Inhalt
Seite 1:
Teil 1: Der Sinn und Zweck & erste Ersatzstoffe (#1)
Teil 2: Fortsetzung v. Teil 1(#2)
Teil 3: Sinterlageröle (#3)
Teil 4: Der Experimentelle [Sinterlageröle] (#4)
Teil 5: Tränken/Infiltrieren von Sinterlagern, erster Teil: Reinigung (#7) "die Unterdruckmethode"
Teil 5b: Tränken/Infiltrrieren von Sinterlagern, zweiter Teil: Tränkmethoden (#8) "die Unterdruckmethode"
Teil 6: Exkurs - Tonhöhenabstimmung/Pitchcontrol optimieren (#19)
Seite 2:
Teil 7: Lösemittel [Benzeeeene!] (#21)
Teil 7b: Lösemittel Fortsetzung (#24)
Teil 8:Neue Dual Schmierstoff/-vergleichstabelle [mit Ersatzstoffen] (#36)
Teil 9: Motorlagerspiegel u.A. (#44)
Teil 1
Liebe Mitforisti,
der alte Ölthread ist inzwischen zu gewaltig geworden, um noch übersichtlich sein zu können. Zudem haben sich neue Erkenntnisse angesammelt, über die zu berichten wäre und das eine oder andere technische Schmankerl ist ebenfalls an Bord gekommen. Das verlangt nach einer Version 2.0 des alten Ölthreads, in der sich eine gewisse Zusammenfassung des Gesammelten niederschlagen soll. Obwohl ich das in mehreren Teilen nacheinander versuchen möchte hoffe ich, dass es mir dieses Mal übersichtlicher und dabei dennoch informationstechnisch umfassender gelingt. Nicht auszuschliessen sind weitere Folgeartikel, die sich speziell mit besonderen Schmierstellen befassen (Beispiel: Lagerspiegel und Restauration); vorerst aber sind es lediglich die angekündigten Beiträge von mir, die hier zu finden sind.
Als ich mich ursprünglich auf die Suche nach geeigneten Ersatzschmierstoffen für obsolete Produkte begab, bemühte ich mich, möglichst nahe an den Originalen zu bleiben. Jüngere Untersuchungen und Nachforschungen in der Thematik ergaben jedoch, dass es Gründe für eine gewisse Toleranzbereitschaft gibt, die sich aus den Einsatzzwecken ableiten und physikalisch erklären lassen. Zunächst mal ein Blick auf diverse Schmierpläne aus verschiedenen Serviceanleitungen, quer durch die Baujahre. Wir sehen Angaben für folgende Dreher: 400/410, 1010, 601 und 731.
Wer sich diese und andere Dual Schmierpläne ansieht erkennt, dass Motoröl eigentlich immer vorkommt. Auch das Calypsol gehört gewissermaßen dazu; es ist ein unlegiertes Öl mit nur schmalem Temperatureinsatzbereich. Ein Oldtimer.
Wenn wir die Einsatzorte dieser Öle auf den Schmierplänen betrachten, stellen wir Gemeinsamkeiten an die (mechanischen) Anforderungen fest:
- die Öle sollen dickflüssig genug sein, um gut anzuhaften, sofern die Menge an der Schmierstelle gering genug ist - es soll bei richtiger Dosierung nicht in die Zarge tropfen können
- die Öle sollen dickflüssig genug sein, um bei Raumtemperatur auch die Flächendrücke in den geschmierten (Gelenk-)Stellen ohne Schmierfilmabriss zu bewältigen
Ferner ist bekannt, dass moderne Motoröle nicht rascher verharzen, als ihre klassischen Pendants, weshalb ich keinen Grund sehe, der gegen die Verwendung moderner Stoffe spricht, zumal deren Viskosität heutzutage über weitere Temperaturbereiche gleich bleibend ist, als es früher einmal war. Daher empfehle ich ruhigen Gewissens den Einsatz sogar preiswerter Öle ohne Blingbling darin - die genügen den Ansprüchen völlig. Wer indes noch einen Liter vollsynthetisches 5W/60 für den Renneinsatz und zu 123,45 €uro/Liter in der Garage stehen hat, begeht mit dessen Verwendung in seinem Dual auch keinen Fehler. Ein Wartungsintervall von 2 Jahren ist von Dual empfohlen und dürfte genügen - sogar für diverse Direkttriebler, in deren Motoren Motoröl verwendet werden soll.
+++
Ebenfalls als unproblematisch stellen sich die Silikonöle mit 300000 oder 500000 mPa/s für die Tonarmlifte dar; sie sind als Dämpfer- oder Kupplungsöle im Modellbauhandel auch online erhältlich und kosten nicht die Welt. Man achte lediglich auf die Viskosität: das "Öl" sollte wie ein äusserst (!) zäher Honig und fast schon pastös fliessen; sollte es dünnflüssiger sein, hat man bei der Bestellung oder beim Kauf eine "Null" vergessen und Silikonöl mit einer Viskosität von nur 30000 oder 50000 (oder gar noch weniger!) mPa/s vorliegen: Plumpslift garantiert!
Eine Besonderheit stellt das - aus welchen Gründen auch immer - beispielsweise im PS400 verwendete Silikonfett dar. Hier ist wirklich Fett gemeint und nicht das Silikonöl für die Tonarmlifte! Der Holzwerkzeughersteller E.D.E. hat etwas Brauchbares im Programm (zu finden in diversen Baumärkten, die die Marke führen), aber Silikonfett lässt sich, wie auch Silikonöl, ebenfalls online aufstöbern. Ich würde es durch z.B. Molykote ersetzen, da Dieses keine Kriechneigung aufweist, wie viele Silikonschmierstoffe.
***
Ein weiterer, unproblematischer Schmierstoff ist das bereits erwähnte Molykote (Typ BR2), dessen Nachfolger noch heute erhältlich ist und inzwischen den Zusatz "Plus" erhalten hat. Wer auf Produkte anderer Hersteller zurückgreift (LiquiMoly, CRC u.A.), hat im Prinzip unmittelbar Vergleichbares in der Hand: lithiumseifenbasiertes Fett mit Molybdändisulfitpartikeln (MoS2). Nicht lange fackeln: benutzen - auch, wo im Schmierplan "Molykotepaste G" steht. Mein Tübchen Molykote BR2 ist übrigens schon ~50 Jahre alt - und das Zeug funktioniert noch wie neu!
***
Kommen wir nun zum ersten (fetten) Problembären, dem Shell Alvania No.2. Dieses ist obsolet, aber Shell hat einen Nachfolger auf dem Markt, der es zu 100% ersetzt. Auch hier handelt es sich um ein lithiumseifenbasiertes Fett - lediglich ohne enthaltene Festschmierstoffe - das in ähnlicher Formulierung gewiss auch von den anderen Schmierstoffkonzernen angeboten wird. Das Shell Produkt heisst Gadus S2 V100 2 und ist in der 400 ml Kartusche für rund 12,- €uro erhältlich. Bei diesem Preis würde ich nicht lange auf die Suche nach Alternativen gehen, zumal sich dieses Fett auch in Maschinenkugellagern u.Ä. einsetzen lässt.
***
Ende Teil 1
Anmerkung: in Teil 8 auf Seite 2 findet sich nun eine Tabelle, aus der man entnehmen kann, welche Schmierstoffe in welchem Drehermodell verwendet wurden!
Direktlink oben im Inhaltsverzeichnis!
Hinweis:
Es gibt nun von ad-mh/Andreas Der Fett und Öltauschthread