DN160, ein Versuch einer (Er)klärung

  • Hallo Leute,


    über das ULM60 mit seiner Ersatznadel DN160 gibt es ja schon einige Beiträge:rolleyes: . Auch Klangbeschreibungen über das ULM60 mit DN160 oder auch DN155 oder DN152 gibt es in Hülle und Fülle. Jedoch sind diese durchaus unterschiedlich8o .


    Wie schon des öfteren berichtet wurde gibt es zumindest bei der DN160 verschiedene Versionen. (Nicht nur) meines Erachtens liegt hier die Ursache für die doch sehr verschiedenen Klangeindrücke. Leider sind die Nadeln optisch, ohne Mikroskop kaum zu unterscheiden. Es gibt zwar einen Unterschied in der Beschriftung, jedoch ist dadurch nur eine Nadel mit gefasstem (getippt) Stein sicher zu identifizieren. Eine DN160E mit der Beschriftung "Dual DN160E" auf der Unterseite und "Ortofon" auf der Oberseite, hat meines Wissens immer einen gefassten Stein. Nadeln mit der Beschriftung "Ortofon DN160E" auf der Unterseite und ohne Schrift auf der Oberseite, können entweder einen ganzen geschliffenen Stein haben oder einen gefassten Stein.


    Ich habe drei verschiedene DN160 von mir mal unter dem Mikroskop fotografiert, um die Unterschiede der Nadelspitze zu verdeutlichen. Zum Vergleich habe ich noch Bilder der DN152E und DN155E angehängt.


    Wenn ich mir die Unterschiede zwischen den Nadeln so ansehe, bin ich schon etwas überrascht von den deutlichen Fertigungsunterschieden8o . Meine Erachtens aber eine gute Erklärung für wahrgenommene Klangunterschiede. Schade ist, dass gerade bei der hochpreisigen DN160E derartige Unterschiede bei den Originalnadeln vorhanden sind und so der Kauf einer Originalnadel noch kein Garant für den gleichen gewohnten Hörgenuss ist:( .


    Mein klarer Favorit ist jedenfalls die DN160E mit dem ganzen Stein.


    Gruß Alfred

  • Hallo,


    jetzt hab ich schon mal mein Mikroskop frisiert. Dann hab ich auch gleich Bilder der anderen Ortofon/Dual-Nadeln gemacht.


    Die Bilder der Dual DN163, DN165, DN 166 und der Nadel 10 von Ortofon zeigen, dass hier immer die gleiche Nadelart verbaut worden ist. Diese enspricht im wesentlichen auch der Nadel der DN152, DN155 und der "getippten" DN160. Also eigentlich alles der "selbe Brei" 8o außer vielleicht den Unterschieden in der Nadelaufhängung.


    Wenn ich noch etwas mehr Zeit und Lust habe vergleiche ich auch mal die Nadelaufhängungen. Irgendwie mag ich nicht glauben, dass da große Unterschiede eingebaut wurden;) .


    Gruß Alfred

  • Und weil das Mikroskop gerade warm ist, sind hier noch Bilder der hochwertigeren Nadeln. Das sind die Dual DN168, DN750 und die Ortofon Nadel 20.


    Wie auf den Bildern zu sehen ist, sind die alle gleich. Ein ganzer Stein, schön filigran und ohne "Kleberbatzen" auf dem feinen Nadelträger. Hier zeigen sich zumindest Ähnlichkeiten mit der Version der DN160, wo der ganze Stein verbaut wurde. Aber von der Verarbeitung her scheinen die DN168, DN750 oder Ortofon 20 schon die hochwertigeren zu sein.


    Gruß Dualfred

  • Hallo Alfred,


    ist Dein Ergebnis wirklich überraschend?


    Ortofon ist (war) ein Massenhersteller, der auch in der Region vertreten war, die als preiswert zu bezeichnen ist (unter 100 DM). Da gibt es i.d.R. einen elliptischen Schliff (6x18 ). Und zwei Nadeln, entweder getippt oder als ganzer Stein.


    Und eben viele Aufdrucke (165,166,168,152,155,...) bzw. (5E, 10, 20) bzw. (510, 520, VM)


    Ich meine das nicht negativ, sondern wollte nur verdeutlichen, dass ich mich über die ähnlichen Bilder unter dem Mikroskop nicht wundere.


    Gruß, Frank


    PS: Das "Cool" steht für eine Acht

    2 Mal editiert, zuletzt von beutlin ()

  • Hi Dualfred,


    zwei schöne und aufschlussreiche Beiträge, die auch dem Laien die Unterschiede verdeutlichen!


    Danke.


    Itzenblitz


    PS: Kommt Deine Homepage nochmal wieder?

    an der Nordseeküste....

  • Hallo Alfred,


    was mich noch interessiert:


    - Was für ein Mikroskop hast Du verwendet?
    - Welche Vergrößerung hast Du gewählt?


    Gruß, Frank

  • Hallo,


    die Bilder sind mit einem modifizierten Lidl-Digital-Mikroskop gemacht (siehe Foto). Die Modifikation am Tisch war nötig, damit man auch verschieden hohe Objekte, z.B. Tonabnehmer;) scharfstellen kann.


    Alle obigen Bilder sind mit 40x Vergrößerung aufgenommen. Möglich sind Aufnahmen bis zu 1600x. Jedoch nicht für Nadeln. Da bekommt man keine Tiefenschärfe:( . Die ist schon bei 40x nicht mehr optimal. Die Bilder brauchen auch keine Nachbehandlung mit diversen Fotoprogrammen. Lediglich den Text habe mit einem Fotoprogramm hinzufügen müssen.


