HS35 - Verstärker brummt

  • Niemals hätte ich gedacht, daß die Anlage überhaupt noch läuft, als ich sie zum ersten mal gesehen habe. Aber sie funktioniert, und auch die Potis habe ich mittlerweile halbwegs ruhig bekommen.


    Das Einzige, was mich nicht zufrieden stellt, ist das starke Begleit-Brummen: es kommt auf beiden Kanälen, über alle Quellen und mit höherer Lautstärke auch immer lauter.


    Gemäß dem, was ich hier im Forum zu derartigen alten Anlage gefunden habe und gemäß dem, was ich dabei verstanden habe, bin ich zu dem Schluß gekommen, es könnte hilfreich sein, die Kondensatoren zu wechseln, die für eine stabile Spannungsversorgung verantwortlich sind.


    Also habe ich mir mal den m.E. in Frage kommenden Teil des Schaltplans angeschaut (Bild1) und als mögliche Kandidaten C25, C26 sowie C23 und C24 ausgemacht. Ohne die Sache richtig zu verstehen allerdings...


    Der C25 ist ist ein großer Blechpott (Bild 3) mit 5000 mf und 40 Volt Belastbarkeit. So etwas habe ich natürlich hier nicht rumliegen, aber nachdem ich mir etwas zur Parallel- oder Serienschaltung von Kondensatoren durchgelesen habe, vermute ich, daß ich ihn zumindest probeweise durch zwei Elkos, die ich aus einer mittlerweile aufgegebenen RPC300 entnehmen kann, nämlich zwei 10000mf mit 30 Volt ersetzen kann, wenn ich diese in Reihe schalte (halbe Kapazität, aber höhere Spannungsbelastung). Ist das ok, oder habe ich da einen Denkfehler? Alternativ hätte ich eine Parallelschaltung von 5 *1000mf/63V im Angebot...


    Den C26 habe ich auch gefunden, und zwar direkt am Trafo (Bild4). Macht es Sinn, den zu tauschen? Ich würe einfach einen 0,049 aus meinem Plattenspieler-Vorrat nehmen).


    Die C23/C24 0,022mf sind vergleichsweise klein und befinden sich auf der Platine (Bild2) rechts und links neben den B40/C1400-Bauteil. Sie sehen nicht sonderlich gut aus (haben Risse), aber ich habe keine Ahnung, ob diese beiden kleinen Folienkondesatoren überhaupt Einfluß auf's Brummen habe können. Und falls ich sie ersetze, kann ich 0,047-er einbauen?


    Viele Fragen, ich weiß - und vielleicht sollte ich mir auch mal irgendwie ein wenig Grundlagenwissen aneigenen. Aber bei den Plattenspielern habe ich gelernt, daß es manchmal ganz einfache Lösungen für scheinbar unüberwindliche Probleme gibt. Kann mir jemand ein paar Tips geben?


    Gruß
    Kurt

  • Hi Kurt !


    Bevor Du an "die großen Pötte" gehst: auf den Bildern sind einige der gefürchteten "ROE"-Zylinder in hellgrau zu sehen.
    Die würde ich schon mal ganz pauschal wechseln. Es ist zwar immer verwerflich, was zu ersetzen, was nicht kaputt ist, aber mit den Dingern habe ich (und einige andere auch schon) derartig viel Spuk erlebt, daß es besser ist, die zu tauschen.
    Früher oder später *machen* die Ärger.


    http://dual.pytalhost.eu/hs35s/hs35-03.jpg


    Dann würde ich mal C2 und C8 im Vorverstärkerteil sowie C17 auf dem Endverstärker prüfen.
    Wenn die im sterben liegen, hast Du dort eine prima Brummquelle.


    Die beiden 22nF Folienkondensatoren am Gleichrichter sind -eigentlich- ein Relikt aus den Tagen der Röhrengeräte. Sowas macht heute eigentlich niemand mehr. Wenn die Gehäuse rissig sind, besteht die Möglichkeit, daß der innere Widerstand sehr niedrig geworden ist und sie für die Wechselspannung durchlässiger geworden sind, wie die Ingenieure sich das gedacht haben. Ich würde die erstmal nur rauslöten.


    Den 5000er Elko kannst Du testweise ja mal durch die beiden in Reihe geschalteten 10.000er aus der Grundig ersetzen. Ich glaube aber nicht, daß der wirklich hin ist und daß das an dem Brummen was ändert. Ich habe es bisher noch nicht erlebt, daß die Dinger mal kaputt waren.
    Anders sieht das bei den beiden blauen Elkos C21 aus. Das sind die Ausgangselkos und die werden durch die "Dauer-Bedröhnung" mit dem Ausgangssignal der Endstufen über die Jahre weichgekloppt. Da solltest Du Dich vielleicht schon mal nach einem Ersatz umgucken. Das müßten 1000µF / 25V sein. Höhere Spannung geht immer, 25V ist auch nicht mehr im Fokus, 30 oder 40V sollten verfügbar sein, ggf. auch als axiale Typen.


