das Gerät einbaut, was aus Platzgründen *manchmal* etwas schwierig wird.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Peter,


    passt denn ein CDS 670 tatsächlich in das Shell vom 1224?


    Also ich verwende das CDS 660 mit Diamantnadel, und das geht sehr gut. Meine alten Singles sind teilweise jahrelang mit DDR-Plattenspielern und manchmal übelsten Saphiren abgespielt worden, und man kann sie sich immer noch problemlos anhören.


    Mit einer einwandfreien Nadel am CDS 660 und Konsorten machst du deine Platten nicht sofort kaputt, lediglich der Verschleiß ist minimal größer, d. h. dass die Platten immer noch jahrzehntelang anhörbar bleiben. Die Schellackplatten aus den 30ern tun es schließlich auch noch.


    Diethelm :)

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.


    Diethelm :|

  • Hallo,


    Cheffe Dennis hatte mal Bilder von Reibrad-HS-Anlagen, die er mit dem 670er ausgerüstet hatte, er wird also mehr dazu sagen können (eine Leihgabe für eine Fernsehsendung mit Grönemeyer oder so)


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • HI !

    passt denn ein CDS 670 tatsächlich in das Shell vom 1224?

    Hmmm. Da bin ich jetzt selber skeptisch.
    Beim CDS700 weiß ich das, so eins habe ich selber und dafür gibt es auch ein Datenblatt.
    http://dual.pytalhost.eu/systeme/CDS700.jpg


    Gucke ich mal in die Seiten über die HS132.
    Da stecken der 1234 später der 1254-Dreher drin. Der 1234 hat den normalen TK (und das CDS660 lt. Prospekt), wie sie "die alten" auch haben, der 1254 hat was TKS-artiges. Könnte ein Problem geben, sofern das nicht irgendwie auf TKS adaptiert worden ist, sieht aber nicht so aus.


    In der Prospektseite steht drin "TKS670" - aha. Nebenan ist der Porty P81, ebenfalls mit dem 1254 (was für eine Verschwendung ...)
    http://dual.pytalhost.eu/1982/Seite15.jpg


    Also - folgere ich - gibt es gar kein CDS670, sondern nur ein TKS670, was eine TKS-Variante des CDS700 ist, wenn man sich die Daten so beguckt. Für die neueren Geräte mußte auch was anderes her, da das CDS660 mit mindestens 4.5p spielen wollte, die neueren Dreher aber nur Auflagekräfte bis 3p zulassen. Tja.

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo,


    nö, das muss man schon auf 4,5 einstellen, hatte neulich noch so einen 1254 mit TKS-Keramik inne Hände (ok, war im Sommer).
    Da die "aufgemalte" Auflagkraft nur bis 3 P geht muss man dann dazuaddieren.


    Dem Porty hatten sie ein Kunststoffgehäuse verpasst, der Klang des eingebauten Lautsprechers ist.... hmmmmmm.... mit DIN-Buchse an eine Anlage ist der Klang dann wieder gut - zwar nicht HiFi aber soooo schlecht waren die Keramiksysteme von Dual nicht.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Meine alten Singles sind teilweise jahrelang mit DDR-Plattenspielern und manchmal übelsten Saphiren abgespielt worden, und man kann sie sich immer noch problemlos anhören.

    Und ich habe einige Platten, die durch verschlissene Saphire komplett ruiniert sind. Die klingen selbst am gnädigen Shure M75 mit Cleorec-Nadel furchtbar verzerrt und unanhörbar.


    Wenn im P60 noch Platz ist (das hatte ich in meinem obigen Beitrag tatsächlich nicht berücksichtigt), dann würde ich eher ein TVV46 o. TVV47 verbauen und das Ding mit einem M75 betreiben. Solche Butter- und Brotsysteme gibt es wie Sand am Meer, und die sphärische Cleorec-Nadel kostet auch wenig und klingt super. Meiner Meinung nach klingen selbst gute Kristall- oder Keramiksysteme sauschlecht im Vergleich zum einfachsten Magnetsystem.

  • Hi !

    Und ich habe einige Platten, die durch verschlissene Saphire komplett ruiniert sind.

    Da genau steckt das Problem: verschlissene Saphire. Oder Diamanten. Oder Nadeln allgemein.


    Die meisten Leute gucken - vielleicht - mal nach der Nadel, wenn die Wiedergabe deutlich an Qualität nachgelassen *hat*. Nicht einmal früher oder vorbeugend. Das sind die gleichen Leute, die mit dem Auto auf der Autobahn stranden, weil sie zwischendurch mal nach dem Motoröl hätten gucken sollen oder nicht rechtzeitig getankt haben.