    Gruß Alfred


    Edit: Nach dem Studium der Bedienungsanleitung meines Mikroskopes habe ich feststellen müssen, dass ich den Vergrößerungswert der Aufnahmen falsch angegeben habe. Statt 400fach waren es nur 40fach!


  • Freut mich, dass Dir die beiträge gefallen:] . Meine Homepage kommt aber so schnell nicht wieder. Ich hab derzeit einfach keine Muse mich mit einem neuen Programm auseinander zu setzten.


    Gruß Alfred

  • Hallo Alfred,


    toller Beitrag! Danke!

    Martin
    ______________________________________________________________

    Als ich jung war, hielt ich Sechzigjährige für eine andere Sorte Mensch.
    Jetzt glaube ich, Zwanzigjährige sind eine andere Sorte.


    Henry Kissinger, 1992.

  • Hallo,


    jetzt habe ich mir die diversen Dual/Ortofonnadeln noch mal vorgenommen und zwar bezüglich der Nadelaufhängung.


    Wie bereits aus den Mikroskopbildern erkennbar ist, gibt es mehr oder weniger zwei verschiedene Nadeltypen, die bei den o.g. Nadeleinschüben verbaut wurden. Entweder ganzer Stein oder gefasster Stein. Nun wollte ich wissen, ob bei den Nadeleinschüben immer nur diese beiden Nadeln mit der selben Aufhängung verbaut wurden und nur unterschiedlich beschriftet wurde8o . Welch böser Verdacht:D .


    Daher habe ich versucht die jeweiligen Compliancewerte (nur vertikal) der verschiedenen Nadeleinschübe messtechnisch zu ermitteln. Wichtig, da ich keine statistischen Messreihen gemacht habe, bezieht sich die Aussagefähigkeit dieser Messreihen ausschließlich auf die jeweils von mir vermessenen Nadel!


    Was sich auf jeden Fall zeigt, sind deutliche Unterschiede zwischen den jeweiligen Nadeln. Leider entsprechen die Meßwerte (z.B. DN145 und DN168) manchmal gar nicht den Datenblattwerten:( . Jedoch hatte ich auch Nadeln, wo der Katalogwert exakt mit meiner Messung übereinstimmt :) (z.B. DN152 und DN750). Im Anhang findet Ihr alle meine Messungen in einer Tabelle zusammen gefasst.


    Fazit: Wer einfach Tonarmresonanzfrequenzen mit Datenblattwerten berechnet und daraus diverse Schlüsse zieht, kann in der Praxis leicht mal grob daneben liegen;) .


    Gruß Alfred

  • Hmmm, mhmm, hmmhmmhmm (*Werte studier*) - interessant. Scheint auffällig, dass sich manche Nadeln sehr linear verhalten, wenn man die Schritte von 0,1 auf 0,2 und von 0,2 auf 0,3 mm vergleicht, und andere mehr oder weniger deutlich abweichen...


    Aber, ob man jenes Fazit aus diesem Versuch ziehen kann, scheint mir doch fragwürdig - denn Du hast Dich ja in dem Fall mit der statischen Compliance beschäftigt und nicht mit der dynamischen. Zudem stellt sich, wie Du ja ohnehin schon selbst einwendest, die Frage, inwieweit sich die Ergebnisse einer Einzelstückmessung verallgemeinern lassen. Und ein weiteres Problem könnte sein, dass die sich bei diesem Test ergebenden Werte in vielen Fällen nicht im empfohlenen Auflagekraftbereich liegen. Da wär's vielleicht interessanter, wenn man messen würde, welche Auslenkungen sich an der Unter- und Obergrenze sowie in der Mitte des empfohlenen Auflagekraftbereichs ergeben würden - aber ich weiß nicht, ob das mit diesem Messaufbau so einfach ginge.


    Interessant ist die Geschichte aber allemal - und dass sich ausgerechnet die DN750 als softeste Nadel im Vergleich entpuppen würde, ist schon irgendwie lustig...


    Grüße aus München!


    Manfred / lini

  • Hallo Manfred,


    in der Tat ist des öfteren wenig Linearität zu erkennen. Jedoch muss man sich vor Augen führen, dass eine Gummifeder Prinzip bedingt alles andere als linear ist. Dennoch scheinen manche Nadeln hier gut ausgelegt zu sein:) .


    Klar ist auch, dass die ermitteleten Werte, für die statische Compliance gelten. Letztendlich handelt es sich dabei um den Grenzwert der Compliance bei Frequenz = 0. Als Vergleichswert zwischen den Nadeln untereinander ist dieser sicherlich verwendbar. Die angegeben Datenblattwerte sind ebenfalls die Hersteller-Werte der statischen Compliance.


    Prinzipiell ist es mit dem Versuchsaufbau auch möglich die Werte der Nadeln um die jeweilige empfohlene Auflagekraft herum, zu ermitteln. Mal sehen, ob ich dazu noch Lust hab;) .


    Gruß Alfred

  • Hallo nach all´den Jahren ;),


    da ich eine neue DN168E bekommen habe, gibt es auch eine kleine Vergleichsreihe von mir:


    DN168E/DN750 und anstatt dem OM20 ein OD2 mit deutlich grösserem "Materialeinsatz", ein Vorläufer der OM Serie - mein Lieblingssystem am TD147. Es hat für mein Empfinden bei gleicher Detailzeichnung hörbar mehr Volumen und Druck. Es wurde allerdings eher in Richtung OM30 eingeordnet. Leider suche ich schon lange vergeblich nach einer neuen OD2 Nadel ...

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