Neuer 701 wieder aufbereitet - ein kleiner Bericht

  • Hallo zusammen,

    wie schon kurz im Thread „Klassikerneuzugang“ erwähnt, gab es bei mir tatsächlich wieder einen Neuzugang und ich meine nicht nur die kleine, niedliche und tolle Fettpresse. Es war ein 701.

    dual-board.de/index.php?thread/&postID=1218758#post1218758

    In der Nähe, kurz über dem Rhein annonciert in Kleinanzeigen. Attraktiver Preis, tolle Chance. Aber ich habe schon einen 701 und bin damit eigentlich zufrieden. Aber mal einen herrichten, das wäre es. Bin im Wohnzimmer hin-und hergelaufen. Soll ich den holen? Bin 30 Minuten wieder zurück. Ach, scheiß der Hund drauf, ich fahre hin. Frau fragt, wo ich mit dem Auto hin will. Ich: „Einen Schallplattenspieler holen.“ Sie: „Nicht Dein ernst jetzt? Soll ich Dir eben einen holen? Das Kellerregal ist voll davon.“ Ich: „Ich restauriere den nur und verkaufe dann, keine Sorge.“

    Na gut, also hingefahren, bißchen noch gefeilscht und für fairen Preis mit nach Hause genommen. Da stand er nun, die zweite Generation, mit dünner Alublende, leichter Haube (im perfektem Zustand) und Shure V15III (mit original gelabelter Nachbaunadel, wie ich jetzt weiß - egal).

    Gelaufen ist er, Strobo hatte Mal kurz gestottert, Automatik lief, aber etwas rumpelig. Egal, das kriegen wir hin.

    Nach dem der nun ein paar Tage stand und ich mir meine Vorstellung gemacht habe, wie er aussehen soll, ging’s dann endlich los. Haube auf die Seite gelegt, 701 aus der Konsole raus und in den Montageständer eingeklemmt. Erst die Stromkabel weg, dann die Tonabnehmerkabel entfernt.

    Von unten sah er wirklich sehr gut aus. Kaum verstaubt, verharztes Fett war kaum wahrzunehmen.

    Nun gut, die Hebelei also Stück für Stück zerlegen und ja die Fotos nicht vergessen.

    Ok, das Kurvenrad mit den Umlenkhebelchen sieht schon etwas verschmockt aus. Also zerlegen und säubern. Und gut auf die Schnappfeder aufpassen!


    Alles mit WD40 säubern, abtrocknen und mit einem Hauch Öl versehen. Damit habe ich gute Erfahrung gemacht.

    Der Kurzschließer sieht auch nicht mehr so dolle aus und so will ich den nicht drin lassen. Also raus und mit Glasfaserstift geschrubbt.

    Wohl vorgewarnt vor zu vielem dilettantischen Kondi-Ausgetausche (meistens tausche ich alles aus und hoffe, dass dann alles funzt) und den Forenbeiträgen, wo der 701 wegen der Elektronik Kopfzerbrechen bereitet, habe ich mich entschlossen nur vorsichtig Kondis auszutauschen. Schließlich läuft der Dreher ja ohne zu mucken. Also nur diesen etwas bemitleidenswerten 1000µF traue ich allerdings keine lange Laufzeit mehr zu. Der sieht so „ausgelaufen“ aus, deswegen musste er gehen. Mehr habe ich auf dem Board nicht gemacht.

    Das verhärtete Molykote im unteren Motorlager habe ich raus, alles ordentlich gereinigt und mein simples Shell Gavus rein.

    Das glaube ich nicht! Die Automatik lief etwas ruckelig, aber sie hat funktioniert. Ohne Steuerpimpel! Scheinbar ein recht emanzipiertes Exemplar eines 701! Trotzdem bekam sie oder er einen neuen Steuerpimpel von Oli.

    Die Antiskatingscheibe ließ sich kaum noch drehen. Alles raus, gereinigt und leicht gefettet.

    Die Skalenscheibe des Starthebels war sehr locker und nun weiß ich auch warum. Der Klemmring, diese Kunststoffmanschette, welche von unten durchgeführt wird, rastet an der Skalenscheibe ein. Rutscht diese runter, wackelt der Ring nur noch auf dem Chassis hin-und her.

