Kombinierter Federaufzugs-Elektro-Antrieb "Dual-Motor": Defektes Bauteil

  • Hallo,


    ich will in einem Electrola-Koffergrammophon, Baujahr ca. 1936, den Antrieb instandsetzen. Bei diesem Gerät ist der Dual Elektro-Feder-Motor mit 27-mm-Einfach-Federantrieb und elektrischem Antrieb verbaut. Der Läufer des Motors bildet dabei gleichzeitig die Achse des Geschwindigkeitsreglers. Mechanisch ist der Motor bis auf Verschmutzung i.O.. Ich denke, daß ich die Mechanik soweit instandsetzen kann. Problematisch ist die Elektrik: Der Motor hat 2 Klemmen, an die die Netzspannung angeschlossen wird. Parallel zu den Klemmen für die Netzspannung (über Hebel wählbar) war offenbar ein Kondensator geschaltet, dieser überhitzte jedoch wahrscheinlich, die Anschlußdrähte haben sich gelöst, auf dem Mittelteil ist nur noch die Angabe "0,000XXX cm" zu erkennen. Des weiteren gehen von den Klemmen 4 Leiter in ein weiteres, seitlich am Motor angebrachtes Bauteil. Meine Frage jetzt:


    - Welchen Kondensator oder welches andere Bauteil muß ich an den Klemmen ergänzen? Welche Daten (Kapazität, Spannung, Temperaturbeständigkeit) muß es haben?


    - Welche Funktion hat das Bauteil mit den 4 Anschlussdrähten und dem Metallgehäuse? Wie kann ich überprüfen, ob es noch i.O. ist?


    Der Spannungswähler, der über einen Drehhebel in den Innenraum des Motors ragt, scheint i.O., ebenfalls die Stator- und Rotorwicklung.


    Wer weiß dazu näheres?

  • Hall Aufziehmotor,


    wie wäre es mal mit Bildern? So kann man sich das recht schwer vorstellen...


    Knallfrosch

    Wer will sucht Wege. Wer nicht will sucht Erklärungen.
    Hungarian Proverb: It is not enough to be impolite, you must be wrong, too.


    Dual 505-3, 601, 701, 704, 721, 741, 1019, 1219, 1229, 1249, 5000... Thorens TD 224, Toshiba SR-510 u.a.
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  • Ja, Bilders fände ich auch ganz schön.
    Ich äußere hiermit schon mal die Vermutung, dass der mit cm gekennzeichnete Kondensator parallel zu den Motorklemmen ein Entstörglied ist. Hier macht man nichts verkehrt, wenn man einen X-Entstörkondensator mit 22 bis 47 nF einbaut. Obwohl die Angabe "0,000xxx cm" irritiert. Normalerweise müsste das eher "xxxxx cm" heißen, denn eine Kapazität von 1 cm im Gaußschen Einheitensystem entspricht ca. 1,1 pF im SI-Einheitensystem. Also ein alter Kondensator von 500 cm hätte nach heutiger Benennung ca. 560 pF.
    Der Entstörkondensator mit 0,000xxx cm hätte demnach nur den 10000sten Bruchteil eines pF, was technisch ebenso unmöglich wie unsinnig ist. ?(


    Bei dem Teil mit den vier Anschlüssen dürfte es sich um die Motor-Betriebskondis (Phasenschieber) handeln, wie sie beispielsweise auch beim PE Rex vorhanden sind (ebenfalls in einem gemeinsamen Rohr). Natürlich lassen die sich auch durch zwei separate Teile ersetzen (Spannungsfestigkeit beachten, mindestens 600 V, besser 1000 V bei Gleichspannung). Das habe ich bei meinem Rex A auch gemacht und er läuft damit seit Jahren.


    Aber, wie gesagt, ein oder zwei informative Fotos könnten uns da weiter helfen! Und ob wir damit die richtigen Werte herausfinden, wage ich auch noch zu bezweifeln. Für den Rex hatte ich dafür die Servicemappe...


