Dual 721 Drehgeschwindigkeit einstellen

  • Moin alle zusammen!

    Ich habe den Plattenspieler meiner Oma aus dem Keller geholt und versuche, ihn zum laufen zu bringen. Wie schon im Titel erwähnt, handelt es sich um einen Dual 721.
    Dieser Plattenspieler stellt meinen Einstieg in die Vinyl-Welt dar, ich bin also absoluter Neuling. Ich habe es mittlerweile auch geschafft, ihn zum Laufen zu bringen. Jetzt ist es nur leider so, dass die Tonhöhen/die Drehgeschwindigkeit nicht passen, genauer gesagt zu hoch/schnell sind. Den Pitch habe ich bereits auf die geringste Geschwindigkeit eingestellt, aber die Markierungen wandern weiterhin in Drehrichtung. Wenn ich es richtig beobachte, scheint die Geschwindigkeit auch nicht konstant zu sein, sondern zu variieren. Ich kann leider nicht testen, ob die 45U funktionieren, da sich meine Sammlung aktuell auf 5 LP´s beschränkt.

    Es wäre großartig, wenn mir jemand helfen kann!

    VG Nils

  • welche Ausführung des 721 hast Du denn?, die mit den 4 Stroboscop Reihen, oder mit den schwarzen Markierungen am unteren Rand des Tellers?.

    lg. Hans

  • Ich habe eine Reihe dunkelgraue Einkerbungen für das Stroboskop, ich vermute, dass du die mit den schwarzen Markierungen meinst.

    VG Nils

  • ja, die meine ich, damit lässt sich nur die 33er Drehzahl einstellen, wenn die stimmt, passt auch die 45er.

    Wenn der 721 bei der Omma schon länger im Keller gestanden hat, kommt es auch zu Kontakt Problemen, daher sollte man alle Schalter und besonders der Regler für die Drehzahl mehrmals in beide Richtungen drehen.

  • Hi !


    Der 721 mit dem "Sägezahnteller" läßt sich mit dem eingebauten Stroboskop, wie schon erwähnt, nur für 33 upm abgleichen.

    Für 33 und 45 braucht man eine externe Stroboskopscheibe und eine "richtige" Glühlampe oder Leuchtstoffröhre. Viele Energiespar-Lampen haben eigene Netzteile mit anderen Frequenzen, als die vorgesehenen 50 Hz Netzfrequenz.


    Da könnte die hier helfen: https://www.tiffe.de/roehren/PhonoStrobo.pdf


    Dann muß man unten an die Elektronik.

    Mit etwas Glück, schmalen Händen und einem passenden Schraubendreher (Schlitz - ca 3mm) reicht man bis innen an die mit einer durchsichtigen Plastikhaube geschützte Motorelektronik heran. Dann muß man nicht hinten die Kabelverriegelungen lösen und das ganze Chassis aus der Zarge rausholen.


    Da sind in der Vorderseite zwei Einstelltrimmer, wo in der Abdeckung Löcher gelassen sind.

    Der eine (R22) stellt 33 upm ein, der andere (R21) die 45 upm. Dazu vorher den Pitchregler auf die Nullstellung (Mitte) drehen.

    Nach dem Einstellen der Grunddrehzahl sollte der Dreher beim Umschalten zwischen 33 und 45 hin und her immer eine stehende Markierung auf der Stroboscheibe erzeugen. Der Pitchregler stellt dann gleichmäßig so etwa +/- 5 Prozent in jeder Richtung ein.


    PS: es ist hier immer gern gesehen, wenn man seinen Namen nennt.

    Und es ist in vielen Fällen hilfreich, im Profil einen Ort oder eine Region anzugeben, wo man angesiedelt ist.

    Oft wohnt der nächste Forianer, der sowas schon gemacht hat und helfen würde, wenn man nett fragt, nur ein paar Kilometer weg ...


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Peter ist mal wieder der First Responder hier im Board ;) .

