Dual 721 moderner Ersatz für LM741 (bzw. beim 701 für den LM709)

  • Hallo zusammen,


    kann man den LM741 beim Dual 721 durch eine moderne Alternative (z.B. LF356 oder andere ICs) ohne sonstige Veränderung auf der Platine einfach ersetzen und dadurch die Schaltung verbessern?


    Den IC709 für den Dual 701 gibt es ja auch nicht mehr als Chip zu kaufen. Der LM741 ist aber nicht einfach ohne Veränderung auf der Platine des CS701 zu verwenden, da der LM709 Komponenten für die Frequenzkompensation extern diskret auf der Platine verbaut hat. Gibt es denn für den IC709 einen moderneren und problemlosen Ersatz?


    Kann man durch einen moderneren IC generell die Schaltung vorteilhaft verbessern (besserer Gleichlauf usw.)?


    Freue mich auf fachkundige Ideen und Vorschläge zu diesem Thema. :)


    Gruss,

    Thomas

  • Hi Thomas !

    Kann man durch einen moderneren IC generell die Schaltung vorteilhaft verbessern (besserer Gleichlauf usw.)?

    Einfache Antwort: Nein.


    Im Gegensatz zu OpAmps, die in Vorverstärkerstufen eingesetzt werden, spielen bei denen in der Dreher-Elektronik so Sachen wie Rauschfaktor, Schnelligkeit, Bandbreite und Grenzfrequenz keine Rolle, da die Dinger praktisch im Gleichspannungs-Bereich eingesetzt werden. Sie werden als analoge Regler verwendet und die "Frequenz" mit der sie arbeiten, sind bestenfalls ein paar hundert Hz. Aus Funktechnik-Sicht "unruhiger Gleichstrom".


    An sich gibt es vom LM709 noch reichlich mit anderen Bezeichnungen. µA709, SF2709, NTE909 whatsoever.


    https://www.ebay.de/itm/19x-70…731a6d:g:xdQAAOSwpZtgHF2c


    (Hier gibt es 19 Stück für 1€ + Versand ...)


    *Von der Sache her* müßte sich das auch durch ein LF356 ersetzen lassen. Das Problem ist, daß die Umfeldbeschaltung bei manchen Schaltungen auf den relativ niedrigen Eingangswiderstand des 709 angepaßt ist, der nur ein paar 100K beträgt. Daher kann man nicht immer JFET-OPs, wie den bekannten und beliebten TL071 verwenden. Und auch der LF356 hat 1012 Ohm Eingangswiderstand.

    Für die 701-Schaltung *sollte* er es aber tun. Habe ich - muß ich fairerweise anmerken - selber noch nie ausprobiert. Wäre mal was für einen langweiligen Nachmittag ... von denen ich nicht viele habe ...


    Wenn man den 709 mit was modernem ersetzt, lötet man R33, C9 und C10 einfach einseitig ab und läßt sie in der Schaltung sitzen. Dann sind sie inaktiv und gehen nicht verloren, falls sich der Umbau aus dem einen oder anderen Grund als nicht so gelungen erweist und man doch wieder ein 709 verwenden möchte. Eine gute Fassung mit gedrehten Kontakten erleichtert die weiteren Arbeiten - und es reicht, wenn man eine 8-polige mit zwei Pins Offset zum Pin 1 des 14-poligen Lochmusters einlötet (= Pin 1 des 8ers sitzt auf Pin 3 des 14ers).

    Die freihängenden Pins sind beim 14-pol 709 ohnehin nicht belegt und die Gefahr, einen 8-Pinner falsch einzustecken, entfällt.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Sehr Interessant, danke Peter! :)


    Gilt das alles auch für den moderneren LM741 beim Dual 721? Bei diesem ist die Frequenzkompensation ja schon im IC integriert. Gibt es für diesen LM741 eine modernere Alternative wie z.B. den moderneren LF356?


    Gruss,

    Thomas

  • Hi Thomas !

    Gilt das alles auch für den moderneren LM741 beim Dual 721? Bei diesem ist die Frequenzkompensation ja schon im IC integriert. Gibt es für diesen LM741 eine modernere Alternative wie z.B. den moderneren LF356?

    Sinngemäß - was die Wirkungen betrifft - gilt das auch für den 721.

    Also der Wechsel wird keine "neuen Klangdimensionen" eröffnen und hat Potential auch richtig in die Hose zu gehen, wenn z.B. der OP anfängt, zu schwingen. Einfach, weil moderne OPs sehr viel schneller als die alten Veteranen sind.


    Im 721 liegt der nicht-invertierende Eingang auf Masse, der invertierende Eingang ist über ein Netzwerk rückgekoppelt. Interessant ist die Verwendung eines FET als selbst-einstellender Widerstand in einer Spannungsteilerschaltung. Wenn ich das richtig durchblicke, ist der ganze Krempel Teil der Anlaufschaltung, die einen Impuls an den Stromregeltransistor T7 liefert, solange von den vier Germaniumdioden keine Istwert-Spannung generiert wird (= wenn der Teller steht). *Das* könnte in Verbindung mit einem neuen, schnellen und hochohmigen OP ein Problem erzeugen. Aber auch das habe ich noch nie ausprobiert. Ich hatte bei keinem 721 jemals einen defekten OP. Auch nicht bei einem 701. Ich *habe* aber mal beim Überarbeiten der Platine mit merkwürdigen Störungen den 741 entnommen, eine Fassung montiert und einen anderen gesteckt - wo sich dann zeigte, daß das das Problem nicht änderte.


