Umbau Quasi-Komplementär --> Komplementär

  • Hallo,
    habe hier einen CV80 dessen eine Endstufe "durch" ist. Wie ich inzwischen gelesen habe, kann man als Ersatz der nicht erhältlichen Endtransistoren SJ1499 oder TJ2499 auch 2N3055 einsetzen. Nun habe ich mir überlegt: wenn schon am Gerät herumgelötet wird und andere Transistoren (wahrscheinlich sind die Treiber auch durch) eingesetzt werden, könnte man doch vielleicht die Schaltung von Quasikomplementär auf Komplementär umstricken ??
    Nun muß ich zugeben, daß ich die Verkopplung der Schutzschaltung mit der Endstufe noch nicht ganz durchblickt habe, ohne mich aber weiter damit befasst zu haben. Denn lieber würde ich zunächst die Sache an einer etwas simpleren Schaltung erproben, der eines CR60 (CR40 oder 50, CV40 müssten auch gehen).


    Hier erst einmal die Originalschaltung des CR60:




    Und hier nun die Umgestaltung auf Komplementärbetrieb:




    Das Komplementär-Transistorpaar könnte z.B. BD243B / BD244B sein; BD243 hat Dual selbst als Alternative in der KA61 eingesetzt, welche schaltungsgleich mit CR60 ist.
    Frage an die Elektronik-Experten: Begebe ich mich hier auf dünnes Eis, oder kann man so etwas einfach mal wagen ? Was mich ein wenig umtreibt ist die Sorge, daß der Ruhestrom nicht ordentlich einstellbar ist und/oder seine Temperaurstabilität verloren geht.


    P.S.: einen Stelltrafo habe ich zur Hand, könnte also die Schaltung nach Veränderung behutsam hochfahren.


    Jeglicher Denkanstoß / Kritik willkommen !


    Danke und viele Grüße
    Eberhard


    edit: Korrektur Transistortypen BD243/44

    Aktuelle Wohnzimmeranlage: SABA Konstanz-Stereo KN18 (Röhre), Telefunken TL 500, Dual 1229, Sony CDP-110, Sat-Empfänger zum Empfang u. Mitschnitt von BR Klassik, hr2, und weiterer Kulturwellen (Jippieee)

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  • Hallo Armin,
    stimmt - meist sind die Emitter mit dem Ausgang verbunden. Es gibt einige wenige Schaltungen, welche ähnlich der von mir vorgeschlagenen Variante aussehen. Hier ein Beispiel aus uralten Zeiten:







    Viele Grüße
    Eberhard


    edit: Korrektur des Schaltplans

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  • Hallo Eberhard,


    an Umbau hatte ich auch schon gelegentlich gedacht. Allerdings würde ich den oberen Transistor weiterhin als Emitterfolger laufen lassen und den unteren als PNP-Transistor ausführen.
    "Gefühlt" finde ich diese Lösung besser. Der Hinweis im Tietze Schenk ist gut und sollte berücksichtigt werden. So stabilisiert sich der Ruhestrom leichter.


    Gruß
    Norbert

  • Danke schon einmal für Eure Kommentare !
    Jepp, Armin, dies war der E.Q.U.A. der elektor von ca. 1972.
    Der Vorteil der Emitterschaltung der Endtransistoren (=Kollektorfolger) soll nach Joachim Rieder darin bestehen, daß Rückwirkungen von der komplexen Last sich weniger auswirken können. Es gibt eine Seite, auf der er dies darstellt :
    http://rieder-verstaerker-elektronik.net/page1.php


    Ich habe aus meiner Jugendzeit noch in Erinnerung, daß der E.Q.U.A. hervorragend "klang", aber leider hatte ich immer - wegen schlechter Verdrahtung ? (zu lange Verbindungen?) - Probleme mit Instabilität. Damals hatte ich kein Oszi, aber ich vermute, da waren Oszillationen im Spiel. Jedenfalls wurde - dadurch ? - der Ruhestrom instabil. Andere Leute hatten aber wohl keine Probleme dieser Art, weswegen ich vermute, daß die Ursache eher in meinem Probeaufbau begründet lag.