    Hier ist der Klemmring runtergerutscht:

    So, muss das eigentlich aussehen:

    Die Potis für 33 und 45 rpm habe ich diesmal nicht völlig zerlegt und die Schleifkontakte freigerubbelt. Stattdessen ein Lappen untergelegt und mit Teslanol durchgespült und gefühlt 100 mal nach Anschlag links und rechts gedreht. Alles schön abgetrocknet und wieder eingebaut.

    Die R-Regler für 33 und 45 rpm auf der Platine habe die gleiche Behandlung bekommen. Teslanol drauf und mit dem Schraubenzieher bis die Handgelenke nicht mehr wollten gedreht. Entweder es klappt oder nicht. Fertig!

    Das Gehäuse der Stroboglimmlampe inkl. Prisma musste auch alles raus und gereinigt werden, inklusive der Kontakte der Glimmlampe, die ich dann mit Glasrasierstift geputzt habe.

    Der Tonarm musste auch raus und als ich den in den Händen hielt, ist die Farbe des Rahmens und Lagerrahmens gerade so abgeblättert. Ok, damit habe ich nicht gerechnet.

    Gruß, Oliver

  • So viel Arbeit wollte ich dann doch nicht da reinstecken. Aber was soll man machen. Also alles zerlegen und der Rest des Lacks mit Beize runterholen. Danach neu mit mattschwarz sprühen.

    Gut, dass ich trotz papierlosem Büro noch einen Locher in der Schublade habe ;)

    Und so sieht es dann fertig aus.

    Der Schalterkasten bekommt einen neuen Knalli und der Schalter wird wieder blank geschrubbt. Auch das Netzteil hat einen neuen Kondi abbekommen und die Sicherungskontakte wurden auch gereinigt.

    Am Ende war die Platine doch wieder leer (außer der Motor). Also alles wieder zusammengebaut. Nach dem Zusammenbau werden die Schrauben wieder mit Nagellack etwas gesichert. Da fällt mir ein, den muss ich wieder zurückstellen, sonst gibt’s Ärger!

    Das Dual-Schildchen sah auch etwas wüst aus und bekam etwas Silber vom Edding.

    Neu:

    Mal eben schnell noch ein neues Tonabnehmerkabel zusammengelötet, das andere Ende an den Kurzschließer und dann war der Spieler fertig.


    Die alte Folie musste runter. Die ein oder andere Stelle war nicht mehr so schön mit Kratzer anzusehen und daher gab ich mir noch mal die Chose mit dem Furnieren. Europäischen Nussbaum habe ich noch zu Hause.

    Gruß, Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von pinback (24. August 2024 um 20:55)

  • Und los geht’s.

    Nagisch:

    So, und dann war das auch erst mal erledigt.

    Jetzt blieb nur noch die Frage nach der Farbe. Bevorzugt habe ich bisher Nussbaum Natur, mit einer Lasur „Nussbaum dunkel“. Da passt so schön leuchtend zu meinem Möbel in Ebenholzoptik.

    Diesmal wollte ich aber mal was anderes probieren und da ich vor hatte den Dreher zu verkaufen, wäre der in schwarz sicher besser an die Frau oder an den Mann zu bringen. Gefällt irgendwie jedem.

    Also schwarze Beize her und los geht’s!

    Gebeizt habe ich, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mit dunklen Lasuren viel zu oft noch mal drüber muss. Und ich wollte schwarz, richtig schwarz!

    Und das kam dabei rum:

    Und die Werkbank hat auch zwei neue Flecken.

    Auf schwarz sieht man wirklich jeden Fehler! Unglaublich, man darf sich nix erlauben. Auch ich musste ein zwei Stellen vorne ein klein wenig nachschleifen. Das Problem, wenn gebeizt (oder lasiert), die Struktur der Oberfläche verändert sich. Es nützt nichts einfach nachzubeizen oder nachzustreichen. Man wird immer die Stelle sehen, wo man mit Schleifmittel korrigiert hat.

    Aber dafür gibt es auch einen Trick. Alles noch mal komplett mit Stahlwolle 0000 ab polieren. Das holt kein Material runter wie Schleifpapier und die Oberfläche wird wieder gleichmäßig „rauh“. Und vor allem überall gleich, egal, wo man Schleifkorrekturen gemacht hat. Danach noch mal beizen und gut ist.

    Nach dem Beizen wurde mit klarer Lasur die Farbe versiegelt (ein Muss bei Beize) und fertig war auch das.

