Warum 150V?

  • Da ich gerade meine HS 140 am Wickel habe, frage ich mich, welchen (technischen) Sinn die die 150V-Motoren haben. Die von mir aus Kompaktanlagen ausgebauten Duals waren alle auf 110V geschaltet, das ist für mich noch nachvollziehbar, aber 150V sind für mich ein Rätsel.

    Gruß

    Michael

  • Hi !

    Die von mir aus Kompaktanlagen ausgebauten Duals waren alle auf 110V geschaltet, das ist für mich noch nachvollziehbar, aber 150V sind für mich ein Rätsel.

    Tja.


    Darüber ist verschiedentlich schon nachgedacht worden und so richtig Sinn macht das nicht, weil sie immer noch "Extra-Motoren" für die Anlagen bauen mußten, statt die vorhandenen auf 110 oder 220V zu stecken. Der Ursprungsgrund - weiter hinten angesiedelt - ist wohl gewesen, daß man im Gerät einen Spannungswähler einbauen kann, mit dem man die lokalen Netzspannungen einfach eindreht und am Plattenspielerchassis selber nix umstecken muß.


    Gut. Das wäre bei einem Universaltrafo für alle Spannungen, wie in den kleinen P- und HS- auch kein Ding gewesen, den 110V oder den 220V Abgriff für die paar Watt für den Motor zu nutzen. Aber - Nein - stattdessen wird ein eher ungewöhnlicher 150V-Abgriff genutzt, der an billigen Universaltrafos nicht dran ist und daran ein speziell gewickelter Motor angeschlossen.


    Grundig machte ja bei seinen alten Anlagen genau das: der Dreher war auf 110V geklemmt und hing über einer der beiden 110V-Spulen am Trafo. Für 110V wurden beide parallel, für 220V beide in Reihe geschaltet. Bedarf, am Dreher rumzukorken: keiner.


    Ein *möglicher* Grund könnte gewesen sein, zu verhindern, daß für Industriekunden gefertigte Geräte mit einem neuen Kleidchen versehen als Einzelspieler in den Handel gelangen. Das geht weder bei 110V noch bei 220V mit dem 150V-Motor so richtig. Man bräuchte einen Zusatztrafo (von 110V rauf) oder mindestens einen Drosselwiderstand (von 220V runter). Aber das ist müßige spekulation und wenn Noko das nicht zufällig weiß - oder sich einer der überlebenden Ingenieure oder Buchhalter an den Grund erinnert und uns schreibt, wird das wohl eins der ungelösten Rätsel bleiben.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Sind diese 150V-Motoren denn auch in Anlagen verbaut wurden, die nicht von Dual stammen? Die von mir aus Fremdanlagen (Rosita, Wega) ausgebauten Spieler hatten alle 110/220V Motoren.

    Gerade aus den Dual-Anlagen macht es ja irgendwie keinen monetären Sinn den Spieler in ein Einzelchassis zu versetzen, es sei denn eine HS XXX wäre billiger gewesen als der Einzelspieler.

    Gruß

    Michael

  • Hi !

    Sind diese 150V-Motoren denn auch in Anlagen verbaut wurden, die nicht von Dual stammen?

    Nicht das ich wüßte.


    Ich sag' ja: das Ganze macht einfach keinen Sinn.

    Es ist technischer und wirtschaftlicher Blödsinn, für sowas eine eigene Motorengattung zu bauen.

    Nur der Himmel allein weiß, was dahintersteckt. Und selbst da bin ich mir nicht sicher.


    :rolleyes:

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • OK, dann ist die Antwort auf meine Frage wohl 42. Oder ein Projektleiter meines Arbeitgebers hat in einem früheren Leben bei Dual gearbeitet. :evil:

    Gruß

    Michael

  • Hi !

    Oder ein Projektleiter meines Arbeitgebers hat in einem früheren Leben bei Dual gearbeitet. :evil:

    Wer glaubt, daß Projektleiter Projekte leiten ...

    ... der glaubt auch, daß Zitronenfalter Zitronen falten.


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Historisch gesehen war 150 V mal eine Netzspannung, allerdings eine relativ seltene, aber Röhrenradios hatten die durchaus am Spannungswähler. Eventuell gab es das im Schwarzwald und die Motoren sind ein historischer Rest?


