MCs am 701 und 721 (EDS1000)

  • Hallo,


    im Analogforum gibt es gerade eine Diskussion, bei der es um die Beeinflussung von Tonabnehmern durch einen Direktantrieb geht (siehe hier http://www.analog-forum.de/wbb…&postID=687877#post687877). Eine Beeinflussung auf elektrischem Wege ist wohl eher auszuschließen. Weder die zu erwartende Störfrequenz (deutlich unter 20Hz) noch die Stärke der Einstreuung ins Tonabnehmersystem scheinen bedenklich.


    Aber, nun kommt der EDS 1000 von Dual ins Spiel. Angeregt durch die Diskussion und Peter (pha) habe ich Messungen über mögliche Einflüsse der Auflagekraft gemacht. Damit Ihr nicht alle im Analogforum lesen müsst poste ich mal meine Ergebnisse auch hier.


    Der Versuchsaufbau:


    Ich habe ein Denon DL110 an eine fein auflösende Federwaage gehängt und so nahe wie möglich, in der Nähe der Auslaufrille, über dem Plattenteller pendeln lassen. Dabei habe ich den Plattenteller drehen lassen. Für die Messungen war es egal, ob mit der Hand oder per Motor gedreht wurde, da das Magnetfeld der Rotormagneten durch Permanentmagneten erzeugt wird.


    Die Federwaage hat einen Messbereich von 10gr. Mit dem frei hängenden DL110 zeigte sie genau 5gr an. Ein Teilstrich entspricht 0,1gr, sodass man mit etwas schätzen auf ca. 0,05gr ablesen kann.


    Als Versuchsplattenspieler dienten mir:


    Dual 701, 714, 627, Kenwood KD600, Sanyo Plus Q50, Fisher MT6321


    Das Ergebnis war für mich durchaus überraschend. Bei fast allen Kandidaten, war weder eine Bewegung des frei pendelnden DL110 fest zu stellen, noch irgend ein Ausschlag an der Federwaage. Eine Ausnahme gab es jedoch und zwar beim Dual 701 :( . Das System drehte sich im Rhythmus der Motorpole hin und her und auf der Federwaage konnte ich einen Ausschlag von ca. +0,2 bis -0,1gr feststellen ;( .


    Der Auschlag der Federwaage entspricht direkt einer Schwankung der Auflagekraft beim Abspielen. Zwar tritt dieser Effekt erst in der Nähe der Auslaufrille auf und der Wert der Schwankung ist sicherlich weniger als der Effekt durch eine leicht verwellte Platte. Aber hier hätten die Entwickler schon etwas mehr auf eine magnetische Schirmung achten können ;) . Dass es die Jungs von Dual anders gekonnt haben zeigten die etwas jüngeren Kandidaten 627 und 714 :thumbup: . Andererseits waren damals als der 701 entwickelt wurde, MCs noch absolute Exoten.


    Gruß Alfred

  • Hallo!


    Aber was hat das mit MC oder MM zu tun? Der Effekt der Auflagekraftveränderung sollte doch überall stattfinden.


    Oh je... ich hab mir die ersten 1,5 Seite im Esoterik-Forum mal durchgelesen, bis ich nicht mehr konnte.


    Es ist schön zu beobachten, wie doch selbst 20 Jahre nach dem Tod der Platte noch am eindeutig bestem Antriebsprinzip krank- oder krampfhaft herumkritisiert wird. Was die Leute sich alles einfallen lassen, ist schon sagenhaft. ;(

    #allesdichtmachen #blaugelbnervt

    Einmal editiert, zuletzt von Zivi ()


  • ....
    Aber was hat das mit MC oder MM zu tun? Der Effekt der Auflagekraftveränderung sollte doch überall stattfinden.
    ...


    Hallo,


    MCs haben relativ starke Magneten, die von den Motormagnetpolen abwechselnd angezogen oder abgestoßen werden. Bei MMs ist der Magnet am Nadelträger so klein, dass keine relevanten Wechselkräfte auftreten können.


    Gruß Alfred

  • Hallo Zivi!


    weder Alfred noch ich (im Analog-Forum und bei früherer Gelegenheit auch hier) haben am Direktantrieb "krank- oder krampfhaft herumkritisiert". Ich habe experimentell nachprüfbare und wiederholbare Tatsachen dokumentiert. Dabei habe ich mir auch nichts sagenhaftes einfallen lassen. Du kannst es leicht selbst ausprobieren. Im Übrigen habe ich auch keinerlei Wertung abgegeben.


