2020L Zinkfraß am Reibradarm: Ein Totalschaden?

  • Hallo,
    ich habe über Ebay Kleinanzeigen einen schönen Telefunken 250 abgeschnappt. Nach dem für das Modell üblichen Procedere (vielen Dank an Kai für die bebilderte Anleitung) lief die Mechanik einwandfrei, lediglich die Umdrehungsgeschwindigkeit war ein Tacken zu langsam. Beim Versuch, dieses mittels Höheneinstellung des Reibrades zu beheben, hat es leider den Reibradhalterarm am Gewinde der Reibradwelle 2x und beim Ausbau des Armes nahe der Feder nochmals zerbröselt.
    Dazu war absolut kein Kraftakt nötig. Die Konsistenz an den Bruchstellen würde ich mit der eines frischen Butterkekses vergleichen. Der Rest des Armes ist allerdings absolut stabil.
    Kann man dieses Teil noch irgendwie retten?
    Über kreative Vorschläge wäre ich sehr dankbar.
    Gruß,
    Andre

  • Hallo Andre


    Kannst von mir noch drei Arme haben. Die sehen genau so aus. Und der Butterkeks ist im Vergleich noch stabieler


    Wolfgang

  • ee, wirklich nicht. Entweder hab ich da Pech oder der Arm vom Reibrad ist eine Schwachstelle was die Pest betrifft

    ist er, insofern sie wenn hauptsächlich hier und evtl. noch am Lagerbügel von Motor auftritt. Von den PEs die ich bisher selbst in den Fingern hatte, hatte genau ein 2020 und ein 2015 ein Problem mit dem Reibradträger. Motor kenn ich nur vom Hörensagen. Meine Vermutung ist, dass die Chargen mit dem fehlerhaften Guss die Jahre nicht überstanden haben und deshalb die Mehrzahl derer die Heute noch unterwegs sind dieses eben nicht haben. Was nicht ausschließt, das man pech haben kann.

    VG

    Kai








  • Hallo,


    man kann bröselige Arme u.U. noch retten, indem man Epoxydharz-Kleber in die Risse laufen lässt. Ist natürlich nur sinnvoll, wenn die Geometrie des Teiles noch halbwegs stimmt.


    Gruß
    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

  • Jein. Das dünnste und bruchempfindlichste Teil des Armes ist das Endstück mit dem Feingewinde, wo die Welle eingeschraubt wird. Voraussetzung für Deinen Vorschlag ist, daß der Arm noch ganz ist und die Geschwindigkeit stimmt, da das Epoxidharz das Feingewinde verklebt und somit eine Feinjustierung der Geschwindigkeit im Nachherein nicht mehr möglich ist.
    Ist das Gewinde erst gebrochen, hat man eigentlich überhaupt keine Chance mehr.
    Ich habe es geschafft, den Arm wieder zu kleben, indem ich die Teile zunächst auf einen Eisstiel mittels Sekundenkleber fixiert habe, sorgfältig ausgerichtet habe (Klebung in 3 Versuchen wieder aufbrechen und neu fixieren). Als es denn stimmte, das Ganze mit feinen Draht umwickelt und mit Epoxid aufgefüllt. Hält bombig, aber die Reibradwelle sitzt zu niedrig und nun läuft der Teller zu schnell. ;(
    Wenn die Teile erstmal auseinandergefallen sind, ist es ein Lottospiel mit geringer Gewinnchance, ob man die Welle in der richtigen Höhe einklebt.
    Am besten ist es, einen noch heilen Arm zur Prophylaxis an den entsprechenden Stellen mit Epoxid zu verstärken. Meinen Arm hat man äußerlich nichts ansehen können.
    Ich setze auch Hoffnung in die Entwicklung von 3D Scannern und Drucker im Consumerbereich, sodaß man in vielleicht 5 Jahren sich einige Teile selber kostengünstig drucken kann. Nützt mir nur leider momentan nix :S

  • Ich setze auch Hoffnung in die Entwicklung von 3D Scannern und Drucker im Consumerbereich, sodaß man in vielleicht 5 Jahren sich einige Teile selber kostengünstig drucken kann. Nützt mir nur leider momentan nix

    das würde sich hier definitv lohnen. Das Drucken lassen ist auch nicht mehr das Problem, das Thema ist die CAD-Datei zu erstellen.


    Wenn der Arm so hält aber die Geschwindigkeit nicht stimmt, dann gleich die Höhe durch Verstellen des Pulleys an. Das funktioniert auch, ist aber etwas Geduldspiel.