    Jo, das Schildchen muss auch wieder dran. Das hatte ich zuvor auch gereinigt und mit neuer silberner Farbe versehen. Die Löcher hatte ich vorher auf einem Blatt Papier markiert. Klappt super! 1,5mm-Bohrer ist zu klein. Mein 2mm-Bohrer minimal zu groß, so dass ich das Schildchen mit einem kleinen Klecks Uhu-Stift in der Mitte angeklebt habe. So würde ich es eventuell auch leicht wieder abbekommen, sollte es mal sein müssen.

    Etwas Filz für das leisere Aufsetzten der Haube hatte ich auch noch im Schrank.

    Den Teller habe ich mit Alupolierpaste und Stahlwolle 0000 ein paar unendliche Runden drehen lassen und das Ganze mit Zaponlack, sehr dünn aufgetragen, versiegelt.

    Fertig:

    Gruß, Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von pinback (24. August 2024 um 20:58)

  • Noch eins...:

    Ach natürlich, irgendwie fehlt noch was. Richtig, die Haube! Schwarz bekommt bei mir einen Helge-Hut!


    So, und was soll ich nun damit machen? Ich bin mit dem Gedanke ans Werk den verkaufen zu wollen (meine Frau würde sagen: müssen).

    Jetzt hat der 701 erst mal das V15III mit der Jico ND bekommen und dreht als Wechseldreher in der Wohnstube seine runden wo er erst mal den 731Q ersetzt. Geplant ist ein regelmäßiger Tausch, damit es nicht langweilig wird. Eigentlich will ich den nicht hergeben. Er läuft wirklich perfekt! Durch den neuen Oli-Pimpel gleitet die Automatik geschmeidig. Das Strobo steht fast wie bei einem Quarz-Spieler, keinerlei Wandern wie bei meinem ollen 721. Das Antiresonanzgegengewicht steht wie eine Eins, und daher habe ich den Korb nicht entfernt. Das Risiko war mir zu hoch. Die Potis lassen sich super unzickig einstellen. Es passt einfach alles! Und der Sound mit dem V15II Jico ND ist einfach super!

    Hier noch ein paar Impressionen. Passt neben dem Yamaha A-S701 einfach super und muss ich optisch hinter dem 731Q nicht verstecken.

    Die Frau hatte erst mal nur gesagt „Ja, sieht gut aus“ und ist weitergegangen. Och, die beruhigt sich von allein wieder ;)

    Weitere Impressionen an Ort und Stelle:

    Schönes Restwochenende!

    Gruß, Oliver

  • Schöne Arbeit. Wenn die Basis stimmt und der Dreher nicht verbastelt ist macht es das Ganze einfacher.

    Ich konnte früher sowas auch nicht stehen lassen, wenn der Preis stimmt ist das Risiko auch überschaubar.

    Gruß Stefan

    Gruß Stefan

  • Weitere Impressionen an Ort und Stelle:

    Moin Oliver!

    Dein Bericht aber noch mehr das Ergebnis deiner Arbeit ist einfach . . . S P I T Z E 8) :thumbup:

    Mit Gruß Dietmar M. aus W.

    Höre Musik (Stand September 2022) unten im kleinen Musikzimmer mit:
    Dual 731Q -Tonarm-Umbau + Goldring G1020 - Dual 731Q + AT VM95 ML - Technics SL-7+ EPC-P 202C - Kenwood KD-5100 + Yamaha MC 9 oder über:
    18er Spulen mit AKAI GX-270D oder CD über Yamaha CDX-590 oder MC über Yamaha KX-480 oder PC mit einer Creative SB X-Fi
    mittels
    Yamaha RX-570 mit Dynaudio Contour I MK II und/oder ACOUSTIC ENERGY AEGIS Model 1

  • Oliver, da schließe ich mich uneingeschränkt an!

    Tolle Arbeit, besonders die furnierte Zarge :D

    Toller Dreher. Ein Superergebnis.

    LG

    Micha

  • Wie trägst du den Zaponlack auf ?

    Ich habe die Tellerränder immer mit Autosol behandelt, eine Versiegelung mit Lack hört sich interessant an.

    Gruß Stefan

    Gruß Stefan

  • Moin,

    tolle Arbeit. Sieht gut aus. Einzig das nachziehen des Dual Schriftzuges gefällt mir immer nicht wenn das direkt mit dem Stift auf dem Logo gemacht wird. Das zu "stempeln" sieht so viel besser aus weil es dann ganz gleichmäßig verläuft. So wenig Kritik sei mir erlaubt. An der Elektronik der EDS1000 (egal ob 701 oder 721) nicht alles zu tauschen wenn es fehlerfrei läuft kann ich mittlerweile nur unterstützen...