    C26 ist der Entstörkondensator. Dieser ist ein Teerkondensator, den viele Leute ebenfalls ungeprüft rauswerfen. Manche sogar ersatzlos. Man kann darüber streiten oder diskutieren: ich habe bisher mit *diesem* Typ noch nie Ärger gehabt und ich habe einen Flohzirkus von alten Kisten. Wenn ich den ersetzen würde, dann nur durch einen "X2" Typen mit 275V Wechselspannungsfestigkeit und -in dem Fall- 47nF (0.047µF). Was Probleme aufwirft, da die zum Einlöten sind, dieses aber ein "Kabelkondensator" mit Anschlußdrähten ist. Da muß man sehr sorgfältig mit isolierten Drähten arbeiten und den ganzen Kondi notfalls in Schrumpfschlauch packen, damit es keine Isolationsprobleme gibt.


    Auch diese Anlage läßt sich an der Trafoplatine von 110/220V auf 130/240V umlöten. Das Schema ist auf dem Trafo aufgedruckt und Du mußt dazu einen Anschluß umlöten. Dazu muß der Kladderadatsch mit dem grünen und dem braunen Draht und dem einen Kondidraht von derzeit Öse [2] auf die jetzt freie Lötöse [1] nach rechts umgesetzt werden. Dann ist das Gerät für 240V eingestellt.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Vielen, vielen Dank, Peter, für Deine ausführlichen Hinweise - das, was Du mir mitgeteilt hast, sind genau die Dinge, die ich wissen wollte. :thumbup:


    Es bieten sich nun eine ganze Reihe Ansatzpunkte, und ich bin sogar ein wenig begierig darauf, die Sache anzupacken. Die beiden blauen gefielen mir auch nicht, aber ich konnte nicht richtig lesen, welche Werte sie haben und daher nichts damit anfangen.


    Ich melde mich wieder, wenn ich weitergekommen bin - jetzt wird erstmal gefrühstückt.


    Gruß
    Kurt

  • Hallo Peter,


    die "aufgetragenen" Arbeiten habe ich noch nicht alle erledigt, aber bereits mit dem ersten Schritt einen beachtlichen Teilerfolg erzielt.


    Zuerst Spannung umgelötet - funktioniert - und ist jetzt wohl schonender für die Bauteile.


    Gewechselt habe ich dann auf der Platine für den Endverstärker die beiden blauen 1000mf-Ausgangselkos, den 250mf in der Mitte (ich hatte nur einen 220-iger, aber der tut es auch) und die beiden ROE-Zylinder ersetzt. Die dicken Sachen "quick and dirty" von oben draufgelötet - nicht schön, aber funktioniert (Bild1)


    Bereits diese Maßnahmen hatten ein erfreuliches Resultat, weil ich jetzt die Lautstärke ohne verstärktes Brummen aufdrehen kann. Damit ist eigentlich mein Ziel erreicht, denn ich kann nun ohne Störgeräusche meinen kleinen MP3-Player beim Basteln über die Anlage eine Zufallswiedergabe abspielen lassen (dazu muß ich die Lautstärke auf mindestens 80% hochdreghen).


    Was jedoch bleibt, ist ein (erträgliches) Basisbrummen, auch bei komplett zugedrehter Lautstärke. Ob ich das wohl noch wegbekomme, wenn ich die restlichen Arbeiten erledigen (C8 500mf/25 und C2 100mf/35 sowie die ROE-Becher auf der Vorverstärker-Platine)?


    Ich bin bisher noch nicht an diese Platine (sieht man auf Bild2 im Hintergrund) rangegangen, da ich hierfür auf jeden Fall die ganzen mühselig justierten Drehknöpfe wieder abmontieren muß, und auf den ersten Blick auch nicht erkennen kann, wie ich von unten an die Platine herankomme. Scheinbar kann man da die Chassis-Teile noch weiter auseinanderschrauben...


    Sowieso aber erinnere ich mich, in meiner Jugendzeit mal eine ähnliche Anlage gehabt zu haben, und die hatte eigentlich auch immer, auch als sie noch neu war, ein gewisses Basisbrummen. Vielleicht kommt das ja doch eher vom Trafo und ist bauartbedingt?