    Kleiner Exkurs: ich hab nie einen offiziellen Beleg gefunden, aber meine Hypothese ist, dass sich alle genormten Netzspannungen aus der Brennspannung von Bogenlampen zwischen 50 und 60 V entwickelt haben - so ziemlich jede ist ein Vielfaches dieses Spannungsbereichs für Reihenschaltung mehrerer Lampen. Da passt 150 V ganz gut rein. Der einzige Ausreißer sind 127 V, die offensichtlich "rückwärts" aus den ins Schema passenden 220 V abgeleitet sind - ein Drehstromnetz mit 220 V zwischen zwei Phasen hat gegen Erde 127 V. Da dürften wohl die 220 V das Ziel und die 127 ein Nebeneffekt gewesen sein. Abgesehen davon ist jede mir bekannte Nennspannung ein ganzzahliges Vielfaches von 50, 55 oder 60 V.

  • Das stimmt so nicht.

    Es gibt weltweit derzeit folgende Netzspannungen:

    100 Volt, 110 Volt, 115 Volt, 120 Volt, 127 Volt, 220 Volt, 230 Volt und 240 Volt.

    115 Volt, 127 Volt und 230 Volt sind keine Vielfachen von 50, 55 oder 60 Volt.

    Wobei man 127 Volt gesondert betrachten muß.

    127 Volt bekommt man aus einem Dreiphasensystem mit 220 Volt.


    Die 150 Volt könnten aber historisch bedingt sein.

    Früher gab es in Deutschland mehrere verschiedene Netzspannungen und auch Netze mit Gleichspannung.

    Es gab damals sog. Allstromgeräte, die sowohl an Gleich- wie auch Wechselspannung funktionieren.


    Erst in den 60er Jahren wurde die Netzspannung in Deutschland auf 220 Volt Wechselspannung harmonisiert.

    Bis dahin gab es insbesondere in ländlichen Gegenden noch 110V-Netze.

    Vor dem WWII gab es in Deutschland 110 und 220 Volt Wechelspannungsnetze und 110 und 150 Volt Gleichspannungsnetze.

    Evtl. sind die 150 Volt ja ein Relikt aus der damaligen Zeit?

    Evtl. viel zu viele Motoren auf Lager gelegt und dann aufgebraucht?

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

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  • Hi !

    Vor dem WWII gab es in Deutschland 110 und 220 Volt Wechelspannungsnetze und 110 und 150 Volt Gleichspannungsnetze.

    Evtl. sind die 150 Volt ja ein Relikt aus der damaligen Zeit?

    Den Bezug 110V~ und 150V= kann man leicht herstellen. Die Allstromgerät waren dafür ausgerüstet.

    Aber die Motore sind für 150V~ ... und das ist ein echtes Kuriosum.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ich habe da im SM des 1010A einen interessanten Hinweis gefunden.

    Dessen Motor lässt sich auf 110/150/220 Volt umstellen.

    Und im SM steht was von Netzspannungen von 110/150/220 Volt.

    http://www.hifi-archiv.info/Dual/1010As/1010A-04.jpg


    Evtl. hat es irgendwo in der Welt damals 150 Volt Netzspannung gegeben.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
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  • Hallo,


    der Hinweis auf die Bogenlampen ist korrekt. 110 V entspricht der Brennspannung zweier Kohlebogenlampen, 220 V eben deren viere. Aber wie Dual ausgerechnet auf 150 V Betriebsspannung für einige seiner Motoren kam, wird wohl ein für immer ungelöstes Rätsel bleiben.


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • 115 V als Netzspannung wäre mir nicht bekannt, das ist eher eine US-amerikanische Nebelgranate - die geben auf den Typenschildern von Geräten eine andere (niedrigere) Spannung an, als die Netzspannung an der Steckdose, die 120 V beträgt. Deshalb kann man manchen von denen auch mit Gewalt nicht beibringen, dass 220/230 V in Europa eine historische Entwicklung sind und nicht das selbe System wie bei ihnen.


    Die 230 V sind ein recht neuer Kompromiss zwischen 220 V auf dem Kontinent und 240 auf der großen nassen Insel und nicht so historisch gewachsen wie die anderen Netzspannungen.


    Dass die 127 V aus einem Drehstromsystem stammen, wurde ja schon mehrfach erwähnt, ebenso wie die Relation 220/380 bzw. 230/400 V. Der grundlegende Unterschied ist, dass in Drehstromnetzen für Wechselstromverbraucher weitaus häufiger die Spannung gegen Erde verwendet wird und nicht zwischen zwei Phasen, während es bei 127/220 V genau umgekehrt war. Ausnahmen wie 400-V-Schweißgeräte bestätigen die Regel.

