Neuling mit 714Q-Dreher

  • Hallo zusammen,



    wie im Vorstellungsthread bereits gesagt, habe ich vor ein paar Tagen einen Dual 714Q ergattert. :thumbup:


    Der Dreher scheint ganz gut in Schuss zu sein.
    Habe das Auflagegewicht nach Bedienungsanleitung kontrolliert bzw. eingestellt, den Dreher eingestöpselt und los gings...
    Ich möchte ihn zumindest für die erste Zeit im aktuellen Zustand belassen und mich währenddessen mit dem System vertraut machen.


    Daher habe ich einige (wohl typische) Anfängerfragen:


    1. Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen ob der Spieler schon einmal gewartet oder überprüft wurde.
    Für die nähere Zukunft möchte ich mir daher eine "ToDo-Liste" anlegen.
    Könnt Ihr mir Tipps geben welche Punkte ich überprüfen, tauschen, reinigen, usw. muss?
    Die Entstörkondensatoren habe ich schon bestellt und werde sie tauschen sobald ich die neuen habe.

    2. Der Original-Tonabnehmer ist noch verbaut (ULM60E) und ich besitze kein 1/2"-Umrüstkit.
    Darum möchte ich den aktuellen TA erst einmal weiter verwenden.
    Macht es Sinn den kompletten TA zu tauschen (wegen des Alters) oder sollte nur die Nadel ersetzt werden?

    3. Falls gewechselt werden muss, welcher TA bzw. welche Nadel kann verwendet werden?
    (Die ursprüngliche Dual DN160E-Nadel konnte ich leider als Original bei keinem Anbieter finden)
    Kann man ohne (oder nur mit kleinem) Qualitätsverlust auf die Dual DN155E-Nadel wechseln?
    Wenn nicht, was wäre die Alternative?

    Wäre super wenn Ihr ein paar Tipps auf Lager hättet!
    Ich habe über die Suchfunktion schon das ein oder andere gefunden, weiß aber nicht ob ich alle Punkte erwischt habe.
    Falls ich einen Thread übersehen habe der das Thema schon behandelt würde ich mich freuen wenn Ihr kurz einen Link dazu posten könntet.



    Freue mich schon auf viele Rückmeldungen und die anstehende Bastelei! :D


    Viele Grüße,
    Heiko

  • Nabend,
    ich würde das Frontpanel noch abnehmen und die dahinter liegende Elektronik,Mechanik etwas reinigen. Allgemein im Dreher an der Mechanik verharztes fett entfernen und neu fetten. Viel mehr war da glaube ich nicht aber da werd ich sonst bestimmt noch korrigiert falls ich was wichtiges vergessen hab. Die Trafo schrauben vielleicht noch auf festen Sitz kontrollieren.
    Das Originale Ulm60E spielt schon wunderbar auf. Mit ner frischen 155'er Nadel,die man für ca 65€ erhält, wird man glücklich und der Unterschied zur 160'er ist minimal gering wie ich finde. Ich habe zwei 731'er mit beiden Nadeln. Der Unterschied ist nicht der Rede wert wenn er denn überhaupt hörbar ist.
    Habe auch einen 1/2 zoll Adapter aber nie das Bedürfniss gehabt was anderes drunter zu schnallen. Hier läuft noch nen 721 mit Shure V15lll und nen 704 mit Goldring 2200 drauf. Das Ulm spielt am schönsten in meinen Ohren und ist mein Dauerläufer. Ist aber auch nur mein subjektives Empfinden und spiegelt sicherlich nicht die Meinung und Ohren andere wieder.
    Freundlichen Gruß, Christian

    Dual 731q,Dual 704/Goldring2200,Dual 721/Shure V15lll, Onkyo Integra A8650,Onkyo TX-SR607 7.2, Denon PRA-1200,Denon POA-2200,Elac 101,Elac 105, I.Q.4280 Limited Edition, Fischer&Fischer SL300

  • Hi Heiko !


    Willkommen im kunterbunten Wunderland der Dualisten ... :D

    Habe das Auflagegewicht nach Bedienungsanleitung kontrolliert bzw. eingestellt, den Dreher eingestöpselt und los gings...
    Ich möchte ihn zumindest für die erste Zeit im aktuellen Zustand belassen und mich währenddessen mit dem System vertraut machen.

    Armbalance ist bei jedem Dreher wichtig, genauso, wie die richtige Auflagekraft / Antiskating.


