Dual 626 Primäre Feinsicherung brennt immer durch...

  • Moin,
    habe hier einen 626 ohne Lebenszeichen auf dem Tisch.
    Seit Erhalt, macht er nix....Stecker rein, kein Lebenszeichen.
    Aufgemacht, nicht meine Area of expertise, mehr Kabel und Elektrik als meine 1226....
    Bestandsaufnahme....2 angeknackste Knallfrösche entdeckt....und getauscht. Kabelbruch des Stromkabels an der Zugentlastung entdeckt...neues Netzkabel....oh einen neuen Pimpel braucht er auch....


    Das war ja einfach.....denkste.
    Beim Test keine Reaktion. Trafo aufgemacht....Sicherung gefunden.


    Sah eigentlich noch gut aus, aber wohl doch tot.....


    Gestern Abend nur eine 80mAT zur Hand....kurzes Aufglühen, na dann halt doch eine 100er besorgen...


    Heute 2 100mAT besorgt, die erste eingesetzt, nach 3 Sekunden sichtbare Reaktion, nach 4 Sekunden verglüht.



    Schade, und jetzt......bin nicht so der Elektriker.....und Multimeterkönig. Kann der Trafo inne Futt sein? Was kann ich als Dilletant herausfinden? Ablöten der Platine und testen,....hab jetzt keine unerschöpfliche Quelle an Feinsicherungen...
    Wenn der Trafo hin ist, bedeutet das sowieso eine Wirtschaftlichkeitsprüfung (Kaufpreis ist schon durch Teller, Haube und System gedeckt)...obwohl das Teil schon gut erhalten ist.
    Wenn ich den Trafo alleine mit Strom betreibe, also die Verbraucher ( denke da steht 18V auf dem Board) trenne, gibt das Aufschluß über den Trafo? Darüberhinaus, nur zum Verständnis, wenn an das Board, 18V angebracht werden...läuft dann der Dreher?
    Mich interessiert primär, ob er, das Strobo, der Motor, etc... überhaupt funtioniert.
    Frage an die Gemeinde....könnt ihr mich fernsteuern, durch evtl. Messungen ( Multimeter ist vorhanden, Benutzung nicht vertraut) um einen Sachstand und eine damit verbundene Ersatz-Suche einzugrenzen.
    Der erst Dreher hier bei mir, der nicht innerhalb von 24 Stunden seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. ;(


    Dankbar für jede Unterstützung,
    Jörg

    Du must mit den Riemen rudern, die du hast!

  • Hi Jörg !


    Tausch' mal bitte den dicken runden axialen 1000µF auf dem Hauptboard. Spannungsfestigkeit sollte >30V betragen.
    Der wird mit der Zeit niederohmig und verliert an Kapazität und zieht mehr Strom, wie er soll.


    Die Knallis an den Schaltern bewirken bei dem Modell nur einen Dauerlauf, weil sie einen der beiden Netzschalter überbrücken mit dem der Motor gestartet werden kann.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Jörg !

    Und weil er dann mehr Strom zieht, kann das die Sicherung mit 100mA nicht 'aushalten'...?

    Naja. Fast. (Achtung: Klein-Vorlesung !)


    Die Elektrolyt-Kondensatoren sind vereinfacht gesagt zwei Aluminiumfolien, die mit Isolierfolien zusammengerolllt, mit Anschlußdrähten versehen in einem Gehäuse versenkt werden und dann kommt eine Flüssigkeit als Elektrolyt dazu, bevor das Ding dicht gemacht wird. Damit kann es Ladung speichern und solange es das tut, ist alles in Ordnung.


    Die Probleme fangen an, wenn a) das Gehäuse nicht richtig dicht ist und das Elektrolyt entweder rausläuft oder verdunstet, b) chemische Prozesse im Inneren anfangen, die Folien oder das Gehäuse "aufzufressen" und c) wenn die Isolierfolie durch das Elektrolyt langsam aufgelöst wird, so daß es zu einem Kurzschluß zwischen den Folien kommt.


    Der Punkt a) trifft früher oder später jeden Elko.
    Die Gehäuse sind *niemals* wirklich ganz dicht und bei den verbreiteten Typen mußt Du Dir bei den alten Dingern nur mal hinten den Gummistopfen angucken, wo beide Drähte (bei radialen Elkos) oder der Pluspol (bei axialen Typen) durchgeht. Die sind häufig rissig, geschrumpft oder sind ausgehärtet und zerbröseln.
    So ein Elko verliert nach und nach immer mehr an Kapazität, weil das Elektrolyt sich vom Acker macht und das ist dummerweise das Transportmedium der Ladungsträger von einer auf die andere Seite.