    Norbert, welche Gründe für Deine Vermutung, der Ruhestrom könnte bei anderer Anordnung der Endtransistoren leichter stabilisiert werden, könnte es geben ?


    Viele Grüße
    Eberhard

    Aktuelle Wohnzimmeranlage: SABA Konstanz-Stereo KN18 (Röhre), Telefunken TL 500, Dual 1229, Sony CDP-110, Sat-Empfänger zum Empfang u. Mitschnitt von BR Klassik, hr2, und weiterer Kulturwellen (Jippieee)

  • Zitat

    "Gefühlt" finde ich diese Lösung besser.


    Sie ist einfacher und wird tendenziell sicherlich stabiler sein.
    Die Endtransistoren ohne Ruhestrom gabs in Elektor damals übrigens auch schon, die nannten das Edwin-Verstärker.
    Das ist wohl sehr bequem, aber klanglich nicht so gut, weil doch erhebliche Nichtlinearitäten im Übernbahmebereich auftreten, die über die Gegenkopplung weggebügelt werden müssen - sozusagen das Gegenteil des Equa.


    Ein wesentliches Merkmal des Equa-Verstärkers ist das Netzwerk aus R25/D3/C9.
    Es ist auf die Endtransistoren abgestimmt und soll deren BE-Strecke nachbilden und so die Übernahmeverzerrungen minimieren.


    Beim Equa haben sie einigen Kompensationsaufwand getrieben (C4-C7), dessen Wirkung bei deutlich abweichenden Aufbau gern mal ins Gegenteil umschlagen kann - in dem Fall würd ich es als erstes mal ohne C6 versuchen..
    Bei dem Dual beachte man den C27.


    Bei solchen Eingriffen begibt man sich immer auf mehr oder weniger dünnes Eis, aber ein Einbrechen ist nicht tödlich, deshalb kann mans wagen, wenn man Lust hat. :)
    Für die Ruhestromeinstellung wird man beim Dual R33/34 entsprechend anpassen müssen, ernsthafte Probleme würd ich nicht erwarten..

  • Norbert, welche Gründe für Deine Vermutung, der Ruhestrom könnte bei anderer Anordnung der Endtransistoren leichter stabilisiert werden, könnte es geben ?

    Es ist nicht die Frage nach der Anordnung der Endtransistoren, sondern der Basis-Emitter-Widerstand, der in dem Kapitel erwähnt wird und auf den ich mich beziehe. Durch einen Basis-Emiter-Widerstand können die Endtransistoren stromfrei oder sehr stromarm betrieben werden. Somit geht deren BE-Spannung in das Ruhestromergebnis nicht ein.


    Gruß
    Norbert

  • in den üblichen Grundlagen Lehrbüchern findet man nichts über den " Transkonduktanzverstärker" oder E.Q.U.A., der normale Bastler ist ja schon mit
    der Funktion der Komplementärenstufe überfordert.
    Wenn dieser E.Q.U.A. Verstärker so gut sein soll, warum hat er sich dann nicht durchgesetzt?
    Auf jeden Fall ist es interessant sich mit Sachen außerhalb festgetretener Pfade zu beschäftigen.
    Eberhard, mach bitte weiter und baue den Verstärker nach dem E.Q.U.A. Prinzip um, auf das Ergebniss bin ich gespannt.
    Gruß Armin

  • Zitat

    Es ist nicht die Frage nach der Anordnung der Endtransistoren, sondern der Basis-Emitter-Widerstand, der in dem Kapitel erwähnt wird und auf den ich mich beziehe. Durch einen Basis-Emiter-Widerstand können die Endtransistoren stromfrei oder sehr stromarm betrieben werden. Somit geht deren BE-Spannung in das Ruhestromergebnis nicht ein.

    Ehrlich gesagt hatte ich mir heute Nachmittag den Text aus dem Tietze-Schenk nicht ganz durchgelesen, da ich den Kopf nicht lange so quer halten kann und auch noch auswärts etwas erledigen musste. Werde ihn mir aber ausdrucken und das mal in Ruhe nachzuvollziehen versuchen.