    Kristall- oder Keramiksysteme klingen nicht generell schlechter.
    Sie klingen anders und da die meisten mit den weniger verschleißfesten Saphiren betrieben werden, sind die auch schneller am Ende. Und dann fängt der Ärger an. Ein CDS660 an einem gut eingestellten 1224 mit einer guten Nadel ist ganz erträglich ... leider sind aber auch die Verstärker und Boxen oft die schwächeren Glieder in der Kette. Ich habe einen 1010F mit CDS650, den ich ab und zu an einem CV60 und Wega-Boxen betreibe. Da kann ich nicht unbedingt sagen, daß der schlecht klingt.


    So.


    Trotzdem würde ich, wo es geht und Sinn macht, auf ein Magnetsystem umrüsten.
    Einfach aus dem Grund, weil das mit mindestens der Hälfte der Auflagekraft spielt, die ein CDS erfordert und weil es von Haus aus mit einer Diamantnadel kommt. Ich habe im Laufe meines Lebens eine lange Reihe von Drehern auf Magnet umgebaut. Teilweise in Kompaktanlagen, "Brüllwürfeln" oder Portables, teilweise Einzelgeräte. Auch 1224 und sogar 1220, denen man nicht unbedingt HiFi-gerechte Wiedergabe nachsagt - aber immer in Hinblick auf bessere Plattenschonung.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo zusammen!


    Vielen Dank erstmal für die schnellen und ausführlichen Antworten. wacholder hat ja schon Recht, dass die Wenigsten regelmäßig nach dem Zustand der Nadel sehen. Doch wie erkennt man denn eigentlich eine kaputte/nicht mehr brauchbare Nadel, bevor es zu spät ist und die Platten Schaden nehmen? Denn die Abnutzung ist ja ein schleichender Prozess, und sobald die Klangqualität deutlich schlechter wird, ist es ja eigentlich schon zu spät...

  • Hi !

    Doch wie erkennt man denn eigentlich eine kaputte/nicht mehr brauchbare Nadel, bevor es zu spät ist und die Platten Schaden nehmen? Denn die Abnutzung ist ja ein schleichender Prozess, und sobald die Klangqualität deutlich schlechter wird, ist es ja eigentlich schon zu spät...

    In der Anleitung zum CDS660 steht lapidar, daß man die Saphirnadel nach 30 Spielstunden überprüfen lassen soll. "Ihr Fachhändler wird dies gern kostenlos für Sie tun ..." Hah !


    Dazu bedarf es eines Nadelmikroskops, wo die Nadel eingelegt wird und man sich die Spitze und die seitlichen Flanken angucken kann. Das möchte ich gerne mal mit versteckter Kamera in einem Media-Markt filmen, wenn ich mit dem Scheißteil da angelatscht komme und den "Fachverkäufer" bitte, die mal zu prüfen.


    (Im Bielefelder Markt haben sie wenigstens eine Plattenabteilung mit ca. 200 - 300 Titeln. Ich habe den Rothemdenträger mal gefragt "Habt ihr auch Tonabnehmer ?". Rückfrage "Für E-Gitarrren ?" .... Danke für das Gespräch.)


    Also man *kann* das auch mit einem normalen Schülermikroskop und unter 50 - 150 facher Vergrößerung hinkriegen. Es gibt inzwischen ja so schöne schnuckelige USB-Mikroskope, die man notfalls etwas umfrisieren muß, bis man die Seitenflanken sauber positioniert bekommt. Ein normales Mikroskop ist ja eher für eine flächige Auflage gedacht - genau das hat die Nadel blöderweise nicht und nur von oben auf die Spitze draufzugucken ist nur die halbe Miete. Mindestens braucht man ein fokussiertes Seitenlicht, damit man die Einlaufspuren sehen kann, wo aus dem Saphir durch die Rillenflanken Material abgetragen worden ist. Das zeigt sich besser in der Frontalansicht von vorne. Da sieht man die Kerben schon. Und dann ist das Teil reif für die Tonne.



    Edit: als kleiner Umweg bietet sich nur die Möglichkeit einer einfachen Buchführung.
    Ausgehend von der Idee, daß eine neue Saphirnadel maximal 100 Stunden Spieldauer überlebt, führt man einfach eine Strichliste der abgespielten Plattenseiten. Jede geht rund 30 Minuten - wären 200 Plattenseiten. Also ist mit etwas Sicherheitsreserve bei 160 Seiten eine neue Nadel fällig.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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  • Hallo,
    vor ca. 30 Jahren habe ich mal in England einen älteren Mann kennen gelernt, der hatte eine tolle Hifi Anlage. Plattenspieler war glaube ich ein Garrard. Dabei lag ein kleines mechanisches Handzählwerk, welches er nach jedem Titel eins weiter gedreht hat. Dann ist bei Zählerstand 2000 (Saphir) bzw. 20000 (Diamant) die Nadel zu wechseln.
    Gruß Boris

    Boris Witke, Plattenspieler aus Kelsterbach bei Frankfurt/M.

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