    Es wäre auch meine Empfehlung gewesen, das Teil erstmal laufen zu lassen. Die Entstörkondis hast Du bestellt und wenn die ausgetauscht sind, denke ich mal, ist bei einem 714Q erstmal nicht viel zu machen. Wenn das schon vorher kein reines "Standgerät" war, sondern zyklisch immer mal gelaufen ist, halten sich die Versottungseffekte in Grenzen. Der Direktantrieb ist nicht für großartige Probleme bekannt. Die Elektronik altert ulkigerweise schneller und tiefgreifender, wenn das Gerät nicht genutzt wird.


    Bei einem "Dachbodenfund", einem Kellerkind oder einem im Wohnzimmer verstaubten und vergessenen Exemplar mußt Du davon ausgehen, daß über kurz oder lang Kontaktprobleme, defekte Chinchstecker oder am Ende ihrer Lebensdauer angekommene Kondensatoren in den Fokus rutschen. Wenn die Chinche noch die alten, schwarz und weißen, komplett vergossenen Exemplare sind: tauschen. Die machen schnell Ärger, weil das Kabel innen drin abgammelt und bricht.



    2. Der Original-Tonabnehmer ist noch verbaut (ULM60E) und ich besitze kein 1/2"-Umrüstkit.
    Darum möchte ich den aktuellen TA erst einmal weiter verwenden.
    Macht es Sinn den kompletten TA zu tauschen (wegen des Alters) oder sollte nur die Nadel ersetzt werden?

    Das Gerät ist konzeptionell ein ULM.
    Mit dem 1/2"-Adapter wird die Grundidee zum großen Teil unterlaufen und die Vorzüge zunichte gemacht. Der Adapter ist eine Notlösung / Ausweg für die Traditionalisten gewesen, die unbedingt andere Systeme drunterpacken wollten, aber so richtig Sinn macht das nicht. Man hat an dem 1mm dünneren Armrohr (als bei den "Klassischen" Duals) vorne ein schwereres System und hinten ein schwerer gemachtes Auflagegewicht dranhängen.
    Es ist von der Physik her schon einleuchtend, daß das wenig sinnvoll ist.


    Das Problem ist nur: die Systeme sind alt, die Nadeln auch und sie werden langsam selten. 60E Originalnadeln werden zu unverschämten Preisen gehandelt, die Nachbauten kommen aus meiner Erfahrung *bei weitem* nicht an die Klangqualität der Originale heran.


    Als gangbare Alternative böte sich ein Ortofon OMB an, was man mit einer "Adapterplatte" an den ULM-Arm kriegt und was mit einer höherwertigen Nadel (20 oder 30) *ungefähr* in die Richtung geht, die mit dem ULM 60E vorgegeben ist.
    Ich habe nur ein paar ULM-Dreher, wovon der 731Q vor dem 728Q "der Beste" ist, dann gibt es noch einen 622, 606, zwei 522 und einen 620Q, der zwar einen Kopf mit 1/2" Löchern hat, technisch aber ein reinrassiger ULM ist. Der 731Q hat auch das ULM60E drunter und ich habe mir die Nadel mal unter dem Mikroskop beguckt und befunden, daß die noch eine ganze Zeit überstehen wird, zumal das Gerät auch wenig genutzt wird.


    Am besten ist wohl, sich erstmal in den Dreher, so wie er jetzt ist, "einzuhören". Der Appetit kommt beim Essen, sagt man. Da geht der Trend (in diesem Forum zumindest) deutlich in die Richtung Zweit- und Dritt-Dreher und wenn man soweit ist, hat man Dualitis. Das ist wie Drogensucht, nur ohne Spritzen, obwohl man in gewisser Weise auch "an der Nadel hängt". Wenn man Geräte erstmal wirklich *sammelt* ist alles zu spät. Dann kann einem keiner mehr helfen. Dafür hat man dann die Möglichkeit, technisch völlig unterschiedliche Geräte nach Lust und Laune zu hören, mit den Tonabnehmern hin und her zu tauschen und nach dem Erscheinungsdatum der Platte einen zeitgemäßen Dreher (oder eine komplette Anlage) am Start zu haben.



    Eine meiner "Lager-Anlagen": links der 704 mit Shure V15-III von 1977, rechts der 1009 von 1963 mit Shure M44G.
    Der 1009 hat eine eigene Röhren-Vorstufe, beide hängen am CV1600 und der an zwei CL470 bzw. zwei Heco Professional P5302SL.



    3. Falls gewechselt werden muss, welcher TA bzw. welche Nadel kann verwendet werden?
    (Die ursprüngliche Dual DN160E-Nadel konnte ich leider als Original bei keinem Anbieter finden)
    Kann man ohne (oder nur mit kleinem) Qualitätsverlust auf die Dual DN155E-Nadel wechseln?
    Wenn nicht, was wäre die Alternative?

