Die Folgen von Kontaktspray

  • Man braucht es nicht zu kommentieren, weil das Thema bereits vollkommen ausgelutscht ist. Es fehlte aber bisher das abschreckende Beispiel. Daher liefere ich jetzt eins.
    Die Bilder habe ich heute aufgenommen. Die Komponenten stammen aus einem CV1500.


    Gruß
    Norbert

  • Wir wissen doch alle, dass Kontaktspray nicht das Allheilmittel ist, auch wenn es den Amateure oft als diese vermittelt wird. Kontaktspray löst lediglich die Verunreinigungen, aber werden sie nicht entfernt dann bringen sie erst den richtigen, wie die Franken zu sagen pflegen, "bapp". Kontaktspray ohne begleitende Maßnahmen bringt keine dauerhafte Lösung.

  • Zitat

    Original von briegel Es fehlte aber bisher das abschreckende Beispiel. Daher liefere ich jetzt eins. Die Bilder habe ich heute aufgenommen. Die Komponenten stammen aus einem CV1500.


    ???


    Was ist daran "abschreckend" ? Ein eingefettetes Radlager schaut auch nicht appetitlich aus.


    Für mich wichtiger : wie funktionieren die Teile - ist die Funktion gestört / ruiniert ? Was ist mit der zersetzenden Wirkung von Kontaktspray auf Kunststoff, von der man hie und da liest ?


    Ich hab auch schon in fast unbrauchbare Potis Kontaktspray gesprüht - und dann funktionierten sie nach ein paar Drehbewegungen wieder einwandfrei.


    Albert

    Grüße,
    Albert


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    If I'm writing nonsense - simply forget it :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von Albert W. ()

  • Zitat

    Original von Albert W.
    Was ist daran "abschreckend" ? Ein eingefettetes Radlager schaut auch nicht appetitlich aus.


    Wenn das Radlager aber verrostet ist, möchte ich an der fehlerfreien Funktion zweifeln. Abschreckend ist, daß silberne Kontakte zu grünem Schleim vergammeln.


    Gruß
    Norbert

  • Zitat

    Original von briegel Abschreckend ist, daß silberne Kontakte zu grünem Schleim vergammeln.


    Schon klar. Aber : verursacht Kontaktspray dauerhafte Schäden ?


    Albert

    Grüße,
    Albert


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  • Zitat

    Original von Albert W.
    Schon klar. Aber : verursacht Kontaktspray dauerhafte Schäden ?


    Der grüne Schleim wäre ohne Spray nicht da. Kontaktspray ist lösemittelhaltige Säure...


    Ja, verursacht irreversible Schäden.

    Si tacuisses, philosophus mansisses...

  • Man muss da streng unterscheiden:


    Kontakt 60 ist zum Auflösen von Oxidation, und daher aggressiv. Bleibt es länger vor Ort, hört die Auflösung nicht beim Oxid auf, sondern geht beim Metall und anderen Materialien weiter. Geht aber chemisch nicht anders. Deshalb muss Kontakt 60 hinterher ausgewaschen werden, am besten mit Kontakt WL.


    Kontakt 61 hat nicht diese Aggressivität und hilft bei Verunreinigungen durch Fett, Staub usw. gut weiter, aber nicht, wenn Kontakte schon schwarz angelaufen sind. Dafür muss es aber nicht ausgewaschen werden. Da Potibahnen nicht oxidieren, ist Kontakt 60 bei Potis normalerweise die falsche "Waffe". Aber auch nach Kontakt 61 schadet eine Nachreinigung mit Kontakt WL nicht - oft hilft das WL allein schon weiter und ist dann garantiert unschädlich.


    Ich habe mit 60, 61 und WL bisher alle Probleme beheben können und konnte keine Schäden feststellen. Das schlimmste, was man machen kann, ist Kontakt 60 in ein gekapseltes Poti hineinzusprühen und es dabei zu belassen. Das geht ein paar Tage/Wochen gut, danach ist das Poti im Eimer.


    Ich gehe so vor: Zuerst benutze ich nur Kontakt WL als nachfettendes Reinigungsspray. Damit sind 90% der Probleme oft schon behoben. Hilft das nicht, gehe ich mit 61er ran, und nachdem alles wieder funktioniert, spüle ich mit WL nach, auch wenn es vielleicht nicht nötig wäre. 60er nehme ich nur, wenn Kontakte wirklich schwarz sind, oder die anderen Methoden nichts gebracht haben. Dann aber mit kräftiger Nachspülung mit WL. Ist zwar eine Sauerei, aber WL trocknet fast rückstandsfrei, und man kann die WL-Reste bedenkenlos auf der Platine oder im Gehäuse einfach abtrocknen lassen.
    Meine 60er Dose ist fast noch voll, und die ist mind. 10 Jahre alt.


    PS. Die Bilder sehen nach Kontakt 60 aus, ohne Nachspülung.


