HS 39 Instandsetzung

  • Hallo zusammen,


    ich nutze seit einiger Zeit ein kürzlich erworbenes HS 39 (eingebauter 1214) als Zweitdreher mit Keramiksystem CDS650 und Wendenadel, ausschließlich für meine Schellackplatten.


    Optisch in Top Zustand, klanglich sicher nicht das allerbeste, aber für mich etwas ganz Besonderes (mit diesem Modell bin ich groß geworden, erster Berührungspunkt mit Schallplatten :) ). Deswegen möchte ich etwas Arbeit reinstecken, denn da ist einiges zu reparieren.


    Punkt 1: Zunächst ist mir kurz nach Erwerb der Knallfrosch hochgegangen. Diesen habe ich erneuert. Allerdings ist bei der Explosion wohl die Endstufe (meine Vermutung) beschädigt worden. Ich dachte erst, es sind nur die Sicherungen, die tatsächlich durch waren. Aber wenn ich die ersetze und Musik abspiele über Lautsprecher, brennen die nach einigen Sekunden wieder durch.

    Über Kopfhörer passiert das nicht, da funktioniert es. Allerdings mit hörbarem Brummen, unabhängig ob ich als Quelle den Plattenspieler nehme oder auf Tuner bzw. Band einstelle.


    Was könnte genau kaputt sein, und wie kann ich das reparieren?


    Punkt 2: Das CDS 650 ist noch das originale System. Die Nadel ist neu (Nachbaunadel DN 83).

    Trotzdem verzerrt es, wenn ich dann über Kopfhörer höre, relativ stark. Liegt das einfach daran, dass es ein Keramiksystem ist und immer so klingt? Oder hat der Tonabnehmer nach all den Jahren aufgegeben? Klar, sind Schellackplatten, aber so stark verzerren sollte es denke ich nicht.


    Punkt 3: Ist es normal, dass man er beim Drehen relativ laut ist (vermutlich das Reibrad)? Kann man das Ölen oder so? Wird es dann ein bisschen ruhiger? Man hört es sogar über die Kopfhörer beim Abspielen.


    Punkt 4: Da ja keine Stereoplatten angespielt werden, würde ich es gerne komplett auf Mono umstellen. Am Verstärker selbst kann ich es ja umstellen. Bringt es was, auch die Kabel am System entsprechend zu brücken? Habe ich häufiger hier gelesen, dass es dann zu einem fast echten Monosystem wird.


    Noch eine Anmerkung: Ich bin mir bewusst, dass das kein High End System ist und habe auch keine hohen Anforderungen daran. Soll ja auch nur für die 78er sein. Aber ich denke ein bisschen mehr könnte man rausholen, oder? ^^


    Vielen Dank für eure Tipps und Gruß in die Runde,


    Chris

  • Hallo Chris,


    zu Punkt 2 fällt mir nur ein, dass das CDS650 dafür bekannt ist, dass das Lagergummi, in das die Nadel vorne eingelegt wird, gerne verhärtet. Dadurch wird die Nadelbewegung nicht mehr sauber auf die Kristalle übertragen und es verzerrt.

    Da hilft ein neues System, dann am besten ein CDS660, das hat das Problem nicht.


    Bei Punkt 3 hilft meist eine Motorwartung und Überarbeitung des Reibrades. Dann sollte das deutlich besser werden.


    Zu Punkt 4: Ob du am System brückst oder den Monoschalter nimmst, ist egal, denn der Monoschalter macht ja genau das.


    Es gibt aber wohl den Vorschlag, die Stereokanäle am System in Reihe zu schalten, statt parallel/zu brücken. Das habe ich allerdings noch nie probiert.


    Bei Punkt 1 müssen die Experten ran, aber dass die Endstufe durch eine Knallfroschexplosion kaputt geht, wäre mir neu. Der Knallfroschexplosion nimmt gerne die primärseitige Sicherung mit, aber nicht die Sicherungen der Endstufe. So klingt es zumindest nach deiner Beschreibung.

    Da hätte ich zu erst schwächelnde Ausgangselkos in Verdacht (C35), aber wie schon geschrieben, da müssen die Experten was zu sagen. Hier gibt es übrigens die Serviceunterlagen, falls noch nicht vorhanden.