    Das 60E läuft mit 1.0p empfohlen, das 55E mit 1.5p, die Nachgiebigkeit beim 60E ist eine Kleinigkeit höher, ebenso die obere Grenzfrequenz. Da der Nadelschliff bei beiden "Standard-Elliptisch" 6 x 18µ ist, denke ich nicht, daß man das wirklich sofort raushört. Das käme auf das technisch / akustische Umfeld an und inwiefern man auf sowas trainiert ist, wie "musikalisch" das eigene Gehör ist. Bei einem Durchschnittsverstärker an Durchschnittsboxen und mit Platten aus dem Standard-Repertoire betrieben, dürfte kein deutlicher Unterschied feststellbar sein. Insbesondere Multimedia (AV) Receiver mit hochintegrierten Sound-Prozessoren und Endstufen in Class-H-Technik, die für die Wiedergabe von Surround / Dolby / Fernsehprogrammen optimert gebaut wurden, sind mit den alten analogen Plattenspielern und ihren auf eine Art sehr komplexen Systemen überfordert und geben oft nur drittklassigen Klang raus.


    Da habe ich im Moment einen Technics AV-Receiver auf dem Tisch, der defekt als Auftragsarbeit reinkam. Der Phono-Eingang ist technisch auf dem Niveau der Mitt-70er (ein Doppel-OpAmp), die Endstufe sind zwei fette Hybride in Class-H. Das Ding macht 2 x 100W (für Front) an 6 Ohm nach DIN bzw. 2 x 85W an 6 Ohm nach IHF. Der Klang ist ... enttäuschend. Matt, ohne richtige Konturen, mittenbetont trotz abgeschaltetem Dolby und Effektkrempel und es fehlt der Bumms in den Tiefen. Das kann jeder alte Krachkasten aus den 70er / 80ern besser und der bringt dann vielleicht gerade mal 2 x 50W an die Boxen.


    Also wäre der Rat vielleicht, erstmal zu gucken, bzw. zu hören, was mit dem jetzigen Equipment geht und *dort* noch Verbesserungen vorzunehmen. Der 714Q ist eine gute Grundlage, schon so, wie er jetzt ist. Aber er entstammt einer ganz anderen Zeit, mit anderen Hörgewohnheiten und anderen technischen Grundbedingungen. Das muß man dabei berücksichtigen.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hey Christian und Peter!



    Danke für die vielen und guten Tipps!
    Das werde ich alles in meine Liste aufnehmen.
    Es beruhigt mich dass der Dreher aus Eurer Sicht schon ein guter Start in Vinylbusiness ist.



    Vor der Dualitis habe ich allerdings schon ein bisschen Angst =O
    Je mehr man sich mit der Materie beschäftigt, desto interessanter wird die Sache.
    Könnte mir jetzt schon gut vorstellen den ein oder anderen Dreher anzuschaffen um etwas mehr "Auswahl" zu haben :saint::whistling:


    Den Punkt "altes Fett entfernen" werde ich im Zuge des Knallfrosch-Tauschs angehen.
    Habt Ihr noch eine Empfehlung welches Fett dafür zu verwenden ist?
    Ich denke da kann man ja nicht jedes X-Beliebige nehmen.


    Denkt Ihr dass es Sinn macht die Kontakte vorsorglich zu säubern und mit Kontaktspry zu behandeln wenn das Gerät schon mal offen ist?
    Oder sollte das eher vermieden werden solange noch kein Grund dazu besteht?


    Bezüglich dem aktuellen Equipment habe ich leider noch ein klares defizit.
    Da mich der Dreher eher unerwartet "erreicht" hat, habe ich keinen entsprechenden Verstärker bzw. keine guten Stereo-Boxen.


    Aktuell habe ich einen vielversprechenden Dual CV1400 in Aussicht den ich günstig bekommen könnte.
    Der sollte ja rein Zeitlich (und auch Designtechnisch) ganz gut mit dem 714Q harmonieren.


    Bezüglich der Boxen werde ich die Bucht und das Forum im Auge behalten.
    Da wird sich hoffentlich in der nächsten Zeit etwas ergeben ;)


    Wünsche Euch ein schönes Wochenende!
    Grüße,
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    Das ist ein toller Dreher! Ich habe den automatischen Bruder davon als Hauptspieler.


    Als "Fett" solltest du definitiv Technische Vaseline, 10W40 Motoröl und ein wenig Nähmaschinenöl vorhalten. SIlikönöl nur wenn dein Tonarm zu fix herunterplumst. Kauf dir einen Glasfaserstift und reinige damit schwarz gewordene Kontakte. Bloss nicht das viel zu scharfe Kontaktspray.