    Allerdings würde ich mich nicht nur auf die Drehzahl im 33er Bereich des Sägezahntellers verlassen. Wenn der bei 33 super läuft, bedeutet das nicht, dass der Dreher bei 45 auch die Geschwindigkeit hält. Ich habe bei etlichen Drehern die Erfahrung gemacht, dass man am Einstelltrimmer nachjustieren muss.

    Als Alternative zur Stroboscheibe und der Glühbirne gibt es eine praktische APP.

    Beste Grüße

    Christian


    --- time to grind ! ---

  • Hi Christian !

    Als Alternative zur Stroboscheibe und der Glühbirne gibt es eine praktische APP.

    Dooferweise fällt das Handy immer runter, wenn man das Chassis zum Einstellen der Drehzahlen vorne etwas angekippt hat ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Dooferweise fällt das Handy immer runter, wenn man das Chassis zum Einstellen der Drehzahlen vorne etwas angekippt hat ...


    ^^

    Hallo Peter,

    dass stimmt wohl 8o . Hat bestimmt was mit der Schwerkraft zu tun...

    Ich habe nicht bedacht das der Patient nicht in einem Reparaturbock montiert ist ;)

    Beste Grüße

    Christian


    --- time to grind ! ---

  • Erstmal vielen Dank für die Antworten.

    wacholder Ich muss zugeben, dass ich mich nur sehr selten in Foren bewege, die Gepflogenehiten sind mir leider unbekannt. Aber ich kann mich ja anpassen, ne? :D

    Ich habe mich die letzten Tage durch verschiedenste Forenbeiträge gewühlt. Wenn ich das alles richtig interpretiere, ist auch meine Stroboskop-Birne nicht mehr tauglich. Der Plattenspieler wurde auch seit mindestens 25 Jahren nicht mehr benutzt. Deshalb hätte ich, bevor ich eure Hilfe weiter in Anspruch nehme, eine Idee in eine ganz andere Richtung;

    Ich habe entdeckt, dass Euronics Schallplattenspielerreperaturen anbietet. Habt ihr Erfahrung, ob die ihr Handwerk verstehen? Falls ja, würde ich das Geld vielleicht in die Hand nehmen und ihn einmal komplett durchchecken/instandsetzen lassen - es gibt hier nämlich eine Filiale direkt um die Ecke. Bei der Gelegenheit würde ich ihn eventuell auch auf Cinch umrüsten wollen. Was haltet ihr davon?

    Ansonsten würde ich natürlich den Tipp mit der Grunddrehzahl versuchen.

    VG Nils

  • Moin,


    also es kann ja alles geben. Ich persönlich würde aber nicht erwarten das Euronics über 40 Jahre alte Plattenspieler reparieren kann. Ich denke die „reparieren“ (also tauschen erhältliche Ersatzteile vom Hersteller) nur aktuelle Modelle.


    Ich würde dann lieber versuchen ein Forenmitglied mit Erfahrung in deiner Nöhe zu suchen und ihn mit Gold und Edelsteinen zu ködern... ;)

  • Hallo Nils,


    Du kannst ja erstmal die Service-Anleitung und die Bedienungsanleitung ausführlich studieren. Dann kannst Du Dir ein besseres Bild machen von diesem hervorragenden Plattenspieler und hier konkrete Verständnisfragen stellen, falls welche aufkommen sollten.


    Gruss,

    Thomas

  • Hi Nils !

    Ich muss zugeben, dass ich mich nur sehr selten in Foren bewege, die Gepflogenehiten sind mir leider unbekannt. Aber ich kann mich ja anpassen, ne?

    Danke dafür.


    Das hier ist eine sehr freundliche Community, wo man sich bemüht, auch in kontroversen Situationen immer angemessen zu reagieren und eher Konsens als Konflikt zu erreichen. Anders, als in mehr generischen "HiFi"-Foren. Graben- und Glaubenskriege sind nicht unser Ding.