    Da es keine extremen Bedenken Eurerseits gab, werde ich zunächst einmal die Variante der Emitterschaltung ausprobieren. Wenn das stabil läuft, kann ich mit meinem anderen , originalen CR60 vergleichen und Euch berichten.
    Zeithorizont: ein paar Wochen; erst müssen leider die Teile bestellt und ein paar andere Reparaturen erledigt werden.



    Zitat

    Ein wesentliches Merkmal des Equa-Verstärkers ist das Netzwerk aus R25/D3/C9.
    Es ist auf die Endtransistoren abgestimmt und soll deren BE-Strecke nachbilden und so die Übernahmeverzerrungen minimieren.


    Das stand auch so im Originaltext zur Equa-Endstufe, fand ich aber etwas zu knapp als Erklärung - zumindest für mich Hobby-Elektroniker. Die BE-Strecke der Endtransistoren liegt ja einmal parallel R15=470 Ohm gegen +Ub, im anderen Fall parallel zu R12=470 Ohm gegen Masse. Ich kann jetzt nur interpretieren, daß diese Komponenten zwischen den Emittern der Treiber und den Kollektoren der Endtransistoren störenden Nichtlineritäten entgegenwirken sollen.


    Im mir vorliegenden Originaltext wurde die Endstufe übrigens EQUA getauft, weil sie der gegenüber der DIN-Norm strenger gefassten EQUA-Norm (eine Erfindung von elektor?) genügen sollte. Diese beinhaltete bessere Werte für Störspannungen, Klirrfaktor und Stabilität (!). Letztere sollte gegeben sein für Lasten von 0 Ohm bis offenem Ausgang, Kapazitäten bis 1000yF, Induktivitäten von 10yH bis 200mH, sowie alle Kombinationen dieser Komponenten.


    Soviel erst einmal für den Moment, ich bleibe dran - vom Üblichen abweichende Konzepte reizen mich immer...


    Viele Grüße
    Eberhard

    Aktuelle Wohnzimmeranlage: SABA Konstanz-Stereo KN18 (Röhre), Telefunken TL 500, Dual 1229, Sony CDP-110, Sat-Empfänger zum Empfang u. Mitschnitt von BR Klassik, hr2, und weiterer Kulturwellen (Jippieee)

  • Zitat

    Das stand auch so im Originaltext zur Equa-Endstufe, fand ich aber etwas zu knapp als Erklärung -


    Ja, die Erklärung ist in der Tat äüßerst knapp gehalten.
    Der 470-Ohm zwischen Basis und Emitter der Endtransistoren soll ein schnelles Abfließen der Ladungsträger gewährleisten, und so wie ich es verstanden habe, sollen im Emitterkreis des Treibers die Last des Kollektorkreises genau nachgebildet werden.


    Wozu das genau gut ist, ist mir allerdings nicht ganz klar.
    An anderer Stelle ist beschrieben, daß die Verstärkung einer Endstufe im Übernahmebereich genau halb so groß sein soll wie im restlichen Bereich, weil im Übernahmebereich beide Hälften leitend sind - ich habe dieses Netzwerk immer damit in Verbindung gebracht, obwohl es im Text so nicht erwähnt wird - keine Ahnung, ob das stimmt..


    Allerdings leuchtet mir dieses Konzept nicht wirklich ein.
    Was, abgesehen davon, dagegen spricht, ist der Umstand, daß - mit oder ohne Kompensationsnetzwerk - der Ruhestrom für die Erfüllung dieser Bedingung nicht groß, sondern richtig sein muß. Die Praxis zeigt aber, daß es besser ist, wenn er noch größer ist.


    Wenn es ihnen andererseits gelingt, die Verzerrungen mit der Dimensionierung dieses Netzwerks zu minimieren, muß zumindest an dem Netzwerk irgendwas funktionieren - was auch immer.


    Dieses Tietze-Schenk-Konzept ist hier auch beschrieben.
    Ich würde, wie gesagt, aus klanglichen Gründen Abstand davon nehmen, wewnn es auch noch so bequem und stabil sein mag.

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