Dual 621 tut keinen Mucks - wo ansetzen

  • Hallo zusammen,


    Bisher eher stiller Mitleser weil mein Dual 604 soweit lief. Jetzt habe ich einen 621 hier der sich nicht mehr rührt. Da ich im Bereich Elektronik Anfänger bin, suche ich Tips wo ich am besten ansetzen kann. Lötkolben, Multimeter und Lust sind vorhanden.

    Im Anhang ein paar Bilder vom Ist-Zustand.


    Viele Grüße Mario


  • Hallo Mario,


    22.2.22 - gutes Datum zum Einstieg?!


    Zur Sache, ich bin kein 621 Spezialist, allerdings besitzt mein Zwillingsbruder auch einen aus Erst-Erwerb.

    Deshalb kenne ich einige Schwachstellen.


    Wie sieht denn die Sicherung aus, die sich hinter deinem Finger versteckt?

    Ist die durch?

    Dann ist wahrscheinlich auch der dicke Elko davor hinüber (ROE).


    Beides müsste erneuert werden, ebenso der morsche „Knallfrosch“ dazwischen.


    Wenn du schon dabei bist und der Lötkolben heiß, dann tausche auch die roten „Rödersteine“ (ROE)

    auf der Platine auf dem ersten Bild aus, die fallen auch gerne mal aus.


    Viel Erfolg!


    Wenn du so nicht weiterkommst - es gibt viele echte Spezialisten hier, die dir sicher gerne weiterhelfen.


    Also - immer fragen ?.

    Karsten aus Bielefeld


    ortofan? Shure!

  • Hi Mario !


    Willkommen im Therapiezentrum für desolate Dual-Geräte und ihre Besitzer ... :)


    Der Ansatz sollte im zweitletzten Bild erfolgen.

    1. Da ist der als Knallfrosch bekannte RIFA, der gerne mal kaputtgeht.

    2. der nimmt auf seinem Weg ins Jenseits gerne die Sicherung mit

    3. liegt da der 1000µF Hauptelko der internen Stromversorgung, der oft auch alles andere als noch frisch ist.


    Um das mal schaltplanseitig zu begleiten:

    https://www.hifi-archiv.info/D…l%20621%20Service-004.jpg


    Wir sind im Bereich unten rechts auf der Seite.

    Da ist der Transformator (dieses schwarze Ding in der Mitte)

    Der Knallfrosch ist als C52 bezeichnet. Der auf Deinem Bild hat schon einen Riß sichtbar. Dann ist die Chance groß, daß der sich verabschiedet hat.

    Die Angabe "47nF" ist 0.047µF metrisch und der Kondi muß ein X2-Typ sein, da er ständig mit dem Stromnetz verbunden ist, sobald der Stecker vom Gerät in einer aktiven Steckdose steckt.


    Ich verwende gern diese als Ersatz:

    https://www.conrad.de/de/p/tru…l-x-b-x-h-12-1566330.html


    Durch Deine Finger teilweise verdeckt liegt die Sicherung.

    Im Schaltplan mit "Si 63mA T" bezeichnet. Das ist eine träge auslösende 63mA Sicherung (0.063 Ampere ! Achtung: nicht 0.63A !), deutsche Bauform, 5 x 20 mm.

    Hausapotheke Conrad 10er-Pack:

    https://www.conrad.de/de/p/esk…-inhalt-10-st-551090.html


    (Mit etwas Glück kriegt man die auch im Baumarkt in der Abteilung für elektrische Bauteile wie Schalter, Stecker, Klemmen.)


    Auf der anderen Seite vom Transformator liegt der aus vier Dioden aufgebaute Gleichrichter (D52 - D55) und an dessen Ausgang sitzt der Elko C55 mit 1000µF Kapazität und 40V Spannungsfestigkeit in der Bauform Axial (= mit Drähten an beiden Enden). Da ist Minus, wo man auf das geschlossene Alu-Ende des Körpers guckt und Plus da, wo der Draht durch eine Gummidichtung ans Tageslicht kommt.


    Ersatz gibts auch beim "Blauen Claus":

    https://www.conrad.de/de/p/vis…-x-30-mm-1-st-446181.html


    Ich benutze die Conrad-Teile hier jetzt nur als Referenz, was man braucht. Es gibt ja noch andere Quellen und Versender. Mit etwas Glück hat man (wie in Bielefeld) sogar noch zwei Läden vor Ort, die einzelne Bauteile verkaufen.



    Dann geht's bei Deinem ersten Bild weiter.

    Zwei "ROE", die unbedingt ersetzt werden müssen, weil die immer für eine Überraschung gut sind.

    Dann würde ich den grauen Elko vorne auch ersetzen. Und die drei blauen 0.47µ Tantalis und den roten 0.68µF Tantali.

    Die müssen noch nicht wirklich kaputt sein, aber wenn man den Rundschlag plant, ist man auf der sicheren Seite.


