Alles anzeigenAndere Hersteller hatten da höchstens "nur" 6um.
Diese Aussage erscheint mir etwas rätselhaft - denn scharfe Ellipsen mit 0,2 mil hatten ja durchaus einige Hersteller im Programm.
Grüße aus München!
Manfred / lini
Hallo Manfred,
okay, das wusste ich nicht. Welche großen (kleinen) Hersteller noch in dem Zeitraum 1964 bis Mitte der 1970er Jahre, in denen das V15 Type I bis Type III neu waren? Diese Tonabnehmer waren global unproblematisch als sie neu waren auch in vielen Ländern erhältlich und hatten eine Auflagekraft von 1p (10mN). Da war das Antiskating entsprechend auch besonders wichtig. Und die späten 60er und frühen 70er waren der Höhepunkt der Quadrophonie-Welle...
Candela Hallo Thomas,
der von Dir verlinkte Thread bzw. Diskussionsverlauf ist mir bekannt, denn ich war an der Diskussion auch beteiligt. Auch Alfred hat damals das passende Diagramm von DUAL in dem von Dir verlinkten Thread eingefügt. Mit größerem Auflagebereich steigt die Skatingkraft bzw. die zur Kompensation benötigte Antiskatingkraft. D.h. generell benötigt ein ML-Schliff eine höhere Antiskatingkompensation als ein Shibata-Schliff.
Das von Dir verlinkte Dokument bestätigt auch die Ausführungen von Dual zum Antiskating und zur dynamischen Messung der Skatingkraft mittels dem eigens entwickelten Skate-O-Meter. Da kann man optisch die Skatingkraft sichtbar machen über eine ganze LP-Seite hinweg und auch direkt messen. Da sieht man schön die Schwankungen über eine LP-Seite hinweg. Diese Messung ist dynamisch und für die gesamte LP-Seite. Dann kann man direkt anhand der Messung live eingreifen und die die Antiskating-Feder so einstellen, dass über die gesamte LP der Zeigerausschlag minimiert wird. Also man dann die beste Approximation über den gesamten LP-Verlauf der Seite hat.
Auch James Kogen wird in dem von Dir verlinkten Dokument genannt. Das war der Anfang der 2000 Jahre leider verstorbene ehemalige CEO/Presiden von Shure. James Kogen war seit Anfang der 60er Jahre Chefinginieur bei Shure und massgeblich bei der Entwicklung deren Tonabnehmer, inbesonder auch der V15-Reihe, beteiligt. Auch hat er mit seinem Team in den Shure-Labors maßgebliche Forschung betrieben und regelmäßig wissenschaftliche "Papers" dazu veröffentlicht, von denen viele dann in den gängigen Audio-Zeitschriften in den USA damals veröffentlicht wurden. Auch wurde damals von Shure das messbare Konzept der Trackability definiert und als Maßstab für die Abtastfähigkeit eines Tonabnehmers und seines Stylus bei einer jeweils vordefinierten Auflagekraft in der Phono- bzw. Hifi-Industrie etabliert. Dieses messbare wissenschaftliche Konzept gilt bis heute, um die Abtastfähigkeit von Tonabnehmern anhand einer Skala miteinander vergleichen zu können. Kogen stieg dann später vom Chefingenieur in der Tonabnehmerentwicklung zum CEO/President auf und löste dann Sidney Shure ab. Kogen versicherte in vielen Interviews immer, solange es Shure gibt, wird es auch originale Nachbaunadeln von Shure für die Tonabnehmer geben. Mitte der 90er Jahre ging er dann in Rente und verstarb Anfang der 2000er Jahre.
Richtig ist auch die Aussage, dass bei vielen die rechte Seite des Diamanten mehr abgenutzt ist, als die linke Seite wegen zu viel Antiskating. Woher kommt das? Nun, das kommt vom Einstellen mittels Abtasttest und der Kalibrierung bei zu hohen Pegeln, die keine guten Einstellwerte (Approximation) für die durchschnittlich erhältlichen LPs darstellen, da die Pegel auf den Mess-LPs zu hoch gewählt werden vom Benutzer.
Interessant ist auch die Tatsachen, dass in damaligen Testbericht bei Duals öfters der leichte Hang eher zur Unterkompensation, d.h, zu zu wenig Antiskating, erwähnt wurde. Im Zusammenhang mit den obigen Ausführungen ist das auch logisch, denn die Tests der Hifi-Zeitschriften wurden mit Messschallplatten durchgeführt. Je nach Messplatte und gewähltem Messpegel (Rillenmodulation) war das dann unterkompensiert, obwohl es richtigerweise laut dynamischer Messung mittels Skate-o-Meter korrekt war.
Warum dieser Unterschied?
Wie vorhin von mir erwähnt wird das Antiskating nach Einstellung mittels Messschallplatte und gewählten Pegeln überkompensiert, da dies keine gute Approximation der Auslenkungen einer durchschnittlichen LP darstellt.
Gerade auch im Produktionszeitraum des CS731Q wurden im Werk, soweit mir bekannt, bereits keine Messschallplatten sondern genauere Lackfolien verwendet - und den Prüfern täglich neue ausgehändigt. Das Antiskating (Antiskatingfeder) wurde damals also schon sehr genau und v.a. wie bei DUAL schon immer dynamisch eingestellt und nicht punktuell für einen Punkt auf einer Mess-LP mit 50um Rillenmodulation. Dann gilt das Antiskating ja nur für diesen einen Punkt und nicht über eine ganze LP-Seite. Und dann noch überwiegend Abtasttests mit einem um die 300Hz liegenden Signal... Das sagt, doch nichts über die Mitten- und Höhenabtastungsqualität aus.
Die dynamische Skatingkraft auch dynamisch messbar zu machen mit einem dafür extra entwickelten Messinstrument ist schon etwas anderes, als statisch hörbar punktuell einzustellen.
Wem das Ganze zu aufwändig ist kann ja gerne die CD4-Skala (sofern vorhanden) einfach verwenden
Die Antiskating-Einstellung für den Benutzer sehr genau und dennoch einfach einstellbar zu machen, bedarf eben viel Vorarbeit und Voreinstellung im Werk. Bei Dual eben durch Kalibrierung mittels Skate-O-Meter, damit die Skalen auch relativ gut stimmen für die jeweiligen Bereiche der verschiedenen Schlifftypen (jeweils von---Mikrometer bis---Mikrometer). Ich finde diesen Aufwand und die Investition, die dafür von DUAL betrieben wurden, und die Qualitätskontrolle von Dual durchaus respektabel und annerkennenswert.
Aber jeder kann das ja einstellen wie man mag, wenn man da Shure und DUAL nicht vertraut, kann man das ja auch anders machen. Ob es dann allerdings physikalisch mehr stimmt (bessere Approximation für eine dynamische Skating- bzw. Antiskatingkraft) oder gar genauer ist als ab Werk bezweifle ich persönlich aber doch stark.
Gruss,
Thomas