    LG Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

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  • Hallo,


    vielen Dank schon einmal für diese Informationen, ich hätte nicht vermutet, daß es sich bei "cm" um eine Kapazitätseinheit handelt. Ich will die Angaben an den Bauteilen am Wochenende überprüfen / Bilder davon machen. Sobald ich sie habe, stelle ich sie hier ein.

  • Hallo,


    hier die Bilder der Komponenten:


    Das zerstörte, schwarze Bauteil trägt die Aufschrift "20000 cm, induktionsfrei, Prüfspannung 2000 V~".


    Das zweite Bild zeigt den Phasenschieber. Außer der Angabe Prüfspannung 1500 V~ konnte ich keine Angaben
    zu den Daten des Bauteils finden, auch auf der Rückseite nicht.


    Wie kann ich den Phasenschieber prüfen und aus Einzelbauelementen aufbauen? Dieses Teil fehlt auch an den Geräten
    eines Sammlerfreundes bzw. ist defekt.

  • Der 20000cm- Entstörkondi ist ja klar. 20000 x 1,1 = 22000. Den ersetzt du durch einen 22nF-X2. Da dieser Wert wohl schwer zu bekommen ist, geht auch einer der üblichen Knallfrösche mit 15, 33 oder 47nF. Wenn du keinen hast, bitte kurze PM (wegen eines Bauteils bei Reichelt bestellen ist etwas unwirtschaftlich!).


    Der andere ist natürlich ein Problem, zu dem mir jetzt auch keine Lösung einfallen will. Ein Schaltbild wäre wirklich das Beste, was dir passieren kann, aber das wirst du wohl heutzutage nicht mehr auftreiben können... ;(


    Der Aufbau aus Einzelkondensatoren wäre ja kein Problem (es sind zwei Stück in einem gemeinsamen Gehäuse), wenn man die Werte wüsste. Beim PE Rex A sind es 2 x 750 nF (0,75 µF), die ich in einem Schrumpfschlauch mit Parallelschaltung aus 0,68 µ und 0,1 µ (750V=/400V~) nachgebildet habe. Aber dieser Wert kann und muss natürlich nicht für diesen Motor passen, da er abhängig von verschiedenen Faktoren ist, u.a. vom Wicklungswiderstand und deren Induktivität.


    Prüfen kann man die Einzelkapazitäten theoretisch mit einem Kapazitätsmessgerät, etwa DIESEM. Damit ist aber nicht gesagt, dass die Kondensatoren auch die Netzspannung noch aushalten, ohne dir um die Ohren zu fliegen. Weiterhin ist nicht gesagt, das der gemessene Wert nach der langen Zeit noch stimmt.
    Wenn du die korrekten Werte messen könntest, wäre aber mindestens ein Ersatz möglich. Wenn beide Einzelkondensatoren annähernd gleiche Messwerte liefern, z.B. einer 0,76 und der andere 0,80 µ, könnte man davon ausgehen, dass der richtige Wert in der Nähe liegt. Es kommt bei diesen Betriebskondensatoren auch nicht auf 5% mehr oder weniger an.


    Vielleicht fällt noch jemandem was ein.


    Gruß Holgi

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  • Vielen Dank, ich werde mir einen 33/47 nF-Entstörkondensator besorgen. Damit sehe ich eine reale Chance, zumindest diesen Motor zum Laufen zu bringen ;) . Das Kapazitätsmeßgerät liegt ja auch preislich im Rahmen, vielleicht beschaffe ich es mir ebenfalls.


    Zu dem Motor habe ich auch noch herausgefunden, daß er die Typbezeichung "20" hat und laut Buch von Kotschenreuther bis 1952 im Lieferprogramm war. Im Archiv dieses Boards fand ich eine technische Beschreibung, allerdings ohne Schaltplan.


    Sobald ich Bauteile / Testergebnisse habe, poste ich sie hier, kann allerdings ein paar Tage dauern.