    Wie man vielleicht an meinem Avatar sieht (wenn man nicht mit dem Smartphone unterwegs ist, wo allerhand Seiten-Infos unter den Tisch fallen) bin ich hier seit etwas über 10 Jahren und mit ein bißchen über 21.000 Beiträgen unterwegs. Man kann das hier sehr lange aushalten ... ^^


    Nach diesem kleinen Exkurs zurück zum Thema.


    Der 721 ist -eigentlich- ein relativ einfach durchschaubares Gerät. Die mit dem schlicht-eleganten "Sägezahnteller" sind für meinen Geschmack die optisch schöneren Geräte, die vierreihigen "Pickelteller" sind wohl eingeführt worden, um nicht hinter den Fernostgeräten der Zeit hinterherzuhängen ... und um endlich mal in allen Hauptmärkten Ablesbarkeit des Stroboskops bei beiden Geschwindigkeiten zu gewährleisten.

    Ich habe entdeckt, dass Euronics Schallplattenspielerreperaturen anbietet.

    Da wäre ich vorsichtig, würde aber auch mal nachfragen.

    In der Regel erstreckt sich dieser Service auf Auswechseln des Riemens (den der 721 nicht hat) und Justagearbeiten an der Einstellung des Tonabnehmers etc.pp.


    Ein 721, der lange nicht gelaufen hat, braucht aus meiner Sicht folgende Wartungsarbeiten:

    - Austausch der defektanfälligen Entstör-Kondensatoren ("Knallfrösche"), von denen es zwei gibt: einen 10nF im Motorschaltkasten, einen 47nF im Trafokasten.

    - Austausch des Hauptkondensators auf der Motorplatine. Da sitzt ab Werk ein 470µF axial mit -ich glaube- 35V Spannungsfestigkeit drin, der durch einen 1000µF / 40V axial ersetzt werden kann. Dual war an der Stelle aus Kostengründen sparsam, weil "große" Kondis damals auch gleich richtig Geld gekostet haben. Es wurde verwendet, was technisch notwendig und kostenseitig am günstigsten war.

    - Überprüfung, ggf. Austausch des Pitchreglers. Dieser Regler für die Feineinstellung der Drehzahl sitzt in der Schaltung an einer etwas blöden Stelle. Ein Fehler an diesem Ding kann dazu führen, daß die Tellerdrehzahl auch mal 120 upm erreicht. Damit ist eine LP in 7 Minuten durch. Wenn man nicht gerade selber unter Drogen steht und einem die hohe Abspielgeschwindigkeit nix ausmacht, ist das wenig wünschenswert.

    - Überprüfung und eingehende Reinigung des Drehzahlschalters. Sinngemäß gilt für den, was für den Pitchregler gilt. Man kann den Schalter zum Glück relativ einfach und sehr weit zerlegen, so daß man Zugang zu den Schaltflächen hat, die blitzeblank sauber für eine gute Kontaktgabe sein müssen. Abgelagerte Geräte bauen an den Kontaktflächen sehr gerne schwarze Beläge auf, die extrem die Funktion stören.

    - Reinigung der kleinen Kontaktplatte im Tonarm, auf die der Tonabnehmerträger (TK) mit dem Tonabnehmer verbindet. Das ist eine kleine Platine mit fünf vertikalen Leiterbahnen, die versilbert sind. Das Silber oxydiert schwarz und Silberoxyd ist ein guter Isolator ... was dann für Kanalausfälle (ein- oder beidseitig) oder Brummstörungen sorgt.

    - Justage der Grunddrehzahlen. Das hatten wir weiter oben schon und das ist - von der Sache her - eine einfache Übung. Jedenfalls im Vergleich zu den drei ersten Punkten dieser Liste, die Löten erfordern.