  • ....

    115 V als Netzspannung wäre mir nicht bekannt, das ist eher eine US-amerikanische Nebelgranate

    ... oder der Kompromiß zwischen deren häufig anzutreffenden 120V und den vorher eher gebräuchlichen 110V.


    Auch die Amis mußten ein bißchen ihr Stromnetz anpassen.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Die Amis haben nicht nur 120 Volt, sondern auch 240 Volt.

    Hauptsächlich größere Verbraucher wie Klimaanlagen oder Wäschetrockner werden da an 240 Volt angeschlossen.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Hi !

    Die Amis haben nicht nur 120 Volt, sondern auch 240 Volt.

    Ja - die sie mit einem mittelangezapften Trafo aus dem Mittelspannungsnetz holen.


    Die beiden äußeren Enden sind 240V, Mitte zu den Enden jeweils 120V. Das ist ein Einphasen-Dreileiter-Wechselstomnetz, aber kein Dreiphasen-Wechselstromnetz, wie in Europa. Der Phasenwinkel der beiden 120V-Versorgungen beträgt 180°.


    Es gibt noch eine Erweiterung (High Leg Delta), mit der sowas wie ein Dreiphasennetz erzeugt werden kann. Das hat aber prinzipbedingt ein paar Nachteile, eignet sich aber zum Antrieb von Dreiphasen-Motoren und findet meistens im Kleingewerbe Verwendung.


    Es ist - alles in allem - ein bißchen krude, was die da treiben. Die oberirdische Verlegung und Trafos an jedem dritten Masten, was unter dem Label "Wartungsfreundlichkeit" segelt und was in der Form in Europa teilweise nicht mal mehr in den Mittelmeerstaaten oder auf dem Baltikum zu finden ist.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ja, das US-Stromnetz ist nicht mehr zeitgemäß und übrigens auch viel fehleranfälliger als in Europa.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
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  • Hallo,


    die Primärwicklungsanzapfung bei 115 V ist ein Kompromiss. Es ist die Hälfte der seit 1983 in Kontinental-Europa üblichen Nennspannung von 230 V. Damit wurden, wie zuvor, wieder raumsparende Primärwicklungen (2 x 115 V mit Draht gleichen Durchmessers) möglich. In USA gab es nie 115 V, sondern 117 V, und heute eben mancherorts 120 V.


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • Sorry, aber nein. Die Nennspannung beträgt in den ganzen USA 120/240 V im Niederspannungsnetz, in einigen wenigen Gewerbegebieten auch 120/208 V echter Drehstrom. Die 115 V nennen sich "nameplate voltage", also in etwa "Typenschild-Spannung" und finden sich nur auf Geräten. Ich habe die Erklärungen dazu nie richtig verstanden, aber am ehesten würde ich mir zusammenreimen, dass das eine krude Art ist, das auszudrücken, was man bei uns mit der Toleranz "+/-10%" beschreibt.


    Zusätzlich gibt es noch das Industrienetz 277/480 V, das z.B. schon für große Hallenbeleuchtungen gerne verwendet wird. Für die "normalen" Verbraucher wird komplett parallel dazu ein Einphasennetz mit 120/240 V aufgezogen. Abgesehen davon gibt es gerade in den alten Städten wie NYC noch absurde Sondernetze vom öffentlichen Betreiber, bis hin zu Gleichstrom für antike Maschinen. Das von Peter erwähnte "High Leg Delta" oder "Wild Leg Delta" ist im Prinzip ein Drehstromtrafo, dessen Sekundärwicklungen im Dreieck geschaltet sind und so 240 V liefern. Verwirrend wird es an dem Punkt, wo sie einer der drei Sekundärwicklungen eine geerdete Mittelanzapfung verpassen. Zwischen den Phasen hat man immer noch 240 V, aber dazu bekommt man noch 120 und 208 V. Da die 120 V asymmetrisch sind, kann man sie deutlich weniger belasten als die 240 V, aber für Licht und Handgeräte im Gewerbe reicht das.

  • Sorry, doch. Es liefen einige Orgeln von Hammond und Leslies amerikanistanischer Provenienz durch meine Finger, deren Netzspannung mit 117 V angegeben war.


    Vermutlich wurde, analog zu Europa, die netzspannung irgendwann auf 120 V angehoben.


    Beste Grüße, uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

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