    Ob du den CV1400 wirklich nehmen solltest, solltest du dir überlegen. Schnell denkt man sich: Ach hätte ich doch den 1600 oder gleich 1700 genommen. Dann hast du das Teilchen da stehen und musst es erstmal wieder loswerden. Voll Funktionsfähig sind die meist auch nicht. Dann musst du ihn erstmal revidieren lassen und das kostet auch gleich Geld. Dann lieber in den Wunschamp. Glaube mir das sind Erfahrungswerte aus erster Hand :D


    Gruß
    Veysel, mit Dualitis betroffener

    Zuviel Geraffel :D

  • Als gangbare Alternative böte sich ein Ortofon OMB an, was man mit einer "Adapterplatte" an den ULM-Arm kriegt und was mit einer höherwertigen Nadel (20 oder 30) *ungefähr* in die Richtung geht, die mit dem ULM 60E vorgegeben ist.

    Schön wäre es - aber die bauen etwas zu hoch, obwohl (oder gerade weil...) die OM-Systeme direkt von den Ortofon-ULMs abstammen. Somit dürfte der Spurfehlwinkel nicht ganz hinhauen, die Nadel ist zu weit nach hinten geneigt.


    Ein Acutex 412 würde sich anbieten, das baut nicht ganz so hoch, hat aber ein "lowest possible mass" im Namen. Das Acutex kann man für z.Z. 69€+Porto aus Italien beziehen - ein echtes Schnäppchen. Mein 415 wollte ich schon längst mal am 626...
    Ist halt auch ein "NOS"-System, für da man früher oder später (ich würde sagen: ehr früher...) keine Nadeln mehr bekommt.


    Was geht noch? Eine Digitrac (Ortofon-USA Vertrieb) 300 beziehen und an der Nadel die Kodiernase wegschnitzen.
    Experimente mit OM-Nadeln sollen zwar möglich sein, aber recht wackelig am Tonabnehmer sitzen.


    Man kann auch eine DN155E oder DN152E kaufen und damit noch eine Weile Platten hören, und sich dann in 2-3 Jahren Gedanken machen...(täglichen LP-Konsum vorausgesetzt - ansonsten hält es entspr. länger).

    Mit bestem Gruß - Stefan


    meine Dreher und sonstiges Hifi-Geraffel: im Profil

  • Guten Morgen,


    vom Acutex rate ich ab, das Ding spielt in den Höhen recht unsauber (ich hatte mehrere Exemplare auf verschiedenen Drehern probiert).


    Für den Anfang würde ich eine originale DN152E nehmen, die gibts neu zwischen 30 und 40 Euro und ist klanglich von einer 155 oder 160 kaum zu unterscheiden. Zu diesem Thema gab es schon Berichte von "Blindverkostungen" hier im Board, bei denen kein Unterschied zu hören war. Dies entspricht auch meiner Erfahrung. :thumbup:

    2x Dual 714Q silber, Dual-Leuchtwürfel

    Technics SL-Q2 silber
    Technics SL 1300 ist eh silber
    Ansonsten Onkyo, Yamaha und Suzuki SV1000N, alles silber ;)

  • Hi,

    Es beruhigt mich dass der Dreher aus Eurer Sicht schon ein guter Start in Vinylbusiness ist.

    Er ist mehr als nur ein guter Einstieg. Evtl. findet sich in der Dual-Welt ein Gerät das einem besser gefällt. Aber technisch besser ist kaum mehr einer. Sofern man nicht so bekloppt ist wie wir hier und wirklich nur ein Gerät möchte braucht kein anderes Gerät. Bei mir ist er einer der drei Hauptdreher auf die ich mich mittlerweile beschränke.

    Den Punkt "altes Fett entfernen" werde ich im Zuge des Knallfrosch-Tauschs angehen.
    Habt Ihr noch eine Empfehlung welches Fett dafür zu verwenden ist?
    Ich denke da kann man ja nicht jedes X-Beliebige nehmen.

    Mach Dir keinen Streß, am 714 ist kaum Automatik und zum Verharzen neigen die auch nicht. Wenn es irgendwo knarzt reicht Vaseline. Das Fett sollte halte säure- und harzfrei sein. Da man hier weder Teller noch Motorlager so ohne weiteres zum Schmieren erreicht ist das Thema Öl weitesgehend uninteressant.

    Für den Anfang würde ich eine originale DN152E nehmen, die gibts neu zwischen 30 und 40 Euro und ist klanglich von einer 155 oder 160 kaum zu unterscheiden.

    Sehe ich genauso.

    VG

    Kai








Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.