    VG

    Kai








  • Das mit dem kleben hab ich auch versucht. Ich hab zuerst das vordere Stück mit Sekundenkleber fixiert. Im Baumarkt hatte ich mir 2K Kaltmetallepoxy besorgt. Ich hab das Vordere Teil das abgebrochen ist damit verstärkt. Hat sehr gut funktioniert. Dann habe ich das ganze in die Hand genommen und wollte das Klebeband entfernen. Man beachte das wollte. Danach hatte ich dann drei Teile mehr. Wenn da die Pest drinn ist dann hilft nix mehr. der arm ist einfach nur noch Schrott. Mag sein das wenn es geklebt ist eine kurze Zeit hält. Aber ein Fehler beim Bedienen oder nur dumm angucken reicht um es wieder zu zerböseln. Der rest vom Dreher (3 Stück) sieht super aus, keinerlei Spuren von Zinkpest zu sehen. Das mit dem Motor hatte ich auch einmal bei einem kleineren PE. Denn hatte ich schon länger und da er nur rum stand sollte er weg. Ich wollte den dann erst mal ein paar Tage laufen lassen damit auch alles OK ist wenn er verkauft wird. Beim ersten anmachen war nur noch ein grauseliges Geräusch vom Motor zu hören. Als er aus der Zarge war konnte man nur noch die Teile brauchen die aus Metall wahren. Der Rest zerbröselte schon beim bloßen ansehen. Ist dann nur noch der Tonarm über geblieben und diverse Kleinteile.


    Das mit dem Drucken ist so schwer auch nicht. Man braucht erst mal ein Teil das noch ganz ist. Die CAD Programme bekommt man im Netz als Test oder Lightversionen. Dann muß man Besitzer einer Microsoft X-Box sein und den Scanner davon haben der für diverse Games benötigt wird. Die bekommt man aber öfter recht günstig in der Bucht weil die Leut die Dinger nur ein paar mal nutzen und dann verscherbeln. Dieser Scanner kann auch seltsamerweise mit CAD Programmen und so kann man einen schönen 3D Scann machen. Und dann muß mann natürlich eine Firma finden die drucken kann. Die Firmen die so Teile drucken können das vorher natürlich auch selbst scannen. Die Frage ist ja was das nachher kostet. Ich hab im Ort eine Firma die sowas macht. Ich weiß allerdings nicht was da sowas kosten würde und ob überhaupt Bedarf besteht. Ich hab 4 stück und das von Andre machen 5 Stück. Ob das dann lohnt, keine Ahnung??


    Wolfgang

  • Habe mal kurz gegoogelt. In Hamburg gibt es auch Unternehmen, die 3D Drucke und den scan vom Objekt anbieten.
    Druck ab 29,90 €, scan ab 79,90 €.
    Eine Sammelbestellung und Einholung mehrerer Angebote könnte eventuell interessant werden, da der scan ja nur 1x gemacht werden muß.
    Dank an Kai für den Tipp, den Motorpulley zu verstellen. Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Mal schauen, ob ich das hinkriege...
    Gruß,
    Andre

  • Ich hör mich mal bei uns um was sowas kosten würde. Am besten ist es wenn die Leut das Ding sehen um den Aufwand einschätzen zu können. Bin mal gespannt was da raus kommt.


    Wolfgang

  • Mag sein das wenn es geklebt ist eine kurze Zeit hält. Aber ein Fehler beim Bedienen oder nur dumm angucken reicht um es wieder zu zerböseln.

    Das sehe ich auch so. Auf Dauer wird hier nur Ersatz helfen

    Die Frage ist ja was das nachher kostet. Ich hab im Ort eine Firma die sowas macht. Ich weiß allerdings nicht was da sowas kosten würde und ob überhaupt Bedarf besteht. Ich hab 4 stück und das von Andre machen 5 Stück. Ob das dann lohnt, keine Ahnung??

    Naja, 30,- für ein Teil welches einen 2020L zu Leben erweckt sollte einem dieser Dreher schon Wert sein. Abgesehen davon, dürften die Kosten nach Erstellung der CAD Datei auch wesentlich günstiger werden. Ich denke so 5-10 wirst Du über das Board los und mindestens genauso viel über die Bucht. Reich wird man damit nicht, aber man sollte die Kosten wieder reinholen können.

    VG

    Kai








  • ich kenne den Dreher zwar kaum, wenn der Reibrad-Arm aber nicht mehr auszuhalten hat als bei den kleinen Duals, könnte auch simples Abformen in Silikon und Nachgiessen in Giessharz funktionieren. Das Material hierfür gibts bei Ebay recht günstig, und Giessharz kann man zur Not noch mit Glasfasern verstärken, dann kann man sich an dem Teil aufhängen.


    Man muss so ein Teil zwar mechanisch nacharbeiten ( Löcher auf korrektes Maß bohren, Auflageflächen planen ), ein Teil aus dem 3D-Drucker ist aber auch meist nicht einbaufertig. Je nach Qualität des Abformsilikons kann mann zig Teile mit einer Form fertigen. Das Einzige, was mit Abformen nicht geht, sind so genannte unter sich gehende Stellen, die bekommt man später aus der Form nicht mehr raus.


    Gruss Frank

  • Ich fürchte, daß Gießharz für die filigranen Teile des Armes nicht stabil genug ist und wenn man es mit Glasfaser verstärkt, die Form nicht korrekt ausgefüllt wird.




