Dual CS 627 Q dreht zu schnell

  • Liebe Community,


    ich habe hier einen wunderschönen Dual 627Q auf dem OP-Tisch :)

    Leider hat dieser das Problem, dass er zu hochdreht. Er startet ganz normal, dreht aber dann immer schneller, bis ich ihn schließlich abschalte, weil mir das Ganze dann doch zu heiß wird ^^

    Nur wieso?


    Der Spieler macht das sowohl ohne als auch mit aktivierter Quarz-Steuerung. Die Kondensatoren und Transistoren habe ich soweit schon durchgemessen und bisher keinen Fehlern gefunden.

    Woran könnte es noch liegen?

    Der Schaltplan liegt mir vor - da ich beruflich keinen elektrotechnischen Hintergrund habe, kann ich damit zwar schon etwas, aber nicht sehr viel anfangen :saint:


    Jetzt habe ich in einem anderen Beitrag gelesen, der Operationsverstärker RC4558 ist gerne mal defekt. Den habe ich noch nicht ausgetauscht und müsste ihn erst bestellen. Das würde ja von der Schaltung her Sinn machen, da dieses IC zwischen dem Motor und nach Pitch- und Quarzsteuerung liegt, wenn ich nicht ganz verkehrt liege?

    Macht das Sinn? Sollte ich gleich noch weitere Ersatzteile mitbestellen wenn ich schon dabei bin, gibt es da noch mehrere Komponenten die gerne kaputt gehen könnten?


    Vielen Dank schon einmal! :)

  • Verdächtig könnte die Schaltung der Aufbereitung des Tachosignals sein. Das geht los mit dem Tachogenerator selbst, über C9011, 9012, T9005 und den Operationsverstärker. Der Tachogenerator liefert ein paar Millivolt. Wenn du ein Oszilloskop hast, schau dir an, was aus Pin 7 des OpAmp rauskommt (Rechteckschwingung mit 66,6 Hz bei korrekten 33,3 UPM, steigend mit steigender Drehzahl).

    Wenn du kein Oszilloskop hst, löte versuchsweise den Anschluss des Generators an Punkt 5 einmal ab. Verhält sich der Spieler jetzt genauso wie vorher?


    Gruss

    Richard

    _____________________________


    Alle haben gesagt: Das geht nicht!

    Da kam einer, der wusste das nicht, hats einfach gemacht und es ging immer noch nicht!

  • Hallo Richard,


    danke für die schnelle Hilfe!

    Lt. Manual bin ich auch schon auf C9011, C9012 und T9005 gestoßen. Diese habe bereits ausgelötet und gemessen, konnte aber nicht feststellen, dass diese Defekt sind.

    Den Operationsverstärker habe ich wie beschrieben noch nicht ausgetauscht, da ich diesen erst bestellen müsste (gibts aber anscheinend für ein paar Cent zu haben).

    Ein Oszi hab ich leider nicht (noch nicht) - wenn ich den Anschluss 5 abziehe, dreht sich der Motor gar nicht mehr.


    Gruß,

    Fabian

    Einmal editiert, zuletzt von Deibl1990 ()

  • Hallo Fabian,

    das deutet auf den ersten Blick darauf hin, dass aus dem Generator etwas herauskommt. Genau weiß man es aber erst nach einer Spannungsmessung an den Generatorklemmen.


    Was genau hast du gemacht wenn du schreibst, du hast die Teile ausgelötet und gemessen? Hast du einen Komponententester?


    Da der Fehler auch in Schalterstellung "Pitch" auftritt ist der Digitalteil in der oberen Hälfte des Schaltbilds m.E. nicht fehlerverdächtig.

    Fakt ist, die Regelung greift nicht. Ohne geeignete Meßmittel den Fehler zu finden ist schwer. Da läuft es für dich auf den Verdachtstausch von Bauteilen hinaus. Der Operationsverstärker wäre ein Kandidat, aber auch sämtliche Transistoren, Dioden und Elkos. Beim Austausch schrittweise vorgehen, und zwischendurch immer wieder prüfen.


    Gruss

    Richard

    _____________________________


    Alle haben gesagt: Das geht nicht!

    Da kam einer, der wusste das nicht, hats einfach gemacht und es ging immer noch nicht!

  • Hallo,


    Ich hatte einen 741er und einen 728er mit defekten op4558 unter dem Lötkolben. Das Fehlerbild war bei beiden aber identisch : Der Motor dreht nicht, die Quartz Lampe leuchtet jedoch. Dieses Fehlerbild wird hier im Forum auch mit einem defekten op4558 in Verbindung gebracht. Schaden wird der Wechsel nicht. Hoffentlich löst das Dein Problem.


    Viele Grüße,

    Michael

    Michael

    Bestand:
    Mehr Spieler als ich brauche. Aktuelle Lieblingsspieler: 1229 und 741.