    Sagenhaft finde ich eher, wie jede Tatsache, die am Weltbild "DD ist immer das Beste" (oder Riemenantrieb oder Reibrad, Zutreffendes einfügen) kratzt, zur Herabwürdigung derer führt, die auch nur leise Kritik, ohne Wertung, üben, und in der Folge meist zu Diskussionen „welches ist das beste Antriebsprinzip", die mit größtem Eifer geführt werden. Es gibt kein ideales Antriebssystem, und keines ist vollkommen. Auch wenn DD das in der Summe beste sein mag, so ist auch der DD nicht perfekt. Nichts anderes wurde festgestellt, im Übrigen nur am 701, nicht als verallgemeinerbare Tatsache, wie Alfred mit seinen Experimenten gezeigt hat.


    Zitat

    Aber was hat das mit MC oder MM zu tun? Der Effekt der Auflagekraftveränderung sollte doch überall stattfinden.


    Die Magnete der MC-Systeme sind um ein vielfaches stärker als die von MM-Systemen. Die Beeinflussung beim 701 wird durch den Permanentmagneten des Motors verursacht. Also sind die Einflüsse bei MCs, hier beim DL110, viel stärker als bei MMs. Bei MMs stelle ich keinen spürbaren Einfluss fest.


    Schönen Sonntag,
    Peter

  • Hallo Alfred,


    könntest Du eventuell das gleiche Experiment mit einem 721 machen? Der Motor ist ja nicht identisch mit dem des 701. Am besten mit dem DL110, wenn Du es erhalten hast? Würde mich sehr interessieren.


    Grüße,
    Peter

  • Hallo nochmal.
    Ich habe hier


    http://www.thegermangrape.com/sonstiges/sonstiges.html


    zwei Videos zur Verdeutlichung der 701/dl110-Beeinflussung eingestellt. Link 1 und Link 2 sind zwei AVIs, die ich aufgenommen habe. Tonarm ausbalanciert, Antiskating aus. Sie sprechen wohl für sich.
    Sie werden allerdings nicht dauerhaft verfügbar sein.


    Grüße,
    Peter

  • Hallo Peter,


    ich habe den Versuch mit dem DL110 auch an einem 721 gemacht. Er verhält sich genau gleich wie der 701. Der Motor selbst ist bei beiden Modellen gleich. Lediglich die Motorregelung ist anders aufgebaut.


    Dann habe ich mir noch den 704 vorgenommen. Auch er zeigt die gleichen Effekte wie 701/721, jedoch in abgeschwächter Form. Die Ausschläge der Federwaage sind nur ungefähr halb so groß. Bei den späteren Direktantriebs-Modellen gibt es solche Effekte nicht mehr.


    Ich nehme an, dass die magnetische Schirmung am EDS1000 (701/721) und EDS900 (704) vor allem wegen dem Gehäusematerial schlechter ist. EDS50x (viele 6xx), EDS920 (714/731) und EDS930 (741) haben ein rundum geschlossenes Stahlblechgehäuse. Außerdem hat bei den späteren Modellen das Stahlblechchassis nur noch ein kleines Loch für die Motorachse. So schirmt das Chassisblech das übrige Streufeld wirksam ab. Bei 701, 704 und 721 wird der nicht magnetische Plattenteller direkt auf den als Subteller (nicht magnetisch) ausgeführten Läufer des Motors aufgelegt.


    Gruß Alfred

  • MCs haben relativ starke Magneten, die von den Motormagnetpolen abwechselnd angezogen oder abgestoßen werden. Bei MMs ist der Magnet am Nadelträger so klein, dass keine relevanten Wechselkräfte auftreten können.


    Gruß Alfred

    Es dürfte doch egal sein, ob das System selbst ferromagnetisch ist oder selbst magnetisch.


    Das magnetische Feld des Motors wirkt doch auf beides gleich stark, vermute ich. Ich weiß es aber nicht.


