Hallo,
ohne überheblich wirken zu wollen, scheint mir, dass die Ingenieure in den 1970ern in bestimmten Dingen wenig bis keine Ahnung hatten. Ich spreche hier vom Netzteildesign. Als ich heute meine gestern erbeutete KA 60 öffnete, staunte ich nicht schlecht: Auch bei ihr ist der Ladeelko aus der Platine ausgelagert, sowohl der pulsierende Strom aus dem Gleichrichter als auch der in die Schaltung fließende teilen sich ellenlange, teilweise spindeldürre Leiterbahnen und Drähte. Dies ist jedoch kein Dual-typisches Phänomen, sondern ich fand es auch in der Grundig Studio 2000 HiFi und sogar auch in allen meinen drei Wega studio 3220 hifi - Teile, die damals immerhin mit knapp 2,5 kDM in den Preislisten standen. Bei letzteren war es ein Leichtes, den Gleichrichter quasi auf Stelzen zu setzen und lediglich die beiden Wechselspannungsanschlüsse mit der Platine zu verbinden. Die beiden Gleichspannungsleitungen verband ich mit soliden Drähten direkt mit den Elkoanschlüssen, von denen es dann weiter in die Schaltung geht. Diese sternförmige Verdrahtung ist heute Standard.
Bei der KA 60 konnte ich diesen Weg nicht beschreiten. Ich hätte die Leistungsverstärkerplatine und die Endtransistoren von den Kühlkörpern nehmen müssen, weil die Lötpunkte auch bei vom Chassis gelöster Einheit unzugänglich sind. War ich zu faul für. Stattdessen baute ich einen zweiten, modernen Gleichrichter ein, den ich abgesetzt von der Platine auf den Chassisboden schraubte. Er liegt quasi auf dem Weg zwischen Netztrafo und Ladeelko. Die ursprünglichen Wechselspannungsanschlüsse zur Platine legte ich zusammen mit dem Original-Gleichrichter still. Die erforderlichen Entstörkondensatoren sind wieder direkt am Gleichrichter montiert:
Noch nachvollziehbar (und bei Bedarf jederzeit rückbaubar) ist das originale Layout. Die Wechselspannung wird über die beiden lila Leitungen zur Platine geleitet. Das schwarze Teil mit der Aufschrift Semikron ist der Gleichrichter, darunter die beiden roten, originalen Entstörkondensatoren. Der Ladeelko ist über die braune (Minus) und die gelbe (Plus) Leitung angeschlossen. Hierüber flossen im Originalzustand sowohl der Netz- als auch der Signalripple der Leistungstransistoren. Durch den nun gegebenen sternförmigen Anschluss des Elkos fließt nur noch Gleichstrom und Signalripple über diese beiden Leitungen:
Die beiden Lämpchen zur Skalendurchleuchtung waren durchgebrannt und sind in den originalen Werten nicht mehr erhältlich. Ich ersetzte die Skalenbeleuchtung durch vier grüne, im Winkel von 120° streuende LEDs, die, jeweils zu zwei Exemplaren mit je einem Widerstand zu 430 Ohm in Reihe geschaltet, durch einen kleinen Gleichrichter und Elko aus den 12,6 Volt des Netztrafos versorgt werden. Das Ganze ist auf einen schmalen Streifen einer Lötpunktrasterplatine montiert und mit zweiseitigem Klebeband befestigt:
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich:
Jetzt steht noch der Tausch der beiden Auskoppelelkos der Endverstärker an. Ich hatte leider keine axialen Typen passender oder besser, größerer Kapazität vorrätig. Vielleicht färbe ich auch noch das Lämpchen im Instrument grün.
Zudem wirkt der Verstärker insgesamt recht leise, den linken Kanal höre ich sogar kaum. Da werde ich wohl nochmal mit Funktionsgenerator und Oskar bei müssen. Vermutlich sind weitere im Signalweg oder im Gegenkopplungszweig liegende Elkos taub.
Beste Grüße, Uwe