Hallo liebes Forum,
Ich hatte mich vor einigen Tagen schon kurz vorgestellt. Damals hatte ich überlegt einen leider ziemlich zerlegten 731 (ohne Zarge, Bedienteil, und Haube) zu kaufen. Ich hatte es sein lassen, weil ich Zweifel hatte, ob ich daraus mit halbwegs vernünftigen AUfwand wieder einen funktionierenden und auch schönen Dreher aufbauen könnte. Gestern habe ich dann wieder einen 731 gesehen, der mit Zarge und Haube vollständig war. Eigentlich ist es völlig unvernünftig für mich, mir überhaupt einen Plattenspieler zu holen, weil ich den doch so gut wie nie benutzen werde. Andererseits juckt es in den Fingern über Weihnachten etwas schönes zum Basteln zu haben und der Preis war meiner Meinung nach für einen noch nie gewarteten 731 günstig. Wie das ausgegangen ist, könnt ihr euch vermutlich denken...
Ich habe jetzt jedenfalls ganz zufällig einen 731 bei mir im Wohnzimmer stehen, den ich in Ordnung bringen will. Eine erste Durchsicht ergab folgendes:
- Äußerlich sieht er auf den ersten Blick fast aus wie neu. Die Haube hat keinen Kratzer. Keine Ahnung, wie das bei so einem alten Gerät möglich ist. Die Bedienelemente sind vom Anfassen etwas bräunlich angelaufen. Aber sonst ist die Optik tiptop.
- Die Starttaste lässt den Motor anlaufen und man hört auch den Zugmagneten. Bei der Stop- und Lifttaste tut sich aber nichts.
- Die Start- und Abschaltautomatik funktioniert nicht. Man hört die Mechanik im Innern leise arbeiten. Den Tonarm geht hoch, bewegt sich sonst aber nicht. Was das wohl sein könnte?
- Manueller Start ist möglich. Der Motor läuft sauber an. Es ist fast unglaublich, wie die Markierungen für das Stroboskop praktisch festgenagelt stehen bleiben und wie schnell er auf Touren kommt. Das sieht schon mal gut aus.
- Der Schalter für die Pitch-Einstellung ist wacklig und schaltet nur manchmal um. Die beiden Potis scheinen nicht richtig zu funktionieren. Der Geschwindigkeits-Umschalter oben auf dem Chassis funktioniert einwandfrei.
- Der Ausgang hat dünne Lakritzkabel und angespritzte Stecker, also vermutlich noch original. Die Stecker sind ziemlich oxidiert. Das Kabel ist etwas dreckig, ist aber zumindest nach grober Prüfung nicht gebrochen.
- Beim Anschluß an meinen Yammi kommt tatsächlich etwas Musik raus - und viel Brummen. Der linke Kanal ist etwas leiser als der Rechte. Beim Wackeln am Tonabnehmer hört das Brummen manchmal auf und manchmal wird der rechte Kanal leiser. Vermutlich sind die Kontakte oxidiert.
- Der Kopf für den Tonabnehmer sitzt nicht richtig auf dem Arm fest.
- Der Tonarm selber hat im Lager horizontal ein kleines, aber fühlbares Spiel. Vertikal gibt es kein Spiel.
- Die Plattentellerachse kann ich ein kleines Stückchen hochziehen.
- Beim Öffnen habe ich ein leises Geräuch aus dem Trafogehäuse gehört. Da ist irgendetwas lose.
- Die Unterseite vom Chassis sieht aus, als wäre nie jemand dran gewesen. Es ist nichts verbastelt. Das Fett an der Liftschiene fühlt eher klebrig als fettend an. Wie zu erwarten ist vom Steuerpimpel fast nichts mehr zu finden. Davon sind nur ein paar kleine braune Krümel übrig geblieben.
- Im Netzschalter sitz der übliche Knallfrosch von Rifa. Er sieht noch recht gut aus, nicht aufgebläht und keine Risse im Gehäuse.
- Beim Auseinandernehmen habe ich gesehen, dass die Frontblende einen Riss hat. Der Riss geht aus von der Gewindebuchse am Liftschalter und von da nach oben zum Rand der Blende. Die Gewindebuchse ist etwas herausgezogen. Dadurch kann sich der Liftschalter wegbiegen und der Lift wird nicht betätigt.
- Im Microschalter für die Stoptaste fehlt die kleine Schnappfeder. Das erklärt, warum die Stoptaste nichts mehr macht. Die Feder lag auch nicht in der Zarge. Ohne die Feder ist der Schalter hinüber und ich muss ihn austauschen.
- Die Start-Taste wirkt auf einen zusätzlichen Microschalter, der die Netzspannung schaltet. Ein zusätzlicher Netzschalter? Da wird doch wohl kein Knallfrosch dran sein? Und tatsächlich: Nach dem Öffnen der Abdeckung ist dort ein zweiter Knallfrosch, ebenfalls von Rifa und für sein Alter eigentlich gut erhalten.
- Der dicke Siebkondensator ist ein oranger ROE, laut Schaltplan 1.000µF/40V, laut Stückliste 470µF/40V. Das Ding ist auf der Platine natürlich so eingebaut, dass ich die Werte nicht ablesen kann. Der wird auf jeden Fall gewechselt. An die meisten anderen Elkos kommt man nicht gut dran. Laut Aufschrift sind die Hersteller ITT (schwarz) und NKL (graues Gehäuse).
Jetzt habe ich auch schon die ersten paar Fragen:
- Ist es normal, dass man die Plattentellerachse ein kleines Stückchen (geschätzt 0,5 bis 1mm) hochziehen kann oder ist da ein Lager nicht mehr in Ordnung?
- Gleich Frage für das Tonarmlager: Ist da ein kleines horizontales Spiel zulässig (geschätzt Größenordnung 0,1 mm)?
- Womit kann ich die Frontblende am besten kleben? Welcher Kunststoff ist das?
- Muss ich die Elektrolytkondensatoren von ITT und NKL wechseln oder können die drin bleiben?
- Sollte ich das Cinch-Kabel wechseln? Das sieht nicht mehr gut aus, scheint aber sonst noch ok zu sein. Die Stecker sind sowieso reichlich oxidiert. Was ist empfehlenswert? Möglichst vom großen R, weil ich da auch die anderen Teile bestellen wollte.
Ich glaube, jetzt habe ich euch fürs erste genug belästigt. In den nächsten Tagen geht es, je nachdem, wie viel Zeit ich finde, in kleinen Stückchen weiter.
Viele Grüße,
Horst