    Für "nur eine analysierende Reparatur" reicht es, die beiden ROEs C1 und C13 (47µF / 25V) und den grauen C2 (220µF / 6V) zu tauschen und dann gucken, wie die Elektronik läuft und ob der Motor stabil dreht.

    BTW: der läuft *nicht* ohne den aufgesetzten Teller !

    Naja - läuft schon irgendwie aber nicht rund. Der braucht die Masse des drehenden Tellers als Regulierungsmedium für seine Drehzahlstabilisierung.


    Teile:

    https://www.conrad.de/de/p/pan…-11-2-mm-1-st-421913.html

    (Für C2. 10V statt 6V. Höher geht immer.)


    https://www.conrad.de/de/p/pan…-x-11-mm-1-st-792485.html

    (Für C1 und C13. 35V statt 25V)


    So. Da angekommen sollte der Dreher mindestens wieder drehen und seine Drehzahl halten.

    Sofern nicht irgendwas anderes noch kaputt ist. Aber das sind sozusagen die im Fehlerbaum am weitesten oben angesiedelten Bauteile.

    Es kann noch Kontaktprobleme am Drehzahlschalter und am Pitchpoti gegeben, aber um das rauszufinden muß der Dreher erstmal drehen.


    ;)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo ihr beiden,

    Super, danke für die ausführlichen Antworten und Infos. Das hilft mir erstmal weiter.


    Für meinen 604 hatte ich mal ein paar Teile auf die Seite gelegt. Ich schau mal welche passen und besorge den Rest.


    Werde berichten.


    Viele Grüße Mario

  • Moin,


    und die Antiskatingscheibe ersetzen. Die ist gerissen.


    Gruß Matthias

  • Moin,


    und die Antiskatingscheibe ersetzen. Die ist gerissen.


    Gruß Matthias

    Hallo Matthias,

    Kannst du mir grob sagen welches Teil du auf welchem Bild meinst? Wo bekomme ich da Ersatz her?

    Viele Grüße Mario


    Hab die Teile gerade mal rausgekramt. Siehe folgende Bilder. Ich hoffe die reichen aus für euch. Vorder und Rückseite jeweils passend gedreht.



    Ach und ganz vergessen. Die Sicherung sah auf den ersten Blick noch gut aus. Schaue ich aber nochmal genauer. Der erste Blick war kurz vor dem Mittagessen mit hungrigen Kindern um mich rum. ?

    2 Mal editiert, zuletzt von xmariox () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von xmariox mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Kannst du mir grob sagen welches Teil du auf welchem Bild meinst?

    Hallo Mario,

    hier am Pfeil das ist die Antiskatingscheibe, die hat am Loch einen Riss.

    Ersatz giebt es im Netz oder hier im Board nachfragen.

    Gruß Peter

  • Danke, Peter. Das war wirklich offensichtlich. ?


    Wie bekomme ich denn die Platine neben dem Motor raus? Die sitzt in einer Art metallischen Klammer und das bombenfest. Bevor ich da zu hebeln anfange und was kaputt mache.


    Wenn ich es richtig sehe, habe ich von den x2 Kondensatoren welche mit 0.068uF statt 0.047uF. Kann ich die trotzdem nutzen oder geht das schief?


    Viele Grüße Mario

    2 Mal editiert, zuletzt von xmariox ()

  • Hallo Mario,


    du schreibst, das Ding tut "keinen Mucks". Gilt das auch für das Stroboskop?


    Das Strobo ist unabhängig von der Elektronik auf der Motorplatine. Wenn die Sicherung ok ist, deutet das für mich darauf hin, dass der Netzschalter im KS4 (das schwarze Plastikkästchen neben der Platine) nicht mehr arbeitet. Beide (Sicherung und Schalter) müssen in Ordnung sein, damit das Stroboskop leuchtet. Prüfe darum bitte nochmal die Sicherung und die Schaltkontakte im KS4 mit dem Multimeter auf Durchgang.


    Ansonsten halte dich an die Tips von Peter (Wacholder)!


    Viele Grüße,

    Horst

  • Das Strobo ist unabhängig von der Elektronik auf der Motorplatine. Wenn die Sicherung ok ist, deutet das für mich darauf hin, dass der Netzschalter im KS4 (das schwarze Plastikkästchen neben der Platine) nicht mehr arbeitet. Beide (Sicherung und Schalter) müssen in Ordnung sein, damit das Stroboskop leuchtet. Prüfe darum bitte nochmal die Sicherung und die Schaltkontakte im KS4 mit dem Multimeter auf Durchgang.

    Hallo Horst,


    Auch das Strobo leuchtet nicht. Die Sicherung ist in Ordnung. Der dünne Draht ist durchgehend.


    Jetzt schaue ich mal wie ich mit dem Multimeter auf Durchgang prüfe. ? Wie gesagt, Anfänger.


    Danke euch für die tolle Unterstützung. Das macht Lust.


    Anbei noch ein Bild von dem Kasten.

    Viele Grüße Mario

  • Da ist auch ein Knallfrosch drin, der raus muss!