    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

  • hallo Chris,

    zu den durchbrennenden Sicherungen in den Endstufen:

    Hoffentlich sind die Leistungstransistoren noch intakt, und der Fehlerstrom fliesst durch die vermutlich defekten 470µF Ausgangselkos durch die Boxen nach Masse, was die Sicherungen auslösen lässt.

    Also die 470µF sollen erneuert werden, und am besten gleich die anderen Elkos mit erneuern, wenn die Platinen schon mal ausgebaut sind.

    Das sind dann pro Endstufe 4 Elkos.

    Es kann sein das die Trimmer Potis, 2 Stück in jeder Endstufe, auch erneuert werden müssen, aber nicht unbedingt, wenn die noch gut sind.

    Dann würde ich den 2200µF im Netzteil erneuern, und einen 47µF in der Vorstufe, sowie zwei 4.7µF in der Vorstufe.

    Also man kann da axiale Typen verwenden, muss man aber nicht, radiale Elkos funktionieren genausogut, und passen meist auch problemlos, wenn man welche kauft mit langen Anschlussdrähten.

    Danach bei der Inbetriebnahme kann man mit einem Stelltrafo langsam die Spannung hochfahren, und dabei den Strom durch die Sicherungen messen, um zu vermeiden das diese wieder durchbrennen.

    Dabei werden die Sicherungen entfernt ( es kann auch sein dass neue Sicherrungshalter fällig sind) und stattdessen ein Amperemeter da eingeschaltet. Also nicht beide Endstufen gleichzeitig hochfahren, sondern zuerst eine ,und wenn diese ok ist, kann die Sicherung eingesetzt werden, und dann die andere Endstufe hochfahren.


    Gruss Armin

  • wenn jetzt kein Stelltrafo vorhanden ist, muss man auf eine andere Weise vorsorgen, damit die 0.5A flink Sicherungen nicht durchbrennen.

    Durch Strombegrenzung. Also statt den Sicherungen einen Widerstand einsetzen. Oder den Widerstand einfügen ( dazwischensetzen) wo das rote Kabel vom Netzteil an der Endstufe angelötet ist) . Den Wert kann man abschätzen mit Hilfe vom Ohmschen Gesetz, 17.5V Versorgungsspannung und 0.5A ergibt einen Widerstand von 35 Ohm, da würde ich 47 Ohm nehmen, da reicht für eine kurze Einschaltzeit 2 Watt Belastbarkeit, wenn der dann heiss wird, dann ist bestimmt einer oder 2 von den Endtransistoren def.

  • Danke euch für die ausführlichen Infos!

    MaxB Ok, ich bestell mir mal das 660 und schaue, wie es sich anhören wird. Zum Reibrad: Sowas habe ich noch nie gemacht. Wie genau macht man eine Motorwartung?

    tubesaurus Das ist auf jeden Fall mehr zu machen, als ich dachte. Kann zwar etwas amateurhaft löten, aber kenne mich in der Elektronik sonst gar nicht aus. Überlege ich mir mal, ob ich mich da rantraue oder vielleicht doch einen Fachmann aufsuche. Ich schau erstmal, wo und wie ich die Elkos auftreibe.

    VG Chris

  • hallo Chris, es gibt die Möglichkeit das Verstärkerteil auszubauen und gut gepolstert zur Reparatur versenden, z.B. an mich. Habe alle Bauteile hier liegen. Das ist schnell gemacht. Bei Bedarf bitte PN. Gruss Armin

  • so, die HS39 ist mittlerweile fertig , und ich bin sehr zufrieden damit!

    Es waren beide Ausgangselkos def., diese bildeten praktisch einen Kurzschluss.Der 1214 ist relativ problemlos, weil er so einfach ist. Das CDS650 war nicht ok, eine Seite von dem V- Gummi hatte sich ausgehebelt, ich konnte es richten.

    Die Kontakte in der Kontaktplatte waren ziemlich schwarz, ein Kanal kam nicht durch. Die Motorlager wurden im Vacuum mit Öl befüllt.

    Jedenfalls bin ich mal wieder begeistert von dem sound, an den kleinen CL 10. Und ich meine, das CDS650 macht mehr Spass als wie das CDS660.

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