  • Danke euch, ich habe mir jetzt auf jeden Fall mal so einen Satz Operationsverstärker bestellt - genau, wechseln schadet ja nicht :)


    Zur Frage von Richard: Ich habe so ein Multifunktionstester, mit dem kann man neben Widerständen, Dioden, Kondensatoren etc auch Transistoren testen. Im vorliegenden Fall wird dann gleich die Belegung der Pins ausgespuckt, obs ein PNP oder NPN ist, sowie der hFE-, Ube- und Ic-Wert.


    Ich versuchs die Tage dann mal mit dem OP-Verstärker. Bringt das nichts werde ich mal meinen Vater mit seinem Oszi besuchen ;)

  • So, ich habe nun die Ersatz-Operationsverstärker bekommen.

    Ein Austausch des RC4558 brachte leider keine Besserung.

    Selbst wenn ich das Bauteil gar nicht einbaue => Selbes Fehlerbild, er dreht zu hoch.

    Dann werde ich mich nun doch mal dran machen, die Kondensatoren nach und nach auszutauschen

  • Hi !

    So, ich habe nun die Ersatz-Operationsverstärker bekommen.

    Ein Austausch des RC4558 brachte leider keine Besserung.

    Selbst wenn ich das Bauteil gar nicht einbaue => Selbes Fehlerbild, er dreht zu hoch.

    Das ist klar, weil das Signal vom Tachogenerator fehlt.

    Solange das fehlt, befindet sich die Motorelektronik im Modus "Anlaufen mit stehendem Teller" und dreht die Maschine auf Volle Kraft vorwärts.


    http://www.hifi-archiv.info/Dual/627s/627-03.jpg


    Mittig im Bild links: G im Kreis ist die Spule des Tachogenerators. Mal das Kabel an Boardpin 5 abnehmen und zu Masse messen. Der DC-Widerstand der Spule liegt m.E.n. so um 20 Ohm. Der parallele Kondensator C9011 / 47µF und der Serienkondensator zum Op C9012 / 0.47µF sowie der 0.1µF Keramikkondi C9013 sind die heißesten Aspiranten für einen Fehler. Diese drei mal prüfen, ggf. tauschen und erneut versuchen. In 9 von 10 Fällen sind es die drei, die das Signal vom Tachogenerator töten und ds Prolem verursachen.

    Der 10. Fall ist eine tote Generatorspule oder ein Lötfehler der Kabel an den Pins 4 und 5.

    Und *dann* kommen Geschwindigkeitsschalter und Pitchpotis ins Spiel.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Peter,

    danke für die Rückmeldung und die hilfreichen Infos!

    Die Kondensatoren C9011 und C9012 habe ich bereits getauscht => erbrachte keine Besserung.

    Der Keramikkondi hab ich nicht getauscht, da ich hierfür aktuell kein Bauteil habe .. eine Messung erbrachte 166,5 nF.

    Der Widerstand von Pin5 gegen Masse liegt bei ca. 12 Ohm, sollte also passen denke ich.

    Dann evtl. die Generatorspule?

  • Hi !

    Der Widerstand von Pin5 gegen Masse liegt bei ca. 12 Ohm, sollte also passen denke ich.

    Dann evtl. die Generatorspule?

    Nee - das *ist* die Generatorspule.

    Solange die noch widerstandsseitig erfaßbar ist, ist sie heile. Das sind nur ein paar Lagen haarfeiner Drähte im unteren Teil des Motors, die ein drehzahlabhängiges Signal in der Größenordnung von ein paar Millivolt erzeugt. Mit dem Scope kann man sich das angucken oder mit Krokoklipsen an den Phonoeingang eines Verstärkers legen. Wenn man dann den Motor von Hand dreht, hört man einen zauberhaften Sinuston. Der erste Teil vom Op IC9005 dient nur zur Verstärkung dieses Signals. Der zweite Teil mischt das Signal aus dem Quarzgenerator passend mit dem Signal von den Drehzahlstellern bzw. der Einstellung vom Pitchpoti. Wenn da was nicht in Ordnung wäre *müßte* er zumindest auf einer Einstellung (Pitch on oder off) sauber laufen. Tut er aber anscheinend nicht, also dürfte das Problem "weiter hinten" in der Elektronik liegen.


    Da wäre jetzt ein Scope nützlich, daß man sich anguckt, was vom Quarzgenerator rauskommt, ob der zwischen 33 und 45 seine Ausgangsfrequenz umschaltet und wie die Signale über die beiden Flipflops in IC9003 laufen.


    :/

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ich habe nun das IC9003 getauscht (mein Vater hatte noch ein Ersatz).

    Auch mit dem Oszi haben wir alles durchgmessen, das war unserer Meinung nach In Ordnung, der Quarzgenerator geht einwandfrei.

