Mal wieder eine Revision: 1215

  • Ich habe mal wieder einen Patienten auf dem Tisch: ein 1215 möchte gerne wieder im alten Glanz erstrahlen und wieder frisch ans Werk gehen.



    Etwas eingestaubt präsentiert er sich mir, aber er scheint nicht all zu große Probleme zu haben - einfach nur zu lange nicht mehr beachtet worden.


    Ich schnall ihn also auf meinen Bock und entnehme das Reibrad.



    Als nächstes kommen alle Kabel weg



    Un der Motor wird enkabelt.



    Ist der Motor drausen, wird das Chassis schon übersichtlicher.



    Ich zerlege ihn und fülle, nach kurzer Isoprop-Reinigung mit Wattestäbchen, die Sinterlager mit frischem Öl.

    Der Motor läuft gut und bei den Lagern sehe ich nicht den Benefit, die Nieten herauszubohren um die Lagerkugeln in der Hand zu halten.

    Vielleicht läuft er 5 Jahre kürzer und braucht dann wieder ein paar Tropfen frisches Öl - aber selbst dann sind schon die nächsten 25-30 Jahre ins Land gezogen.



    Als nächstes kommen die beiden Schalt- und Starthebel, ausbauen, reinigen und zur Seite legen



    Nun zeigt sich die Lift-Wippe als sperriges Bauteil beim Haupthebel, also kommt die als nächstes heraus.



    Beim Lift-Dämpfer auf die kleine Feder achten!



    Und schon ist alles zerlegt und gereinigt. Frisches Silikonöl aufgetragen und schon kann der Dämpfer wieder zusammengebaut werden.



    Nun ist der Haupthebel als nächstes zugänglich. Eine der Sicherungsscheiben lösen und die Achse herausnehmen.

    Grüße


    Gerhard

  • Schon kann man den Haupthebel entnehmen und reinigen - ebenfalls die Halterung des Haupthebels



    Als nächstes ziehe ich den Pimpel mit seiner Halterung aus dem Segment - bitte nicht die Feder verlieren. Nach dem Putzen sieht er gar nicht so schlecht aus. Er hat 0,65mm Materialstärke, das sollte ausreichen. Falls er nach dem Zusammenbau nicht genübend Reibung aufbringen kann, werde ich noch ein Stück Gummi draufkleben. Aber ich denke, er wird mehr als ausreichend sein.



    Als nächstes kommt die Schaltstange für den Schallplatten-Größenanschlag des Tonarms.



    Feder aushängen und herausziehen. Auch die beiden Hebel mit den Hebelsegmente kommen heraus



    Nun darf der Schalter gehen.



    Nun kann der Schalthebel gelöst und herausgenommen werden.



    Achtet dabei auf die Feder, damit die euch nicht um die Ohren fliegt.



    Nun die zwei Schrauben und die Mutter auf der Oberseite lösen und man hat die Lagerbrücke mit Tellerlager und Kurvenscheibe in der Hand.



    Alles zerlegt und gereinigt.



    frisch gefettet / geölt erfolgt der Zusammenbau



    Als nächstes kommt die Geschwindigkeitskullise aus dem Chassis und wird zerlegt zum Reinigen.

    Grüße


    Gerhard

  • Zu letzt kommt die Abstellschiene heraus



    Und schon ist das Chassis leergeräumt.



    Mit dem leeren Chassis kann ich an das Waschen mit der Zahnbürste gehen.



    Mit etwas Geduld uns Spucke wir auch dieser Dreher wieder ansehnlich.



    Sieht doch wieder ansprechend und hübsch aus. 8)



    Noch schnell die Kontakte reinigen und schon haben wir das Tagesziel für den 1215 erreicht.


    Weiter geht es dann mit dem Zusammenbau des ganzen.

    Grüße


    Gerhard

  • Moin Gerhard,


    sehr schöne Dokumentation!


    Ich habe mich am letzten Wochenende mit einem (ähnlich aufgebauten) 1216 vergnügen dürfen. Da war das Fett dermaßen verharzt, der Motor lief gar nicht, der Geschwindigkeitsumschalter war komplett blockiert, das Fett überall bröselig. Da musste ich zum Bremsenreiniger auch noch stark schrubben, das hatte ich so noch bei keinem anderen Gerät, weder von Dual oder einer anderen Marke. Wie sah das bei dir aus?



    Der Kleine läuft aber sehr gut und sieht wieder proper aus - und ich bin ja ein großer Fan des Shure M75.


    Gruß Roland

  • Moin Gerhard,


    sehr schöne Dokumentation!