    Jedenfalls habe ich die HS nun erstmal wieder zusammengebaut und bin mit dem bisherigen Erfolg zufrieden. Später werde ich ihr mal einen besseren Plattenspieler gönnen (im Moment steckt ein 1214 mit Shure75 drin). Und dann gehe ich, sofern eine berechtigte Hoffnung besteht, auf diesem Wege auch noch das Basisbrummen wegzubekommen, mal an die Vorverstärker-Platine mit C8 und C2 ran.


    Vielen, vielen Dank erstmal,
    Kurt

  • Über Ostern habe ich endlich die Zeit gefunden, mich der Anlage noch einmal zu widmen und die Restarbeiten zu erledigen (C8 500mf/25 und C2 100mf/35 sowie die ROE-Becher auf der Vorverstärker-Platine).


    Und siehe da: die Ferndiagnose aus dem Lipperland (nochmals Danke, Peter) war ein absoluter Treffer, denn nun ist auch das Restbrummen weg. Niemals hätte ich gedacht, daß ich mit der alten Anlage einen so sauberen Klang hinbekomme. Natürlich ist sie leistungsschwach und man kann keine Fabrikhalle damit beschallen, aber in meiner kleinen Bastel-Ecke läuft sie nun fast täglich.


    Als Plattenspieler habe ich ihr einen 1237a mit Shure75 spendiert. Das ist zwar nicht ganz originalgetreu, aber in meinen Augen die beste Lösung, da ich nicht wirklich auf die Reibradler und ihre (häufigen) Nebengeräusche stehe.


    Beigefügt ein Bild.


    Gruß
    Kurt

  • Hi Kurt !

    Und siehe da: die Ferndiagnose aus dem Lipperland (nochmals Danke, Peter) war ein absoluter Treffer, denn nun ist auch das Restbrummen weg. Niemals hätte ich gedacht, daß ich mit der alten Anlage einen so sauberen Klang hinbekomme. Natürlich ist sie leistungsschwach und man kann keine Fabrikhalle damit beschallen, aber in meiner kleinen Bastel-Ecke läuft sie nun fast täglich.

    Siehste mal, wozu so ein paar Tage Auszeit nützlich sein können ... :thumbup:


    Als Plattenspieler habe ich ihr einen 1237a mit Shure75 spendiert. Das ist zwar nicht ganz originalgetreu, aber in meinen Augen die beste Lösung, da ich nicht wirklich auf die Reibradler und ihre (häufigen) Nebengeräusche stehe.


    Erlaubt ist, was Spaß macht. Und genommen wird, was gerade da ist. Die Kombi HS35-Chassis mit 1237 und M75 klingt für mich konsequent und in sich schlüssig. Das M75 ist ein recht lautes System, was schon mal einen ordentlichen Pegel liefert. Es ist robust und man kann ruhig mal die ganz alten Scheiben von ganz hinten mal rausholen und nochmal durchhören. Der 1237 ist eine gute Basis und an und für sich unproblematisch, solange alle Plastikteile noch dran sind ... Die Archillesferse ist die Führung der Liftschiene und der biegeempfindliche Hebel der Start und Stop an die Mechanik und das Kurvenrad weiterreicht.
    Doch - das war eine gute und plausible Wahl. Glückwunsch !


    Beigefügt ein Bild.


    Schick. Das Gehäuse, Front und Knöpfe sehen aus wie frisch. Ein Schmuckstück.
    Was hast Du für Boxen dran ?


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.


  • Gratuliere!
    Ich hab bei meiner HS 50 (dürfte der gleiche Amp sein) die Kur neulich auch gemacht. Hatte noch mehr Probleme die ich nach und nach auch alle in den Griff bekommen hab. Mittlwerweile sind praktisch alle Elkos gewechselt. Allerdings ist bei mir das Brummen leider nicht verschwunden. Da muss ich bei Gelegenheit nochmal ran :rolleyes: .


    VG
    Kai

    VG

    Kai








  • Hi Kurt !

    Boxen z.Z. Dual CL 45-1 mit 45 Watt/8 Ohm.

    Lautstärkeseitig ließe sich mit 4-Ohm-Boxen noch was rausholen, aber das macht für eine Bastelecke nicht wirklich Sinn.
    Klanglich dürften die kleinen Dreiweger für den Zweck nicht schlecht sein. Das ist zwar "nur" eine Kompaktbox mit Konus-Lautsprechern, aber wahrscheinlich war das Paar gerade greifbar und disponibel ... und da gilt auch das alte Motto, daß man nimmt, was da ist.


    Okay - wenn Du zufrieden bist, ist das Ziel doch erreicht.
    Sozusagen eine Punktlandung nach ein paar Umkreisungen in der Warteschleife. :)


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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