Dual 1019 und der Aufsetzpunkt der Automatik

  • Hallo liebe Dualisten,
    seit einigen Wochen bin ich auch in die wunderbare Welt der Dual-Plattenspieler eingestiegen. Erst war es die Wiederbelebung meines alten Thorens TD 280 aus Jugendtagen, dann kam ein Dual 502 als "Plattenwaschmaschine" nach der Cheap Thrill-Methode dazu und jetzt lief mir vor einigen Tagen ein Dual 1019 über den Weg bzw. ich konnte es nicht lassen und hab ihn erworben.

    Das Gerät läuft und gibt Musik gut wieder. Aber: die Automatik...

    Auf Geschwindigkeit 16 Umdr. setzt sie den Tonarm bei Plattengröße 30 brav an der richtigen Stelle in der Einlaufrille auf.

    Bei 33 Umdr. fährt sie den Tonarm bis über die Auslaufrille hinaus in den Bereich des Labels und leitet dann gleich den Stoppvorgang ein.

    Kann mir bitte jemand einen Tip geben, was ich dagegen tun kann? Als langjähriger Thorensnutzer hab ich mich so über die Automatik gefreut, die ging nämlich, bis ich die Platine aus der Zarge gehoben habe. Ich fürchte, dabei habe ich wohl etwas verstellt. Ich habe auch schon intensiv das SM studiert, S. 8 erklärt ja den Vorgang. Aber was könnte helfen?

    Viele Grüße aus dem tiefen Süden der Republik

    Tobi

    Viele Grüße,

    Tobi

  • Hallo Tobi, herzlich willkommen...

    Funktioniert der Lift bei bei manueller Betätigung einwandfrei?
    Es könnte mit der Lifthöhe zusammenhängen...

    Wenn du den Netzstecker ziehst und den Plattenteller von Hand drehst und dann den Startvorgang auslöst, kannst du die Mechanik testen. Wenn der Arm anfängt ein zu schwenken hör mal auf den Teller zu drehen und prüfe ob der Tonarm etwas Spiel nach Oben hat, oder ob er relativ stramm sitzt...

    LG
    Sebastian

    Gruß Sebastian

  • Moin und auch von mir ein herzliches Willkommen Tobi!


    Ergänzend zu Sebastians Tip, innerhalb des roten Bereichs sollte alles leichtgängig
    sein. In der Aussparung das Halbkreisförmige ist die Dämpfung des Lifts. Das darf
    also ruhig etwas schwerer zu bewegen sein.

    LG, Micha

  • Hallo Tobi,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier. Ja, die alte Dual - Automatik hat schon was Faszinierendes. War früher der Meinung: nur eine nicht vorhandene Automatik ist eine gute Automatik. Mittlerweile bin ich kuriert :D .

    Zum Thema:

    ... die ging nämlich, bis ich die Platine aus der Zarge gehoben habe. Ich fürchte, dabei habe ich wohl etwas verstellt. ...

    Hast Du danach auch die Automatik resettet? Dazu bei verriegeltem Tonarm die Automatik einmal durchlaufen lassen, damit sich alle Hebelchen auf eine definierte Position bewegen; vgl. BDA S4.

    Gruß und gutes Gelingen :) , Holger

    Dual 504 mit AT VM95ML / Ortofon 2M Blue
    Dual 1019 mit Denon DL103R
    Dual 701 mit Shure V15-III
    Dual 1229

    Exekutive: Denon PMA-860 mit Nubert Nuline 284, diverse PVV

  • So, Sebastians Hinweis hab ich jetzt umgesetzt. Beim Einschwenken des Tonarms hab ich den Teller nicht weiter gedreht. Der Arm sitzt recht stramm, ohne Spiel. Er lässt sich mit etwas Druck von oben federnd nach unten bewegen. Der Arm steht beim Einschwenken ganz leicht nach oben geneigt.

    Soll der Arm denn stramm sitzen?

    Beim langsamen Drehen < 33 Umdr. erreicht der Arm den richtigen Aufsetzpunkt.

    Den von Micha beschriebenen Bereich hab ich gereinigt und geschmiert.

    Leider bleibt es dabei, der Arm fährt bis über die Auslaufrille.

    Die Automatik hab ich mehrmals schon ge-resettet, ohne Veränderung.... aber Danke für den Hinweis, Holger.

    Hat jemand (noch) einen Rat für mich?

    Viele Grüße,

    Tobi

  • Normalerweise würde ich sagen, die Schraube für die Lifthöhe mal zu verändern.
    Da es aber ging bevor du das Chassis ausgebaut hast, kann es natürlich auch eine andere Ursache haben...