    Das geeignete Material des Filamentes wird auch bei einem 3D Druck dann wohl die Kosten in die Höhe treiben.
    Hier mal ein link für die Produktion eines Zahnrades in verschiedenen Materialien:
    https://www.rapidobject.com/de…k-Preise-Kosten_1249.html

  • Der Arm muß ja nicht genau so aussehen wie der originale. Es müssen nur alle für die Funktion relevanten Abmessungen stimmen. Wie man an der Explosionszeichnung sieht sind das vier Stellen. Aus welchem Material der nun letzlich besteht oder wie der Aussieht ist Schnuppe, haupsache er funktioniert. Ich hab wie gesagt vier stück von den PE's. Die stehen im Regal und ich kann mich nicht aufraffen da mal was zu versuchen weil mir das richtig auf den Sack gegangen ist das der Arm gebrochen ist. Andererseits möchte ich schon das sie wieder laufen. Ich frag die tage mal ob es geht sowas zu drucken und was das kosten würde. Paralel geb ich mich doch mal drann und versuch mal was selbst zu machen

  • Ich frag die tage mal ob es geht sowas zu drucken und was das kosten würde.

    Ich würde mich wenn es sich preislich einigermaßen in Grenzen hält ggf. beteiligen. So 1-2 auf Lager zu haben wäre sicher kein Fehler.

    VG

    Kai








  • Hallo Basti


    Klick mal die Explosionszeichnung an. Das Teil ist etwa ein drittel kleiner. Oder etwa so wie zwei große Dual Reibräder.


    Mit dem gießen geht leider nicht. Wenn ich dem Harz Füllstoff beifüge oder 2K Metall nehme dann hab ich nur noch eine zähfließende Masse. Da der Arm vorne recht dünn ist würde das Harz nicht alles ausfüllen

  • Hallo Wolfgang,


    die Temperatur des Harzes ist wichtig. Je nach Harzsystem sind 80-150 Grad möglich. Und dann wird die "Suppe" schön dünn.
    Wenn du das ganze dann noch mittels Vakuum evakuierst hast Du auch keine Lufteinschlüsse mehr.
    Habe damit täglich zu tun ;)


    Nun zum 3D Druck:
    Habe heute mit meinem Kollegen drüber gesprochen. Er sagte ist auf jeden Fall machbar. Die Genauigkeit der Teile hängt natürlich extrem von der Qualität des Druckers ab.
    Man müste halt nur schauen ob die Steifigkeit des Kunststoffes ausreicht und nicht einfach bricht.
    Am besten wäre ein 3D Scan der Kontur des Arms.
    Vielleicht hat ja jemand hier ne XBox 360 mit der Kinect Kamera!? Damit kann man dann nämlich selbst 3D Scans erstellen.

  • ich habe den 3D-Druck mit dem Ultimaker 2 schon mal ausprobieren dürfen. Der Ultimaker 2 ist ein typischer Vertreter der Hobby-3D-Drucker mit Plastikfilament. Die Stabilität dieses Materials ist auf keinen Fall besser als die von Gießharz, hinzu kommt die Vergröberung der Form. Auch bei den teureren 3D-Druckern, die mit lichthärtenden Kunststoffen arbeiten, ist es fraglich, ob das Material wirklich mehr aushält als Gießharz. Gießharz hat den Vorteil, dass man nicht nur Glasfasern einbetten kann, sondern auch Metallteile, die das Ding in Kraftrichtung verstärken - z.B. ein eingegossener Eisendraht, der das Biegemoment abfängt.


    Wenn das nicht reicht, gibt es noch eine andere Methode, die in der Zahntechnik benutzt wird. Am Anfang steht wieder die Silikonabformung. Statt Gießharz nimmt man aber Wachs für die Kopie. Dieses Wachsteil bettet man dann in eine Zementform ein. Nachdem der Zement durchgehärtet ist, brennt man das Wachs aus, so dass im Zement ein Hohlraum in der Form des gewünschten Teils entsteht. In diese Hohlform füllt man dann flüssiges Metall ein, in der Zahntechnik z.B. eine Edelstahl-Legierung. So ein Reibrad-Hebel aus zahntechnischem Edelstahl wäre auf jeden Fall stabiler als das Originalteil. Zahntechnische Labore haben mechanisch belastbare Wachsmischungen, Material für die hitzefeste Form und Öfen zum Schmelzen von kleinen Metallmengen. In der Zahntechnik kommt die Form nach dem Ausgießen in eine Zentrifuge, die das Metall in jede Ecke schleudert. Da die Form für eine Brücke o.ä. nur einmal gebraucht wird, wird sie nach dem Gießen zerstört, man könnte aber ziemlich sicher eine zweiteilige Form bauen, die man mehrfach verwenden kann.


    Wenn jemand einen Zahntechniker kennt, lohnt es sich, diesen mal auf das Projekt anzusprechen. Zahntechnisches Edelstahl ist zwar teuer, es fällt aber bei jedem Guß Abfallmetall an, das für medizinische Zwecke nicht mehr benutzt werden darf, für einen Reibrad-Arm aber noch gut zu gebrauchen ist. Ebenfalls gibt es öfter Abform-Materialien, die das Verfalldatum hinter sich haben, für solche Zwecke aber noch einwandfrei zu nutzen sind.


    Gruß Frank

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