    Ist das System selbst magnetisch, läßt es sich auch von ferromagnetischem Material beeinflussen (vielleicht von Unsymmetrie des Plattentellers oder darunterliegende Teile, denn Alu schirmt glaub ich nicht/schlecht ab). Ist das System nur ferromagnetisch, wird tatsächlich nur die Kraft von einem äußeren Magneten wirken.


    Denk ich da falsch?



    PS: Mit Esoterik meinte ich nicht den Alfred. Und wie wir sehen, tritt das nur am 701 auf, ist also kein allgemeines Problem (es ist ja nicht mal am 701 ein Problem, hat ja 30 Jahre lang scheinbar niemand bemerkt).

    #allesdichtmachen #blaugelbnervt

    Einmal editiert, zuletzt von Zivi ()

  • Tonabnehmer enthalten Permanentmagnete. MMs schwächere, MCs stärkere. Dadurch gegebenenfalls schwächerer oder stärkerer Einfluss des Permanentmagneten im Elektromotor des Plattenspielers.
    Die Anziehung zwischen einem Permanentmagneten und ferromagnetischem Material ist kleiner als die zwischen diesem Magneten und einem anderen Magneten.



    Grüße,
    Peter

  • Moin,

    im Esoterik-Forum

    ... habe ich den Thread auch schon angelsesen gehabt, aber irgendwann aufgegeben.



    Ich hatte mir überlegt, ein altes Yamaha-MC auf meinen 701 zu schnallen. Jetzt habt IHR mich ein bisschen ins Grübeln gebracht. Danke :evil:




    EDIT: ;)

    Beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Leute,


    hat jemand denn schon Hörproben gemacht ??


    Meine Frage ist, gibt das tatsächlich ein Problem, oder ist das wohl eher ein Effekt, der vernachlässigbar scheint (so meine ich das) ?!


    Da ich schon mit mehreren Plattespielern in meinem Leben Musik gehört hab und mir dieser Effekt beim hören nie aufgefallen ist.


    Weder mir dem 721, 626, ... oder einem Riehmentriebler wie der 510 oder 522....


    Da ich gerade mit meinem 721 und einem Rondo RED (Ortofon MC) Platten höre, kann ich wohl davon ausgehen, dass die Sache wohl nur messtechnische Auswirkungen hat !


    Grüße


    Ralf

    Habe zu viele Plattenspieler und zu wenig Platz.

  • Gegenfrage: Kann man eine Veränderung der Auflagekraft hören? Oder: Ab welcher Auflagekraftveränderung kann man etwas hören?


    :rolleyes:

    Beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo,


    ab wann man etwas hören kann muss jeder selbst entscheiden. Ich selbst habe jedenfalls noch keine negativen Erfahrungen mit MCs an Direktantrieblern gemacht. Ich kenne aber Leute, die überzeugt sind diverse Unterschiede bei allem möglichen HiFi-Zubehör zu hören. Selbst wo es nicht den Hauch einer messtechnischen oder physikalischen Begründung gibt ;) .


    Betreibt man sein MC an der unteren Grenze der möglichen Auflagekraft sind die gemessenen -0,2gr in der Nähe der Auslaufrille beim EDS1000 durchaus bedenklich. Abtastverzerrungen in der Nähe der Auslaufrille halte ich bei einem solchen Setup für möglich.


    Gruß Alfred

  • Ich betreibe das DL-160 am CS 701, also der zweiten Version des 701. In der Hinsicht ist mir eigentlich nix aufgefallen, also zumindest klanglich nicht...ich habe lediglich eine Platte wo es etwas zu Verzerrungen neigt in der Innenrille, und da habe ich eher den Eindruck es liegt an der Platte selbst...


    Und das ein MC einen stärkeren Magneten hat ist ja klar, der ist ja auch weitaus größer. Ich habe das bei der Justage gemerkt, wenn man nicht aufpasst klebt der Schraubendreher am Korpus des Systems...


    Und bei den Hi-Endern bin ich mir über gar nix sicher....so manche von den Patienten betreiben auch MC-Systeme auf den einfachen Pro-Ject Spielern, und die haben einen Blechteller. Oder auf der Bohrinsel mit dickem, verchromtem Metallteller. Was da passiert brauche ich wohl nicht zu erklären...das ist weitaus schlimmer als was passiert wenn man bei einem Dual-Direkttriebler mal in die Auslaufrille kommt...das halte ich für weitaus kritischer!