    Von der Oberseite nähe des Tonarms ist ein Loch, darin eine Schraube, diese würde ich mal Testweise eine halbe Umdrehung im Uhrzeiger und Gegen den Uhrzeiger Sinn testen. Aber vielleicht die Position merken, damit du nicht zu viel verstellst...

    Da es bei 16 Umdrehungen und von Hand funktioniert, könnte es mit dem Lift zusammenhängen...

    Aber vielleicht lesen hier noch ein paar 1019er Experten mit, die sich noch etwas besser auskennen...

    LG
    Sebastian

    Gruß Sebastian

  • Tolles Forum, ich bin begeistert. Vor ein paar Stunden mein erster Post und schon so viele Ratschläge: vielen Dank nochmal.

    Die Lifthöhe schau ich mir nachher mal an.

    Viele Grüße,

    Tobi

  • Hi !

    Da es bei 16 Umdrehungen und von Hand funktioniert, könnte es mit dem Lift zusammenhängen...

    Der 1019 ist noch "alte Welt", da sind Lift und Aufsetzpunkt weitgehend voneinander entkoppelt.

    Ich denke mal, daß das Problem ursächlich mit einer schlechten Beweglichkeit der Größeneinstellung zu tun hat.
    Da steckt der Teufel im Detail, wo die Hebelei vorne rechts für Start/Stop und Plattengröße zusammenläuft.
    Dort gibt es asymmetrisch geformte Zwischenscheiben, kleine "Ösenbleche" und eine Zugfeder, die auf den Hebel der Größeneinstellung eine Zugkraft ausübt. Das ist, was Micha in der Unteransicht eingekreist hat.

    Am Armseitigen Ende der Größenstellschiene ist eine Art "Haifischzahn" mit unterschiedlichen Abschrägungen, gegen die ein Bolzen läuft, der auf dem Armsegment angebracht ist und sich damit nach innen bewegt.
    Die Stellschiene wird vom Haupthebel gegen das Chassis gedrückt, wenn der Arm anhebt und dann trifft der Bolzen je nach gewählter Größe weiter vorne oder weiter hinten auf die Abschrägung.

    Ein Problem kann auftreten, wenn die Hubhöhe des (Wechsler-) Arms des 1019 oben im Armlager zu knapp eingestellt ist.
    Dann hebt er nicht weit genug an, der Haupthebel drückt nicht weit genug gegen das Chassis und der Anschlagbolzen rutscht unter die Stellschiene. Oder drunter durch. Das sollte dann aber bei allen Geschwindigkeiten der Fall sein, wobei bei den höheren Drehzahlen die Winkelgeschwindigkeit und damit der Anschlagruck größer ist, wodurch der Bolzen durchrutscht.

    Die Hubhöhe des Arms nach oben kann an der Stellschraube 58 oben auf dem Armlager justiert werden.

    ^^

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Wacholder!
    Volltreffer, die Schraube 58 hats gebracht. Der Tonarm setzt wieder da auf, wo er soll :):):) !
    Ich danke ganz herzlich für Deine Erklärung und den Hinweis auf die Stellschraube 58!!!
    Jetzt darf das Chassis zurück in die Zarge und hoffentlich spielt dann alles immer noch mit!

    Viele Grüße
    Tobi

    Viele Grüße,

    Tobi

  • Hi Tobi !

    Volltreffer, die Schraube 58 hats gebracht. Der Tonarm setzt wieder da auf, wo er soll

    :thumbup::thumbup:

    Siehste.
    Manchmal haben schwierige Probleme ganz einfache Lösungen.

    Umgekehrt haben oft einfach erscheinende Probleme Lösungen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad ... :D

    Schön, daß der alte Panzerkreuzer wieder läuft, wie er soll. Die Dinger sind relativ einfach wieder hinzukriegen, dank der vollständigen Abwesenheit von Mikroprozessoren, Sensoren, Stellmotoren und digitalen Speichern. Im Inneren sind sie technisch den Schwarzwälder Kuckucksuhren näher, als den Industrierobotern, von denen die Hightech-Dreher der späten 80er abzustammen scheinen. Um Geräte der 10er und 12er Familie wieder in Gang zu bringen, braucht es nicht mehr, als einen gut sortierten Werkzeugkasten, ein paar Sicherungsscheiben, Schrauben, Muttern, Hammer, Zange und Reinigungs- und Schmiermittel. Wobei das Thema "Schmiermittel" immer für kilometerlange Threads sorgt, weil die Leute päpstlicher als der Papst sein wollen.