    Wie sagen die Amis so schön "Your Mileage May Vary". Ohne Not würde ich den OP nicht tauschen.

    Und wenn, dann nur gegen einen baugleichen. Ein Tausch macht an der Stelle mit dieser Art Regler einfach keinen Sinn.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Thomas,

    beim Dual cs701 habe ich den 709 Operationsverstärker einmal durch einen 741 ersetzt. Das bedingt einen kompletten Neuabgleich der Reglerschaltung. Externe Kompensation entfernt natürlich. Besser wird die Regelung dadurch nicht. Funktioniert aber.


    Gruss

    Richard

    _____________________________


    Alle haben gesagt: Das geht nicht!

    Da kam einer, der wusste das nicht, hats einfach gemacht und es ging immer noch nicht!

  • Danke Richard. Hatte mir auch schon überlegt, dass zumindest man beim CS701 den IC LM709 durch einen IC LM741 ersetzen können müsste. Klar ist auch, dass die für den 709 zuvor benötigte externe Frequenzkompensation dann logischerweise entfallen muss, da der IC LM741 diese bereits im Chip integriert hat.

    Ohne Zusammenhang zum IC: Entfernt man dann noch das überflüssige Relais der ersten Serie beim CS701 werden so die benötigten Bauteile auf dieser Platine immer weniger und der CS701 läuft dennoch noch innerhalb der Spezifikationen unbeirrt weiter ^^:thumbup:


    Was den CS721 anbelangt:

    Ich bin einfach neugierig, ob es für den nun schon betagten IC 741 mittlerweile keinen vergleichbaren Nachfolger mit den gleichen Spezifikationen gibt. Immerhin ist der IC741 (70er Jahre) ja der direkte Nachfolger des IC709 (späte 60er frühe 70er Jahre) und seitdem wird dieser scheinbar einfach immer so weitergebaut bis heute...!?


    Auch wenn das keine merklichen positiven Auswirkungen auf die Schaltung hat, würde es mich halt einfach interessieren. :)


    Gruss,

    Thomas

  • Hi Thomas !

    Ich bin einfach neugierig, ob es für den nun schon betagten IC 741 mittlerweile keinen vergleichbaren Nachfolger mit den gleichen Spezifikationen gibt.

    Sie haben den 741 einfach weitergebaut. Den gibt es bis heute.

    Das ist ein Designklassiker, wie das NE555, was es ja auch unverdrossen immer noch zu kaufen gibt.


    Gerade antike Schaltungen nutzen Workarounds, die mit den kleinen Macken des LM741 klarkommen. Das eine ist der relativ niedrige Eingangswiderstand, das langsame Regelverhalten und die Tatsache, daß er nicht bis an die Grenzen seiner Betriebsspannung aussteuern kann. Beim Dual 721 ist das diese seltsame Diode D6 im Netzteil, die für einen Spannungsversatz von 0.7V auf der positiven Seite gegenüber Masse führt. Das ist notwendig, weil der LM741 kein "single rail" OP ist, sondern eigentlich wirklich eine positive und eine negative Betriebsspannung braucht. Da die Schaltung im 721 mit -14V betrieben wird, muß die positive einen Offset gegenüber Masse haben, damit er auf Null runterregeln kann.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hatten wir nicht mal einen Fall, wo ein 721 mit einem neuen 741 komplett Amok gelaufen ist und erst nach Einbau eines NOS-OP-Amps aus den 70ern wieder in Gang zu kriegen war? Oder hab ich das geträumt?

  • Hi Ragnar !

    Hatten wir nicht mal einen Fall, wo ein 721 mit einem neuen 741 komplett Amok gelaufen ist und erst nach Einbau eines NOS-OP-Amps aus den 70ern wieder in Gang zu kriegen war?

    Irgendwas war da mal. Deswegen bin ich ja so vorsichtig damit.

    Und nicht alle mit 741 bestempelten ICs sind wohl wirklich 741.

    Das ist wie mit den Transistoren von Inchange und CDIL.

    Auf das was draufsteht - insbesondere, wo es um Spannungsfestigkeit geht - sollte man die Billig-Ersatzdinger nie in Schaltungen verwenden, wo das wirklich ausgereizt wird. Da bleibe ich bei ST oder OnSemi oder "new old stock" Texas oder Motorola.


    Wenn ich mal wieder einen defekten 701 auf den OP-Tisch bekomme, probiere ich mal ein paar neuere OPs aus. Gucken, was geht.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Moin!


    Da in meinem 701 der IC defekt war, habe ich ihn mit einem LF356 ersetzt und dabei die Teile zur Frequenzkompensation ausgebaut. Funktioniert bei mir ohne Probleme. Neuabgleich war auch nicht nötig.

    Habe ich aber auch nur ausprobiert, weil hier im Forum jemand mal geschrieben hatte, dass es theoretisch gehen müsste.


    Viele Grüße

    Alexander

    Wohnzimmer: (Hauptanlage) Dual CS 510 / nuConnect ampX / nuBoxx B-40

    Büro: (80s Anlage) Dual CV 1460 / Dual CT 1460-1 / Canton Karat 60

    Reserve: (70s Anlage) Dual CV 121 / Dual CL 174

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