    Dann soll mal einer der Herrn Hi-Ender mal prüfen wie das bei dem Transrotor Argos aussieht....wenn ich die Beschreibung auf der HP vom Hersteller so lese dürfte der da auch Probleme haben...Antrieb durch drehende Magnetfelder...klingt nicht wirklich hi-endig... :P


    http://www.transrotor.de/code/…ler/enyatmd_9_zoll_2.html

    Gruß


    Marcel

    2 Mal editiert, zuletzt von germi ()

  • Also ich gebe mal zu bedenken: Bei Auflagekrafteinstellung auf 0 und ohne Antiskating ist der Tonarm überaus empfindlich, der kleinste Windhauch reicht aus, um ihn zu bewegen, sowohl vertikal wie horizontal, und so soll es ja auch sein. Bei normalem Auflagedruck, der bei MC-Systemen zumeist bei 1,5 bis über 2 Pond liegt, reagiert der Arm wahrscheinlich schon viel unkritischer. Es wäre interessant zu messen, wie groß der Auflagedruck im normalen Betrieb schwankt. Was man in den Filmchen sieht, hat ja mit der normalen Praxis nichts zu tun, denn wenn der Tonarm schwebt, kann er keine Platten abtasten.
    Ich bin sicher, das die DUAL-Ingenieure gewusst haben, was sie taten. Natürlich ist eine effektive Schirmung immer besser als eine weniger effektive, aber man war bei DUAL ganz offensichtlich der Meinung, dass sie ausreichend ist, und in der Praxis scheint's auch niemand wahrgenommen zu haben.
    Wenn man einen Tonabnehmer an der unteren Grenze seiner empfohlenen Auflagekraft betreibt, hat man normalerweise höhere Verzerrungen als bei höherem Druck, insofern kann eine Auswirkung, wenn überhaupt, nur positiv sein.
    Es könnten allenfalls Resonanzen entstehen, die aber aufgrund der geringen Frequenz so tief liegen und so schwach sind, dass sie keine Rolle spielen dürften.
    Es gibt genug Störeinflüsse bei der Abtastung, die wesentlich größer sind als die hier neu entdeckten, und die allermeisten davon kommen direkt aus der Rille oder von außen.
    :)

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.


    Diethelm :|

  • Moin,

    Ich bin sicher, das die DUAL-Ingenieure gewusst haben, was sie taten.

    Das ist in diesem Zusammenhang nicht wirklich ein sachliches Argument, sorry.


    Das hingegen schon:

    Zitat

    Es gibt genug Störeinflüsse bei der Abtastung, die wesentlich größer sind als die hier neu entdeckten, und die allermeisten davon kommen direkt aus der Rille oder von außen.

    ;)


    Zitat

    Und bei den Hi-Endern bin ich mir über gar nix sicher....so manche von den Patienten betreiben auch MC-Systeme auf den einfachen Pro-Ject Spielern, und die haben einen Blechteller. Oder auf der Bohrinsel mit dickem, verchromtem Metallteller. Was da passiert brauche ich wohl nicht zu erklären...das ist weitaus schlimmer als was passiert wenn man bei einem Dual-Direkttriebler mal in die Auslaufrille kommt...das halte ich für weitaus kritischer!

    Solange das Tellermaterial antimagnetisch ist, gibt es keine Einflüsse, es sei denn, unter'm Teller tut sich was.
    Auch die "Magnetlager" von Räke und Klirraudio sind da vielleicht etwas bedenklich, ich weiß es nicht genau.


    Bei den High-Endern gibt es übrigens "Solche und Solche".
    An den Ansprüchen gemessen, die ein 701 damals erfüllen sollte, ist er auch als "High-End" einzustufen.
    Nur komisch, dass mit einfachsten Mitteln der Messtechnik etwas entlarvt wird, wobei doch allgemein der 701 "besser als messbar" eingestuft wird :D


    Ich mag meinen 701 trotzdem und welches Antriebssystem das beste ist, ist mir egal. Ich habe auch Reibradler und Riemen gern.


    Vielleicht kann man mittels Müh-Metall schirmen? Zwischen Tellermatte und Teller? Wer's unbedingt will.

    Beste Grüße,
    Andreas

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.