    Beim Punkt b) läuft es langfristig auf die gleiche Wirkung raus, wie bei Punkt c): es kommt zu einem Folienkurzschluß und der Elko wird niederohmig. Seine Kapazität sinkt und die anliegende Spannung sorgt für einen Dauerstrom, der einfach durchfließt, ohne gespeichert oder gepuffert zu werden. Beim Punkt b) gibt es manchmal ein Warnzeichen, daß die Elkos "nasse Füße" kriegen, also daß sichtbar etwas aus dem Ding raussickert und über die Platine läuft.
    * Achtung: Nicht mit dem Kleber verwechseln, mit dem laut japanischer Bauvorschrift massereichere Teile wie Spulen und Elkos über einer bestimmten Größe auf dem Board angeklebt werden müssen ! *


    Der Punkt c) ist eigentlich, was die bekannten "ROE-Mülltonnen" zerstört.
    Das sind diese glatten Plastik-Zylinder in hellgrau, orange und weinrot, wo oben die Beschriftung draufsteht. Da hast Du auf dem Motorboard vom 626 mit Sicherheit mindestens zwei Exemplare in weinrot draufsitzen. Die ROE waren in den 70ern *Die* Elkos für hochwertige Geräte. Sie waren teurer, als alle anderen, sie hatten bessere Werte, als alle anderen und sie wurden von allen Herstellern "in Geräten mit mehr Anspruch" verwendet. Und sahen auch noch gut und wertig aus.


    Leider haben sie eine tödliche Schwachstelle: das Elektrolyt.
    Sie haben da was zusammengemixt, was Superwerte liefert. Auch jahrzehntelang. Aber irgendwann zerstört es die Isolierungsfolien. Nicht ganz, nicht immer mit der gleichen Geschwindigkeit. Das ist abhängig davon, wie warm / wie kalt der Elko wird. Wie dicht er an seiner maximalen Spannungsfestigkeit heran betrieben wird und wie groß der "Ripple" - der Wechselspannungsanteil auf der Gleichspannung - ist. ROEs mit fast reiner Gleichstrombelastung halten fast ewig. ROEs in Wechselspannungs-Schaltungen legen sich eher die Karten. Und je schneller, desto wärmer sie betrieben werden.
    Dann kommt die Art des Bodens dazu. Das ist eine harte Vergußmasse, die im Laufe der Jahre altert, schrumpft und reißt. Und dann trocknen die Dinger aus. *Das* widerum bevorzugt bei "Standgeräten mit Dachbodenlagerung". Da machen es die großen Temperaturunterschiede. Also ist es bei den ROE-Mülltonnen immer ein Wettrennen zwischen interner Zerstörung und Kurzschluß oder Ausgasen des Elektrolyts und totalem Verlust der Kapazität.


    Wenn Du planst, weiter und tiefer in die Elektronik einzusteigen: besorg' Dir so einen billigen China-Bauteiletester.
    Die Dinger sind wirklich nicht Weltspitze, aber sie erlauben in gewissem Rahmen eine grundsätzliche Funktionsprüfung von einzelnen Bauteilen, wie Widerständen, Spulen, Kondensatoren (alle Sorten bis hin zu kleinen Keramik-Kondis im Pikofarad-Bereich) und Dioden und Transistoren. Mit so einem Gerät ausgerüstet kann man schon mal "die üblichen Verdächtigen" durchtesten. Wenn ein Elko dann statt 100µF nur noch 5µF hat, dann ist er hin. Oder wenn ein Transistor als zwei verbundene Widerstände angezeigt wird, dann hat der es auch hinter sich. So ein Hilfswerkzeug ist gerade für Gelegenheitsbastler eine enorme Erleichterung. Es nimmt die Qual des Ratens aus der Diagnose. Und erspart längerfristig Materialschlachten, wo man im Rundschlagverfahren einfach *alles* austauscht, weil man nicht weiß, was wirklich kaputt ist.


    So. Vorlesung beendet.


    Fragen jemand ?


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Guten Abend Peter.


    Hast du eventuell/zufällig eine Kaufempfehlung für einen Bauteiletester?


    VG Manfred

    Gruß Manfred

  • Hi Manfred !

    Hast du eventuell/zufällig eine Kaufempfehlung für einen Bauteiletester?

    Na klar:


    https://www.ebay.de/itm/LCR-T4…b69875:g:q20AAOSwZNleFCQ8


    Wenn einen das rohe "Platinendesign" nicht abschreckt. Für weniger Geld gibts glaube ich nix.
    Dieses Modell ist schon eine Reihe von Jahren auf dem Markt und wird von den Erbauern kontinuierlich weiterentwickelt und die Software angepaßt. Es geht zurück auf einen Atmel Grundentwurf aus einen deutschen µC-Forum, wo das vor Urzeiten mal vorgestellt wurde.


    Ich hatte selber so einen und werde mir wieder einen ordern. Meinen habe ich abschossen, als ich einen Elko aus einer Röhren-Sendeendstufe geprüft habe, ohne den vorher zu entladen. Die noch vorhandene Ladung hat gereicht, um das Ding abzuschießen.