    Viele Grüße
    Horst

    4 Mal editiert, zuletzt von HorstM ()

  • und Tuner 600?
    wurde als deutlich weniger aggressiv empfohlen.
    Michi

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    Heybrook TT2, diverses Zeugs


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  • Hallo,
    ich habe vor Jahren die Potis eines Harman/Kardon-Verstärkers der jahrelang in einer kleinen Eckkneipe stand und täglich Zigarettenrauch ausgesetzt war mit Kontakt 61 behandelt und danach mit reichlich WL gereinigt. Das funktioniert bis heute einwandfrei und das Gerät ist immerhin mein Hauptverstärker über den zuhause alles läuft. Der Wirt hatte den Verstärker einfach abgestellt, weil er glaubte er sei wegen der krächzenden und kontaktarmen Potis hinüber...


    Gruß
    Mathias

  • ... das die Kontakte und Regler spätestens ab den siebziger Jahren so weit miniaturisiert und verkapselt sind, dass man das oxydlösende Spray nicht mehr vollständig rausbekommt - auch wenn man zwei Dosen WL hinterhersprüht. Ausserdem kann man bei verkapselten Bauteilen nicht erkennen, ob das Kontaktproblem wirklich ein Oxydproblem ist, oder ganz andere Ursachen hat.


    Aus diesen Gründen lehne ich Kontaktspray mit Ausnahme von WL grundsätzlich ab, es sei denn, ich kann die Kontakte visuell begutachten (z.B. bei vielen Röhrenradios noch möglich, wo man die Potis auseinanderschrauben und die Kontaktstreifen aus den Tastensätzen rausziehen kann).


    Ein Bauteil, das sich nur noch durch die Verwendung von Kontakt 60 wieder zum Leben erwecken lässt, hat in einem restaurierten Gerät nichts verloren, so schwer die Ersatzteilbeschaffung auch sein mag. Leider sehen das nicht alle so, in vielen bei Ebay angebotenen "restaurierten" Geräten findet man noch viel schlimmere Dinge als den grünen Matsch von Norbert.


    Gruß Frank

  • Mir sind die Bezeichungen Kontakt-W-60, 61, WL nicht geläufig.


    Die üblichen Mo2-Kriechölsprays und Caramba-SuperPlus werden wohl unter W-60 fallen, oder ?


    Albert

    Grüße,
    Albert


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  • Kriechöle sind nach allgemeinem Konsens ganz Pfui!
    Liegt vermutlich daren, dass sich am Öl wieder prächtig Siff ansammelt, der wieder Öl nötigmacht, worauf sich wieder Siff ansammelt …
    Man sagt, die Schalter werden nach dem Zeug "süchtig".
    lg Michi

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    Heybrook TT2, diverses Zeugs


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  • ... sind die Bezeichnungen der "Original"-Kontaktsprays von der Firma Kontakt-Chemie. Diese Produkte sind im Radio-/und Fersehgewerbe Standard, weshalb sich auch manche Fremdanbieter an dieses Nummernschema halten - eine Norm, die man auf Kriechöle universell anwenden kann, gibt es nicht.


    Das Phänomen der "Kontaktspray-Sucht" hat jedoch nichts mit Schmiere und Dreck zu tun. Der Effekt tritt dann auf, wenn das aggressive oxydlösende Kontakt 60 nicht mehr vollständig entfernt wird / werden kann. Wenn das Oxyd aufgelöst ist, wird zuerst die Edelmetallschicht weggefressen (z.B. der Silberbelag). Darunter befindet sich normalerweise Kupfer oder Messing, das wesentlich schneller oxydiert als das darüberliegende Edelmetall. Geringe alte Kontaktsprayreste fördern darüberhinaus die Oxydation - zum Lösen sind immer größere Mengen Kontaktspray in immer kürzerer Zeit erforderlich, bis dann die Kontakte so weit abgefressen sind, dass nichts mehr hilft.


    Ich habe während meiner Röhrenradioära so viele kontaktsprayversaute Geräte in die Finger bekommen, dass ich eine richtige Wut auf das Zeug entwickelt habe. Zu faul, um sich mit der Funktion auseinanderzusetzen, werden erstmal alle Röhren getauscht, und alles kräftig mit Kontakt 60 geduscht. Die Geräte, die diese Behandlung funktionsfähig überstehen, werden dann als restauriert verkauft. Auch bei den Dual-Angeboten habe ich schon mehrfach Angebote gefunden, wo der Verkäufer stolz berichtet, dass er alle Schalter und Regler sorgfältig mit Kontaktspray eingenebelt hat.


    Gruß Frank

  • ...ganz davon abgesehen zerfrisst es auch den Kunststoff der Schalterteile. Ich habe das hier schon mal erwähnt, rein zum mechanischen gangbar machen eignet sich "Babyöl" hervorragend. Es greift garantiert nichts an ! Dann klemmt wenigstens nichts mehr.
    Zum neutralisieren von agressivem Kontaktspray eignet sich sehr gut Ballistol, als Waffenöl muss es die alkalischen Pulverrückstände neutralisieren. Das gelingt ihm auch bei Kontaktspray ganz passabel.


    Lutz

  • Zitat

    Original von lucky
    Zum neutralisieren von agressivem Kontaktspray eignet sich sehr gut Ballistol, als Waffenöl muss es die alkalischen Pulverrückstände neutralisieren. Das gelingt ihm auch bei Kontaktspray ganz passabel.