    Ich habe mich am letzten Wochenende mit einem (ähnlich aufgebauten) 1216 vergnügen dürfen. Da war das Fett dermaßen verharzt, der Motor lief gar nicht, der Geschwindigkeitsumschalter war komplett blockiert, das Fett überall bröselig. Da musste ich zum Bremsenreiniger auch noch stark schrubben, das hatte ich so noch bei keinem anderen Gerät, weder von Dual oder einer anderen Marke. Wie sah das bei dir aus?

    Hallo Roland,


    der Motor war gut freigängig, konnte von der Hand gedreht werden und ist noch ein paar Runden nachgelaufen. Allerdings war der Schalthebel auf der Achse gut verharzt, was gerne passiert. Ist aber gut abgegangen. Das hab ich schon schlimmer erlebt, dass ich die Achse an der Kontermutter löse und herausschraube um die Achse aus dem Schalthebel zu bekommen.

    Einmal hatte ich einen Dreher, da war die Wippe für das Reibrad so auf dem Hebel verharzt, da musste ich den Hebel in kochendes Wasser tauchen, bis sich das Harz aufgelöst hat und ich es weiter zerlegen konnte.


    Nein, von daher ist der Dreher ganz entspannt. Das Fett ist etwas harzig, aber noch nicht verbacken. Schmutzig ist er eher von der ganzen Lagerzeit gewesen.

    Grüße


    Gerhard

  • So, nun geht es an den Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge:


    Erst mal die Geschwindigkeitskullise zusammenbauen und dann montieren



    Als nächstes kommt die Abstellschiene und dann die Lagerbrücke mit der Kurvenscheibe



    Nun darf der Schalthebel wieder an seinen Platz



    Jetzt kommen die beiden Hebel wieder an ihren Platz und die Plattengröße-Anschlagschiene wird draufgesteckt



    Dann darf der gesäuerte Steuerpimpel an sein Platz und der Hauptgebel wird montiert.



    Hätte ich auch gleich nach der Montage des Schalthebels montieren können, aber geht auch zu einem späteren Zeitpunkt: Der Schaltkasten



    Nun darf der Liftdämpfer wieder zurück, hier auf die richtige Montage der Rückstellfeder achten.



    Darauf folgt logischerweise die Lift-Wippe



    Nun die beiden Hebel für die Start-/Stopp-Automatik



    Zu guter Letzt wird der Motor frisch geschmiert zusammengebaut und am Chassis befestigt. Die Gummis waren noch gut und mussten nicht ersetzt werden. Die Kabel kommen wieder an ihren Platz im Schaltkasten und der Deckel drauf.


    Grüße


    Gerhard

  • Wie immer eine TOP Dokumentation! Danke Gehard, dass Du uns teilhaben lässt an deinem Können. :thumbup:


    Viele Grüße

    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Jetzt fehlt nur noch das Netzkabel und das Tonkabel mit den RCA-Steckern



    Dann noch das Reibrad montiert (natürlich im Akkuschrauber eingespannt und kurz abgezogen) und fertig ist die Laube.



    Die Einstellung der Lifthöhe erfolgt mit einem M75 am Tonarm befestigt. Automatik musste ich per Hand prüfen, denn ich habe aktuell nur einen 1224-Plattenteller, welcher für den 1215 eine zu kurze Tellerachse hat. Die Kanäle habe ich durchgemessen und sind laut Messergebnis in Ordnung.


    Unterm Strich eine recht angenehme Überholung ohne größere Überraschungen. Der Tonarm siet schon sehr gefällig aus, allerdings ist die Einstellung mit dem Gegengewicht recht simpel. Aber es geht.

    Grüße


    Gerhard

  • Sehr schön gemacht. 👍

    Optisch finde ich diese Tonarme ja schon sehr reizvoll. 🙂


    Irgendwo sollten solch detaillierte Berichte gesammelt werden finde ich. Gerade GerhardS bringt doch immer wieder frischen Wind mit sonst kaum beachteten Modellen.


    Viele Grüße


    Roman

  • wow! Danke für die lehrreiche Dokumentation. Habe ich mir sofort gespeichert.


    Ich denke eben darüber nach für meine Tochter einen 1215 der als "defekt am Riemenantrieb" (den er gar nicht hat, oder?) angepriesen wird zu ersteigern und instandzusetzen. Der 1215 ist in einem ansonsten funktionierenden Grundig Studio 2000 verbaut, was für einen Retro-begeisterten Teen eine sehr coole Sache wäre.


    Wäre mein erstes grosses Dual-Projekt aber irgendwann muss man ja anfangen. :)


    Gruss

    Jörg

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