    Damit *sollten* eigentlich die wesentlichen Fehlerquellen erstmal beseitig sein, dann kommt die Fehlersuche nach "dem Kleinscheiß", der einem den Spaß verderben kann, wie zum Beispiel ein "Plumpslift", wo beim Losschnippen des Handlifts der Tonarm wie ein Fallbeil auf die Platte knallt. Oder Fehlfunktionen beim Automatikbetrieb, wo der Arm nicht oder an der falschen Stelle aufsetzt, das Gerät nicht abschaltet oder es Probleme mit dem Tonsignal zum Verstärker gibt. Das sind dann die Kleinigkeiten, die einen stundenlang beschäftigen können.


    Die aber allesamt lösbar sind. Ich habe selber für mich irgendwann mal einen 721 in sehr abgerittenem Zustand gekauft, der den Vorteil hatte, optisch noch gut auszusehen, billig zu sein und der zwei Städte weiter zur Abholung bereitstand. Ich habe alles in allem zwei Nachmittage gebraucht, um das Ding wieder zurück ins Leben zu holen. Verkauft wurde er, weil er irgendwann mal keinen Mucks mehr von sich gegeben hat. Resultat eines geplatzten Knallfrosches und einer dabei durchgesemmelten Sicherung. Und weil er vorher schon immer mal wieder einen 100-upm-Amoklauf gestartet hatte.


    Bei der Gelegenheit würde ich ihn eventuell auch auf Cinch umrüsten wollen. Was haltet ihr davon?

    Wenn das für Deine Infrastruktur notwendig ist, dann solltest Du das machen.

    Es gibt zwar DIN-zu-Chinch Adapter, aber darunter auch ganz miese Exemplare und jede Steckverbindung ist eine Stör- und Fehlerquelle. Mit zwei passenden Steckern und einem Lötkolben bei der Hand ist das eine Operation, die man innerhalb einer Viertelstunde erledigt haben kann.


    Man kann den Chinch-Umbau auf zwei Arten angehen:

    - einfach nur den DIN-Stecker abschneiden, die Kabelhälften trennen und an jede einen Chinchstecker anlöten.

    Das tut es für 99 von 100 Konfigurationen.

    - wie oben, aber innen im Kurzschließer noch die Massebrücken raustrennen und von der Chassis-Lötöse, wo die schwarze Ader vom Arm-Innenkabel draufgeht ein separates Massekabel (was ich immer lästerlich "das Lakritzkabel" nenne) anlöten. Das wäre ein normgerechter RCA-Umbau, der eine andere Schirmungsstrategie berücksichtigt, auf die manche Leute schwören.


    Einen kompletten Kabeltausch würde ich nicht vornehmen (lassen).

    Erstens stammt dieser 721 aus der besten Zeit der Plattenspieler und das Kabelmaterial, was Dual damals dafür verwendet hat, ist heute selbst für teuer Geld nur schwer zu bekommen. Zweitens ist "dicker" nicht gleich "besser", sondern eher problematischer, weil man dann die im Gerät vorgesehenen Kabeldurchführungen aus dem Gehäuse heraus nicht mehr nutzen kann. Drittens birgt die oft vorgeschlagene Verwendung von zwei dünnen Kabeln (z.B. RG-irgendwas aus der Meßtechnik) das Problem, daran wieder vernünftige Stecker anzubringen, die dann nicht rumlabbern und eine wirksame Zugentlastung bieten. Alles nicht ganz so einfach.


    Leider ist Rostock von mir aus fünf Auto-Fahrstunden entfernt und ich war seit 1990 nicht mehr da ... sonst würde ich anbieten, das zu übernehmen. Könnte dann auch ein paar andere Kleinteile und ein Meßgerät dabei haben, um "den anderen Krempel" auch gleich mit abzufackeln. Leider ist das nicht so ganz einfach möglich und da ich immer noch nicht in Rente bin, schaffe ich es momentan auch nicht, mir die Zeit freizuschaufeln. Obwohl ich sonst so 80 - 90.000 Kilometer im Jahr im Auto unterwegs bin. Würde ich noch in Hamburg wohnen, wie 1987 - 97, wäre mir das egal ... da fährt man, glaube ich, nur so um zwei Stunden herum


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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