    Wikipedia berichtet:" Auf Messing und Kupfer aufgetragen hat es eine leicht oxidierende Wirkung, weshalb es zur Konservierung dieser Metalle nicht geeignet ist."


    Also: Bei Kleinspannungsanwendungen greife ich im zweifelsfall auf vaseline zurück.


    Gruß
    Norbert

  • Zitat

    Original von lucky
    ...ganz davon abgesehen zerfrisst es auch den Kunststoff der Schalterteile. Ich habe das hier schon mal erwähnt, rein zum mechanischen gangbar machen eignet sich "Babyöl" hervorragend. Es greift garantiert nichts an ! Dann klemmt wenigstens nichts mehr.
    Zum neutralisieren von agressivem Kontaktspray eignet sich sehr gut Ballistol, als Waffenöl muss es die alkalischen Pulverrückstände neutralisieren. Das gelingt ihm auch bei Kontaktspray ganz passabel.


    Lutz


    von solcher Art Zweckentfremdung halte ich überhaupt nichts. Ballistol wird auch in Oldtimerkreisen als Allheilmittel für alles benutzt - mit teilweise bösen Folgen. Babyöl hat die unangenehme Eigenart, biologisch abbaubar zu sein, sich also unter Umwelteinflüssen relativ schnell zu zersetzen. Die Wechselwirkungen zwischen ranzigen Babyölresten und Kunststoffen / Kontakten sind zwar noch nicht erforscht, bei schwierig oder gar nicht mehr beschaffbaren Teilen gehe ich dann doch lieber auf Nummer sicher.


    Was immer viel zu sehr gering geschätzt wird, ist die Arbeit in den Testlaboren. Es gibt nicht umsonst alleine von Kontakt Chemie zig verschiedene Sprays. Wenn ich etwas gängig machen will, benutze ich ein Mittel, dass vom Hersteller zum Gängigmachen vorgesehen und getestet wurde. Wenn ich etwas einfetten will, benutze ich genau das Fett (oder ein geprüftes Vergleichsprodukt), das der Gerätehersteller hierfür empfielt, weil er es in zigtausend Stunden getestet und für gut befunden hat.


    Schon während meiner Röhrenradiozeit konnte ich das Verhalten nicht verstehen, einerseits hunderte Euros für Radioraritäten auszugeben, und andererseits den Igel in der Tasche sitzen zu haben, wenn man wenige Euros für Unterlagen und Instandsetzungsmaterialien ausgeben soll. Aber das ist eine andere Geschichte.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,
    ich kann das alles unterschreiben, was Du sagst. Vor allem die Kombination Öl-Kunststoff ist kritisch, weil es Öle gibt, die Kunststoff zersetzen. Nur beim Kontakt 61 bist Du eventuell etwas zu kritisch. Ich habe selbst auch schon viele Röhrenradios restauriert, und ich habe mit dem Kontakt 61 noch nie ein Poti beschädigt oder irgend eine Korrosion beobachtet. Beispiel: Die Pitch-Potis an meinem alten Technics SL-1900 sind ungekapselte, völlig offene Trimmer. Diese brauchen ca. alle 5 Jahre eine Behandlung, damit sie einen absolut störungsfreien Kontakt machen. Das mache ich mit 61er, die Teile sind mittlerweile über 30 Jahre alt, und sowohl die Leitbahnen als auch die Metallteile der Trimmer sehen aus wie neu. Das 61er ist ja auch als Korrosionsschutz deklariert, und nicht als Korrosions-Enferner. Es ist IMHO eine Kombination aus Reiniger und Kontakt-Öl.
    Viele Grüße
    Horst

  • Zitat

    Wenn ich etwas einfetten will, benutze ich genau das Fett (oder ein geprüftes Vergleichsprodukt), das der Gerätehersteller hierfür empfielt, weil er es in zigtausend Stunden getestet und für gut befunden hat.

    ... kann schwierig werden, das Fragen mein ich wenns den Laden nicht mehr gibt.


    Und das was ich hier berichte beruht immer auf selbst gemacht Erfahrungen, wie deine sicherlich auch. Deswegen muss man das weder verteufeln noch irgendwie anders madig machen.


    Ballistol bezog sich auf das Thema des Threads "Was tun nach schwerem Einsatz von Kontaktspray" Was du damit einsprühst oder nicht ist mir ziemlich wurst. Auf jedenfall kann es hier die Folgen mildern.


    Und die Folgen von Babyöl lässt sich an den Kippschaltern meiner AS3000/2000 Casettenmaschinen z.B. sehr gut einschätzen, sie gehen von der Restauration vor ungefähr 15 Jahren bis auf den heutigen Tag ohne jeden Ausfall ganz hervorragend. Wer für solch eine Maschine schon mal versucht hat neue Teile zu bekommen weiss wovon ich rede.
    Eine der Maschinen hatte übrigens bei erwerb gerade einen Wohnungsbrandschaden hinter sich, nur damit hier keiner denkt, "das war ja einfach"



    Lutz

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