    Karsten aus Bielefeld


    ortofan? Shure!

  • Da ist auch ein Knallfrosch drin, der raus muss!

    Danke den hab ich auch gesehen. Hat auch schon äußerlich ein paar Risse. An den kommt man zumindest super dran. Wobei die Beine bei den 0.01 uF x2 die ich hier habe relativ kurz sind. Na, mal sehen.


    Durchgang geprüft. Die auf dem Bild unteren Pins neben dem Kondensator haben Durchgang. Die beiden oberen nicht. Was bedeutet das nun genau? Schalter defekt?


    Viele Grüße Mario

  • Ja, der Kondensator hat Risse im Gehäuse und muss raus. Unter dem Kondensator liegt der Microschalter, der den gesamten Plattenspieler ein- und ausschaltet. Den Durchgang beim Schalter kannst du messen, wenn du:


    1. Den Netzstecker gezogen hast

    2. Multimeter auf Widerstandsmessung einstellen

    3. Multimeter an die beiden Anschlüsse des Kondensators anlegen (Laut Schaltplan ist der Kondensator parallel zum Netzschalter). Plus/Minus ist dabei egal.

    4. Den Schalter kannst du mit den weißen Plastikpin oben auf deinem Bild ein/ausschalten. Eventuell mit einem kleinem Schraubendreher


    Der Widerstand bei geschlossenem Schalter sollte möglichst klein sein (deutlich unter 1 Ohm).


    Viele Grüße,

    Horst

  • Danke für die gute Erklärung.

    Ich bekomme ganz unterschiedliche Werte. Teilweise springt die Anzeige wild hin und her. Sobald ich den Schalter Schiebe bricht der Durchgang ab wie im ersten Bild folgend.

  • Das erste Bild dürfte ein Überlauf sein (der Widerstand ist höher, als im eingestellten Bereich gemessen werden kann). Wahrscheinlich ist der Schalter offen, also ein unendlich großer Widerstand.


    Im 2. und 3. Bild 16 bzw. 3,4 Ohm ist der Schalter geschlossen, hat aber schlechten Kontakt. Vermutlich springen dabei die Werte auch ziemlich wild hin und her.


    Das sind oxidierte Kontaktflächen. Die kannst du zum Beispiel mit einem Glasfaserstift sauber machen. Sei damit aber vorsichtig. Der ganze Schalter ist mechanisch ziemlich empfindlich und fliegt schnell auseinander. Wahrscheinlich muss der Kondensator raus, damit du überhaupt dran kommst. Falls du keinen Glasfaserstift hast, kann es helfen, einen schmalen Streifen Papier zwischen die Kontakte zu halten, dann die Kontakte schliessen und den Papierstreifen hin- und her bewegen. Damit schmirgelt man die Oxydschichten auch weg.


    Noch eine Möglichkeit ist Kontaktspray (Kontakt 61 oder ähnliches von anderen Herstellern, aber nicht Kontakt 60!)


    Viele Grüße,

    Horst

  • Hallo Horst,


    Danke. Beim ersten Bild hat das Multimeter nicht gepiepst. Bei den anderen schon. Dann schaue ich mir das an wenn ich den Kondensator raus habe. Glasfaserstift muss ich erst besorgen. Danke für die Tipps.

    Viele Grüße Mario

  • Wie bekomme ich denn die Platine neben dem Motor raus?

    Hallo Mario,

    du musst die beiden Halterungen mit einer Zange nach außen biegen dann geht die Platine raus und man hat Platz zum Löten.

    Gruß Peter

  • Hab mal angefangen auszulöten. Anbei ein Bild der Schalters. Mit dem Glasfaserstift muss ich dann zwischen dem Kontakt sauber machen nehme ich an.

    Dann noch die Bauteile mit ggf. Ersatz. Hier nochmal die Frage ob ich den 0.047uF auch mit dem 0.068uF ersetzen kann. Bei den neuen Teilen fiel mir auf, dass die Füße der beiden x2 sehr kurz sind. Speziell für den 0,01uF im Schalter verbauten, wird das etwas enger zugehen bzw. die Füße gebogen werden.

  • Ich würde nicht mit einem Glasfaserstift an diesen Kontakt rum hantieren. Das Ding ist sehr filigran. Wenn man da irgendwo hinter hakt und das auseinander reißt hat man Spaß...


    Ich würde entweder Löschpapier getränkt in Isoprob oder Teslanol nehmen oder vorsichtig 2000 Schleifpapier gefaltet. Das dann in den offenen Kontakt, schließen und 2-4 mal durchziehen.


    Ich ersetze immer die vorhandene Kapazität mit der selben.


    Die Beinchen sind lang genug wenn man biegt. Kein Problem und passt so dann auch gut in das Gehäuse.


  • Löschpapier und Isopropanol sollte ich sogar noch da haben. Das teste ich. Danke. Sollte ja sofort messbar sein, wenn es funktioniert hat. Das will ich ja sicher stellen bevor ich den Kondensator rein löte.

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