Vielleicht muß ich mal etwas zu den Leistungsangaben auf dem Verstärker/Receiver und den Boxen andererseits schreiben.
Wie Du gelesen hast, gibt es auf dem Verstärker zwei Leistungsangaben. Maßgeblich ist nur die Nennleistung (auch Sinusleistung, Dauertonleistung, Continous Power). Diese Leistung kann der Verstärker auf Dauer abgeben, nimmt auch keinen Schaden. Die "Musikleistung" (auch Impulsspitzenleistung, Dynamic Power) ist die Leistung, die der Verstärker kurzfristig abgeben kann, um z.B. einen Paukenschlag wiedergeben zu können. Neben den Transistoren (Oder Hybrid-IC, Röhren) ist hier das Netzteil des Verstärkers von Bedeutung. Dieses Netzteil besteht aus dem Transformator, Dioden, um aus der der heruntertransformierten Spannung eine pulsierende Gleichspannung zu machen und einem großen Elko (Elektrolytkondensator), der die wellige, pulsierende Spannung zu einer echten Gleichspannung macht und auch die Reserven für die Impulsspitzen stellt. Es kann an den Lautsprecherklemmen nie mehr Leistung herauskommen als über den Netztrafo bereitgestellt wird. Die Leistungsaufnahme findet sich auch auf der Rückseite des Gerätes, beim CR 60 sind es etwas über 100 VA (Man könnte statt VA auch W schreiben, das sind technische "Spitzfindigkeiten"). Natürlich geht etwas von der Leistung für den Tuner drauf, hier sind es etwa 20 Watt. Also nimmt der Verstärker rund 80 Watt auf, an den Buchen kommen aber davon 2x20 W, also 40 Watt an, das ist die Hälfte. Der Rest geht in Wärme auf!
Auch auf den Boxen finden sich entsprechende Leistungsangaben. Ideal ist es gerade bei schwachen Verstärkern, wenn die Nennleistung der Boxen etwas höher ist als die Nennleistung des Verstärkers. Warum? Nun, sobald man die "Loudness"- oder "Contour"-Taste gedrückt wird, werden gewisse Baßbereiche und - in geringerem Umfang - auch die Höhen angeboben. Diese Anhebung bedeutet aber in den angehobenen Bereichen nichts anderes als eine Anhebung der abgegeben Leistung des Verstärkers. Natürlich kann der Verstärker trotzdem nie mehr als seine Nennleistung liefern. Aus dem Grund wirkt die Loudness auch nur bei relativ geringen Lautstärken. Anders ist es bei der Bedienung der Höhen- und Baßregler. Hier kann ein Zuviel die Lautsprecher ruinieren. Da sind gewisse Reserven nicht schädlich. Auch gibt es ein weiteres Problem. Wird ein schwacher Verstärker "voll aufgedreht", kommt er an eine Grenze, bis zu der er das Signal, welche vereinfach gesagt aus sinusähnlichen Schwingungen besteht, sauber wiedergeben kann. Die runden Sinuskurvern werden "gekappt". Je stärker das geschieht, umso mehr werden aus den Sinusbögen Rechtecke. Das bedeutet, daß eine längere Zeit höhere Gleichspannungen an die Boxen gehen. Gerade die Hochtonlautsprecher können das überhaupt nicht ab. Dadurch kann man auch in der Leistung richtig gewählte und sogar erheblich belastbarerer Lautsprecherboxen zerstören! Also eine hohe Belastbarkeit der Boxen schützt hier nicht, vor allem die Hochtöner nicht vor der Zerstörung!
Neben der "Wattzahl" ist auch die Impedanz wichtig. Diese sollte bei Lautsprechern und Verstärker am besten gleich sein. 4 Ohm Boxen am 4 Ohm Verstärker, 8 Ohm Boxen am 8 Ohm Verstärker. 8 Ohm Boxen am 4 Ohm Verstärker richtet keinen Schaden an, reduziert aber die abgegebene Leistung des Verstärkers. Umgekehrt können 4 Ohm Boxen einen 8 Ohm Verstärker durch den unzulässig hohen Strom zerstören.
Man sollte sich auch hüten, zwei 4 Ohm Boxen an dieselben Klemmen oder Buchsen eines Verstärkers gleichzeitig also parallel anzuschließen. Zwei 4 Ohm Boxen parallel angeschlossen bedeutet nur noch 2 Ohm Nennscheinwiderstand, viel zu wenig für einen 4 Ohm Verstärker, der günstigen Falls eine Schutzschaltung oder Sicherung hat, sonst brennen die Endstufentransistoren durch. Gerade bei alten Verstärkern bekommen man dafür oft keinen Ersatz mehr und hat einen Totalschaden.
Manche Verstärker erlauben den Anschluß von zwei Lautsprecherpaaren. Um herauszufinden, wie die intern im Verstärker dann geschaltet werden, geht man folgendermaßen vor:
Man schließt nur ein Lautsprecherpaar an "Speakers 1" (oder "Speakers A" oder ähnlich an) und schaltet diese auch am Verstärker an, so daß man den Ton hört. An den zweiten Lautsprecherausgang schließt man nichts an. Dann schaltet man auch diesen Ausgang ein. Verstummen nun die Lautsprecher an "A", dann kann man davon ausgehen, daß intern eine Reihenschaltung vorliegt, man kann also z.B. zwei 4 Ohm Boxenpaare gleichzeitig am 4 Ohm Verstärker betreiben. Spielen die Lautsprecher an "A" weiter, ist es eine Parallelschaltung. dann müßte man 8 Ohm Boxen verwenden, wenn man die Lautsprecher parallel betreiben will. Hinweis. Diese Ausführung gelten nicht für die Pseudo-Quadro-Ausgänge, die sind anders verschaltet.
Oft werden die "Watt" mit Lautstärke direkt in Verbindung gebracht. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber da gibt es einiges zu beachten. Zum einen die Frequenz. Hochtöner sind selbst bei hohen Lautstärken mit ein paar Milliwatt zufrieden. Die Mitteltöner einer Dreiwegbox brauchen etwa einen Watt, das kann auch ein Kofferradio liefern. Was richtig Leistung braucht, daß ist der Tieftonbereich. Die großen Membranen verdrängen eine Menge Luft, brauchen eine starken Antrieb. Zum einen ist dies ein starker Dauermagnet, zum anderen eine große Spule, die eben viel Leistung braucht. Warum werden die Hoch- und Mitteltöner nun nicht zerstört? Nun, in solchen Lautsprecherboxen gibt es eine Frequenzweiche. Diese teilt nun zum einen dem jeweiligen Lautsprecher "seine" Frequenzen zu und sie regelt auch die Leistung, die an das jeweilige Chassis geht.
Gerade kleine Lautsprecher sind, um überhaupt noch einen ausgewogenen Klangeindruck mit genug Baß abstrahlen zu können, zum einen stark bedämpft, zum anderen ist die Frequenzweise so ausgelegt, daß sie relativ viel Leistung schluckt. Die Crux ist, daß gerade solche kleinen Lautsprecher oft mit schwachen Verstärkern kombiniert werden, so wie in Deinem Fall. Wie gut der Wirkungsgrad einer Box ist, kann man der "(praktischen) Betriebsleitung" entnehmen, die angibt, welche Leistung man einer Box zuführen muß, um in einem definierten Abstand einen bestimmten Lautstärkepegel zu erzeugen. Schau die mal die Tabelle 2 an, eine Box braucht für denselben Schalldruck nur 1,3 Watt, während die andere schon 5,4 Watt braucht! Vielleicht solltest Du Dich daran orientieren.
Gruß
Uli