    Was wir beobachtet haben ist, dass der Motor super gleichmäßg in der richtigen Geschwindigkeit dreht und sich auch regeln lässt. Legt man jedoch den Teller auf oder drückt mit dem Daumen auf die Achse, senkt sich diese etwas und der Motor dreht urplötzlich auf eine sehr schnelle Drehzahl hoch - keine Ahnung, ob das so sein soll.


    Komischerweise dreht der Motor auch, wenn T9009 raus ist (also T9010 über diesen gar nicht angesteuert wird)

    Einmal editiert, zuletzt von Deibl1990 ()

  • Da ist etwas faul, denn ohne Teller dreht der Motor nie gleichmäßig, sondern es findet immer ein starkes Beschleunigen mit anschließendem kurzen Abfall der Geschwindigkeit statt.

    Das wiederholt sich unendlich. Erst wenn der Teller drauf ist, dreht die Geschichte gleichmäßig mit der richtigen Geschwindigkeit.

    Die Massenträgheit des Tellers ist für eine korrekte Regelung essentiell wichtig.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Hi !

    Komischerweise dreht der Motor auch, wenn T9009 raus ist (also T9010 über diesen gar nicht angesteuert wird)

    *Das* ist in der Tat sehr seltsam.


    T9009 und T9010 bilden einen Darlington (Emitterfolger) und ohne den T9009 *darf* sich da nix tun.

    Der EDS500 (-501 oder -502) ist ein DC-Servo-Motor. Der dreht schon mit relativ wenig Strom, zumindest, wenn er mal angelaufen ist.

    Und ja: normalerweise läuft der ohne den Teller nur so ruckweise. Mal ein Stück schnell, bleibt fast wieder stehen, rennt wieder los. Richtig ruhig läuft der *nur* mit dem Teller drauf. Ich würde vermuten, daß der T9010 einen an der Waffel hat. Vielleicht der T9009 auch.

    Der BC239C läßt sich durch einen BC546C (oder BC548C) ersetzen, für den obskuren Industrie-Transistor NSD102 kann man einen BD139 verwenden, wenn man sich die Beinchen passend biegt, denn der hat ein etwas anderes Pinout. Als Vergleichstyp wird der BD415 genannt, aber der ist genauso rar, wie der NSD102.


    Für den BD415 gelten die Werte Ucb0 = 60V, Ic = 1 A, Ptot = 10W. Da geht der BD138 oder BD139, die mit 1.5A einen höheren Kollektorstrom vertragen und mit 12.5W maximal höher belastbar sind. Der Transistor regelt nix. Das ist nur ein Stromschalter. Der ist entweder an oder aus. Die Zeit, die der im Linearbetrieb verbringt, ist ziemlich klein. Belegung beim BD139 ist E-C-B, man muß also beim Einbau Basis und Kollektor vertauschen.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Danke für eure Hilfen!


    Das ist wirklich seltsam und wir sind heute Nachmittag auch nicht mehr weiter gekommen.


    Das hab ich auch so im Kopf, dass der Motor ruckweise sehr schnell hochdreht und schlagartig abbremst und das ganze dann immer wieder.


    Die Darlington-Schaltung haben wir auch erkannt und angefangen die Transistoren auszutauschen.

    Tausch des T9009 durch einen BC546 (war noch auf Lager) hat keine Besserung erbracht.

    Tauscht des T9010 durch einen passenden (welchen genau habe ich nicht mehr im Kopf, aber die Daten haben gepasst), hat ebenfalls keine Besserung erbracht, auch nicht der Tausch beider.

    Die Prüfung der "original"-Transistoren hat auch keine Fehler gebracht, die scheinen in Ordnung zu sein.


    Entweder ist das ein total doofer Fehler oder so offensichtlich dass wir es einfach übersehen :)


    VG Fabian

  • Hi Fabian !

    Entweder ist das ein total doofer Fehler oder so offensichtlich dass wir es einfach übersehen

    Da gibt es noch ein paar Elkos, die der Prüfung bedürfen:


    C9020 / 47µF der mit einem Reihenwiderstand parallel zum Motor sitzt. Wenn es den geschossen hat, läuft der meiste Motorstrom um den Motor herum und durch den 10-Ohm-Widerstand.


    C9019 / 0.68µF - vermutlich ein Tantali als Dämpfung im Basiskreis von T9009.


    Eventuell noch C9018 / 0.47µF, auch ein Tantali. Aber der versteckt sich hinter einem 470-Ohm Reihenwiderstand und wird erst im Pitchbetrieb so wirklich gefordert.


    Naja ... und dann ist da noch C9016 / 47µF, der im Rückkopplungskreis der zweiten Hälfte von IC9003 sitzt. Damit wird der wirkliche Stromimpuls des laufenden Motors ausgewertet und korrigiert damit den Wert, den der zweite OP aufdreht, um eine Drehzahl zu erreichen.

    Wenn die 47µF ROE-Mülltonnen oder goldgelbe Frakos mit Beschriftung oben auf dem Kopf sind, hast Du eine gute Chance, daß die alle im Dutt sind.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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