Schellack auf 1219/ 29

  • Probieren muß ich nicht mehr, das ist erledigt. Erfahrungen berichten kann ich:

    Also ich höre meine Schellacks und auch alte Monos (Mikrorille) auf einem 1019 mit dem PE7000 (MI-Wendesystem für N78 und M33/45). Als VV dient ein Quad 22, welcher verschiedene Enzerrungskurven (RIAA, LP/EMI/Columbia/HMV, CCIR, Flat78) direkt einstellbar bietet und noch dazu ein zuschaltbares, regelbares High-Filter und Höhen- sowie Bassregeler hat. Damit bekommt man (fast) jedes alte Brotzeitbrett ordentlich zu Gehör.

    Wenns nicht so genau gehen soll, dann nehme ich auch mal einen alten Musikschrank (Graetz Scerzo) und gut isss ... macht auch riesig Spaß :)

    VG

    Marcus


    mit probieren meinte ich nicht Dich, sondern den Thread Ersteller bzw. Patrick.

    Und ganz ehrlich, ich habe das PE7000 ja auch, sogar mit "weicher" Nadel, für meine Ohren klingt das M75 um Welten besser. Und wenn Dir der Klang einer Graetz Scerzo Truhe für Spaß reicht, mit vier Watt Eintakt Verstärker und Kristallsystem, dagegen ist ein 1219 mit Schellack M75 an einem RIAA Vorverstärker das pure High End - und wahrscheinlich schon ohne Klangregelung näher an der Kennlinie der Schellackplatte als ein gut abgelagertes nicht tropenfestes Kristallsystem in einer 60 Jahre alten Truhe.

    Ich hacke auf dem Thema deshalb so rum, weil das, was Du schreibst, zu massiver Verunsicherung bei jemandem führt, der keine Ahnung hat, und erstmal anfangen will. Den Dreher hat er scheinbar schon, einen Verstärker mit Phono-Eingang auch, da ist ein M75 mit Schellacknadel eine Investition von maximal 50 Euro, und dann kann er ohne irgendwelche Löterei oder Umbauerei erstmal hören, und das sogar in brauchbarer Qualität und nicht hart an der Unhörbarkeitsgrenze, wie Du schreibst. Und wenn er dann so viel Spaß an der Sache bekommt, dass er mehr will, kann er immer noch anfangen, eine Doktorarbeit darüber zu schreiben.

    Das, was Du machst, ist sicher beeindruckend, Ich finde aber, Du solltest in einem Ratgeber Thread auch überlegen, dass der Köder dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler, und dass man die Leute da abholen sollte, wo sie gerade stehen.

    Gruß Frank

  • So Frank,

    jetzt hast Du mich verunsichert ...

    Ich geh' jetzt mal ein M75 ausgraben und schau' nach, ob ich Dir vertrauen kann ...

    VG

    Marcus

    PS: Ich beneide Dich um Deine weiche Nadel ! Ich hab' übrigens meine reaktiviert mit Hilfe von Sanitärsilikon ... macht sich super als Dämpfungsgummi

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus67 (12. Januar 2022 um 14:03)

  • Frank,

    ich hab' jetzt eine N75-3 Nadel (65mü für Schellack) auf ein M91 gesteckt (das war schneller zu finden und schon monofiziert und passt auch) und im Elac 770H über die Quad-Anlage mit Shellacks angehört. Und dann über die gleiche Kette mit dem 1019 und dem PE7000. Ich muß sagen mit Shellacks geht das PE7000 durch-die-Bank besser, weil es ruhiger/"schwärzer" daherkommt, kurz gesagt weniger "Rauscherei" macht.

    Dann habe ich eine Mononadel N75-1 (25mü) ans M91 drangemacht und wieder beide Systeme diesmal mit alten LP-Monos über die gleiche Kette gehört. Bei wirklich ganz gut erhaltenen Monos (fast neuwertigen) klingt es mit dem M91+N75-1 geschmeidiger/schöner als mit dem PE7000. Bei schlecht erhaltenen Monos jedoch, ist auch wieder die "Rauscherei" hörbar größer als beim PE7000.

    Fazit: Hmmmm ... echte Horizontalabtaster wie das PE7000 haben durchaus Vorteile (= weniger Fremdgeräusche/Rauscherei). Wenn das Medium aber 1A ist, dann kann man es auch mit einem monofizierten Stereo-Abtaster versuchen und dessen evtl. tonalen Vorteile genießen ;)

    VG

    Marcus

  • ... die Fremdgeräusche bekommt man nach meiner Erfahrung auch bei schlechteren Schellacks mit einer gründlichen Reinigung deutlich reduziert. Unten in der Rille sind meist keine mechanischen Beschädigungen zu finden, sondern vor allem Dreck und Abrieb. Der Rest ist dann halt wie die Runzeln im Gesicht bei alten Männern ;) . Was man dann auch noch machen kann, ist die Verwendung von Denoisern und Declickern in der Audiobearbeitung. Wenn man es nicht zu sehr übertreibt, bleibt auch der klangliche Charakter erhalten.

    Was man nach meiner Erfahrung auch noch deutlich unterscheiden muss, sind Vorkriegs- und Nachkriegs-Schellacks. Abgesehen von der nochmals anderen Rillengeometrie war die Studiotechnik noch lange nicht so weit wie in den fünfzigern. Außerdem waren Vorkriegs Schellacks wirklich aus Schellack mit den Störgeräuschen durch die Körnigkeit des Materials, während die Nachkriegs Schellacks oft schon aus Kunststoff gefertigt waren, und eher eine Übergangstechnologie zwischen Schellack und Vinyl waren. Vorkriegs-Schellacks sind auch auf jeden Fall mit Stahlnadelplattenspielern malträtiert worden, während man aus den fünfzigern viele Schellacks findet, die von Anfang an nur leichte Tonabnehmer zu sehen bekommen haben.

