Hallo Norbert,
schön dass wir mal wieder über Interessantes diskutieren, nachdem das Forum immer mehr zur Elko- und Bauteiletauschbörse verwuchert.
Leider kann ich nicht mit der Zitierfunktion so schön umgehen, deshalb wieder altmodisch mit Zahlen.
1. Potis
Das ist wirklich ärgerlich! Und klar, die Wartezeit ist sehr hinderlich. Ich stelle mir auch vor, dass neben Oxidation der leitenden Teile auch das Trägermaterial für den Schleifring und den Rest nachgeben kann, sodass der mechanische Druck nachlässt. Und, wenn ich mich nicht täusche, wird bei Piher der Löt-Pin gegen die Leiterbahn genietet, während das bei diesen Cermet-Potis wie gelötet aussieht. Wenn das Substrat nachlässt, lässt auch die Kraft zwischen Pin und Leiterbahn nach.
2. 470n
Ich hab das testweise gewagt, weil ich die ansich funktionierende Platine nicht schon wieder komplett ausbauen wollte und von oben da gut löten konnte. Allgemein stell ich mir die Frage, wie C11 überhaupt reingerutscht ist. So schwingfreudig kommt mir jetzt diese Schaltung nicht vor, dass man dan überhaupt so stark bremsen müsste. Im CV1460 ist da gar keiner drin. "Mein 470n" bewirkt ja quasi als Miller-C dasselbe, nur eben mit für diese Schaltung geeigneterem Einschaltverhalten.
3. Merkwürdige Stromquellen
Naja was heißt merkwürdig: Ich hätte da eben eine Stromquelle eingebaut anstatt den Umweg, erst mal eine Spannung zu puffern (C2, C3) und dann mit einem doch recht niederohmigen 10k den Strom zu erzeugen - gibt es ja an dieser Stelle doch eine merkliche Gleichtaktaussteuerung. Aber damals, so mein Eindruck, ging man noch sparsamer mit Transistoren um.
4. Querstrom "aber nur bei Aussteuerung = 0."
Ich hätte schon erwartet, dass der Querstrom von 5 mA auch für alle Ausgansspannungen gilt - also natürlich abzüglich des "Verziehens" durch R29 und R31, das schon an die 4 mA herangeht! Die schöne Schaltung wird meiner Meinung nach kaputt gemacht von den beiden Rs, weil sie die arme 2. Verstärkerstufe unnötig belasten. Warum baut man 22/2 kOhm, also ca. 10 kOhm Last ein, wenn daraufhin ein dreifach-Darlington folgt?
5. "Allerdings ging ich von gar keinem Strom mehr aus, datte also R31 unberücksichtigt gelassen"
Genau das ging mir anfangs auch so! Als ich dann R29/R30 sah, wurde ich von meiner These wieder "geerdet", aber: Da die Spannungsquelle (U_BE) so extrem träge ist und aus einer Stromquelle gespeist wird, die Clippt, ist es letztendlich schon ausreichend, wenn der Strom schnell geändert wird.
6. Sirren
Dieses Problem ist in der Tat etwas, wo ich glaube, dass es nie gelingen wird, das vollständig zu beseitigen. Ich glaube auch gar nicht groß, dass es der Ort des Trafos ist, der da ungünstig gewählt wurde. Ich glaube, dass es ein ungeeigneter Trafo ist und ich hab in meiner Bastelkiste gesehen, dass um viele Trafos aus dem Hifi-Bereich eine breite Kupferbahn (logisch außerhalb des Kerns ) führt. Kann es sein, dass diese Kupferbahn als Kurzschlusswindung für das Streufeld wirkt und dieses somit abschirmt? Vermutlich wäre sowas die einzige Lösung. Denn wie Du schon sagst: Man kann es drehen und wenden, je nach Bodenblech oder Abschirmblech wird's mal besser, mal schlechter...
Übrigens. Mein CV1600 (der jetzt endlich nicht mehr schwingt, Hajo fand geeignete Treiber-Transistoren!) ist quasi im Originalzustand und sirrt ebenfalls! Nur der CV1500 tut das gar nicht.
7. Reparaturtipp - Achtung Elkotausch!
In der Tat habe ich jetzt wirklich mal einen defekten Elko gehabt: Mein neuer CV1700 silber, den ich raustaurierte, spielte schön vor sich hin und begann plötzlich leise zu Brummen. Vor allem nach Volllast. Der Brumm verschwand nur - aber sofort - nach Wiedereinschalten. Oszi geholt: Eine der beiden 44-V-Spannungen hatte 100 Hz-Kuppen von ca. 0,5 Volt. Kann nur Gleichrichter oder ein Elko sein, dachte ich, da ja die Endstufe kalt blieb (also kein Laststrom, trotzdem Ripple!).
Nun hab ich beim großen blauen C zwei neue große blaue Cs gekauft mit schönen 15.000 uF und nun ist der Spuk verschwunden. Aber ein interessantes Phänomen, vermutlich war etwas an der Kontaktierung der alten Elkos faul. Denn Ausgangsleistung hab ich (einkanalig) was von 140 Watt sinus gemessen / 4 Ohm reell / 1 kHz und da war kein Netzrippel überlagert.
Die beiden großen blauen Cs gibt beim großen blauen C grad ziemlich günstig, kann ich nur empfehlen.
https://www.conrad.de/de/p/ftc…-x-66-mm-1-st-422703.html
@Generation Facebook & Instagram: Achtung! Da es sich hierbei wieder um deutsche Kondensatoren aus Husum handelt, spielt der Verstärker unmittelbar nach dem Tausch vor allem Marschmusik und norddeutsche Seemannslieder in transparenter, luftiger und windiger Frische! Nach einer Einspielphase von einigen Wochen aber kann man auch wieder amerikanische Musik hören.
8. Silvester
Bist Du eigentlich noch immer an Silvester mit dem CV1500-Reiseverstärker als DJ unterwegs?
Gruß