    Regeln:
    - wo Metall auf Metall reibt, braucht man ein Schmierfett (eventuell mit MoS2-Zusatz) wie Molykote
    - wo Metall auf Kunststoff reibt, braucht man technische Vaseline (meistens Hebel im und am Kurvenrad)
    - wo vertikale Achsen geschmiert werden, braucht man ein Haftöl (Hohlachse am Teller - Baumarkt)
    - alle kleinen Achsen und der Motor brauchen ein Öl, was Buntmetall-Kompatibel ist (Feinmechanikeröl oder 10W30 Motoröl)

    Fertig. Die ganzen bereits verfaßten wissenschaftlichen Dokumentationen sind interessant, aber im Einzelfall nicht zielführend. Viele "Ersatzstoffe" kriegt man nur in großen Gebinden und / oder für teuer Geld übers Internet und z.T. mit langen Lieferzeiten. Und da man Dreher meistens sporadisch, im Fehlerfall oder wenn man am Wochenende gerade mal Zeit hat, zerlegt, muß man nehmen, was da ist - oder was man Samstags abends noch an der Tankstelle oder im Supermarkt kriegt.

    So habe ich das seit Jahrzehnten gehandhabt und bislang ist noch keiner meiner Dreher (insgesamt so um 70 Stück herum) angekommen und hat sich beklagt. Gut: manchmal waren die Resultate etwas suboptimal - vor allem, wenn man falsches Zeug an sensiblen Stellen verwendet hat, aber *grundsätzlich* läuft der Dreher erstmal sehr viel freier und lockerer, wenn alle beweglichen Stellen von altem, geronnenen Schmand gereinigt wurden und einen Klecks Schmier oder einen Tropfen Öl abgekriegt haben.

    Schönes Wochenende und viel Spaß mit dem Gerät !

    ^^

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ja, von Schmiermitteln und Lagerölen hab ich jetzt noch Schwindel im Kopf, als ich mich damit beschäftigt habe, meinen ollen Thorens wieder fit zu machen. Da werden ja ideologische Grabenkämpfe und Glaubenskriege ausgefochten.

    Ich hab Feinmechanikeröl, Schmierfett, Haftöl und manchmal auch das viel geschmähte Ballistol im Einsatz.
    An den Motor vom 1019 trau ich mich noch nicht ran. Und die Frage, ob ich den DIN-Stecker mal auf Cinch umlöte oder beim ollen Adapter bleibe, lass ich auch erstmal stehen.

    Jetzt hab ich mich gerade sehr über Santanas "Abraxas" gefreut. Ohne den vorher zwischengeschalteten TVV 46, den ich in der Zarge "entdeckte", hört sich der 1019 fast noch besser an.

    Also, nochmal vielen Dank. Auf die Lösung wäre ich nie gekommen!

    Viele Grüße,

    Tobi

    Einmal editiert, zuletzt von Dual oder Thorens (10. August 2019 um 17:06)

  • Hi Tobi !

    Also, nochmal vielen Dank. Auf die Lösung wäre ich nie gekommen!

    Die Lösung wird im Servicemanual auch nur "angekratzt" sozusagen:

    http://www.hifi-archiv.info/Dual/1019s/1019-09.jpg

    Letzter Punkt auf der Fehlerliste.

    Da muß man sich aber vergegenwärtigen, daß der 1019 ein Zehnerwechsler ist, wie alle alten 10xx.
    Die 12xx sind nur Sechserwechsler ... das nur nebenbei.

    Heißt: er hat eine Wechselachse, die bei Bedarf gesteckt werden kann und auf der 10 Platten gestapelt sind, die nacheinander abgespielt werden.
    Die bilden ein nettes Paket, dessen Unterkante irgendwo oberhalb der Position liegen muß, die der Arm beim Anheben noch mit der Oberkante des Armkopfes unterlaufen kann. Steht der Arm zu hoch, tickt er an die Unterkante des Plattenstapels und die Automatik wird behindert und der Tonabnehmer kommt nicht in der Einlaufrille runter.

    Und genau *dieser* Punkt ist mit der Fehlerbeschreibung gemeint und genau *dieses* Fehlverhalten wird mit dem Nachjustieren über die Schraube 58 - und zwar nach *unten* - behoben. Generell reguliert die Schraube 58 aber die maximale Hubhöhe des Arms - bzw. das "Hubfenster", in dem sich der Arm heben oder senken kann.

    :D

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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