    Gruß Frank

  • Pfffffffffff ... jetzt mal halblang, nicht auch noch über meine Visage herfallen hier ... 8o

    Kann man alles machen, was Du vorschlägst, wenn man aber zu Anfang an mit weniger Rauscherei startet, weil beim Horizontalsystem einfach der Vertikalanteil der Rauscherei fehlt, dann hat man einen besseren Ausgangpunkt diesbezüglich ... nicht wahr ?

    VG

    Marcus

  • das ist ja richtig - vielleicht sollte man mal versuchen, ein moderneres System zu modifizieren, dass die vertikale Compliance weniger wird. So langsam steckst Du mich auch an, 8)

    Gruss Frank

  • Ja Frank, "die" sollten halt mal ein modernes System anbieten, welches tatsächlich (so wie die alten Monos) NUR die Seitenschrift auswertet. Aber, das ist natürlich leicht gesagt ... wer traut sich sowas anzubieten, was dann Stereo-Platten zerstört ?

    Ich kenne kein neues System (außer so einem irren Japaner) welches so aufgebaut ist ...

    Dummerweise kann man ein modernes Stereosystem nicht so modifizieren, daß es nur noch eine Horizontal-Spule beinhaltet. Das mit der vertikalen Compliance wäre gar nicht so tragisch, sondern eher vorteilhaft um evtl. Stereoplatten vor dem Tod zu schützen.

    VG

    Marcus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus67 (12. Januar 2022 um 17:51)

  • Wenn es genug Interessenten gäbe, könnte man an einen Hersteller herantreten und ihn zur Produktion eines echten Mono-Systems ermuntern. Ich fürchte allerdings, dass das dann einen vierstelligen Eurobetrag kosten würde, es wäre ja bestenfalls eine Kleinstserie drin, denn machen wir uns nichts vor, echte Interessenten dafür gibt es doch kaum, und wenn der Preis dann auch noch so hoch ist, werden es noch viel weniger sein. Für 200 € wäre es eine Überlegung wert, dazu verschiedene Nadeleinschübe, für nochmal rund 50 bis 100 € pro Stück, da könnte man vielleicht auch Standardteile nehmen. Ich weiß nicht, inwiefern das möglich wäre, beim Shure M 5 D ist die Nadel auch nicht so wie bei den späteren Modellen am Systemkörper befestigt, sondern eher wie bespielsweise bei den frühen CDS.

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.

    Diethelm :|

  • so wie ich das jetzt im Laufe der Diskussion verstanden habe, gibt es zwei "Baustellen" - einmal der Klang selber, da gibt es wohl am Stereo Magnetsystem kaum etwas auszusetzen. Und dann die Abtastung von Störgeräuschen, der Knister- und Rauschteppich bei stärker abgenutzte Platten ist in der Tat bei Stereoabtastung deutlich dominanter als bei einem reinen Mono-System.

    Da der Klang bei Stereosystemen ausreichend gut ist, und es hauptsächlich um die Störgeräusche geht, müsste es doch eigentlich reichen, wenn man den Nadelträger so umbauen würde, dass er nur noch in horizontaler Richtung weich aufgehängt ist. Ich denke, jemand, der Nachbaunadeln herstellt, müsste in der Lage sein, so eine Aufhängung zu bauen, und dann hätte man einen "Mono-Nadelträger" für ein Stereosystem. Meiner Meinung nach müsste das sehr viel preiswerter zu realisieren sein, als ein komplettes System zu konstruieren, und würde die Anforderungen nicht zu 100 aber bestimmt zu 80% erfüllen. Was meint Ihr dazu ?

    Gruß Frank

  • Bei phonophono werden aber einige angeblich oder tatsächlich richtige Mono-Systeme angeboten, Ortofon 2M mono, SPU mono, AT 3 mono, AT 33 mono, Grade, GE, sogar Dynavector.

    "Leeve Mann!", sach ich für die Frau.

    Diethelm :|

  • Update:

    ich habe mir gemäß Peter seiner Empfehlung eine kleine Vorschaltbox mit den Widerständen gebaut. Habe dann den Dual 295 mit einer Schellackplatte am Phonoeingang Technicsverstärker angeschlossen. Mono gedrückt und auf MM gestellt. Was soll ich sagen, ein erstaunlich guter Klang. Das hätte ich nie erwartet! Auch das Knistern sehr dezent. Also mit diesem Setup werde ich definitiv etliche Schellack genießen! Jedoch habe ich ein tüchtiges Brummen auf der Anlage. Eventuell weiß dort jemand Rat.

    Externer Inhalt youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Grüße André

    Grüße Andre'

    Einmal editiert, zuletzt von Hasen 70 (18. Januar 2022 um 19:37)

  • Hallo Patrick,

    wie erfolgt ein gutes Abschirmen? Wie gehe ich vor? Ich habe vom Conrad eine Universal Plastikbox. Uniplatine Wiederstände auf gelötet. Buchsen eingebaut und verkabelt. Wenn ich die Masse ( Bananenstecker) vom Dreher anfasse, wird das Brummen leiser, ist aber noch sehr präsent.

    Grüße André

    Grüße Andre'

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.