    Tja. "Mind the Basics ..."


    X/

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Nabend...
    Ach Peter seine Vorlesungen liebe ich... Ausführlich mit ne Schlag humor und vielen Hintergrunginfos
    zu Problemen, Hersteller usw.


    Beste Grüße Carsten

  • Hi Peter !

    vielen Dank, den werde ich mir dann auch bestellen.

    Hab' ich auch gerade.


    "Wenn Du Dussel doch schon gerade auf der Seite bist und bevor Du das wieder verschusselst und Dich nächstes Mal beim Frickeln wieder ärgerst ..." [Sofort Kaufen] ... soll aus Bremen kommen und in ein paar Tagen da sein.


    China ist gar nicht so weit, glaube ich. Unser Erdkundelehrer hat uns beschissen und der Globus ist auch "Fake News".
    Bestimmt von den Amis gemalt, damit Juh-Ess-Ähh größer und wichtiger aussieht ...


    :D


    (Ich habe noch einen anderen: den Sadik-Tester, vom Forianer Sadik alias vinylkiller handgesägt und mundgeblasen. Der ist enger an der Originalversion und hat mehr Features, wie das Chinateil. Und bessere Bauteil-Klipse. Und ein solideres Gehäuse. Und ein besseres Display. Aber wenn es nach draußen in die schroffe, stürmische Wildnis geht, werfe ich den Göttern der Todesbauteile lieber das Chinading auf den blutigen Altar ...)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Aber wenn es nach draußen in die schroffe, stürmische Wildnis gehe, werfe ich den Göttern der Todesbauteile lieber das Chinading auf den blutigen Altar ...)

    Denke mal das wird die bessere Lösung sein. :thumbup:
    Bestellung ist raus! Dann kann ich mich jetzt todesmutig auf meine Todesbauteile stürzen.
    Gruß Peter

  • Danke dir Peter.
    Werde den Tester gleich mal ordern :D und dazu noch ein oder zwei Alben genießen


    VG Manfred

    Gruß Manfred

  • Hi Peter !

    Dann kann ich mich jetzt todesmutig auf meine Todesbauteile stürzen.

    :thumbup::thumbup:


    Ich kriege von denen keine Prozente oder sowas.


    Es gibt noch einen billigeren Tester so um 9 Euro, aber ich habe noch nicht rausfinden können, wo der besser sein soll.
    Das ist das GM328-Design. Auch wenn das doof klingt: ich bleibe lieber bei was, wo ich weiß, daß das funktioniert.
    (Klar, nicht ? Sonst hätte ich keine Duals ...)


    Ich werde mir den anderen Eumel auch mal kommenlassen.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ich habe mir neben "Peters Grundmodel" auch mal diesen besorgt :
    https://www.ebay.de/itm/Transi…c932c9:g:y-4AAOSwYJNazYHz


    Farbdisplay (muss nicht sein). Aufladbarer Akku - praktisch. Und Tester für IR-Signale (ja/nein).


    Und (ich Idiot habe mir das nie richtig durchgelesen und hier nachgefragt) der KAA Bereich ist
    für Zehnerdioden !!
    Und einige IR-Fernbedienungen kann er sogar decodieren.


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

    2 Mal editiert, zuletzt von beeblebrox ()

  • Ich kriege von denen keine Prozente oder sowas.

    Deine Empfehlungen in jeder Dualen Lage sind eigentlich immer Hochprozentig. :thumbup:
    Ich würde Dir mal ein Dual-Reparaturbuch vorschlagen, wird bestimmt ein Bestseller, :rolleyes:
    aber natürlich nur wenn es prozentuale Beteiligung dafür gibt. :thumbup:
    Gruß Peter

  • Deine Empfehlungen in jeder Dualen Lage sind eigentlich immer Hochprozentig.
    Ich würde Dir mal ein Dual-Reparaturbuch vorschlagen, wird bestimmt ein Bestseller,
    aber natürlich nur wenn es prozentuale Beteiligung dafür gibt.
    Gruß Peter

    Moin. Ich melde schon mal ein Exemplar an mit Autogramm. :D wird bestimmt ne Wälzer, bei den Wissen, kommt bestimmt die ein oder andere Seite zusammen.


    Gruß Carsten

  • Hi Kai !

    Was davon ist Klausurrelevant?

    Wenn man davon ausgeht, daß jedes neue Gerät mit Elektronikfehlern eine Prüfung darstellt ... eigentlich nur der letzte Absatz.


    Daß Elkos ziemlich weit oben in den Ästen des Fehlerbaums hängen, dürfte sich rumgesprochen haben.
    Dann geht es nur noch um Diagnostik, um das Drama nicht unnötig in die Länge zu ziehen und um bei der Reparatur möglichst mit einem minimalinvasiven Eingriff auszukommen.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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