    So etwas behält man dann aber eigentlich ;)

    Gruß Matthias

  • Wie trägst du den Zaponlack auf ?

    Ich habe die Tellerränder immer mit Autosol behandelt, eine Versiegelung mit Lack hört sich interessant an.

    Gruß Stefan

    Hi Stefan, ich habe den Teller mit 33 Runden auf einem alten Plattenspieler drehen lassen und dabei mit einem Tuch den Zapponlack aufgetragen. Das Tuch habe ich schon gut im Lack getränkt, aber eben nicht zu viel. Als ich das Gefühl hatte, der Lack ist überall gleichmäßig verteilt, habe ich den Lappen abgesetzt.


    Moin,

    tolle Arbeit. Sieht gut aus. Einzig das nachziehen des Dual Schriftzuges gefällt mir immer nicht wenn das direkt mit dem Stift auf dem Logo gemacht wird. Das zu "stempeln" sieht so viel besser aus weil es dann ganz gleichmäßig verläuft. So wenig Kritik sei mir erlaubt. An der Elektronik der EDS1000 (egal ob 701 oder 721) nicht alles zu tauschen wenn es fehlerfrei läuft kann ich mittlerweile nur unterstützen...

    So etwas behält man dann aber eigentlich ;)

    Danke! Das Bild ist etwas irretierend und ich habe geahnt, dass jemand was dazu sagt. Tatsächlich habe ich die Stempelmethode verwendet und es sieht live auch deutlich besser aus als auf dem Bild ;) Vielleicht mache ich bei Tageslicht noch mal ein neues Bild.

    Gruß, Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von pinback (24. August 2024 um 21:16) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von pinback mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Herr Maad, noch mal zwei Nahaufnahmen. Aber Du hast recht, das obere, größere Dual Label ist etwas grieselig geworden. Vielleicht zu oft mit dem Radierer drauf rumgetupft?

    Edit: wobei der Zustand der Oberfläche ansich nicht mehr so dolle ist. Sieht man auch am schwarzes Hintergrund. Egal...

    Gruß, Oliver

  • Es ist ja nicht schlecht. Es sah mir so aus als hättest du direkt mit dem Stift drauf gemalt. Ich nehme immer glatte Flächen zum Stempeln. Ich hab mir dafür einen Stempel gebaut. :D

    Gruß Matthias

  • Es ist ja nicht schlecht. Es sah mir so aus als hättest du direkt mit dem Stift drauf gemalt. Ich nehme immer glatte Flächen zum Stempeln. Ich hab mir dafür einen Stempel gebaut. :D

    Ah, ein Knalli und ein Unterleghölzchen. Die blauen.

    Nicht, dass dir das mal in der Hand explodiert. Soll rauchen und stinken! 😄

    Gruß, Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von pinback (24. August 2024 um 22:20)

  • Hi Oliver !

    Also nur diesen etwas bemitleidenswerten 1000µF traue ich allerdings keine lange Laufzeit mehr zu. Der sieht so „ausgelaufen“ aus, deswegen musste er gehen.

    Vor allem, weil das nur ein 470µF ist. Die "Außentönung" scheint bei den Modellen normal zu sein. Das habe ich schon öfters beobachtet.

    Aber ein 1000er an der Stelle sorgt für ein wenig mehr Nachdruck beim Hochlaufen - was die einzige Situation ist, wo der 701 ein bißchen mehr Strom braucht.

    Abschließend kann man das als ein gelungenes Projekt bezeichnen. Gefällt mir ausgesprochen gut.

    Vor allem, weil es den 701 ab Werk nur in weiß und braun gab.

    8) :thumbup:

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • ist super geworden.

    mir hat am besten das naturholz gefallen.

    Da schöne ist ja, dass man so einen Dual auch einfach mal umtopfen kann. Und schon hat man gefühlt einen neuen Dreher vor sich zu haben!

    Falls also demnächst bei Kleinanzeigen statt Duals ohne Tonabnehmer nur noch welche ohne Konsole angeboten werden, dann ist das definitiv mein Werk! 🤣

    Gruß, Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von pinback (25. August 2024 um 00:09)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.