  • Schreib doch einmal auf gut Glück Norbert (Noko) persönlich wegen dieses Problems an, bei den wirklich alten Teilen ist er nun einmal eine Kapazität. Ich könnte mir gut vostellen, dass er da sogar noch Serviceunterlagen bzw. Schaltpläne hat.
    Alternativ wäre auch noch Michael-Otto zu nennen (u.a. im new-hifi-classic Forum unterwegs), der auch über ein atemberaubendes Lager an technischen Unterlagen verfügt.
    Aber dort könntest Du die Frage ganz generell posten, da sind technisch wirklich seeeehr versierte Leute am Werk.

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  • Hallo,


    zuerst einmal allen ein gutes Neues Jahr!


    Habe inzwischen den Kondensatzor montiert und getestet, Motor lief problemlos an und behielt Raumtemperatur. Viellen Dank auch für den Hinweis auf Noko, werde ihn dazu kontaktiern / oder den Kondensator mit dem Meßgerät messen.


    Vielen Dank nochmal an alle

  • Hallo,


    es wäre schön, wenn du ein paar Detailbilder von dem Motor und evtl. auch von dem ganzen Grammophon posten könntest. Dieses Kapitel der Dualgeschichte ist ziemlich vergessen.


    Gruß
    Thechnor

    Gruß
    Thechnor

  • Hallo,


    hier wie versprochen die Bilder. Die ersten beiden zeigen den Antrieb, die zweiten das Gerät. Es ist ein Electrola-Koffergrammophon mit der Typbezeichnung C106 U, Baujahr 1935. Es basiert auf dem von 1926 - 31 gebauten HMV-Koffer Nr. 101 und 102 und wurde von der Electrola mit dem Dual-Kombi-Antrieb Nr. 20 versehen. Er kann mechanisch mit Federaufzug und elektrisch betrieben werden. Das ist bei dem Motor konstruktiv so gelöst, daß die Achse des Geschwindigkeitsreglers gleichzeitig der Läufer des Elektromotors ist. Im mechanischen Betrieb wird die Feder im Gehäuse gespannt, der Motor läuft einfach leer mit. Im elektrischen Betrieb wird die Mittelachse über den Läufer angetrieben. Eine Rutschkupplung am Zahnrad zwischen Feder und Mittelachse verhindert, daß der Motor dabei die Feder aushängt. Dieser Motor läuft jetzt wieder, vielen Dank an alle für Eure Hilfe! :)

  • Hallo aufziehmotor,
    ich bin neu hier und habe gerade diesen alten Beitrag von dir gefunden. Ich besitze ein ELECTROLA R106U-Grammophon. Der Plattenteller bewegt sich nur sehr zögerlich und zäh. Meine Frage: Läßt sich die Hülse des Geschwindigkeisreglers einfach nach oben abziehen? Für deine Hilfe wäre ich sehr dankbar!


    Gruß
    pegasus

  • Hallo Pegasus (wir sprechen uns hier eigentlich mit unseren Vornamen an)


    Wenn du mit deiner Maus links oben auf den Namen Aufziehmotor gehst (nur drauf, nix drücken) dann wirst du sehen dass der user seit 2012 nicht mehr aktiv war. Da wirst du wohl keine Antwort bekommen.


    Gruß
    Oliver

    Ersatz-Steuerpimpel Anfragen bitte per PN

  • Hallo,


    vielleicht weiß jemand anderer was oder du versuchst es mit einer E-Mail an Aufziehmotor. Wenn du Glück hast, ist seine E-Mail-Adresse noch aktiv.

    Gruß
    Thechnor

  • Hallo Aufziehmotor


    Habe gerade deinen Bericht über diesen speziellen Kombimotor gelesen. Habe auch so einen Kombimotor in einem Phonola Grammophon. Die Umschaltung von Kurbel auf Elektrobetrieb funktioniert auch nicht das heißt die Feder läuft mit. Diese Rutschkupplung (Zahnrad mit Feder soll dass verhindern) Wie hast du dieses Teil wieder gangbar gemacht. Der Splint oberhalb der Feder ist fest bekomme ihn auch nicht heraus. Verstehe auch nicht wie das Teil überhaupt funktionieren soll.

    Falls du meinen Bericht liest freue ich mich über eine Rückmeldung.

    Gruß Jürgen

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